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> Sonnrag, den 17. April. Lltle verbreitetste «»parteiische Leitung erscheint Wochentags Lbends (»litDatm» des nächsten Lages) nnd kostet mit de» sechs Wöchentlichen Beiblättern: 1 Sächsischer Erzähler, L. Kleine Botschaft, 8. Gerichts-Zeitung, 4. Sächsisches Allerlei, k. Jllttstrlrtes Unter halt«,rgsblatt, 6. Lnstiges Bilderbuch Monatlich öü Pfennige. ,898. Postliste: Nr-2808, Telegramm -Adresse: Generalanzeiger, gernsprcchstelle Sir. rso. Anzeigcnprclü: «gespalten« CorpnS-cile (ca.9 Silben fassend) oder deren Nainn IKPfg. (Preis verzeichnisse ä Zeile 20 Pfg.) — Bevorzugte Stelle '«.gespaltene Petit-Zeile circa II Silben fassend) 80 Psg. — Anzeigen können nur bis Vormittag lo Uhr angenommen lva-de», da Druck und Verbreitung der groben Auslage längere Zeit erfordern. Geschäftliche Anzeiger- Inserate finden sär billigsten Preis zugleich Verbreitung Lurch die täglich erscheinende Cheuuiiher L-iselllmlitt-Zeltilttg. für Chemnitz lSächsischer Landes-Anzeiger). Gegründet t»7S als „Anzeige^ re. Verlag «nd Notati»«-maschinen-Drn<k bo» Alexander Wiede i» Chemnitz, Lheaterstratze Nr. 8. Diesem Ausschüsse sollen sämmtliche die Sprachenfrage betreffenden Anträge zur Berathung Angewiesen werden und die Regierung will diese Unterhandlungen zwischen den Parteien in jeder Weise zu fördern, zu erleichtern und zu einem gedeihlichen Ende zu bringen sich bemühen. In diesem Sinne soll der Ministerpräsident schon in einer der ersten Sitzungen des Abgeordnetenhauses nach Ostern eine die Angelegenheit in Fluß bringende Erklärung abgcbcn. Biel Aussicht aus das Gelingen dieses neuesten Versuches, der unter heftigem Mißtrauen von allen Seiten und zudem noch unter der Einwendung der Inkompetenz des Neichsrathes von Seite der Tschechen leidet, dürfte Graf Thun selbst nicht setzen. Es verlautet denn auch bereits in einem in der Regel auch gut informirten tschechischen Blatte, der Ministerpräsident habe, falls es mit dem geplanten Sprachenausschuß nicht vorwärts gehen werde, schon ein anderes Programm in Reserve. Auch dieses Reserveprogramm beruht ans dem Gedanken, daß die Negierung es vermeiden müsse, mit eigener Hand gestaltend in die herrschende Verwirrung cinzugreifen, und es würde sich dadurch recht deutlich erweisen, daß der sogenannte „Cvoperalions".Geda»ke, demzufolge ein Jungtscheche (Kaizl) und ein verfassungstreuer Deutscher (Bärnreilhcr) in das Ministerium Thun Aufnahme fanden, absolut keine Früchte getragen hat, da die Tschechen nicht dem tschechischen, und die Deutschen nicht dem deutschen Minister Folge leisten. Nach diesem Neserveprvgramme also würde die Negierung bestrebt sein, den Provisvriumszufland auf der ganzen Linie zu verlängern. In Oesterreich beruht das jetzt geltende ein jährige Ansgleichsprovisvrittin auf der Anwendung des die Gesetz gebung substitnirendcn Z 14 der Verfassung, er müßte eben »och einmal zur Verwendung kommen, ui» das Provisorium bis Ende 1899 anszndehucn. Größere Schwierigkeit ergäbe sich in Ungarn, wo der Reichstag seine Zustimmung geben müßte. Aber die hohe Empfindlichkeit und Eigenthümlichkeiten geschont. In neuerer Zeit» seitdem es Herrn vr. Lieber gelungen, den Hanpteinsluß zu ge winnen, werden weniger Umstände mit den Bayern gemacht. Die massive Kraft-Natur eines vr. Schädlcr fühlt sich wohler in der Opposition, als in stillen, vorsichtigen Verhandlungen mit der Regierung, in beharrlichen Vcrständigungsversuche» mit den Parteien Auch das Zentrum hat seine „Wasscrstieslcr" und „Wadcnstrümpsler". Genau wie vormals bei der Freisinnigen Partei werden die Meinungs verschiedenheiten immer wieder äußerlich geschlichtet werden, bis dann doch eines Tages der Moment der Scheidung kommt, vielleicht schon bei den Wahlen oder kurz nach ihnen. Wo Starke» sich und Mildes paare», da giebt es