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- r i Z Z I Der Arbeiter und die Alkoholfrage. Auszug aus einem im „Evangelischen Arbeiter-Verein" zu Chemnitz ge haltenen Bortrage de- vr. wsä. Flade In Dresden. (Fortsetzung.) In der Kaiserlichen Werft zu Kiel geht bei kaltem Wetter ein Kaffcewagen über die ganze Werst, Melcher 0,4 Liter Kaffee zu 8 Pfg. verkauft mit Milch und etwa- Zuckerzusatz. Die etwa 1800 Arbeiter zählende Zcllstofffabrik Waldhof giebt monatlich 17000-27000 halb« Liter Kaffee zu 2 Pfg. ab. Die an den Heizkörpern Arbeitende» erhalte» Kaffee nach Belieben. — Die Ccmentfabrik zu Mannheim giebt täglich im Durchschnitt 400 halbe Liter Kaffee ob ohne Entgelt. In den Menageküchen der Firma Cornelius Heck in Worms arbeiten große Kaffeedampfkochapparate mit Filtrireinrichtung. Sie geben iy weniger als 10 Minuten je 100 Liter ab in Portionen zu 0.4 Liter zu 3 Pfg. mit Milch. Bei einem Bestände von zirka 3500 Arbeitern wurde» im Jahre 1895/96 über eine halbe Million Portionen abgegeben. I» der Steingntfabrik von Villeroy L Boch zu Dresden wurden 1899 nahezu 156000 Liter Kaffee mit über 17500 Liter Milch und 1652,5 Kilogramm Zucker pro Portion 8Pfg. abgesetzt. Nebenher gelangten zur AnSgabe an Milch 7644 Liter, der Liter zu I6*/z Pfg., nahe an 6000 Liter Suppe, der Liter zu 10 Pfg. und fast 100000 Liter einfach Bier zu 10 Pfg. Naturgemäß können andere Ersatzgetränke schon de- höheren Preise», aber auch der geringeren Bekömmlichkeit wegen nur den Kaffee ergänzend in Anwendung kommen. Ein Großbetrieb in Bendorf bezieht seit 1886 das Mineralwasser Johannesbrunnen waggonweise. Im Sommer werden die Flaschen in EiS gekühlt. Dcitn Eine kostet 12 Pfg. Seit Bestehen dieser Einrichtung ist der Branntweingenuß dort so gut wie ausgerottet. In der ob.'n er wähnt« Waldhofer Fabrik erhalten die Arbeiter Sodawasser, die Flasche zu 2>/z Pfg. I», ersten Halbjahre 1897 wurden 139 000 Flaschen davon getrunken. — Stör L Co. in Plagwitz-Lcipzig bereiten Brauselimonade. Der benutzte Apparat von Heck L Sohn in München kostet 100 M'. Die Herstellung von 5000 Flaschen kosten 80 Mk. 0,3 Lite« lvmmen auf 5 Pfg. zu stehen. In verschiedenen Städten ist man dazu geschritten, für die im Freien bei Wind und Wetter Arbeitenden Schutzhüllen zu errichten. Die Stadt Breslau will deren 20 erbaue». Die erste fertig gestellte erfreut sich lebhafteste» Besuches. Zunächst sind in ihr 3 Tische für je 36 Leute, ausgestellt. In diesen Schutzhallen können die Arbeiter vor Unwetter geschützt und im Winter erwärmt werden, das herbeigebrachte Mahl auf von Bänken umgebenen sauberen Tischen genießen oder auf vorhandenen Oesen die mitgenommenen Speisen Wärmen, anstatt daß sie draußen auf Steinen und Karren oder aus Treppenstufen umliegender Gebäude oder aus dem Erdboden sitzend und frierend-ihr« Mahlzeit genießen und gerade dadurch leicht einer Erkältungskrankheit eilige» oder andererseits der Verführung, im nahen Wkthshaus Mittagspause zu machen, wobei cs ohne den un entbehrlichen Alkohol nicht abgeht. In Hanau ist eine Halle aus Fachwerk «richtet mit einem SSulenvfen in der Mitte des Raumes und einem Heerde zum Erwärme» mitgebrachter Speisen. Es findet Aehnlichem Zwecke dienen Speise- und Wärmehallen ver schieden« Art. In Frankfurt a. M. verwendet man einen großen Saal nahe dem Bureau der ArbeitSvermittelungSftelle für Unterkunft von Bau- und Straßenarbeiter-n. Praktischer noch, als die großen fast stehenden Hallen dürsten sich die transportablen, leicht und schnell zerlegbaren Häuser erweisen, Bretter buden i» größerer Zahl, welche an verschiedenen Plätze» je