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Nr. 229. Pulsnitzer Tageblatt. — Sonnabend, den 29. September 1928. Seite 2 ganz Deutschland grüßte und wünschte Glück! Nun verging ein weiteres Jahr, in dem wir wiederum mit Bewunderung erleben, wie dieser Mann, dem Pflicht und verdammte Schuldigkeit alles sind, den Aufgaben seines hohen Amtes nachkam, wie er das Land nach innen und außen vertrat. Am 12. Mai 1925 legte Hindenburg den Schwur auf die Verfassung ab — wir haben das Glück, den Präsidenten jetzt bereits volle 31L Jahre an der Spitze des Staates zu sehen, und da steigt aus den Herzen von Millionen und aber Millionen deutscher Männer und Frauen neben den heißen Wünschen für Gesundheit, Glück und Wohlergehen des ver ehrten Staatslenkers das inbrünstige Gebet empor, daß diesen Mann ein gütiges Geschick dem Lande und der Nation noch eine Anzahl von Jahren in rüstiger Schaffenskraft weiter erhalten möge. Das sei unser aller Wunsch. Zum diesjährigen 2. Oktober, zum 81. Geburtstag! Wir wissen, daß das Wohlergehen Hindenburgs unserem schwer- beorängten, zerrissenen deutschen Vaterlande innerliche Festigung und Geschlossenheit nach außen gewährleistet — soweit das bei den verfahrenen Nachkriegsverhältnissen über haupt möglich ist. Gott schütze unseren Reichspräsidenten und lasse ihn bei guter Gesundheit die von ihm so sehnlich gewünschte, wenigstens etwas günstiger gestaltete Entwick lung des Landes erleben I — Ganz Deutschland stand im Vorjahre am Wege und reichte sich brüderlich die Hände; dies Jahr bringt zwar nicht den besonderen Abschnitt des achtzigsten Geburtstages, doch sicherlich dasselbe äußere Bild eines im Gedenken an Hindenburg innerlich verbundenen Volkes, das jeden weiteren Jahresring am Lebensbaume des Vielgeliebten, Vielverehrten, mit inniger Freude verzeichnet. Hindenburgs Werk gilt nicht einem einzelnen deutschen Bundesstaat, nicht einzelnen Stämmen, es gilt der ganzen Nation; die kaum ein anderer so genau kennt! Ein Wort des Präsidenten: „Im Verlauf meiner langjährigen Dienstzeit habe ich fast alle deutschen Stämme kennengelernt. Ich glaube daher be urteilen zu können, über welch einen Reichtum wertvollster Eigenarten unser Volk verfügt und wie kaum ein anderes Land der Welt in solcher Vielseitigkeit die Vorbedingungen für ein reiches geistiges und seelisches Leben in sich birgt als Deutschland!" So spricht nur ein Mann, der viel über sein Volk nachgedacht hat und entschlossen ist, ihm für den Rest seines Lebens seine noch lebenskräftige Arbeit zur Verfügung zu stellen. So sprach Hindenburg im Mai 1925 beim Abschied aus Hannover: „Ich will auch weiterhin meine Pflicht und Schuldigkeit tun. Ich weiß, daß uns nur Einig keit retten kann." Und bei Uebernahme der Reichsgeschäfte: „Ich werde mich auch in meinem neuen, verantwortungs vollen Amte nur von einem Gedanken leiten lassen, in treuester Pflichterfüllung und unter Einsatz meiner besten Kräfte dem Volke und Vaterlande zu dienen." Das Amt des Präsidenten in unserem nach wie vor hart bedrängten Lande ist ein unendlich schweres, und wir wissen nicht, wie oft der Präsident persönliche, von frühester Jugend an in ihm lebende Empfindungen zurückgestellt hat, weil even uns nur Einigkeit retten kann, wie er das 1925 sprach und wie sie sich nach außen hin ausdrücken muß im Zu sammenarbeiten sonst einander bekämpfender Kräfte und Parteien. Das mag bedenken, wer manche Erscheinungs formen unseres augenblicklichen staatlichen Lebens befremdlich finden will. Hindenburg