nicht immer einen ,,guten Klang," trotz der Autorität des Dichterwortes. Ausland. Oesterreich-Ungarn. Des Abgeordneten Wolf „Ostdeutsche Rundschau" meldet, an sämmtliche Bezirkshauptleute sei ei» Erlaß des Ministeriums des Innern ergangen, in dem unter Hinweis daraus» daß der Ministerpräsident daran denke, die Sprachenverordnnngen auszuheben, der Nachweis verlangt wird, welche Beamten der deutschen nnd der tschechischen und welche blos der deutschen Sprach« mä tig seien. Das Blatt sagt, die Nachricht sei mit Vorsicht aus- znnehmcn. Frankreich. Emile Zola wird als Kandjidat für die Deputirtenwahl im zweiten Pariser Arrondissement auftreten. Der bevorstehende neue Prozeß gegen Zola vor dem Versailler Schwurgericht erregt die öffentliche Meinung schon in außerordent lichem Maße. Schtveiz. Der Nationalrath hat die Vorlage betreffend dn Politische Prognosen ans Oesterreich. Accs Wien wird geschrieben: Nicht nach dem Muster Rudolf Falbs Sturm und Ungewitter auf Tag und Stunde vorauszube- ptmmcn, wollen diese bescheidenen Zeilen ans der Obstrnktionsstadt sich herausnehmen. Tag und Anlaß sind heute »och sehr ungewiß, fsicher dagegen scheint es zu sein, daß uns abermals „kritische Tage" lörvorslehen, wenn nicht alle Elementarbegriffe der politischen Meteoro logie ihre Bedeutung einbüßen nnd die reichlich gemachten Erfahr ungen dazu. Es müssen nicht gerade kritische Tage „allererster Ordnung" sei», es muß nicht gerade wieder der Einmarsch einer Kompagnie Polizeisoldaten in den Parlamentssaal stattfinden, um die Opposition Manu für Mann aus dem Saale zu schleppen, aber desto weniger zweifelhaft erscheint es, daß auch das Ministerium Thun nicht im Stande sei» wird, das politische Problem der Quadratur des Zirkels zu löse», die positive parlamentarische Arbeit im Reichs- rathe wicderherznstellen, Tschechen nnd Deutsche zu gemeinsamer ge deihlicher Thatigkeit zu vereinigen. Tic politische Diskussion in der Parteiprcsse und in zahlreichen Agilationsvcrsammlungen, womit die österliche Parlamcntspanse ausgcfnllt ist, läßt durchaus darauf schließen, daß die Thatsache einer Reihe von sechs Sitzungen, die ohne plötzlichen Abbruch zu Ende geführt werden konnten, keineswegs geeignet ist, de» Boden für eine» vernünftigen Optimismus in der Beurlheilnng der Zukunft zu schassen. Die Elemente des politischen Kalküls, mit denen wir zu rechnen haben, sind die durchaus »nvcr- niindcrte Gegnerschaft zwischen Dentschlhnm nnd Slaventhnm, zwilchen staalseinhcitlicher Auffassung und den zentrifugalen, föderalistischen Bestrebungen, der noch immer fortdauernde Bestand rer Sprachen- verordnnngen, deren durch das Zwischenministerium Gautsch veränderte Bestimmungen die Denlschcn durchaus nicht befriedigt, dafür aber die Tschechen mit dem höchsten Mißtraucn erfüllt haben, und endlich, als Hauptsache, der unzweifelhafte, »venu auch nur vorläufige Erföfg, den die Obstruktionstaklik der deutschen Minorität gehabt hat, indem sie es durchsetzte, daß das Parlament absolut arbeitsunfähig gemacht nnd ein von der Krone und der Mehrheit des Neichsraths gestütztes Ministerium zum Sturze gebracht wurde. Der letztere Um stand hat bei uns eine völlige Umwälzung aller in früherer Zeit nnd in andere» Ländern feststehenden Grundbegriffe dcs ösfcntlichcn Lcbeas herbeigesührt, ein Gcdankengang, dem man heute bei allen Parteien «nd sogar im Negicrungslager begegnet. Opposition ist keine Gegner schaft mehr, sondern sie gilt förmlich als eine Unterstützung der Regierung, auf Seite der oppositionellen Parteien als ein Beweis von Schwäche, als eine verfehlte, wen» nicht gar vcrräthcrische Nachgiebigkeit gegenüber einer feindlichen Negierung. Opposition, wenn sic einer cnlschlvsjene» Majorität gegennbcrstcht, wird schließlich überstimmt und maß daher am Ende der heftigsten nnd langwierigste» Debatten