Volltext Seite (XML)
3., vor der Ingebrauchnahme der Gebäude bez. Gebäudetheile. Der Bauherr hat daher nicht nur die nach 8 12 Abs. 3 der Straßenbauordnung für die Stadt Pulsnitz erforderlichen Anzeigen zu erstatten, sondern auch die vorstehend unter 1 und 2 bezeichneten Bauabschnitte, sowie die Vollendung der zur Ingebrauchnahme fertiger Gebäude bez. Gebäudetheile rechtzeitig der Baupolizeibehörde anzuzeigen. Im Uebrigen können Zwischenrevisionen vorgenommen werden, so bald und so oft dies die Baupolizeibehörde für erforderlich hält Bei den vorzunehmenden Revisionen ist außer auf die genaue Ausführung der Bauten nach Maßgabe der gesetzlichen Bestimmungen und der genehmigten Baupläne bez. der gestellten Bedingungen insbesondere zu achten: g.) auf die Güte der Baumaterialien (Steine, Kalk, Sand, Architekturtheile, Träger u. s. f.); b) auf die vorschriftsmäßige Ausführung der Schornsteine, vor allem auf ihre gehörige Jsolirung von allem verdeckten Holzwerke; v) auf die Anbringung von Einschub und Lehmaussteckung zwischen den Balken und Dachsparren über Wohn- und Schlafräumen, sowie auf die Beschaffen ¬ heit der hierbei verwendeten Füllmassen; ä) auf die zweckmäßige Herstellung der Abert-, Dünger- und Sammelgruben, sowie etwaiger Schleußen und Brunnen; s) auf die gehörige Befolgung der zum Schutze der Bauarbeiter getroffenen Bestimmungen (zu vergl. Bekanntmachung des Stadtrathes vom 15. Januar 1901, den Arbeiterschutz bei Bauten betr) und der aus den Bauten vorgeschlagenen Unfallverhütungsvorschriften der Berufsgenossenschaften. Der mit der Revision Betraute ist berechtigt, nach Befinden den Weiterbau vor Beseitigung der Mängel zu untersagen und solchenfalls verpflichtet, der Baupolizeibehörde sofort Anzeige zu erstatten. Wird bei den Revisionen der Bau vorschriftsmäßig befunden, so ist dies auf dem von dem Bauenden vorzulegenden Baurisse kurz unter Beifügung des Datums mit der Unterschrift des Revisors zu bemerken. !V. Die Ingebrauchnahme eines Baues ist erst gestattet, wenn sie nach erfolgter Besichtigung und Prüfung desselben durch die Baupolizeibehörde ausdrücklich für zulässig erklärt worden ist. Die Prüfung ist vom Bauherrn zu beantragen. (Z 181 des Gesetzes.) Baulichkeiten, für welche es nach tz 33 der Ausführungsverordnung keiner Anzeige und Genehmigung bedarf, sind von dieser Verpflichtung befreit, unterliegen aber auch der Bauaufsicht. (Z 37 der Ausführungsverordnung.) Die Ingebrauchnahme von neuen zum Bewohnen oder sonst zu dauerndem Aufenthalte von Menschen dienende» Räumen mit Ausnahme der Kellergeschosse wird dann, wenn sie nach sachverständiger Prüfung hinreichend ausgetrocknet sind und zwar in der Regel u) bei Fertigstellung des inneren Putzes zwischen 1. Februar uno 30. April nicht vor dem 1. Juli desselben Jahres; b) bei Fertigstellung des inneren Putzes zwischen dem 1. Mai und 30. September nicht vor Ablauf von 3 Monaten nach der Putzvollendung; o) bei Fertigstellung des inneren Putzes zwischen dem 1 Oktober und 31. Januar nicht vor Ablauf von 5 Monaten nach der Putzvollendung, g estattet werden. Die Ingebrauchnahme solcher Räume in Kellergeschossen wird erst ein Jahr nach deren Fertigstellung gestattet werden Ausnahmen können auf Ansuchen dann gestattet werden, wenn bei sachverständiger Prüfung die genügende Austrocknung der Räume sich ergiebt Zur Feststellung des Beginnes der Fristen ist die Fertigstellung der Räume der Baupolizeibehörde anzuzeigen. Die Gestattung erfolgt durch Aushändigung einer schriftlichen Erlaubniß der Baupolizeibehör e an den