nach Bedarf Aufstellung finden können und allein nicht zuviel Raum wsg- nehmen. — In Düsseldorf Habei» die Bauarbeiter vielfach Gelegen heit, in Kaufläden zur Vesperzeit «inen Krug heißes Wasser für 1 Pfg. zu kaufe». Den Kaffee nehmen sie gemahlen in verschließ baren Blechdosen mit zur Baustätte. Eine andere Form von Schutz gewährenden Unterknnftsstelle» besteht in Wänden von Holzunterbau und von der Brüstung an ver glasten Seitenwänden. Ueber dieselben spannt sich ein nach allen Seiten hin abgewalmtes Dach. In den einzelnen Räumen stehen hufeisenförmig angeordnete Bänke. Womöglich sollte am Standorte solcher Feld- und Schutzhütten ei» Buinnen sich befinden, der reine» Trinkwasser bietet, zum anderen nahe den Hütten eine ganz einfache Vorrichtung zum Abkochen, damit die zumeist den ganzen Tag über draußen beschäftigten Feldarbeit« Kaffee kochen oder mitgebracht« Speisen wärmen können. In der Sommerhitze ist der Alkoholgenuß für die äußerst angestrengte Erntearbeiter wegen der Begünstigung an Hitzschlag und Schwindelanfällen von besonderer Gefahr. Die Ver führung zum Branntweingenuß bleibt aber nur um so größer, je weniger Vorsorge getroffen ist für Erlangung von Wasser und Er satzgetränken. Daß und wie man erfolgreich den Alkoholmißbrauch unter Waldarbeitern bekämpfe» kann, zeigt uns recht anschaulich die Mit- theilnng eine» Försters in der Gegend von Hildesheim. Er verfügt seit mehr als 20 Jahren über nüchterne Arbeiter in seinem Revier, Dank dem Vorgehen seines Vorgängers gegen den SchnapSgenuß, der vordem z»m Frühstück, Mittag nnd Vesperbrot einen Theil der Mahlzeit bildete. Jetzt trinken seine Arbeiter und viele auch aus de» Nachbarbezirken Kaffee. Jeder bringt einen Kessel mit und einen irdenen Topf nebst einer Flasche Milch, dazu sein Päckchen Kaffee. Der Reihe nach holt reden Tag ein Mann zur bestimmten Zeit aus der nächste» Quelle Wasser und hängt die gefüllten Gesäße über ein Waldfcuer. Sobald das Wasser kocht, bereitet sich ei» Jeder dem gegebenen Zeichen folgend seinen erwärmenden Trunk in kürzester Zeit. „Die Arbeiter," — schreibt der Förster, „ertragen die schwerste Kälte, sind fleißiger, als früher, und ihre Ehefrauen sind dankbat, daß sie stets nüchtern nach Hause kommen." Eine nicht nur an Zahl gewaltige, sondern für Staat und Ge sellschaft hervorragend wichtige Arbeiterklasse sind unsere Eisen bahner. Bon welcher Bedeutung die Nüchternheit unseres Bahn personals für die Sicherheit de» gesammten Betriebes, des Publikum» und nicht zum wenigsten ihres eigenen Leben» ist, bedarf nicht näherer Erörterung. Der Bahnbeamte vom Höchsten herab bis zum linierst«», der Stationsvorsteher wie der Zugschaffner, der Rangier meister wie der Streckenarbeiter, — sie Alle müssen beständig ans dem Posten sei» und gar oft, namentlich in Zeiten stärkeren Verkehrs, vollkommen Herr ihrer körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit sein. Bedenken wir nur, welch' namenlose» Unglück das Falschste»«, einer Welche, ein unrichtiges Signal heraufbeschwören, wie rin klein« Fehltritt den Rangierer zum Krüppel machen, de» Schaffner» Leb« vernichten kann. Bedenken wir aber auch, wie Tag.und Nacht der Dienst unsererMsenbahner abläuft ohne jedwede Rücksicht auf Reden, Eis und Schneesturm, und wie ein Jeder, der widrigen WiltcriingS- einflüssen und namentlich auch nächtlichen Strapazen auSgcseht ist, nur allzuleicht der Versuchung verfällt, dem vermeintliche» Wärme- spender und Kraftgeber Alkohol sich änzuverlraucn. Hier fürsorgend einzugreifen, mnß das Bestreben unserer Eiseiibahuvcrwaltungen sein. Und hier zu sparen, wo nicht nur das