unterliegen, weil sie eben von einer Minorität ansgeht, zumal bei uns, wo es sich nicht »m politische, sonder» um nationale Minoritäten handelt, die sich infolge von ethnographischen Thatsache» niemals zur Majorität entwickeln können. Die Obstruktion dagegen, die jede Verhandlung, jede Beschlußfassung materiell nnmöglich macht, erreicht Erfolge, ohne über die Mehrheit der Stimmen zu verfügen. Das ist ei» probates Mittel, wenigstens »ach der negativen Seite. Sehr verlockend kür jede politische Unzufriedenheit! So sehen wir denn ans allen Seite» die Drohung mit der Obstruktion hcranrücken, gerade im jetzigen Augenblick wieder. Es vergeht selten ein Tag, a» dem nicht theils in Böhme» und Mähren, theils in den Alpenländern die Obstruktion als politische ulbimrr rrrtio angekündigt würde. Nicht etiva nur von Seiten der Deutschen, Sächsischer Landtag. Erste Kammer. ' ^ In der Sitzung vom 15. April bewilligte die Kammer ohne Debatte die in den Etat eingestellten Forderungen für Herstellung eines Nangirbahnhofs bei Hilbersdorf, Umbau des Bahnhofs Kieritzsch, Bahnhofsverlegung zu Borna (letzte Rate), Umbau des Bahnhofs Wüstenbrand, Erweiterung des Bahnhofs Meuselwitz, Hochlegung der Strecke Chemnitz-Kappel, Ankauf der Industriebahn Zwickau-Crossen- Mofel, Bau einer »vrinalspurigen Nebenbahn durch das Chemnitzthal »ach Wechselbnrg, Erbauung eines Becimtenwohiihaiises auf Bahnhof Zittau, Grnnderwcrb für einen Absteübahnhof auf Tettauer Flur Politische Rimdfchau. Chemnitz, den l6. April 1893. Deutsches Reich. Berlin, 15. April. Das „Deutsche Colonialblalt"'"ver öffentlicht eine kaiserliche Verordnung, betreffend die SchafsnngLvv Eingehoreneii-Neservaten in dem südwestafrikanifchPb Schutzgebiete. und Bau einer schmalspurigen Verbindungsbahn von Markersdorf bis zur Landesgrcn^e. Ferner ließ man die Petition des Or. Braun in Beucha uw Schadenersatz auf sich beruhen, die Petition des vr. Kämmerer in Claußnitz n»i Erlheilung einer Apotheken-Konzession zur Zeit auf sich beruhe» und erklärte die Petition des Faßhändlers Helke in Lcitclshain für unzulässig. Zweite Kammer. . In der Sitzung vom 15. April wurden nach längerer Debatte — Bei den bevorstehenden Jubeltagen des Königs Albert von Sachsen wird sich der Sultan durch seinen Berliner Botschafter vertreten lassen. Tewfik Pascha überbringt als Ehren geschenk einen kostbaren Teppich. Der Herzog von Genna wird bei den Dresdener Feierlichkeiten den König von Italien vertrktcn. Graf Lanza, der italienische Botschafter zu Berlin, wird am 19. d. M. in Dresden eintreffcn. — Ans Peking wird gemeldet, Baron von Heyking habe wichtige Zugeständnisse für die Hoszeremonie in Verbindung mit der Ankunft des Prinzen Heinrich erlangt. Die Kaiserin-Wiltwe von China wird den Prinzen Heinrich empfangen und der Kaiser von China hat zugestimmt, ihn als auf gleicher Rangstufe mit ihm stehend zu behandeln. Der Kaiser hat ferner ci'ngewilligt, de» Besuch des Prinzen Heinrich zu erwidern und mit ihm an derselben Tafel im Sommerpalast zu sitze», wo der Prinz Ehrengast sein wird. Obgleich diese Konzessionen bloße Zercmonicnsachen sind, wird ihnen ein großer Werth bcigclegt, da sie die letzte» Schranken der kaiser liche» Vorurtheile durchbrochen habe». Dem Herrn von Heyking wird die größte Anerkennung z» theil für die taktvolle und rücksichts volle Diplomatie, mit der er seine Forderungen durchgcsetzt hat. Prinz Heinrich wird wahrscheinlich einem Wettrennen beiwohnen und dem Sieger einen Pokal überreichen. Das diplomatische Korps arrangirt bereits Galadiners und Picknicks zu Ehren des hohen Be suches. Aus Berlin wird uns unterm 1b. d. M. geschrieben: Die Differenzen im Zentrum, von dcnen man ziemlich allgemein glaubte, daß sie sich nach Erledigung der Marinevorlage bald in Wohlgefallen anflösen würden,lassen keine Abnahme erkennen. Die Zentrnmspresse, soweit