Bauherrn, vorher darf die Ingebrauchnahme nicht erfolgen. Zuwiderhandlungen gegen die Bestimmungen dieser Bekanntmachung werden, soweit nicht gesetzlich bereits Strafen angedroht sind, mit Geldstrafe bis zu 150 Mk., oder Haft bestraft und zwar soweit sie bei Bauausführungen begangen werden, sowohl am Bauherrn, wie am Bauleiter oder Bauausführenden. Pulsnitz, den 23. Mai 1901. Der Stadt rath. vr. Michael, Bürgermeister. Aktiven. . Mk. Sa. : Mk. 3 481 221,40 Im Jahre 1900 wurden an Spargeldern eingelegt Mk. 450 667,34 in 6343 Posten, dagegen zurückerhoben Mk. 435 312,69 in 3280 Posten, die den Einlegern gutge Hypothekenbestand Pfanddahrlehnsbestand Werthpapierbestand Außenstehende Zinsen Grundstücks - Conto Kaffenbestand , 2 949 386,40 69 370,— 395 005,15 9 698,57 725,13 57 036,15 Der Stadtrat h. Ur. Michael, Bürgermeister. schriebenen Zinsen betrugen Mk 95 328,43. Pulsnitz, am 21. Mai 1901. Sa.: Mk. 3 481 221,40 Passiven. Guthaben der Einleger auf 8604 Conten Lombardschulden Reiner Gewinn im Jahre 1900 . . Mk. 3 383 562,01 64 000,— 33 659,39 Bekanntmachung, den Stand der Sparkasse zu Pulsnitz am 31. Dezember 1900 betreffend. Bilanz. Bekanntmachung. Bei den am 22. d. M. erfolgten planmäßigen Ausloosungen von 3'/z »/» Pulsnitzee Stadtschuldscheine von den Jahren 1882 und 1891 sind folgende Nummern gezogen worden: !. Die 1882" KtaötankeiHe betreffend. I-it. ä. Nr. 24, 49, 240 und 260 a 500 Mk. „ ö. „ 44, 133, 293, 303, 332, 474 und 483 ü 100 Mk. I!. Die 1891" StadtanceiHe betreffend. Int. Nr. 64 zu 500 Mk. „ 6. „ 185 zu 300 Mk. , 6. „ 219 und 274 st 200 Mk. Die Inhaber dieser Schuldscheine werden aufgefordert, am 31. Dezember 1901 bei unserer Stadtkasse gegen Rückgabe der Schuldscheine sammt Zinslcisten und der noch nicht fälligen Zinsscheine den Kapitalbetrag in Empfang zu nehmen, außerdem aber zu ge wärtigen, daß dessen fernere Verzinsung aufhört. PulSnitz, am 22. Mai 1901. Der S t a d t r a t h. Or. Michael, Bürgermeister. Bekanntmachung, das HPngst schießen bclv Nach Z 139 6 der Reichsgewerbeordnung wird hiermit wahrend des Pfingstschießens, d. i. vom 27. bis 30. Mai d. I., das Offenhalten der BerlausSsttllen in der Stadt bis 10 Uhr adevds und auf dem Schützenplau bis 11 Uhr abends gestattet. Schaubuden, Karuffels und dergl. sind an diesen Tagen spätestens 12 Uhr nachts zu schließen. Pulsnitz, am 23 Mai 1901. Der Stadtrat h. Or. Michael, Bürgermeister. Pfingsten ein fröhliches Fest, mitten hineingestellt in die sonnigste Zeit des ganzen Jahres. Wer wollte den Menschen nicht rechte Freude rönnen, eine Ruhepause in der hastenden Arbeit, eine Erholung im Haus und in der Familie, eine Erfrischung und Stärkung in GotteS freier Natur? Aber das Fest des Geistes weist doch vor allem in das Gebiet des Geistigen und Geistlichen. Heute feiern wir den Geburtstag unsrer Mutter Kirche, denken an die Gründung des Reiches Gott-s, das die Reiche der Welt überdauert hat und überdauern wird. Wohl ist die Herrlichkeit der ersten christlichen Zeit dahin, das Feuer der ersten Liebe verglommen und manchem wird das Herz schwer beim Blick auf diese große Vergangenheit und berech tigte und unberechtigte Klagen werden laut; und dennoch darf eS mit Freuden heißen: „Er ist bei uns wohl auf dem Plan mit seinem Geist und Gaben, das Wort sie sollen lassen stahn, das Reich muß uns doch bleiben." Noch weht Gottes Geist durch die Kirche, durch die Herzen. Mit Sturmesbrausen und Feuerzeichen, diesem wunderbaren Fest geläut Gottes, zog er einst ein in die Welt, in die Herzen der Gläubigen. Diese äußeren Wunder