Volltext Seite (XML)
Tageblatt. 8S4, Ver 1854. Sonnabend, den 4. Februar IV». 29. l,ie ationen Sitzung sr. M r, Obt m v>j sagt 7 k>M > Uhr U unden nfheb bei ie orientalische Frage vom deutschen Gesichtspunkte. Ob die gegenwärtige orientalische Frage durch einen Krieg öst oder durch Verhandlungen noch einmal auf die lange nk geschoben werden wird, muß sich nun in den nächsten chen entscheiden. Sollte aber auch der Diplomatie eine au- blickliche Palliativkur gelingen, so wird doch in naher Zeit orientalische Frage wieder mit erneuerter Gewalt in den rdergrund treten und bei den sich entgegenstehenden Interessen Großmächte namentlich Englands und Rußlands kann diese ge schließlich doch nur durch die Vernunft der Kanonen ge- werden und das große türkische Reich wird derjenigen Macht allen, (eine andre Frage ist das Erhalten), welche als Sie- aus dem Weltkampfe hcrvorgeht. Rußland kann und wird nicht ruhen in der orientalischen ge. Es will zunächst einen Ausgang aus dem schwarzen ere gewinnen, und zu dessen Sicherung muß es die Ufer ten des Bosporus und der Dardanellen besitzen; es ist also logische Nothwendigkeit für Rußlands Seemacht, die Bal- Halbinsel zu erobern. Dadurch dehnt aber Rußland seine nke nach dem Süden aus und der ganze Osten Europas, den Eisküsten des weißen Meeres bis an die blauen Flu- des ägeischen Meeres sind dann unter der Botmäßigkeit Selbstherrschers aller Reußen. Rußland, so bald es im tz der Türkei und Griechenlands ist, steht dann nichts mehr Wege, die Länder unterhalb Ungarn sich anzueignen. Und die Türken im 15. und 16. Jahrhundert von Constantino- bis Ungarn, ja sogar bis Wien vordrangen, so kann nach r Reihe von Jahrzehnten selbst der südöstliche Theil Deutsch- s in Gefahr kommen, von den Heermassen des welterobern- Rußlands Besuche zu erhalten. Macht Rußland wirkliche Anstalt, die Türkei zu erobern, ürde folgerichtig den andern Großstaaten nichts übrig blei- , als entweder Rußland mit Waffenmacht an der Verwirk- ng seiner Pläne zu hindern, oder sich einen entsprechenden chtzuwachs anderswo zu suchen, um auch ihre Kraft Ruß gegenüber zu erweitern und zu stärken. Bei dieser Ansicht Dinge gewinnt Deutschlands Verhältniß zur orientalischen ge eine gar ernste Seite. Ein Krieg gegen Rußland gleicht für Großbritannien und Frankreich dem Kampfe eines Haifisches gegen einen Löwen, l sind die englische und französische Flotte im Stande, die Erscheint jeden Wochentag früh 9 Uhr. Preis vierteljährlich IS Ngr. — Inserate werden an den Wochentagen nur bi« Nachmittag 3 Uhr? für die nächsterscheinende Nummer angenommen und di« gespaltene Zeile mit 5 Pfennigen berechnet. Ngr.« I demg l, eine oegen betrff. er Ni» ooriM betrff. die rff. 13 nen. ei« ! und nde b russische zu vernichten, aber beide Staaten können Rußland zu Lande nicht besiegen. Ein Krieg zur See und namentlich zu Lande würde England und- Frankreich ungeheure Opfer theils unmittelbar, theils mittelbar auflegen, letzteres durch dm Still stand der Fabriken und des Handels. Gesetzt, England hat nicht Lust, seine gewaltige Staatsschuld von 900 Millionen Pfund Sterling um noch einige Millionen zu vermehren, an genommen, es findet es nicht vortheilhaft, seinen Welthandel und seine riesenhafte Industrie Ungeheuern Erschütterungen auS- zusetzen und sich lieber mit dem Erwerb Egyptens, Syriens, der Insel Kandia und Rhodus abfinden zu lassen, was dann? Ohne England wird Frankreich nie im Stande sein, Constan- tinopel gegen die Waffen des Czaaren auf die Dauer zu schützen. Frankreich wird dann, wenn sich so die russischen und englischen Besitzungen vergrößern, darauf hingewiesen, auch seinerseits ei nen entsprechenden MachtzuwachS zu suchen und eine solche Erweiterung seines Gebiets kann es nur im Herzen Euro pas suchen. Ein Besitz im Orient, eine Ausdehnung seiner afrikanischen Colonie vermögen ihm niemals Ersatz zu bieten für daS Wachsthum der beiden rivalisirenden Mächte, von de nen die eine, Rußland, geographisch auf daS Morgenland hin gewiesen, die andre aber, England, durch ihre Seeherrschaft von lokalen Rücksichten solcher Art unabhängig ist. Dagegen sind Belgien, Piemont, die Schweiz und die westlichen Rhein lande Positionen, welche die größten Erwerbungen im Osten aufwiegen würden. Hier ist der Punkt, wo die orientalische Frage mit der Länge der Zeit in eine occidentalische umzuschlagen droht und wo das unmittelbare Interesse Deutschlands beginnt. ES ist allerdings richtig, daß England um jeden Preis das Auf kommen einer hegemonischen Macht innerhalb 3 Meilen von seinen Kreidefelsen zu verhindern suchen muß, um der Noth wendigkeit überhoben zu sein, fortwährend daheim 200,000 Sol daten unter den Waffen zu halten. Wenn aber die Wahl bleibt, enttveder den Continent zwei leitenden Staaten preiszugeben, oder den Weltkrieg durchzuführen, so handelt es sich nicht länger^ um Abwendung einer Lebensgefahr, sondern nur um die Wahl zwischen zwei Uebeln, einem größern, unmittelbaren und einem geringern, eventuellen. Daß Rußland, wenn man ihm in der Türkei freie Hand ließe, einer Vergrößerung Frankreichs auf Kosten seiner Nachbarn nicht sehr hinderlich im Wege stehen würde, das wessen wir aus jenen geheimen Verhandlungen, Freiberger Anzeiger und