Wohl Hunderltausender pflicht treuer Beamter und Arbeiter, sondern auch die Sicherheit von eben soviel Reisenden in Frage kommt, dürfte zu den bedenklichsten Fehlern einer Eisenbahnbehörde gehören. Wie kürzlich aus Heidelberg berichtet wurde, baut die badische Staatseisenbahn-Verwaltung am Heidelberger Bahnhof einen Auscnt- haltsraum für Arbeiter, verbunden mit einer Kasseehalle, die den Angestellten und Arbeitern, aber auch anderen Personen zugänglich sein soll. Da sie beim Güterbahnhof zu stehen kommt, wird sie haupt sächlich den Fuhrleuten und dem Ladcpersonal dienen. Hoffentlich wird die Führung der Wirthschaft — die Preise stellt die Direktion jedenfalls niedrig — ihre fleißige Benutzung an Stelle der Alkohol- Wirtschaften begünstigen. Von der Eisenbahn sei ein Blick auf das immer umfangreicher sich entwickelnde Straßenbahnwese» erlaubt. Wie Vieles ist noch zu thun, um nur einigermaßen dafür zu sorgen, daß die hier Dienstthnenden nnd neben ihnen Droschkenkutscher, Dienst« leute »nd Vertreter weiterer Berufe, die ihrem Erwerb bei Wind und Wetter oft unter schwierigsten Verhältnissen nachgehen müsse* vor dem Trunk« bewahrt bleiben. (Fortsetzung folgt.) Zum Tode vermrtheltt. Ans dem Englischen übersetzt von Kurt Kersten. , (Nachdruck verboten.) In der „Philadelphia-Presse", einem angesehene» amerikanische» Blatte, las ich kürzlich eine kleine Geschichte, die ich um so eher der Wiedergabe für werth halte, als unter dem Titel der Erzählung die Bemerkung „Nach einer wahre» Begebenheit" verzeichnet stand. Zwar glaube ich, daß. man nicht unbedingt dieser Versicherung des AntvrS' trauen darf, da die Erzählung einen amerikanisch-sensationellen Bei geschmack hat, immerhin sind die amerikanischen Verhältnisse ja eigen artig genug, um Geschehnisse, wie das hier geschilderte, möglich er- cheine» zu lassen. Es war im Gefängniß, das der Staat New-Aork aus der Insel Black-Island, einer Hudson Insel, sich erbaut hatte. Da saß in ein« Zelle vor ein paar Jahren ein Verbreche», der znm Tode vrrurtheilt war. Aber bevor das Urtheit ausgesührt worden, war der Verbrecher verschwunden. Er war auf räthselhafte Weise aus dem Gefängniß entkommen. Man hatte damals den Gefängnißwärtrr in Verdacht, daß er dem Verbrecher beim Entweichen Vorschub geleistet habe, die Flucht wäre sonst unmöglich gewesen; man machte auch dem Gefängniß- wärter einen Prozeß, aber man konnte ihm nichts Rechtes beweisen und war froh gewesen, daß der Verbrecher entkommen war, bevor man ihn hängen konnte. Denn der mit gutem Recht und nach dem, Gesetz richtig vernrtheilte Verbrecher war, obwohl er vor Gott und' vH IüV unsere Irauen. Wie nns Misere Kinder erftehen. Werden nicht oft auS vergnügungssüchtigen Mädchen vortreffliche Mütter, aus harten, eigennützigen Männern liebevolle aufopfernde Väter? Das Alles bewirkt die Liebe zu den Kinder».. Wenn Dü, junge Mutter, der süßesten aller Mntterpflichte» genügst, wenn Du Dein herziges Kind an Deinem Busen nährst, wie viele Opfer bringst Du ihm, die wohl früh« Lin Mensch hätte von Dir fordern dürfen! Bist Du jetzt unwillig, wenn Du von Festen »nd Bällen fern bleiben mußt? Bist Du dicht vielmehr entzückt nnd erstaunt darüber, wie schnell Dir in der Pflege Deines Kleinen -ie Stunde» entrinnen» so daß Du all' jene Vergnügungen, jene schaalen Romane entbehren lannst? Und Dein Gatte. Wie anders, wie von Jahr zu Jahr liebevoller und hausväter licher wird er, wenn ihn die kleinen Freude» and Leiden des Familienlebens allmählich um armen, wenn sein Söhnchcn heranwächst, und er es in Diesem und Jenem unterweisen und belehren kann. Auch die beliebte» Kraft