Volltext Seite (XML)
absatz so wichtigen Handel hat er nach Mittheilungen, die der „Franks. Ztg." zugegangen sind, übergangen Die Spinner und Weber sind auch gut organistrt, der interessirte Handel und die an dem jetzigen Zoll interessirte Fabrikation sind eS nicht. Die Bildung einer süd- und westdeutschen Vereinigung ist jetzt im Gange, wie das Frankfurter Blatt ebenfalls erfährt, um die der Textilindustrie drohenden Gefahren abzuwenden. Pulsnitz. Bei der Sparkasse Pulsnitz wurden im Monat Februar 453 Einzahlungen im Betrage von 28 910 M. 67 Pf. geleistet. Dagegen erfolgten 238 Rückzahlungen im Betrage von 24 040 M. 69 Pf. Der Gesamnitumsatz be trug 90 873 M. 20 Pf. — Ihre Majestäten der König und die Königin un ternahmen vorgestern wieder längere Ausfahrten. Se. Maj. der König suchte hierbei die Dresdner Heide auf und be nutzte dort den Schlitten. Dresden. Den Schandbubsn, die im October 1899 in der Siegesallee zu Berlin nächtlich an den Marmor- dsnkmälern ihr Zerstörungswerk trieben, ist die Berliner Criminalpolizei hart auf der Spur. Kürzlich wurde eine weit verzweigte Einbrechcrbande in Berlin dingfest gemacht, von welcher ein Complize der Kriminalpolizei u. A. auch einräumte, daß er die Vandalen kenne, die seiner Zeit die Denkmäler in der Siegesallee geschändet hatten. Sie hätten sich von Berlin wsggewsndet und lebten zur Zeit in Dresden. Der eine sei ein Kellner, der andere ein früherer Studio. Die Berliner Kriminalpolizei ist nun, wie verlautet, mit Erfolg in Dresden thätig gewesen und hat den Kellner, welcher die That leugnet, bereits festge nommen. Die Verhaftung des anderen dringend Verdäch tigen steht unmittelbar bevor. Die Individuen sollen von einem gutsituirten, in Berlin wohnenden Herrn mit Geld- mitteln ausgestattet worden sein. Auf die Ergreifung der bisher unentdeckt gebliebenen Vagabonden war eine hohe Geldbelohnung auSgesetzt worden. Dresden. Auf dem neuen Personenbahnhöfe Dres den-Neustadt hat die Staatseisenbal nverwaltung ein Kron« ken-^und Aerztezimmer einrichten lassen, wie ein solches auch aus dem Altstädter Hauprbahnhose vorhanden ist. Von jetzt an sollen diese Aerzte- und Krankenzimmer bei einem jeden Bahnhofsumbau mit eingerichtet werden, da sie sich als ein Bedürfniß namentlich bei größeren Bahnhofsan- lagen herausgestellt haben. — Die sächsische Bank setzte den Wechseldiskont und den Lompardzinsfuß auf 4'/, Procent herab und die Reichs- ban! den Wechseldiskont auf 4'/, Procent, den Lombard zinsfuß auf b'/r Procent. — Zu der diesjährigen 26. Dresdner Pferde- ausstellung am 4., 5. und 6. Mai sind zu den bereits bezeichneten Ausstellern noch hinzugekommen: daS königliche Landstallamt Moritzburg mit 20 invertirten Zuchtstuten, die sächsische Zucht mit 24 Stück, die Firmen Lajos-Weiß aus Wien, Angustin - Döbeln und Rosenfeld - Leipzig mit je 30 Stück. — Geldknappheit und wirthschastliche Krisen kommen auch im Geschättsverkehre der sächsischen Sparkassen zur Erscheinung; sie haben eine Abnahme der Einzahlungen und eine Zunahme der Rückzahlungen zur Folge. Als ein Zeichen der Zeit ist hervorzuheben, daß im Jahre 1900 die Einzahlungen hinter den Rückzahlungen zurückgeblieben sind. In der ganzen zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts — vielleicht auch seit viel längerer Zeit — ist dies uur noch einmal, nämlich im Jahre 1881. der Fall gewesen, wo sich die Einzahlungen aus 83511546 Mk. und die Rück zahlungen auf 84881677 Mk. bezifferten. Im letztvsr- flossenen Jahre 1900 betrugen die Einzahlungen 2070877 M die Rückzahlungen 2324166 Mk. Die Barbestände bei allen sächsischen Sparkassen zusammen beliefen sich Ende Nov. auf 5699524 Mk. und Ende Dec. auf 9506492 Mk. — Bei der Staatseisenbahnverwaltung