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Tageblatt. reiberger Anzeiger -N!" ' «vH - / . . 80. 92. Freitag den 23. April ML > . - - ' - - ' - - ' -r'.'v ..'N! Tagesgeschichte. In Chemnitz ist das Erkenntniß deS AppellationSgerichtS zu Zwickau in der langwierigen Untersuchungssache über die tu- multuarischen Austritte, welche im September 1848 die Ruhe Unserer Stadt störten, erfolgt. Im Urtel ist das von den Ange« klagten begangene Verbrechen als Aufruhr angesehen und wider einen Angeschuldigten auf achtjährige, wider einen andern sieben jährige, wider einen dritten auf sechsjährige, wider 4 Personen auf je fünfjährige Zuchthausstrafe ersten Grades, wider 9 Perso nen (darunter zwei Frauenzimmer) auf Zuchthausstrafe zweiten Grades von 3 Jahren 6 Monaten herqb bis zu 2 Jahren er kannt worden. Die übrigen Angeschuldigten find zum Theil (da von zwei) völlig, zum größern Theile von der Instanz freige sprochen worden. Berlin, 19. April. Aus zuverläsfiger Quelle kann ich Ihnen die unter den gegenwärtigen Verhältnissen nicht unwichtige Mittheilung machen, daß der Kaiser von Rußland in die sem Jahre jedenfalls nach Berlin kommen wird. Die Zusage deS Kaisers lautet dahin: Er werde Berlin auf seiner Reise be rühren. Der kurze Aufenthalt, welcher hiermit angedeutet ist, hat jedoch kein weiteres Reiseziel in AuSficht, vielmehr soll da mit nur gesagt sein, daß der Besuch deS Kaisers überhaupt nur kurze Zeit dauern werde. Der Kaiser wird zu derselben Zeit hier eintreffen, wo die Kaiserin aus Schlangenbad hierher zurückge- kehrt ist, mithin im Anfänge des Juli, und beide Gäste werden zusammen die Rückreise, wahrscheinlich über Warschau antrrten. Begreiflicherweise legt man bei Hofe einen sehr hohen Werth auf Liesen Besuch. Auch der russische Reichskanzlei, Graf Nesselrode, trifft im Mai hier ein, um sich nach kurzem Aufenthalte in ein deutsches Bad zu begeben. Bis jetzt haben diese in Aussicht stehenden Besuche keinen politischen Zweck. ES dürste aber nicht außer den Grenzen der Möglichkeit liegen, daß daS in Aussicht stehende Kaiserthum in Frankreich leicht Anlaß gäbe, die politi schen Fragen in weitern Bettacht zu ziehen. (D. A. I.) In Osnabrück hat sich neuerdings ein HilfScomiti gebildet, um die nothleidenden deutschen Flüchtlinge in der Schweiz zu unterstützen. DaS Comitt klagt, daß die Gaben für die Flücht linge bisher nur spärlich geflossen seien, und daß dieselben sich In äußerster Noth befänden, daß die Rüstigen unter ihnen mei stens die Schweiz verlassen hätten, sodaß fast nur Kranke und Hilflose dort zurückblieben. Beispiele deS Hungertodes seien schon vorgekommm. Das Comiti wendet sich zunächst an die Gesin nungsgenossen der Flüchtlinge, aber auch deren Gegner ruft eS »m Namen der Menschenliebe zur Hilfe auf. Paris, 16. April. In dem Hoflager deS Herrschers von Frankreich, in den Sälen seiner Minister und Würdenträger ent wickelt sich die größte Pracht und Herrlichkeit. Alles erinnert „an dm Glanz der alten Krone", und dennoch fühlt man zuwei len eine gewaltige Leere, weil die Diplomatie, trotz ihrer aufrich tigsten Belheuerungen von Freundschaft, seit einiger Zeit etwas zurückhaltend geworden. Die Ansprüche deS Präsidenten auf die von ihm verkündigte Legitimität will den meisten Repräsentanten der auswärtigen Höfe nicht recht behagm. Der delieate Punkt einer auf gesetzlicher Erbfolge beruhenden Herrschaft deS Napo- leoniSmuS wird wohl in diesem Augenblick in allen Cabiaettea besprochen und in mehreren verhandelt. Eine eigentliche positive Lösung zu Gunsten deS jetzig« Regmtm Frankreichs sieht von der Mehrzahl derselben vorläufig nicht zu erwarten. Raa würde in St. Petersburg wie in Wim, in London wie in Berld». gegen die Annahme Les Kaisertitels wenig eiuwmdm; allein die Grün dung einer neuen Dynastie stabet weder Billigung noch Zustim mung. Lie Dienste, welche Ludwig Napoleon der Welt durch die Befiegung des SoeialiSmuS und der rochen Republik gelei stet, werden gleichwohl von allen Höfm dankbar anerkannt. Der. Präsident der Republik wird sich übrigens in seinem bereits, eia- geschlagmm Weg nicht irre machen lassen, und thua, waS « für gut findet. Er üützt sich auf daL Heer und die Geistlichkeit, und diese beiden Elemente stellen ihn fester alS' irgend ein« seh' ner Vorgänger auf dem französischen Thron. Eine Kriegserklä rung von außm befürchtet er ebmso wenig als eine Revolution zu Gunsten der Bourbonen. > . . / — Ueber die Form, in der daS Kaiserthum restaurirt werden wird, herrscht jetzt wenig Zweifel mehr: L. Napoleon wich die Krone seines OheimS sich nicht auf Bajonetten präseatiren lassen, sondern auS der Hand deS regelmäßig befragten Volkes entge gennehmen. Die Frage ist nur noch wie er die ungeheure Kraft deS populären Willens, mit deren Hilfe er dm grbßtm TheS Zeiner Bahn allen Hindernissen zum Trotz schon zurückgelegt hat, abermals in Bewegung setzen wird, um von der vorletzten Station bis zur letzten zu gelangen. Wenn man dem Elysie nahestehen den Personen glaubm darf, so wird die Methode ganz dieselbe sein wie die schon zur Erschütterung der Verfassung von 1848 erfolgreich angewandte: die Raffen-Petitionen, und kein ZweifS daß ihr hie Verfassung von 1852 noch viel weniger widersteh« wird als jene. Durch die allgemeine Bolksstimme aufgeforvert, wird dann der Senat die Abänderung der Verfassung beschließe» und endlich daS National-Scrutinium, da eS pch mu eine we sentliche Grundlage derselbm handelt, pro kvrwa sein Ja daW sagm. Der Napoleonische Enthusiasmus ist unter den Franzos«