au», drücke wird er fortlasse», sobald ihm sein Kind dieselben nachgesprochen hat. Ein Vater nannte seinen Knaben mit Vorliebe „Schasköppel", und als der Kleine auch einmal „Schasköppel" sagte, ward er natürlich in die Ecke gestellt. Bald hatte der Vater dies« Warnung vergessen, der Sohn aber nicht die Strafe; und als sein Vater wieder den beliebten Schmeichelnamen anwandte, sagte der Kleine ganz energisch: ' »Geh' in die Eck«, Papa!"' Wie so oft, will auch heute der Vater auSgehen zum Billard oder einem andern Vergnügen. Da kommt Fritzchen mit ver weintem Gesicht und klagt ihm: Nachbars Otto hat Zahnschmerzen und darf nicht heraus; wer wird mir meinen Drachen steigen lassen? Vielleicht tröstet der Vater das Büblein und geht statt nach dem Bierlokal mit ihm hinaus auf» Feld zur lustige» Drachenfahrt. Noch geht Tein Mann oft, vielleicht jeden Abend in den Klnb, zur Porthie Skat; aber warte nur! bald kommt die Zeit, da er mit seinem Sohn daheim am Arbeitstische emsig fludiren .wird, ja. vielleicht kramt er noch einmal seine eigenen Schulbücher hervor und sucht zu wiederhole», was cr vergessen hat; den» wer möchte sich vor seinen Addern Blößen geben? Wie mußt Da, liebe Mutter, Deine Fehler, welche Dein Gatte vielleicht vergebens an Dir tadelte, vor den Blicken Deines Töchterchens verberge» und schließlich oblegen. Du hast wohl selbst gelernt, wie man gehe», stehen und sitzen» wie man essen, sich benehme» und bewegen mußi aber in den engen Grenzen des häuslichen Kreises läßt Du Dich gehen, hältst manche Rücksicht für überflüssig; manche freund liche Miene, manches gütige Wort glaubst Du Dir sparen zu können. Nun Dn aber die Heranwachsende Tochter belehrst, mußt Du ihr zeigen, was sich ge- hört» den» Du würdest Dich schäme» von Deincm Kinde über eigene Nachlässigkeiten und Rücksichtslosigkeiten erstaunte Blicke, n ohl gar eine verwunderte Frage hinnehmen zu müssen. Vielleicht hast Du bisher Deinen Haus halt zum großen Theil den Leuten überlaste» und wenig in Töpfe nnd Tiegel geguckt. Nun aber denkst Du, mit Schrecken vielleicht, an die Zeit, in der Deine Tochter die Schul verläßt, wo sie an Deiner Seite lernen soll eine tüchtige, fleißige Hausfrau zu werden' Wirst Du nicht suchen, Dir jetzt noch das' Fehlende anzueignen, um nicht vor Deinem eignen Kinde als unwissend dazustehen? Aber nicht nur Deine Heranwachsende» Kinder, schon die kleinen gewannen Einfluß ans Dich. Unter welch' übler Laune ließest Du manchmal den Gatten leiden! Dein Kind aber, wenn es die bösen Falten auf Deiner Stirn und Deinen mürrische» Blick sicht, sagt: „bist Du krank, jarme, arme Mama?" streichelt Dich und legt sei» Köpfchen an Deine Wange. Kannst Da da wohl mürrisch bleiben? Wie lernt ihr Beiden» Mann und Frau» Euch beherrschen durch die Gegenwart der Kinder! Bricht ja einmal eine Meinungs verschiedenheit zwischen Euch aus, wie seid ihr beschämt, wenn sie ihre erstaunten Augen auf Euch richten! Immer seltener werde» Heftigkeit und aufbrausendes Wesen, die sich zwischen den Eheleuten zeigen; den» müßte Mama nicht errvthe», wenn sie bedenkt, daß ihre kleine, ebenso heftige Tochter bei der Er mahnung: „Sei nicht so hestig", an einen Streit mit dem Vater erinnert wird, den sie durch» Rrbrnzimmer angehört hat? R' r. 17. Beiblatt zum „Chemnitzer Genernl-Anzelger" und zum „Sächsischen Landvolk»". 