als Präsident hat seine vornehmste Auf gabe darin erkannt, den Ausgleich zwischen widerstreitenden Meinungen zu schaffen und Härten zu mildern. Dabei ist deutlich spürbar, daß er sich — ihm doch meist un gewohnten — Neuerungen gegenüber nicht verschließt, wenn sie ihm dadurch als gut erscheinen müssen, daß sie der Not lage des Landes steuern. Er ist bereit, mit der Zeit mit- zugehen, und das ist vielleicht die am meisten zu be wundernde Eigenschaft dieses Mannes, der in einem Kreise mit ganz bestimmten Anschauungen aufgewachsen ist. Die letzte Zeit gerade zeigte uns den Präsidenten wieder von der allermenschlichsten Seite, sei es, daß er in seinen geliebten bayerischen Bergen, bei dem treuen Bayernvolk, dem Weidwerk oblag, sei es, daß er im gefährdeten Ober schlesien bei der Ansprache in Oppeln das kraftvolle Be kenntnis treuer Anhänglichkeit zum preußischen Staat und zum deutschen Daterlande hervorhob, wie es ihm diese um kämpfte Mark zu zeigen verstand. Und noch eins: der deutschen Jugend galten oft schon des greisen Präsi denten Worte, sie verkörpert ihm mit Recht die Zukunft unseres Volkes. Wer die Jugend hat, hat die Zukunft; wer aber Hindenburgs ernste Mahnungen in Iugendtagen hörte, wird diesen Eindruck durchs Leben tragen. Das wird nicht vergessen Breslaus Jugend und Studentenschaft, da der Präsident wie dem ganzen deutschen Iugendvolk bei der Schlesienfahrt zurief: „Ich baue auf euch, bleibt treu, damit unser Vaterland wieder zu Ehren kommt!" StrlW und sUWt ÄWltltnhtittn Pulsnitz. (Der ärztliche Sonntagsdienst) wird am Sonntag, den 30. September 1928 von Herrn l)r. mell. Schöne versehen. , . Pulsnitz. (Die Mütterberatung) findet am Mittwoch, den 3. Oktober 1928, nachm. 3—4 Uhr im Rat hause, 1 Treppe, statt. Arzt wird anwesend sein. Pulsnitz. (Sprechtag) Der Bezirksfürsorgever band, Abteilung Kriegerfürsorge, Kamenz, hält am Dienstag, den 2. Oktober 1928 nachmittags >/,4-6 Uhr im Ratskeller zu Pulsnitz, 1 Treppe, Sprechtag ab. Es werden Versor- gungs- und Fürsorgesachen erledigt und entsprechende Anträge und Gesuche entgegengenommen. Bedürftige Veteranenbei- hilfenempfänger aus früheren Kriegen können ebenfalls dort vorsprechen. Pulsnitz. (Humorist und Komiker Max Weiß.) Wie aus dem heutigen Inserat zu ersehen, wird der rümlichst bekannte Humorist und Komiker Herr Max Weiß am Jahr markt-Sonntag-Nachmittag von 4 Uhr an im Gasthof zum „Herrnhaus" Proben seiner Kunst darbieten. Wer einige Stunden köstlichen Humors und Urkomik erleben will, ver säume nicht, den sich eines ausgezeichneten Rufes erfreuenden Künstler aufzusuchen. Pulsnitz. (Artur Wenzel kommt!) Das Programm der 15 Attraktionen, und dieses dürfte genügen, große Begeisterung. Nach einem kurzen Rundflug um die Stadt in etwa 500 Meter Höhe verließ das Luftschiff Augs burg wieder in Richtung Buchloe. Glückliche Landung in Friedrichshafen. Da. Luftschiff ist Freitag nachmittag 16.26 Uhr iv Friedrichshafen glatt gelandet. Wegen Zeitmangel nicht nach Wien. Gegen Mittag fing die Funkstation Wien folgendes Worttelegramm des „Graf Zeppelin" auf: 10 Uhr. vr. Ecke ner bestätigt, daß wir an Reichenhall vorbei und gegen Salz burg fliegen und fügt zu unserer Betrübnis hinzu: „Aber für Wien reicht uns die Zeit nicht mehr. Wir müssen vor Einbrechen der Dunkelheit wieder in Friedrichshafen sein, UM morgen Sonntag den Saal des Hotels „Grauer Wolf" bis auf den letzten Platz zu füllen. Mit seinem goldenen Humor und lachenden Gesicht, seiner Frische und Lebendig keit, sowie