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696 mittel in der kleinen Walachei angehäust und man sah einem Sturm auf Kalafat oder einem Uebergang über die Donau oberhalb dieses Punktes entgegen. Die Russen hatten dabei die sichere Aussicht, viel Menschen zu verlieren; aber das war nicht der Grund, weshalb man diese Strecke des Stromes auf gab; denn Rußland pflegt im Kriege seine Leibeignen nicht sehr zu schonen, sondern man wollte Oesterreich nicht unnöthi- ger Weise herausfordern, wenn man das Kriegstheater in die Nähe seiner Grenzen verlegte, wodurch Serbien aufgeregt wor den wäre und Verwickelungen mit Oesterreich entstehen mußten. Die Russen hatten aber hierzu noch einen anderen Grund. Es droht ihnen nämlich ein Angriff einer französisch-englischen Flot tille auf der Donau, und darum wählte man das Auskunfts mittel, die wichtigste Mündung, die Sulina, dieses Stromes möglichst unfahrbar zu machen. Da aber solche Hindernisse durch eine überlegene Macht hinweg zu räumen sind und eine feindliche Dampfflottille jeden Augenblick in der Donau erschei nen könnte, wodurch ein Uebergang der Russen unmöglich ge macht und ein Einfall der Türken in der Walachei erleichtert würde, so mußte man die andern Angriffspunkte aufgeben und die Russen mußten sich nun um jeden Preis auf beiden Ufern festsetzen, um das Eindringen einer feindlichen Flottille zu hin dern. Dies ist durch den Uebergang bei Braila und Galatz geschehen, und da die Russen im Besitz von Reni Ismail und Kilia auf dem linken Ufer sind und Jschaktschiund Tuli sch a auf dem rechten Ufer besitzen, auch nächstens Silistria nehmen werden, so beherrschen sie nur den untern Lauf der Donau zu beiden Seiten und eine Verbindung der englisch-französischen Flottille mit den türkischen Streitkräften auf dem rechten Ufer wird unmöglich. Hieran sind lediglich die Seemächte selbst schuld, welche ihre Flotten in unverant wortlicher Unthätigkeit im schwarzen Meere gelassen haben. Durch Trägheit der Westmächte stehen die Sachen Ler Russen gar nicht schlecht. Letztere haben Zeit gehabt, sich in den Stand zu setzen, einen Angriff mit ziemlicher Sicherheit abwarten zu können, während der Uebergang über die Donau noch einen sehr entmulhigenden Eindruck auf die türkischen Heere macht und so diese Streitkräfte schwächt. Die Engländer und Fran zosen haben offenbar viel zu wenig Truppen nach Lem Orient gesendet. Wollen Liese nicht in offener Feldschlacht gegen Lie Russen auftreten, und sich nur als Rückhalt in Adrian opel oder Schumla halten, so werden die Türken bald geschlagen werden und die zerrüttete , fliehende Türkenarmee wird ihnen größern Schaden bringen, als die nicht in zu großer Zahl vorrückenden Russen. Die Aussichten auf dem türkischen Kriegs- ^schanpltttze sind für die Westmächte nicht glänzend. Solange nicht Oesterreich und Preußen engagirt sind, besteht kein euro päischer Krieg, sondern nur eine großartige Rauferei ohne Ent scheidung und die deutschen Großstaaten werden sich nicht sobald am Kriege gegen Rußland betheiligen. ' —' Tagesgeschichte. Berlin, 6. Juni. Die Preußische Correspondenz meldet: „Durch eine allerhöchste Ordre ist bekanntlich bereits unterm 18. März d. I. sie Durchfuhr von Waffen durch die preußi- entdeckt, c thümer di Vorm. T Dom: st Kleine Brutto T w früh 7 U 5 scheu Staaten vorläufig verboten worden. Durch einen am 1. Juni vollzogenen allerhöchsten Erlaß ist jetzt die Ausdehnung