18SS Hüntausschliige und Vergiftung durch gefärbte Kleidungsstoffe. (B on unsere märztlichenMitarbeiter.) j, Nachdruck verboten Di . O. (1. Von Zeit zu Zeit, wie erst kürzlich wieder, liest man in den Zeitungen von schweren Erkrankungen, welche beim Tragen von Kleidungsstücken entstanden sind, die mit giftigen Stoffen gefärbt waren. Früher spielten namentlich die Arsenvergiftnngeu durch grüne, mit Schweinfurter Grün gefärbte Ballkleider eine gewisse Nolle. So manche holde, in hoffnungsvolles Grün gekleidete Tänzerin fiel mitten im seligsten Entzücken ihrem Tänzer bewußtlos in den Arm. Jetzt allerdings ist die Verwendung gesundheilschädlicher Farben gesetzlich verboten, in Deutschland durch Neichs- gesetz vom 5. Juli 1887. Wie steht es nun aber mit den noch vorkommenden Vergiftungen bei». Tragen gefärbter Strümpfe, Halsrüschen, Halsbänder, Unterkleider, Trikottaillen und Lederartikel aller Art, die man meist gemein hin als „Anilinvergiftungen" bezeichnet? Man stellt die sogenannten Anilinfarben, z. B. Fuchsin, durch Oxydation des Anilins dar und benutzt bisweilen die giftige Arsensäure als Oxydationsmittel. In dem fertige» Farbstoff bleibt dann leicht eine mehr oder minder große Arsenmenge haften und verursacht Schädigung der Gesundheit. Aber auch andere, nicht Arsen enthaltende Farbstoffe haben in Gewebe» oft Hautausschlag bewirkt. So berichte! 1),-. Th. Weyl von einem rothseidenen Halstuch, das bei seinem Besitze« einen stark juckenden, bläs chenförmigen Ausschlag hervorgcrufen hatte. Dasselbe war mit Eost» gefärbt und erregte auch bei Di-, Weyl an der Handwurzel nach mehrstündigem Tragen eine starke Röthung, sowie heftiges Jucken. Bei anderen Personen dagegen übte das Halstuch absolut keine schäd lichen Wirkungen ans- Der letztere Umstand ist besonders bemerkenswerth, weil er zeigt, daß die Haut de» Linen empfindlicher ist als die des Andern.- Ebenfalls von vi. Weyl rührt die Beobachtung her, daß ein rvthes Taillenfntter auf Hals und Schultern einen Hautausschlag erzeugte. Es tvar mit Safranin gefärbt. Vielfach finden sich in gefärbten Geweben Beizen, die gesetzlich nicht Verbote» sind, aber bei tnanchen Personen Hautausschläge Hervor rufen. Hierzu gehören besonders die Antinvm- beizen. In rothen Strümpfen, baumwollenem Hosenstoff, in Plüschen von meergrüner und olivengrüner Farbe sind sie häufig als das gesundheitschädigcnde Moment erkannt worden. Andrerseits muß aber hervorgchobcn werden, daß Aerzte des Versuches wegen Gewebe, welche mit Antimon gebeizt waren, bis drei Wochen lang auf der bloßen Haut getragen haben, ohne irgend welche schädliche Ein wirkungen zu verspüren. Demnach zeigt sich die menschliche Haut i» ihcer Reizbarkeit gegen Antimon individuell ebenso verschieden wie z. B. vorhin gegen Eost». Gefärbtes Leder, namentlich das Schweiß leder in Hüten und Mütze», enthält öfter Bleiweiß und hat infolgedessen schon zu Kopf schmerz, Ausschlag auf der Stirn und Augen- entzündnng Veranlassung gegeben. Sehr oft wird aber einem gefärbten Kleidungsstück die Schuld an einer Vergiftung ziigcschriebe», während in Wirklichkeit die Ur sache ganz wo anders liegt. Hat da znm z. B. eine Frau farbige Strümpfe getragen," zieht sich eine kleine Entzündung am Fuß zu und stirbt an „Blutvergiftung". Wer war schuld? Seht häufig jedenfalls irgend eine kleine Hautschrnnde, ein Bläschen oder Blüthchen, eine ganz minimale Abschürfung. Diese verletzte Stelle, welche inan ihrer Klein heit wegen gar nicht beachtet, reibt sich nun an den rauhen Fasern des Strumpfes bis zur Enlzündung wund, Schmutz von Zehen und Strümpfe», Schweiß, Staub von außen nnd die allgegenwärtigen Bakterien dringen nicht »ur ungehindert in die Munde ein. sondern werden sogar von der Fußbekleidung gewaltsam hineingeriebrn. Bald entsteht Eiterung — und der Anfang der Blutvergiftung ist da. Von solchen und ähnlichen Fällen wird jeden-