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148 PAPIER-ZEITUNG Nr. 5 Der Schnellprüfer ist hauptsächlich für schnell auszuführende Vergleichsprüfungen bestimmt. Die einzelnen Schnellprüfer werden so gearbeitet, daß die Prüfung desselben Papieres mit verschiedenen Schncllprüfern dieselben Werte ergibt. Die Ermittelung der Reißlänge geschieht mit Hilfe des qm-Ge- wichts und der dem Apparat beigegebenen Tabelle. Die Zahlen der Reißlängentafeln sind eigens für diesen Schnellprüfer errechnet and beziehen sich auf einen Probekörper von 10 mm Breite und 50 mm Länge. Der Begriff der Reißlänge ist ja allgemein bekannt, so daß ich mir die Erklärung sparen kann. Ich möchte nun noch darauf hinweisen, daß der Schnellprüfer den Normalprüfer nicht ersetzen soll, daß er vielmehr der Papier industrie und dem Handel als gutes Mittel dienen möge, die Güte beschaffenheit verschiedener Papiere miteinander zu vergleichen, ohne viel Zeit und Kostenaufwand, und daß er ein brauchbarer Stein ist zum weiteren Ausbau der Papierprüfung. Es sind hier 2 Ausführungsformen des Schnellprüfers aufgestellt, und zwar 1 Apparat für feine Papiere mit einer Kraftleistung bis 1500 g und 1 Apparat für Papiere all^r Art mit einer Kraftleistung bis 15 kg, die sehr gern jedem Anwesenden vorgeführt werden. Vorsitzender: Ich danke Herrn Schopper für seine Aus führungen und bitte dann Herrn Bernheim, das Wort zu nehmen über: „Neue Anwendungen von Ondulium als Pack- und Bau stoff.” J. Bernheim (von der Socit de l’Ondulium) Paris: Erläuterungen zu den ausgestellten Ondulium-Mustern für Ver- packungs-, Isolations- und Bauzwecke Das Wort Ondulium ist ein eingetragenes Warenzeichen und schützt die Produkte, welche mittels patentierten Verfahrens sowohl, als auch mittels patentierter Maschinen hergestellt werden. Von diesen Produkten sind hier eine Anzahl ausgestellt, die in der Socit Franaise de l’Ondulium in Vitry bei Paris hergestellt worden sind. Ondulium ist abzuleiten von dem französischen Wort ,,onde” zu deutsch „Welle” und stellt ein wellenförmiges Produkt aus Papierstoff dar. Die wichtigste Verwendung war bisher die zu Emballagezwecken. Erst seit einigen Jahren hat sich dieses Produkt für Isolierungen von Rohrleitungen, Kesseln und dergleichen einführen können. In allerneuester Zeit wird Ondulium in gleichfalls patentierter Zusammensetzung für Bau zwecke angewendet und zwar für Telephonzellen, Zwischen wände, Verschalungen usw., und es ist nicht abzusehen, wie schnell dieser neue Baustoff infolge seiner isolierenden Eigenschaften für die verschiedensten Zwecke Verwendung finden wird. Ueber- all, wo Schallsicherheit verlangt wird, ist Ondulium als Baustoff unentbehrlich. Zum Ondulieren lassen sich alle Papiersorten verwenden. Alles Papier, das auf Papiermaschinen hergestellt wird, läßt sich auch ondulieren. Minderwertiges Papier kann durch diese Veredlung meist zu lohnenden Produkten verarbeitet werden, da man beim fertig ondulierten Produkt weder Durch sicht noch Reinheit des Stoffes’ beurteilen kann. Ausschuß ist durch die patentierte Methode minimal. Die Baustoffe werden mittels billiger chemischer Lösung feuerfest und wasserdicht gemacht. Auch für gewisse Emballagezwecke wird diese Im prägnierung verlangt. Ihr Mitglied, Herr Ingenieur Bruno Zimmermann in Danzig- Langfuhr, hat auf Veranlassung einer Gruppe bei uns in Frank reich die Fabrikationsverfahren und die Arbeitsmethoden der Maschinen genau studiert und kann Interessenten jede etwa gewünschte Auskunft erteilen sowie auch Rentabilitätsberech nungen auf Grund der Fabrikstatistik in Vitry aufstellen. On dulium ist eine wesentliche Verbesserung der bisher in Deutsch land bekannten Wellpapiere und Wellpappenfabrikate, weil durch die zu der Längsachse der Wellen seitlich versetzt ein gepreßten Wellen oder zickzackförmigen Erhöhungen die Wider standsfähigkeit des erzeugten Produktes bedeutend erhöht wird. Das gewellte Produkt wird nicht allein gegen Druckwirkung widerstandsfähiger, sondern auch seine Dehnbarkeit erhöht sich. Wird nun für ein Produkt die gleiche Festigkeit verlangt, die das bisher übliche Wellpappenfabrikat besitzt, so ermöglicht das Patent-Ondulium-Verfahren, daß mit einem bis zu 30 v. H. leichteren Papiere dieselbe Wirkung erzielt wird. Zweiter Verhandlungstag Vorsitzender: Meine verehrten Herren! Wir nehmen die Tagesordnung von gestern wieder auf. Es sind uns als Neuheiten die verschiedensten Präparate, Fabrikate und Muster eingesandt worden. Ich mache Sie besonders auf die wunderschönen Wasser zeichen-Büttenpapiere von Gebr. Ebart, Spechthausen, sowie