sind zwei neue Krankentransportwagen in Betrieb gestellt worden, die von jetzt an dem Publikum zur Verfügung stehen. Der einfach ausgestatlete Krankenwagen ist vierachsig und mit Trag bahre versehen, während der andere Wagen allen hygieni schen Comfort enthält. Man findet hier Eisbehälter, Koch einrichtung, getrennte Bedientenräume usw. Die Wagen können auch nach außerhalb Sachsens und Deutschlands gelegenen Ortschaften benutzt werden. Leipzig. Einem 20jährigen Italiener ist hier von einem seiner Landsleute ein schlimmer Streich gespielt wor den. Der junge Mann wurde von dem ihm unbekannten Landsmann in ein Restaurant verschleppt, wo der Unbe kannte sich erbot, ihn nach Hamburg zu begleiten. DaS ihnen gehörige Geld sollte, damit es nicht gestohlen würde, zusammen in ein Taschentuch eingebunden werden. Der Unbekannte zog auch alsbald eine die Zahl 1000 tragende Banknote hervor, band sie in ein Taschentuch ein und for derte den jungen Mann zur Herausgabe seiner Baarschaft auf. Dieser gab auch vertrauensvoll sein 590 Mark ent- haltendes Portemonaie her, welches der Fremde anscheinend ebenfalls in das Tuch einband. Bald darauf verschwand der Unbekannte unter Zurücklassung dcS angeblich das Geld enthaltenden Tuches, und als der Zurückgebliebene deS Wartens müde, endlich daS Tuch aufband, fand er darin nichts als eme sogenannte Blüte und einige Papierfetzen. Leipzig, 26. Februar. Die beiden Mörder des Laufburschen Otto sind verhaftet worden und haben gestanden. Es sind der 16jährige Laufbursche Thärigen und der 14jäh- rige Schulknabe Willi Krost. — Da sich jtzt alle Welt so lebhaft für die Boern interessirt, so ist eS vielleicht interessant zu hören, daß in Coschütz bei Meißen und zwar in der Villa Cosel, vor einigen Tagen ein kleiner echter Bure das Licht der Welt erblickt hat. Der Vater desselben war früher Bahnhofs- Inspektor in der Nähe von Pretoria, von welchem Posten er in Folge des Ausbruches des Krieges zurückzutreten gezwungen war. — Die Tuchnepper, die sich vor mehreren Wochen bei Meißen, in Wendischfähre rc. aushlelten, sind in der Gegend zwischen Göda und Neschwitz bei Bautzen aufgetaucht. Wunderschön aussehende Stoffe zu einem ganzen Anzuge werden zu 12 Mark angeboten und für 5 Mark loSgeschlagen. Am besten wird man diese „schwar zen* Geister los, wenn man ein Gegengebot von 1 Mark oder 2 Mark macht. — Der Verband Chemnitzer Kegelklubs hat be- schlossen, ein eigenes Keglerheim zu errichten. Zu diesem Zwecke wird ein an der Schützenstraße und Schützengäß chen gelegenes Grundstück für den Preis von 70 OM Mark erworben, die Gesammtkosten inkl. Einrichtung sind auf 175 OM Mark veranschlagt — Der bei einem Oelsnitzer Baumeister dienende Knecht Max Kegler hatte eine Ladung Bretter im Last schlitten von Schöneck nach Oelsnitz zu fahren. Ec wählte hierzu einen kürzeren aber steilen, arg verschneiten Weg; bei Werda schlug der Schlitten um und drückte den Ge- schirrsührer in den tiefen Schnee, in dem er erstickte. — Am Sonnabend Nachmittag ist ein Personenzug zwischen Rabenstein und RöhrSdors bei Limbach im Schnee stecken geblieben. Die Insassen des Zuges gerieten in eine sehr üble Lage, denn sie konnten sich nicht durch die hohen Schneewehen nach einem der beiden Dörfer hin- durcharbeiten und mußten wohl oder übel in dem Zuge bis Sonntag früh 3 Uhr ausharren, zu welcher Zeit es endlich einer von Wüstenbrand abgelasi nen GüterzugS- maschine gelang, den Zug zu erreichen und unter unend lichen Mühen nach Wüstenbrand zurück zu befördern. Um in dem Zuge nicht zu erfrieren, hatten sich die Passagiere, unter denen sich auch eine Frau mit einem halbjährigen Kinde befand, in einem Wagen vierter Klasse vereinigt, wo tüchtig eingeheizt wurde. Erst um 11 Uhr vormittags konnte der erste Zug wieder verkehren. — Am Dirnstag früh kurz vor Abgang des 7 Uhr 21 Minuten von Nossen nach Wilsdruff verkehrenden Zuges entgleisten in Folge falschen Standes der Weiche die letzten beiden Wagen des genannten Zuges und stürzten um. Der Postschaffner L. wurde hierbei leicht verletzt Der Materialschaden ist nur unbedeutend und eine Be triebsstörung nicht eingetreten. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Der Kaiser ist nach Beendigung feines Aufenthaltes in Homburg v. d. H. am Mittwoch Vor mittag in der achten Stunde wieder in Berlin eingetroffen. Vom König Eduard von England hatte sich der Kaiser am Dienstag Nachmittag auf der Saalburg verabschiedet, wohin sich di» beiden Herrscher in Begleitung der Kronprinzessin von Griechenland von Schloß Friedrichshof aus zu Schlitten begeben hatten. Irgendwelche politische Bedeutung kann man den anläßlich des Besuches deS Königs Evuard bei seiner Schwester, der Kaiserin Friedrich, in Schloß Friedrichs- Hof stattgehabten wiederholten Begegnungen des englischen Monarchen mit Kaiser Wilhelm schwerlich zusprechen, zu nal hierbei auch keine offizielle Persönlichkeit anwesend war, ab gesehen vom «nglü'chen Botschafter am Berliner Hofe, Sir Frank Lascelles. Wie verlautet, gedenkt König Eduard noch bis Sonnabend in Friedrichshof zu bleiben. Am Dienstag begleitete er die Kaiserin Friedrich bei einer mittags im Fahrstuhl unternommenen Spazierfahrt der hohen Frau im Schloßpark; das Befinden der Kaiserin soll augenblicklich ein verhältnißmLßig günstiges sein. — Die Herzbeschwerden beim Großherzog von Olden burg sind in letzter Zeit nicht mehr hervorgetreten; sein Allgemeinbefinden ist jetzt ein befriedigendes. — Der deutsche Kronprinz hat sich eine Erkältung zu gezogen, die ihn einstweilen nöthigt, daS Zimmer zu hüten. — Der Reichstag begann am Dienstag die Berathung des Militäretats, welche durch erläuternde Bemerkungen des Berichterstatters der Budgctcommifsion, Abg. Grafen Roon (cons), über die CommissionSbeschlüffe zu genanntem Etat eingeleitet wurde. Dann ergriff der CentrumSabgeordnete Groeber das Wort, um zunächst nochmals den bekannten Fall der in Köln wegen ihrer Stellungnahme zur Duellfragc nicht gewählten katholischen Offiziersaspiranten zu erörtern. Dann ging er zu dem beklagenSwerthen Vorfälle in Mörchingsn über; er erkannte das prompte Walten der Militärjustiz in dieser Angelegenheit an, rügte aber das Verhalten deS Offi ziersehrengerichts in derselben und betonte im Ferneren, daß di« Construction eines Widerspruches zwischen der kaiserlichen Cabinetsordre g-gen den Duellunfug und dem vom Kaiser sanctionirten Strafgesetzbuch eine Majcstätsbeleidigung bedeute. Schließlich erklärte Herr Groeber, daß er an den obersten Kriegsherrn wegen unrichtiger Auslegung seiner Ordre über das Duell appellire. Kriegsminister v. Goßler erwiderte in längerer Rede; er wies sür'S Erste darauf hin, daß die Schuldigen bei dem Kölner Zwischenfall bestraft worden seien, berührte dann die Mörchinger Affaire, hierbei darauf aufmerksam machend, daß die Untersuchung darüber, ob in dem Mörchinger Fall von den Betheiligten nach den bestehen den Vorschriften gehandelt worden sei oder nicht, noch schwebe, um nun eine längere geschichtliche Darlegung über daS Duell in der kurbrandenburgisch-preußischen Armee zu geben. Die Ausführungen deS Ministers liefen darauf hinaus, daß Alles geschehen sei, das Duell in der Armee nach Möglichkeit ein- zuschränken, daß aber seine gänzliche Unterdrückung schwerlich zu erwarten stehe. Sehr scharf ging natürlich Abg. Bebel gegen die Duellmanie in der Armee vor, wobei der Sozia- listensührer hervorhob, daß es für die Offiziere