seiner äußerst sympathischen Stimme wird er, unterstützt durch ein fabelhaftes, abwechslungsreiches, aus 15 Nummern bestehendes Programm, seine Besucher mit einem Wirbelsturm tollster Einfälle in die heiterste Stimmung ver setzen. Artur Wenzel, der Jahre hindurch Hunderttausende zu frohem Lachen gebracht hat, wird mit seinem gesamten Programm ein Feuerwerk sprühenden Humors auf seine Zu hörer herabprasseln lassen. Nicht das tausendmal Gesehene und Gehörte, sondern das Neue und das Eigenartige, das ist das, was Artur Wenzels Programme so wertvoll macht. Und da er auch in unserer Stadt immer einen vollen Erfolg und ein volles Haus zu verzeichnen hatte, so wird man gut -tun, sich morgen im „Grauen Wolf" rechtzeitig ein Plätzchen zu sichern. Nach der Vorstellung findet Ball statt Pulsnitz. (Geflügelzüchterverein.) Auf die am Montag, du: l. Oktober stattfindende Versammlung wird auch an dieser Stelle nochmals hingewiesen. Der wichtigen Tagesordnung wegen — Ausftellungsangelegenheiten — ist das Erscheinen aller Mitglieder Pflicht. — (Jagd im Oktober.) Am 30. September, also am kommenden Sonntag, endet in Sachsen die Schonzeit für Hasen (Amtsh. Kamenz bis 30. 10. verlängert), weibliches Muffelwild, für Fasanenhennen und Fasanenhähne. Für weibliches Rehwild dauert die Schonzeit bis zum 15. Okto ber, während am 16. Oktober die Schonzeit für Nehböcke schon wieder beginnt. Bretnig. (Kirchenjubiläum.) 25 Jahre sind es nun her, daß Bretnig bei Großröhrsdorf sein eigenes Gotteshaus hat. Am 30. September wird darum das 25. Kirchweihjubiläum gefeiert. — Vor 1903 war Bretnig 3 Jahre mit Frankenthal und mit Hauswalde verbunden, in früheren Jahrhunderten mit Großröhrsdorf. Noch kennt man den ehemaligen Kirchweg der Bretniger, aus dem sie nach Großröhrsdorf zum Gottesdienst gingen. — Aus An laß des 25. Kirchweihjubiläums erhält die Bretniger Kirche die im Weltkrieg enteigneten Orgelprospektpfeifen wieder. Die Ausführung ist dem 83jährigen Orgelbaumeister Herrn Eule in Bautzen übertragen worden, der vor 25 Jahren die Bret niger Orgel lieferte. Bretnig. (Ehrenzeichen.) Am vergangenen Diens tag Wurde durch den Vertreter der Handelskammer Zittau einigen bei der Firma F G. Horn L Sohn hierselbst lang jährig beschäftigten Arbeitern das Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit verliehen. Es betraf dies den Heizer Herrn Her mann Schreier und die Scheererin Frau Auguste Wähner, welche für über 40 jährige ununterbrochene Arbeitszeit das silberne Ehrenzeichen und den Appreturmeister Johannes Zie genbalg für über 25jährige Tätigkeit das bronzene Ehrzeichen überreicht erhielten. s Bischofswerda. (ZweiterWochenmarkt.) Die Stadt Bischofswerda wird neben ihrem Montagswochenmartt noch einen zweiten Markttag am Freitag einführen und hofft durch ihre günstige zentrale Lage als Knotenpunkt von drei Eisenbahn- und drei Kraftverkehrslinien auf einen regen Ver kehr. Der Freitag dürfte als Markttag sowohl für Land wirte als auch für die Hausfrauen ein günstigerer Tag sein als der Montag. Auch in früherer Zeit hatte die Stadt schon zwei stark besuchte Wochenmärkte. Erst nach dem großen Stadtbrande im Jahre 1813 kam der zweite Markt tag in Wegfall und soll nun wieder ausgenommen werden. Mit dem Freitagsmarkt wird auch ein Getreide- und Ferkel markt verbunden sein. Die Viehmärkte, die an jedem dritten Montag im Monat stattfinden, bleiben unverändert bestehen. Glashütte. (Gedenkstein für die Opfer wasser s.) Hier fand die Einweihung des Gedenksteines für