ferner auf die uns von der Rheinischen Papiermanufactur Herm. Krebs in Mannheim ausgestellten Mustersortimente von Löbbecke- schen Kreppapieren aufmerksam, von denen Muster für alle Anwesenden zur Verfügung gestellt sind. Dann möchte ich ferner herumgeben eine Probe wasserklaren Terpentinöls und eine Probe flüssigen Harzes der Stora Kopparberg Berglags-Aktie- boläg in Skutskär, gewonnen aus den Ablaugen, sowie eine Probe aus Jallöl durch Destillation im Wasserdampfstrom isolierten chemisch reinen Harzes. Alsdann habe ich Herrn Prof. Stutzer gebeten, eine Probe seines neuen Melassefutters uns hier zu zeigen, auf dessen sehr angenehmen Geruch ich be sonders aufmerksam mache. Ich habe selbst im Laufe dieses Jahres mit dieser Sulfitfutter-Melasse auf Veranlassung von Herrn Prof. Stutzer mit meinen Pferden Versuche angestellt, und kann nur günstigste Resultate berichten. Herr Professor Stutzer bat mich, mit einem Kilo pro Tag und Pferd anzufangen und die Menge so weit zu steigern, bis Verflüssigung der Ex kremente bemerkbar würde. Bei diesen Versuchen bin ich bis auf 4 Pfund pro Tag und Pferd mit dieser Melasse gekommen. Da ein Pferd als Tagesration ungefähr 10—12 Pfund Hafer bekommt, so läßt sich der vierte Teil der Haferration durch die Sulfitmelasse ersetzen. Lieferant ist die Lichtenberger Melasse futterfabrik in Berlin. Meine Herren! Herr Lenders hat gebeten, im Anschluß an seinen vorjährigen Vortrag noch eine kurze Bemerkung heute machen zu dürfen. Ich erteile ihm hierzu das Wort. Lenders: Im vorigen Jahren hatte ich die Ehre, Ihnen als Neuheit den Antoine’sehen Filter vorzuführen. Ich habe mich damals auf die Demonstration, wozu ich eingeladen war, be schränkt. Es stand mir Abwasser der Papierfabrik Zehlendorf zur Verfügung. Ich habe die Versuche hier auf dem Flur vor dem Saale gemacht, wo der Stoffänger mit allem für den Betrieb erforderlichen Zubehör aufgestellt war. Damals wurde die Ein wendung gemacht, daß bei Stoffen, die nicht beschwert sind, der Stoffänger nicht arbeiten könnte. Ich habe darauf nicht sofort erwidert, denn ich glaubte, die Sache wäre mit meiner Demonstration, wobei ich von der Verwendung von Niederschlag mitteln keinen Gebrauch machte, erledigt. Aber diese Einwendung ist durch alle Zeitungen hindurchgegangen und ist von meiner Konkurrenz so weidlich ausgenutzt worden, daß ich zur Richtig stellung hier die Erklärung abgeben möchte, daß unser Filter bei allen Stoffen, die sinkfähig sind, mindestens ebenso gut arbeitet, wie jedes irgendwie bestehende Filter- oder Absitz system. Ich habe hier von unbeschwerten Stoffen (reinem Pergamyn) ungeklärte und geklärte Abwasserproben mitgebracht, die ich bitte rundgehen zu lassen. Die Klärung erfolgt immer unter der Voraussetzung, daß der Filter nicht überlastet ist. Die .Sinkfähigkeit der Stoffe muß stärker sein als der Auftrieb im obersten Teil des Stoffängers beim Ueberlauf. Der Apparat muß immer entsprechend der größern oder geringem Nieder schlagsfähigkeit hergestellt sein; mit einem kleinen Apparat kann man nicht große Wassermengen behandeln, wenn die Sinkfähigkeit der Schwebestoffe eine geringe ist. Für sämt liche Stoffe, die niederschlagfähig sind, also auch unbeschwerte, eignet sich der Antoine-Filter absolut und ist bisher von keinem andern System übertroffen worden. Vorsitzender : Ich bitte dann Herrn Dr. Wurster, das Wort zu nehmen zu seinem Vortrage über „Das Zerfasern von Ab fällen der Papierstofferzeugung”. Ueber das Zerfasern von Abfällen der Papierstofferzeugung Dr. Casimir Wurster, Dresden Die ganz außerordentliche Zunahme der Herstellung von Papier stoffen aus Nadelholz in den letzten 45 Jahren hatte eine große Erhöhung der Holzpreise zur Folge, da bald ein empfindlicher Mangel von Papierholz zuerst im Inlande, aber seit Jahren auch im Aus lande eintrat. Da die Reinheit des Papierstoffes eine Hauptbedingung ist, so darf nur das ganz reine, womöglich auch astfreie Holz ver wendet werden, und es entsteht schon ein großer Verlust an faser haltigem Material beim Reinigen des Holzes. Auch sonst entstehen während der Fabrikation noch faserhaltige Abfälle. Solange der Holzpreis mäßig war, verlohnte es sich kaum, die Abfälle des rohen Holzes zu Papierstoffen zu verarbeiten. Die Schälspäne und Schleifspäne wurden verbrannt, oder man ließ sie einfach verfaulen. Die Schälspäne von Holz mit Borke haben auch wenig Fasern, doch wird in den letzten Jahren aber vielfach waldgeschältes Holz verwendet, wo die Schälspäne nahezu reines Holz sind, welche als Heizungsmaterial doch zu wertvoll sind. Manche