dieses vorläufigen Verbots auf Kriegsmunition aller Art, ins besondere Geschosse, Pulver, Zündhütchen, Flintensteine, in- gleichen auf Blei, Schwefel und Salpeter angeordnet worden." — Durch die Verwaltungsbehörden in Oberschlesien er folgte die Publication einer Liste von 31 Polen, welche aus den Kreisen Miechow, Stopnick und Kieler des Königreichs Polen entwichen und wahrscheinlich auf preußisches Staatsge biet übergetreten sind, um sich dem russischen Kriegsdienst zu entziehen. Gleichzeitig wird die polizeiliche Aufgreifung dieser Personen angeordnet. Ein Theil dieser Flüchtlinge hat sich mit Weib und Kind ins Ausland begeben. . Wien, 5. Juni. Nach Briefen aus Bukarest vom 27. Mai war daselbst wieder stark die Meinung verbreitet, daß die Russen auch die große Walachei räumen werden; von eimr Wiederbesetzung der kleinen Walachei sei keine Rede mehr. Da Generalgouverneur, Baron Budberg, begiebt sich mit seinrr Gemahlin nach Jassy und hat Herrn Kantakuzeno zum Chef des Administrationsrathes und Minister des Innern ernannt Während der Abwesenheit des Erster» wird Kantakuzeno auch seine Stelle als Gouverneur Les Landes versehen. Außerdem reist der Staatsrath von Chaltschinksky in die Bäder, und viele walachische hohe Beamte nehmen Reisepässe, um sich theils nach Rußland, theils nach Oesterreich zu begeben. Alles dies nun deutet man als ein Zeichen des bevorstehenden Abzuges dir Russen, und giebt sogar der auftauchenden Hoffnung Raum, daß österreichische Truppen das Fürstenthum besetzen werden. Wie dem auch sei, so viel scheint gewiß, Laß die vom hiesigen Cabinele eingenommene Haltung nicht ohne merkbaren Einfluß auf das Vorgehen der russischen Regierung geblieben ist. — In Bulgarien befanden sich in letzterer Zeit nur wenig türkische Truppen, so daß es dem Lüders'schen Corps gelingen konnte, mit ungefähr 20,000 Mann vor Silistria zu erscheinen und die Citadelle gegen die Südseite zu bombardiren. Später ver einigten sich 15,000 Mann, welche Fürst Gortschakoff auf der endlich zu Stande gebrachten Brücke die Donau übersetzen ließ, mit demselben, und seit dem 18. o. M. dauerte die Beschießung auf beiden Seilen ununterbrochen fort. Ein am 20. unternom mener Versuch, die erste Redoute mit Sturm zu nehmen, miß lang, und die Russen mußten sich zurückziehen. Am 24. mach ten Lie Türken von Silistria einen Ausfall und es entspanti sich ein 12 Stunden Lauerndes mörderisches Gefecht, wobei es auf beiden Seiten mehrere Tausend Todle und Verwundete ge geben haben soll. Wie sehr Lie Zahl der blessirtcn Russen m Lieser Gegend angewachscn ist, beweist der Umstand, daß die in den Spitälern von Kalarasch befindlichen 2000 Betten bereÄ von Verwundeten überfüllt und mehrere hundert mit denselben beladene Wagen kürzlich nach Bukarest gebracht worden sind. — Sc. k. k. apostolische Majestät haben aus Anlaß bet jüngsten allerhöchsten Anwesenheit in Brünn an den Statthal ter von Mähren, Grafen Lazanzky, das nachstehende allerhöchs« Handschreiben allergnädigst zu erlassen geruht: „Lieber Gras Lazanzky. Die sprechenden Beweise von Anhänglichkeit und Liebe, welche Mir und Ler Kaiserin auf Unserer Fahrt durch Mähre» und in Brünn von allen Klassen del Bevölkerung an den Tag gelegt wu nehm war und der L Luctenaus hat die § freundlich Wohlthät bemüht st Zufrieden am 3. Ji Die Kirschen findet Mi tags 2 1 der Ausw noch beka und habe terzeichnci Ritter Neum sprungfäl find zu i auch jede würde: j