keinen be sonderen Ehrencondex geben dürfe. Im Weiteren beschäftigte er sich eingehender mit dem Mörchinger Vorkommniß und sprach dabei auch von einem in Sachsen angeblich bestehenden königlichen Geheimerlaß, der dem Offiziersduell Vorschub leiste. Im letzten Theile seiner Rede kritisirte Bebel den Militäretat abfällig, daneben behauptete er, daß die Sol datenmißhandlungen wieder erschreckend zugenommen hätten. In der ferneren Debatte erklärte der sächsische Bevollmächtigte Major Krug v. Nidda die Behauptung von einem angeblich dem Duell günstigen Geheimerlaß de« Königs Albert für unbegründet, worauf Abg. Or. Oertel (cons.) unter Vorstößen gegen die Anschauungen des Abgeordneten Bebel dazulegen suchte, daß bei dieser Duelldebatte in Hinblick auf die grund verschiedenen Ansichten nichts Greifbares herauskommen könne. Dann unterbreitete er dem Kriegsminister eine Anzahl Wünsche der Landwirthschaft, auf welche die Generalmajore v. Heringen und v. Einem entgegenkommend antworteten. Weiterhin entspann sich noch eins kleine Auseinandersetzung zwischen dem Polen v. JazdzewSki und dem Kriegsminister v. Goßler über die Verfügung des commandirenden Generals des ö. ArmcecorpS, daß die Kausbedürfniffe der Mannschaften des 5. Armeeeorps möglichst bei Kaufleuten deutscher Natio nalität zu befriedigen seien. Die Dienstagsdebatte schloß mit einer Rede des Centrumsabgeordneten Bachem, in wel cher derselbe die Darlegungen deS Krieg? Ministers zur Duell- srage scharf allfällig kritisirte. — Die Budgetcommission des Reichstages genehmigte am Dienstag u. A. den Etat des ReichS-Javalidenfonds und nahm hierbei einen Antrag des Centru nsabgeordneten Speck an, den Fonds für hilfsbedürftige Veteranen von 4080 000 M. auf 5 200 000 M zu erhöhen. — Das preußische Abgeordnetenhaus führte auch am Dienstag die allgemeine Debatte über den Eisenbahnetat noch weiter. — Zwischen dem Kaiser und dem Graf-Regenten von Lippe-Detmold sollen nunmehr alle Meinungsverschiedenheiten ausgeglichen sein. Auf Anordnung des Kaisers ist dem Gras-Regenten Ernst jetzt ein Ordonnanzoffizier zugetheilt worden. — Die Bevölkerung des deutschen Reiches beläuft sich auf Grund der am 1. Deeember 1900 vorgenommenen all gemeinen Volkszählung auf 56 345 014 Einwohner, wie daS kaiserliche statistische Amt zu Berlin mittheilt; seit 1895 ist die Einwohnerzahl des Reiches um rund 4 Millionen Köpfe gewachsen. — Die Kaiserin Friedrich leidet nicht an Nierenkrebs, sondern an Uteralkrebs, bericht t die „Neue Bad. Landesztg." Das fürchterliche Leiden ist nicht etwa erst vor kurzer Zeit aufgetreten, sondern schon viele Jahre alt. — Reichskanzler Graf Bülow schenkte als Taufpaths dem Schnelldampfer „Deutschland' der Hamburg-Amerika-Linie eine kunstvoll ausgeführte seidene Standerflagge. In dem Begleitschreiben heißt es: „Indem ich dieses Zeichen meines fortdauernden Interesses an dem schönen Fahrzeug an seins Bestimmung abgehen lass?, stelle ich mir gern vor, wie die Flagge mit dem theuren Namen der Heimath im frischen Seewind flattern wird, so ost das prächtige Schiff in einem fremden Hafen unsere Technik, unsere Rhederei, unseren Handel, unsere deutsche Tüchtigkeit zu Ehren bringt!" — Die neue Chinavorlage ist dem BundeSrath nun mehr zugegangen. Dieselbe fordert 120 682 OM Mark. In der Begründung der Vorlage heißt es u. a., daß sich an den Zielen, die das Reick in China verfolgte, nichts geändert Hobe. Das thatkrästige Eingreifen der Mächte habe die Lage n China, wenn auch langsam, so doch merk bar und stetig gebessert. Mit dem deutschen Oberbefehle kam Einheitlichkeit in die militärischen Operationen der ver schiedenen Kontingente. Größere militärische Unterneh mungen über das besetzte Gebiet