die Opfer des Hochwassers unter Betei ligung des Mannergesangvereins Glashütte, der Sänger- verelnigung, des Jungdeutschen Ordens und der Sport vereine statt. Der Geistliche übergab den Stein dem Schutze der Gemeinde mit den Worten: „Den Ertrunkenen ein Ge denkstein, den Geretteten ein Dankstein, der Gemeinde ein Mahnstein". Den ersten Kranz legte Bürgermeister Gott hardt für dis Stadtverwaltung nieder. Chemnitz. (Fünf Jahre Gefängnis wegen Totschlages.) Das Chemnitzer Schwurgericht verur teilte den 29 Jahre alten Färbereiarbeiter Rudolf Lindl wegen Totschlages zu fünf Jahren Gefängnis und zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf die gleiche Dauer. Lindl hatte am ersten Osterfeiertag in Thum auf seine ehe- malige Logiswirtin Frau Weißbach, mit der er in Streit lebte, mehrere Revolverschüsse abgefeuert. Die Frau wurde schwer verletzt und starb alsbald. Nach der Tat richtete Lindl die Waffe gegen sich selbst, verletzte sich jedoch nur leicht. Groitzsch. (Drillinge.) Die Familie Kleyhein m Löbnitz wurde durch die Geburt von Drillingen, drei ge sunden Mädchen, erfreut. Leipzig. (Raubüberfall am Hellen Tage.) Am Hellen Vormittag gegen neun Uhr ist an der Ketten* -einzig und allein, weil wir sonst auf dem kleinen Landungs platz nicht mehr niedergehen könnten. Es tut mir selbst sehr leid. Nach Wien zu fahren, ist ein.Lieblingswunsch von mir." „Oras ZeppeZm" kommi nach Sachsen. Stadtrat a. D. Ahlhelm, der ehrenamtliche Leiter der Zeppelin-Eckener-Spende inr Freistaat Sachsen, ist von Dr. Eckener eingeladen worden, am Flug des neuen Luft schiffes „Graf Zeppelin" in den ersten Tagen der nächsten Woche — geeignete Witterungsverhältnisse voraus gesetzt — teilzunehmen. Stadtrat Ahlhelm hat die Nach richt erhalten, daß dieser Flug über Sachsen (Dres - den), Berlin gehen wird. brücke beim Rennplatz eine junge Dame, die zum Bureau gehen wollte, von einem unbekannten jungen Manne am Halse gepackt und in ein Gebüsch geworfen worden. Der Räuber nahm ihr die Aktentasche ab. die sie unter dem Arm trug, und entfernte sich. Kurze Zeit darauf, als die Dame sich kaum etwas erholt hatte, kehrte der Räuber zu rück und stieß die Dame noch einmal in dasselbe Gebüsch zurück; dann erst entfernte er sich endgültig. Leipzig. (Ein V r i e f t a n b e n st a r t.) 6000 Brief tauben werden am 3. Oktober vom Augustnsplatz in Leip zig aus in die Luft gelassen werden. Diese Veranstaltung steht im Zusammenhang mit der geplanten großen Leip ziger Woche. Pegau. (S ch w e r e A u s s ch r e l t u u g e a a s n einer: Polizeibeamten.) Dieser Lage ist es m Pegau zu schweren Ausschreitungen gegen einen Pottzei- beamten im Dienst gekommen. Der Arbeiter Nru:r Eggert betrat abends die Polizeiwache und ließ sich trotz Ermah nungen ohne jede Veranlassung zu schweren Tätlichkeiten gegen den Polizeiwachtmeister Grumvelt binreißen, u. a. verletzte er ihn durch einen Fußtritt schwer. Der Vorfall lockte binnen kurzem eins größere Menschenmenge herbei, heraus der Versuch gemach- wurde, den inzwischen in Schutzhaft genommenen E. zu Uffnen. Da der Auf forderung des Hauptwachimeisters G., die Wache zu räu men, nicht Folge geleistet wurde, E. vielmehr erneut auf Gr. sowie auf einen inzwischen herbeigserlten weiteren Polizeibeamten eintrat und sich auch die droheude Haltung eines Teiles der Menge verschärfte, sah sch Gr. genötigt, von seiner Schußwaffe Gebrauch zu machen. E. wurde durch eineu Schuß am Arm und am Unterleib verletzt und! nach Anlegung von Notverbänden nach