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D)APIER=VERARBEITUNG — BUCHGEUERBE[N.5" Berliner Typographische Gesellschaft Der von. Herrn Georg Wagner geleitete Kursus für Kunst schriftschreiben wird Donnerstag abends 8—10 Uhr im Ge schäftshause der Firma Heintze & Blanckertz, Georgenkirch straße 44, und Sonntag vormittags 9—11 Uhr im Berliner Buch gewerbesaal, Dessauer Str. 2, abgehalten. Meldungen nimmt Herr Wagner noch entgegen, Lothringer Str. 3. * * * Mitglieder, welche das Archiv für Buchgewerbe für 1912 zum Vorzugspreise von 5 M. 75 Pf. einschließlich Porto zu be ziehen wünschen, wollen dies ungesäumt der Geschäftsstelle, Dessauer Str. 2, mitteilen. Offset-Schriften Wie man aus den neuesten Schriftproben der amerika nischen Schriftgießereien ersieht, haben diese sogenannte Offset-Schriften, d. h. Schriften, welche verkehrt geschnitten sind, hergestellt. Die Schrift muß beim Offset-Druck (s. Nr. 78 von 1911) auf der Druckplatte richtig zu lesen sein, weil der aufs Gummituch übertragene Druck sonst auf dem be druckten Papier verkehrt stände. Um nun bei einem Umdruck von Buchdrucklettern auf Uebertragpapier-hiervon nicht noch mals einen Umdruck zu machen, haben die amerikanischen Schriftgießereien die verkehrten Offset-Schriften gegossen. Diese werden wohl in Amerika und England Anklang finden, da diese Länder nur wenige Schriftarten verwenden, meist nur eine Antiqua und eine Blockschrift, vielleicht noch eine Gotisch zum Auszeichnen. Der Deutsche dagegen müßte tief in den Geldbeutel greifen, wenn er die Schriftarten alle an schaffen wollte, die er zu Umdruckzwecken für die Offset presse gebraucht. Es gibt nun ein Verfahren, welches von einigen Anstalten angewandt wird, um diesen Anschaffungen zu entgehen. Um drucke werden meist auf einer Tiegeldruckpresse gemacht, wo durch dieses Verfahren nur begünstigt wird. Man spannt auf den Drucktiegel statt des Aufzuges ein Stück braunes oder weißes Gummi, stellt den Tiegel dementsprechend tiefer, zieht darüber einen dünnen Bogen Aufzugpapier, und nachdem man einen Abzug von der Form darauf gemacht hat, richtet man zu. Man klebt diesen Bogen dann unter das Gummituch auf den Tiegel. Nun macht man einen Abzug auf das Gummi, nachdem man es vorher mit in Benzin getauchter Watte gut gereinigt hat, legt das Umdruckpapier mit der Schichtseite auf das Gummi und druckt nochmals. Nun steht die Schrift auf dem Umdruck papier auf der Schichtseite für den Offset-Druck richtig, nämlich seitenverkehrt. Also ein Schön- und Widerdruck bei gleich zeitigem Druck auf der Tiegeldruckpresse, allerdings nur für diesen Umdruckzweck zu verwenden. Es ist bei diesem Verfahren von großer Wichtigkeit, daß man wenig Farbe gebraucht und doch genügend, um einen satten Umdruck zu erzielen. Das Gummi nimmt nämlich die Farbe fast ganz von den Lettern ab und überträgt sie auch ganz auf das Papier. Bei einiger Uebung wird man bald gute Abzüge erzielen, die fast besser und gleichmäßiger aussehen als ge wöhnlicher Buchdruck auf Papier. Auch bringt der gewöhnliche Umdruck von Lettern immer Eindrücke im Papier hervor, diese werden aber bei dem Uebertragen auf die Platte beim Durch ziehen auf der Steindruckpresse mit Gewalt herausgepreßt, und dadurch wird die Schrift breit. Dies kommt bei dem oben angegebenen Verfahren nicht vor. Dieses Verfahren ist auch für die Bromsilberfabrikation und für Lichtdruckanstalten geeignet. Auf Diapositiven muß nämlich genau wie bei dem Offset-Druck die Schrift richtig zu lesen sein, damit sie beim Negativ verkehrt und beim Abzug wieder richtig steht. Man pudert die Drucke am besten nach dem Druck auf Guzzapapier mit Zinnober ein, um sie für das Kopieren möglichst undurchsichtig zu machen, und nachdem sie einige Zeit gelegen haben, stäubt man sie vorsichtig mit Watte ab. Dann wird wie ein Abziehbild auf Glas übertragen. . Ferdinand Schlotke Kalenderschau