hinaus, würden nicht mehr erso derlich werden. Eine befriedigende Beendigung der Wirren erscheint nach dem jünsten Entgegenkommen Chinas gesicherter, wenn sich auch über den Zeitpunkt, bis zu welchem das Ziel erreicht sein wird, noch nichts bestimmtes sagen läßt. So besonders zuversichtlich klingen die Aeußer- ungen der Reichsregierung über eine baldige befriedigende Lösung der Chinawirren in der vorstehenden Begründung zur China-Vorlage gerade nicht; es wird nur hervorge- hoben, daß entsprechende Ersparnisse eintreten würden, wenn die deutschen Truppen ganz oder zum theil vor dem 31 März 1902 in die Heimat zurückvefördert werden, waS wahrscheinlich sei. Auf noch volle 13 Monate Chinakrieg hat wohl kein Mensch mehr gerechnet. Die Bcedigung der Wirren und die Rückkehr unsrer Truppen wird vielmehr wesentlich früher erwartet. — Oberleutnant Rüger, der durch kriegsgerichtliches Erkenntnih erster Instanz wegen Nredsrschießung des Haupt manns Adams zu zwölf Jahren Zuchthaus und Ausstoßung aus dem Heere verurtheilt wurde, hat bei der zuständigen militärischen Appellinstanz eine ganz wesentliche Milderung dieses Urtheils erwirkt. Das Kriegsgericht deS 15. Armee corps verwandelte die ausgeworfene Zuchthausstrafe in vier jährige Festungshaft und nahm ferner die Ausstoßung Nüger's aus dem Heere zurück. — Die Richtigkeit der Angabe, daß die Revisionsin stanz die gegen den Oberleutnant Rüger in Mörchin- gen verhängte zehnjährige Zuchthausstrafe in vierjährige Festungshaft verwandelt habe, wird bestritten, denn es ist, wie der „Voss. Ztg." aus Köln gemeldet wird, der Termin für die Verhandlung vor d,m Oberkriegsgerickt zu Metz als Berufungsinstanz noch gar nicht einmal bestimmt, ge schweige schon das Urtheil gesprochen worden. — In Süddeutschland sind die Parteigegensätze weniger scharf ausgeprägt als in Preußen. Diese Erscheinung erklärt es, daß auch die Sozialdemokratie in Süddeutschland bei w-ite-n nicht so radikal ist, wie dis im Norden des Vater landes. In Süddeutschland kann man von einer Mauserung der Sozialdemokratie sprechen, während davon in Norddenlsch- land vorläufig noch nichts zu bemerken ist. Auf der Landes- ve sammlung der badischen Sozialdemokraten wurden in dieser Beziehung recht bemerkenswelthe und lehrreiche Beschlüsse gefaßt, deren wichtigste lauten: Ungerechtfertigte Budgct- ver Weigerung ist sinnlos. Mit Revolution ist nichts zu machen, mit Hervorkehrung der sozialdemokratischen Endziele nichts zu erreichen. Der sozialdemokratischen Gesinnung schadet es nichts, wenn ein Sozialdemokrat als Mitglied des Präsidiums eines Parlaments dem Landessürsten per,ön- lich Meldung erstattet. Was sagen Bebel und Singer dazu; der alte Liebknecht wücde sich imWrabe umdrehen, wenn er so etwa» hörte. Oesterreich-Ungarn. Im neuen österreichischen Abge ordnetenhaus« wird die Situation immer ungemüthlichsr. In der DicnstagSsitzung begannen die Czechen wieder mit der Obstruetion, und zwar zunächst mit der „zahmen". Auf Verlangen von ezechischer Seite mußten die eingelaufenen Sachen im Wortlaut verlesen werden, an welche zeitraubende Arbeit sich eine fast die gesammte übrige Sitzung ausfüllende Dauerrede des Jungczechen Sileny anschloß. Frankreich. Die französische Deputirtenkammer ge nehmigte am Dienstag im Weitergange der wieder ausge nommenen Debatte über das Vereinsgesetz die Artikel 9, 10 und 11 desselben. Bei Berathung des Artikels 12, welcher festsetzt, daß jeder überwiegend aus Ausländern bestehende Verein aufgelöst werden könne, trat Vertagung ein, da zu diesem Artikel zahlreiche Abändsrunasanträge vorliegen. Spanien. Die Königin-Regentin Christine von Spa nien hat das DemissionSgesuch des Ministeriums Azcarraga (Fortsetzung in der Beilage.)