sie die überlegene Richtung Lieber und Genossen vertritt, sucht vergeblich zum Frieden zu mahnen; der sonst bewährte Hinweis auf die Nothwendigkeit einer einigen, geschlossenen Partei, namentlich vor den Wahlen, übt keine rechte Wirkung mehr aus, ebensowenig helfe» die Vorstellungen, daß ein besonderes bayerisches Zentrum geringe» parlamentarischen Einfluß besitzen würde, und selbst Versammlungen, wie imposant nnd cininüthig sie auch verlaufen, wie z. B. die in Köln von der Zentrumspartei veranstaltete, in München die des Arbcitcr-Wahlvcreins, banne» anscheinend den Geist der Zwietracht nicht. Die Gegensätze datiren eben nicht von heute und gestern, sic sind seit Jahren vorhanden; nur hat von den lebhaften Fraklioiissitzungen, in denen sie znm Austrag kamen, in der Oeffcnt- lichkeit nichts verlautet. Die Flottenvorlage bildete gewissermaßen die Gelegenheit zn einer entscheidenden Kraftprobe. Darum auch der tiefgehende Uninnth der bayerische» Abgeordneten, daß sie unter lagen. Fraktionen von soviel Köpfen können ans die Dauer nicht eines Sinnes sein. Auch spielt der politische Ehrgeiz eine große Nolle: die Unterordnung sagt Wenigen zu; Führer sein, ein wichligeres Gesetz zn Stande bringe», mit einer gewisse» Auszeichnung gcnannt werden — das schwebt am Ende Jedem vor, der sich, mit Recht oder Unrecht, solchen Aufgaben gewachsen glaubt. Das bayerische Zentrum ist früher sehr behutsam behandelt worden, man hat seine in Jöhstadt und dessen Umbau als Gerichts- und Gesangeneiihaus, 360,000 Mark für den Neubau eines Gerichts- nnd Gefangenen- Hauses in Aue, 200,000 Mark für den Neubau eines solchen Ge bäudes in Lanenstci», 295,000 Mark für dc» Um- nnd Erweiterungs bau beim Amtsgericht Zwickau, 110,000 Mark für den Erweiterungs bau beim Amtsgericht Nadeburg, 360,000 Mark für den Neubau des Gerichts- und Gefangenenhauscs in Döbel», 250,000 Mark für Rvßwein, den Neubau des Gerichts- und Gefangenenhauscs in 140,000 Mark für den Ankauf eines Bauplatzes in Bautzen, 15,000 Mark für Mobiliarbeschafsnngcn für das Amtsgericht Riesa, 40,000 Mark für das Amtsgericht Ncichcnbach und 40,000 Mark für die Gefangcncnanstalt Zwickau bewilligt. Für den Ankauf von Bauareal für künftig in Plauen neu ausziiführende Justizbaule» wurde ein Berechnnngsgeld von 360,000 Mark bewilligt. Sodann — Dresden. Am 20. l. Mts. Vormittags wird eine Ab ordnung der sächsischen Gerichte die hohe Ehre haben, von König Albert zur Beglückwünschung empfangen z» werde». Die Ab ordnung besteht ans dem Präsidenten des Oberlandesgerichts, de» sämmtlichcn sieben Landgerichts-Präsidenten (von Dresden, Leipzig» Chemnitz, Plaue», Zwickau, Freiberg »nd Bautzen) und den zwei Amtsgerichts-Präsidenten von Dresden und Leipzig. — Der Polizci- sekrctär Ferdinand Biclttz ans Dresden, der sich vor einigen Woche» ans seiner Wohnung entfernt halte, ist vor Kurzem als Leiche in der Elbe nnfgefnndc» worden. Bielitz litt a» hochgradiger Nervosität »nd halte Weinböhla zur Erholung »nd Kräftigung als Aufenthaltsort gewählt. — Eine angenehme Ostcrüberraschnng wurde einem Prioatns in Dresden z» Theil. Es war beschlossen worden, mit Frau und Kindern eine» Ausflug nach der Niederlössnitz zu unternehmen, und als sich Mutter Sonne ein Biertelstündchen zeigte, wnrde der Spaziergang begonnen. Bei der Ankunft i» der Lößnitz aber goß cs in Strömen, so daß nichts Anderes übrig blieb, als schl.unigst wieder nmznkchren. Hierdurch unmnthig geworden, begab man sich nach Hause. Was man dort zn sehen bekam, war selbst für den gcmüthlichen Herrn vom Hanse zu viel. Als er die Thür zn seiner Wohnstube öffnete, saß Lina, der dienstbare Geist des Hanfes, vor dem weißgedecktcn Tische, aber nicht allein, auch nicht nur neben einem schmucken Soldaten, nein, 8, sage und schreibe acht, Vaterlaiidsvertheidiger saßen rauchend nnd trinkend — den