dem Zeitzer Stadt- krankenhaus gebracht. . ' Zer Weg der Mnde (! (Eige n e Meldu n g.) - ' - Nachdem der Stahlhelm durch seine erneute imnrpolitische AkiiuUät in den Mittelpunkt des Interesses geruckt ist, gewinnt die nn Bedeutung, wie sich die anderen Bünde ZU den Plänen der s-tahlhelmleltung stellen werden. Denn wnn bavs nicht ver kennen, daß die Absichten des Stahlhelm nur dann Aussicht auf Erfolg haben, wenn es dem Bunde gelingt, die breitesten Massen hinter sich zu bringen. Anfang Oktober soll nun in Berlin eine Besprechung stattfinden, an der die Vertreter der verschiedenen Bünde teilnehmen und die dem Bestreben gilt, die bisher gelegent lich aufgetretenen Gegensätze durch Aussprache zu beseitigen. Man mißt diesen Beratungen insofern eine gewisse Bedeutung bei, als ein erfolgreicher Verlauf für die Zukunft der hündischen Bewegung von großem Einfluß sein müßte. Allerdings wird von anderer Seite betont, daß die Gegensätze über gewisse taktische Einstellungen be sonders zwischen dem Jungdeutschen Orden und dem Stahlhelm noch immer als' ziemlich stark bezeichnet werden. In diesem Zu sammenhang mag übrigens nochmals darauf hingewiesen werden, daß die Meldungen der Linkspresse über eine angebliche Beteiligung des Stahlhelm an einer etwa zu gründenden deutschen Kaiserparter gänzlich aus der Lust gegriffen sind, lieber die taktische Behandlung der monarchischen Frage dürften sich nicht die geringsten Schwierig keiten eraeben. Rrichsjustizmimster Koch über deutsche Außen- unv Innenpolitik. Berlin. Anläßlich der Eröffnung der Bildungsarbeit in der Ortsgruppe Berlin des Gewerkschaftsbundes der An gestellten sprach Reichsjustizminister Koch- Weser über „Der neue Staat". Der neue Staat habe daher so langsam die Herzen und Köpfe der Vevölkerung erobert, weil zu seinem Beginn die Niederlage und die Schmach des Friedensver trages gestanden hätten. Die Politik der Nachkriegszeit sei geradlinig gewesen. Die Frage, ob Deutschland Ost- oder Westpolitik treiben solle, könne nur so beantwortet werden, daß es nicht Aufgabe Deutschlands sein könne, sich ein- seitig zu binden. In der Nachkriegszeit habe es für Deutschland immer darum gehandelt, den franzos:. scben Vernichtung sw, Nen abzuwehren. Es sei die Aufgabe Deutschlands, IM Völkerbund Führerder Minderheiten zu werden. Die Verfassung (von Wei- mar) müsse nach den jeweiligen Bedürfnissen geändert und ausgebaut werden. Der Minister erklärte sodann, in Deutsch land gebe es keine große Reform außer über den Einheits- staat. Alberi Thomas vor dem Münchener christlichen Gewerkschaftskongreß. München. Auf dem internationalen christlichen Gewerk schaftskongreß konnte Präsident Otte den Direktor des In ternationalen Arbeitsamtes, AlbertThomas, aus Genf, begrüßen. Präsident Otte betonte dabei den Anspruch der christlichen Gewerkschaften auf gleichberechtigte Anerkennung und Vertretung in den Institutionen der internationalen Organisation der Arbeit. Der internationale Bund der christ lichen Gewerkschaften habe daher beschlossen, dem Internatto nalen Arbeitsamt ein Geschenk in Form einer Wandmalerei zu widmen. Albert Thomas dankte in einer formvollendeten Rede für den herzlichen Empfang, wobei er darauf hinwies, daß das Internationale Arbeitsamt mit der Christlichen Gewerk- schaftsinternattonale schon seit acht Jahren zusammenarbeite. Die Verhandlungen des Internattonalen Bundes der christlichen Gewerkschaften fanden am Freitag nachmittag ihren Abschluß. Die Berichte der einzelnen Ausschüsse wur-