Das Artistische Institut Orell Füssli in Zürich hat für das Jahr 1912 eine sehr schöne Probe von Illustrationsdruck her gestellt. Das Gemälde des Schweizer Malers Christoffel „Der Statzersee bei St. Moritz” ist in sehr flotter Aquarelltechnik gemalt, und die Kunstanstalt hat die schwierige Aufgabe, diese Aquarell technik im Druck getreu nachzubilden, vorzüglich gelöst. Auf dem nicht geglätteten weißen Karton ist die so genannte nasse Arbeit des Malers auch im Druck überall zu erkennen, und da das Bild auch den Anforderungen des Natur freundes entspricht, bildet der Kalender einen schönen Wand schmuck, der auch außerhalb der Schweiz seiner Herstellerin Anerkennung bringen wird. Die Finna Raphael Tuck& Sons in Berlin SIV hat eine der von der königlichen Familie in England benützten Glückwunsch karten auch für ihre eigenen Neujahrsglückwünsche verwandt. In einem rauhen Kartonbogen mit künstlichem Büttenrand ist als einzige Einlage ein Bild eingefalzt, das einen der neuesten englischen „Fürchtenichtse" neben dem alten Flaggschiff Nelson „Victory” im Hafen von Portmouth zeigt. Der laut Aufschrift in England ausgeführte Buntdruck nach einem Gemälde von B. F. Gribble ist sehr sorgsam gedruckt und gibt dem Beschauer eine sehr deutliche Vorstellung von Vergangenheit und Gegen wart auf dem Wasser. Ein Geleitspruch von Dickens steht über dem Bilde. Der Kalender der Graphischen Kunstanstalt Louis Pasenow in Stettin wurde anscheinend auf der Steindruckpresse hergestellt und dann nur das Kalendarium als Buchdruck eingefügt. Den einzigen bildlichen Schmuck bildet eine Stadtsilhouette von Stettin, die fünffarbige Umrahmung wirkt durch ihre große Einfachheit, durch die Beschränkung im Ornament und durch die breite und schöne Form der Firmazeilen. Die Firma Hermann Schott A.-G. in Rheydt fertigt haupt sächlich Zigarren-Ausstattungen und ähnliche Buntdrucke. Im Charakter dieser Arbeiten ist naturgemäß auch der Abreiß kalender gehalten, den die Firma an ihre. Geschäftsfreunde versendet. Eine symbolische Darstellung von Kunst, Gewerbe und Wissenschaft nebst Handel ist mit Aulwand von viel bunten Farben und vielem Gold über dem Abreißblock angebracht, dieser Block hat selbst auch eine goldgeprägte Decke, und die Finna unter dem Block ist ebenfalls in Goldprägung hergestellt.. Das Ganze sieht sehr bunt und prächtig aus, wenn auch die Art der Ausstattung den modernen künstlerischen Bestrebungen kaum entspricht. Die Börsendruckerei von Deuter & Nicolas in Berlin C 2 hat einen, Wandkalender hergestellt, der sich durch genaue Ausführung eines sehr fleißig gezeichneten Original-Entwurfs auszeichnet. Der Schmuck beschränkt sich auf Linienornamente, die sich in einfachen Formen wiederholen. Die Abwechslung wird erreicht durch die Farben Grün, Gold und Schwarz, die sehr geschickt alle drei sowohl als Grund wie als Ornament be handelt sind. Äuf dem Wochenabreißblock dieses Kalenders findet sich in der Mitte das weiß (negativ) auf schwarzem Grund gedruckte Monogramm der Firma; darunter steht die Zahl 911 schwarz auf grünem Grunde und die letzte 1 ist durch eine weiße 2 überdruckt. Das ist ein Prüfstein für das Passen der ver schiedenen Farbplatten, aber man hätte dann auch die erste 1 nicht weglassen sollen. Der Wandkalender von Gebrüder Grunert in Berlin S ist in fünf Farben auf der Buchdruckpresse hergestellt und zeigt die genaue Arbeit im Einfassungs-, Linien- und Schriftsatz und -Druck, wie sie für diese Firma seit jeher typisch ist. Die Wahl des modernen Einfassungsmaterials für den mehrfarbigen Druck ist vielleicht nicht besonders glücklich, weil diese Formen wohl besser zur Wirkung kommen, wenn sie nicht in selbständigen Farben sondern Abstufungen einer Farbe angewandt werden. Den Beweis hierfür bringt die zum Kalender gehörige Widmung, die nur eine Einfassung in Grau und Gold um den schwarz ge druckten Text aufweist. ‘