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H-S. Donnerstag den 17. März Ir. sr. 1- >r- auf der Netva seine Gesetze vorschreiben will, dann versammelt Bundesgenossen jederzeit Vorbeugen zu können. Rußland ist es darum zu thun, auf den Continent durch die Furcht vor seinen gahllosen unwiderstehlichen Heerhaufen zu wirken. Dadurch hält die russische Diplomatie Mitteleuropa fortwährend in Schach, damit, wenn einst die große Stunde schlägt, wo die rechtgläubi gen Heere Rußlands nach Constantlnopel aufbrechen,, um die Türkei und Griechenland dem Scepter des Czaaren zu unter werfen, Mitteleuropa dem russischen Ervberungszuge kein Halt! zurufen kann. Rußland bedarf aber auch zur dereinstigen sichern Eroberung Ler Türkei Frankreichs. Die einzige Macht, welcher Ruß land in der Türkei wenigstens zur See Front machen bamy- ist England. Um diese Macht zu hindern, mit ungetheilter Energie im Orient aufzutreten, bedarf Rußland Frankreichs. Napoleon III. muß eine drohende Stellung gegen England ein- nehmen. So lange die englische Küste von Kent, Portsmouth und Dover eine Ueberrumpeluug durch französische Kriegsschiffe befürchten muß, so lang« wird rin bedeutrnder Theil der britk- Die russische Politik und Frankkeich. (Schluß.) Dit Furcht vor Frankreich, d. i. die Furcht vor der re volutionären Propaganda seiner Demokratie und die Furcht vor den Eroberungsgelüsten seiner Machthaber, hat dem russischen Reiche von jeher außerordentliche Vortheil gebracht. Nur allein Rußland kennt die Furcht Vor Frankreich nicht. Seine hermetisch verschlossenen Grenzen und seine zu asiatischem Gehorsam geüb ten Völkerschaften sind den revolutionären Ideen Frankreichs «ben so unzugänglich, wie seine Wälder, seine Sümpfe und seine endlosen Steppen und Einöden dem Marsch einer französischen JnvasionSarmee; zwei Mal binnen hundert Jahren haben emi nente KriegSsürsten, Karl XII., König von Schweden, und Napoleon der Große, den Versuch gemacht, Rußland in sei' nem Innern anzugreifen, und Leide Fürsten sind an diesem ge- wagten Versuche zu Grunde gegangen. Zumal seit Polen ganz unter russische Herrschaft gekommen ist, fühlt sich die Regierung an der Newa im Westen des russischen Reiches vollkommen sicher. Was daher für andere Cabinette ein Gegenstand der größten Besorgniß ist, ein revolutionäres oder ein eroberndes Frankreich, LaS ist für Rußland eine Waffe und seine Stärke. - - Daraus folgt micht, daß Rußland eine Universalmvnarchie Frankreichs, wie sie Napoleon der Große herstellte, ernstlich wün schen könnte — denn eine solche Monarchie würde Rußland zu nahe auf den Leib rücken und seinen diplomatischen Einfluß bis AuS diesem Grunde wird man die russische Politik, F reich gegenüber, bei aller scheinbaren Ungleichheit stets von dem nämlichen Gedanken geleitet sehen. Sobald der revolutko-- ; näre oder der kriegerische Krater in P«MS »»fängt zu kochen Rußlands Lie Rolle des Befreiers spielend, all« unterdrücken Völker Europa s, und treibt den ganzm Welttheil in den Kamps gegen den „Usurpator." Die Massen des Volks werben Aufge bote«, Fnischaarenthum entflammende Freiheltslieder, Freiheits- reden und Verfassungsverheißungen werden so layge angewendet, bis der übermüthkge Feind zu Boden liegt. Solche Seiten sind verheißungsreich. Ist aber Frankreich besiegt — so lehrte die Geschichte — dann ändert sich plötzlich die Haltung deS Selbstherrschers aller Reußen. Die ergrimmten Nationen wollen dm Feind jmseKs^ des Rheins für alle Zeiten unschädlich" machen: er M MtM Raub, den er-seit Jahrhunderten aufgespeichert, herausgebm; er soll seine festen ^Plätze schleifen, seine Grenzen zurückziehen; Deutschland soll sicher und stark werden im Westen. Dügtgm erhebt sich aber sofort der Bortheil Rußlands; denn eS kam, ein kriegSfähigrS, gefürchtetes Frankreich für feine übrigen Pläne nicht entbehren. Auf einmal predigt Rußland H um Mit ä t und zu donnern, macht Rußland allemal ein« Erndte, ohne zn säen. Ganz ohne sein Zuthun werden dann alle Lbügen Mim ten wie gelähmt. Alle C-binHte ziche« sich dann Mück guf ihre Vertheidigung: Preußen blick dann besorgt nach hem'RhBin, Oesterreich nach Oberitalien, England «ach dem Kanal undR^i- land — fischt im Trübm. Was daS stifle, rnhsge SMsan^^ der Türkei an Zurüstung«» (hui; UM daS Osmanenrtzich z« un tergraben und seinen Einfluß dort zu starkrn, LgruM; kann sich dann in solchen Zeiten keine europäische Großmacht kümazern. Wenn aber Frankreichs Einfluß und Macht im Wendland allein herrschend geworden ist; wie im Jahre 1808, dgnn reicht Rußland ihm die Hand und spricht zu ihm wie WrahSM zu Loth: „Lieber, laß nicht Zank sein LMchÄb Wk und Freiberger Anzeiger Tageblatt. an die polnische Grenze zurückdrängcn. Aber einer solchen Ver- du links, so will ich rechts gehen;" wir wollen brüderlich die größerung Frankreichs glaubt Rußland im Verein mit seinen Welt theilen. Wenn aber Frankreich übermüthig werde« und ^chen Flotte im Kanal zurückgehakten, und dann habe» weder die Dardanellen noch der Sund von englischen Kanonen viel zu fürchten. England riecht bereits den Äraren; eS b^rhigt seinen Strand gegenwärtig auf energische Weise, «M möglichst viel Kriegsschiffe dann aus dem Kanale entsenden M könnÄ, wmu Rußland sich anschicken sollte, sich deS SundeS oder der Türkei zu bemächtigen. 'Ohne Frankreich kann der Czaar seinen einzigen Rivalen, England, nicht in Schach halteNM