haben sich nicht wiederholt, aber unzählige Pfingsten hat es gegeben, die auch wunderbar waren. Jeder Gläubige ist ein Pfingstwunder: Das Wort ist zu ihm gedrungen, sein Herz brennt in der Liebe zu Gott und dem Heilande, der Mund geht über im Beten und Singen, im Loben und Danken. Gott sei Dank, der Glaube ist in unsern Tagen eine Macht geworden in Volk und Gemeinde und Haus, allein Spöttern und Glau benslosen zum Trotz. Es ist gewiß, daß viele ihr Herz verschließen vor dem Geist von oben — kann denn die Sonne ins Zimmer scheinen, wen: man die Fensterladen verschließt? —, sie haltens mit dem Geist von unten und begnügen sich mit einem Gang in die Wälder und Wiesen und kennen nichts Schöneres als Lustbarkeit und Zerstreuung; aber mehr noch singen nicht bloß: „O heilger Geist, kehr bei uns ein", sondern sie lassen ihn ein. Es ist keine Frage, daß es genug schlechte Christen giebt, die das Christenthum in Mißkredit bringen; aber räudige Schafe giebt es in jeder Herde, doch darum schafft man die Herde n ht ab; einen Judas gab es schon unter den Zwölfen, die Guten- können doch nichts für die Bösen. Die Christenheit hat ihre Schäden, aber man soll seine Augen nicht verschließen gegen ihre Vorzüge; in die Kirche ist wie in jede Einrichtung unter den Menschen manche Sünde eingedrungen, aber es fehl« nicht an treuen Zeugen der Wahrheit, die die Schäden auf decken und bekämpfen, und es fehlen nicht die fleißigen Hände, die helfen und bessern. Unsre Eltern haben auch ihre Fehler; aber wer darf deshalb undankbar und blind sein für die Wohlthaten, die wir ihnen verdanken? Von der Kirche sind trotz aller Mängel und Schwächen Segens ströme ausgegangen in die Welt, solche grh.n noch immer von ihr aus auch in unsern Tagen und zwar nicht zuletzt durch das Wort. Noch geht Gottes Wort durch die Lande. Apostel predigen es heute nicht mehr, sondern nur schwache, fehlerhafte Menschen; aber daS Wort hat doch die Kraft in sich selbst und es schafft sich schon Bahn und dies Wort ist noch da und wird noch gepredigt und wird noch gehört trotz alles Aberglaubens und Unglaubens, trotz aller Angriffe der Menschen. Unsre Kirchen sind nicht leerer ge worden, ob auh die großen Volksversammlungen gut besucht sind. Die Bibel ist zu keiner Zeit so verbreitet worden als zu unsrer, ob auch di- schlechte, schmutzige Litteratur große Nachfrage findet; kein Buch ist in so vielen Sprachen — an die 400 — gedruckt als die so alte und doch immer noch nicht veraltete Bibel. Die Mission hat zu keiner Zeit so viel offene Thüren gesunden und so viel Erfolge gehabt als heute, wo es über 50 Missionsgesellschasten giebt, wo Millionen in der ganzen Welt für dies Werk jährlich ge sammelt werden, wo Tausende von Boten draußen stehen und laden ein: kommt, es ist alles bereit! Daß wir Christen uns nur nicht beschämen lassen Durch die Heiden, daß nur unsre Sattheit nicht zu sehr absticht gegen den Hunger drau ßen nach dem Brot des Lebens. Vor allem gilt es, Thätcr des Wortes zu sein und nicht Hörer allein; das Leben be weist den Christen und ist das Barometer für unser Christen tum. Noch steht Gottes Haus fest in Wechsel der Zeiten Im Laufe der Geschichte hat eS sich mehr als einmal um Sein und Nicht ein der christlichen Kirche gehandelt, Kämpfe haben getobt um die Mauern derselben, die zu den blutigsten und schlimmsten gehören; aber die Festung ist nicht erobert worden, im Gegenteil, die Feinde alter und neuer Zeit sind an ihr zu Schanden geworden. Die Mächtigen der Erde sind vergessen, ihr« Reiche zerfallen; aber die Kirche