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«Mts Blatt des Königs. Amtsgerichts und des Stadtrathes S. März 1W1 Sonuaven» Verantwortlicher Redakteur Otto Dorn in PulSnitz. Pulsnitz Geschäftsstellen: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausch«, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-BureauS von Haasen stein L Vogler, Jnvalidendank, Rudolph Moffe und G. L. Daube t Tomp. Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. «lS Beiblätter: I. JllustrirteS SonntagSblatt (wöchentlich); 2. Landwirthschaftliche Beilage (monatlich). Abonnements-Preis Vierteljährl. 1 Mk. Sö Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. D--"N»,iuudM«higst«r Jahrgang > -»-«»«»S! Königsbrück, Kadeberg, Kadeburg, Moritzburg und Kmgegend. N^und Freitag Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor. puSzeile (oder deren Raum) 10 Pennige. Die Erhebung von MehseuchencntschäSigungsbeitriigen auf 1800 betreffend. Das Königliche Ministerium des Innern hat den Jahresbeitrag zur Viehseuchenentschädigung auf 1900 a, für ein Pferd auf 97 b, für ein Rind im Alter von über 6 Wochen, auf 14 ^s, o, für ein Kalb im Alter von weniger als 6 Wochen auf 13 festgesetzt. Auf Grund der abgestempelten Verzeichnisse haben die Ortsbehörden des hiesigen Bezirks die Beiträge unverzüglich einzuheben und bis zum 1. April mit den Verzeichnissen hierher abzuliefern. Von den Beiträgen werden gesetzlich bestritten: Entschädigungen für in Folge von Milzbrand oder Rauschbrand gefallene oder getödtete Pferde und Rinder, für an Gehirn-Rückenmarksentzündung bez. an Gehirnentzündung umgestandene oder getödtete Pferde und für an Maul- und Klauenseuche gefallenes Rindvieh. Königliche Amtshauptmannschaft Kamenz, am 26. Februar 1901. von GrdmanuSdorff. Der Krieg in Südafrika. Die englischen Siegesberichte der letzten Tage au» Süd afrika, nach denen sowohl LouiS Botha als auch Dewet von den Engländern fest eingekreist sein sollten, — ersterer im östlichen Transvaal, letzterer bei PetruSville im nördlichen Kap- land — haben sich rasch genug als höchst optimistisch gefärbt erwiesen. Bezüglich Loui» Botho» muß von englischer Seite selber zugegeben werden, daß er mit 3000 Mann den ihn verfolgenden Truppen de» Reitergenerals French in de, Rich tung auf Komatipoort an der tranSvaalisch-portugiesischen Grenze entkommen ist, aber auch mit der Jagd auf Dewet ist e« wieder einmal nichts gewesen Er sollte nach den eng lischen Meldungen mit dem Rest seine» angeblich gänzlich zersprengten und nach allen Richtungen der Windrose zer streuten Reitercorp» von überlegenen englischen Colonnen am Oranjefluß umzingelt sein, aber inzwischen hat dieser kühnste aller Boernführer den Engländern abermals ein Schnippchen geschlagen und sich wieder südwärt» gewendet, um sich, wie eü heißt, mit dem im Bezirk von Prieska unter dem Com- mando Hertzog'» operirenden Boerncommando zu vereinigen. Dann kann aber Dewet bei seinem Einbruch in dem Nord- wksten de» KaplandeS unmöglich ein« so schwere Niederlage «litten haben, wie dies die Berichte von englischer Seite glauben machen wollten, höchsten» hat er sich eine klein« Schlappe geholt, die ihn jedoch offenbar durchaus nicht actio»»« unfähig gemacht hat. Wie nun eigentlich die militärische Lage im Kapland, dem gegenwärtig am meisten interessirenden Theile de» süd afrikanischen Kriegsschauplatzes, beschaffen ist, da» läßt sich von der Ferne au« unmöglich bestimmt beurtheilen, angesichts der verworrenen und sich vielfach widersprechenden Melvungen über die Bewegungen der beiderseitigen Parteien. Nur darf indessen da» Eine al« gewiß betrachtet werden, daß r« den Engländern noch immer nicht gelungen ist, die schon vor längeren Wochen keck in da« Kapland eingedrungenen Boern- abtheilungen wieder über den Oranjefluß zurückzutreiben, so große Anstrengungen auch von ihnen zu diesem Zweck ge macht worden sind. Inzwischen ist nun auch Dewet mit seinen Leuten im Nordwesten der Kapeolonie aufgetaucht, wa« dem britischen Oberbefehlshaber Lord Kitchener so bedenklich erschien, daß er sich schleunigst von Pretoria nach dem Eisenbahnknotenpunkt de Aar im nördlichen Kapland begab, um selber dir Opera tionen gegen den schlimmen Dewet zu leiten. Bekanntlich hatten dieselben aber keineswegs den von Lord Kitchener ge wünschten Erfolg, und schließlich mußte er eiligst nach Pre toria zurückkehren, weil unterdessen LouiS Botha im östlichen Transvaal wieder unternehmungslustiger geworden war; wie man weiß, wäre der britische Oberscldherr bei seiner Rück kehr nach Pretoria von den Boern um ein Haar gefangen genommen worden. Wie eS nun die Plumer, Knox u. s. w. anfangen werden, ihre schwierig« Aufgabe, die im Kapland umherstreifenden Boerncommando» wieder au» dem Lande hinau»zujagen, noch zu lösen, da» bleibt einstweilen noch ab zuwarten, wie e» scheint, verfügen die britischen Unterführer zur Durchführung dieser Mission noch immer nicht über ge nügende Streitkräfte. Anderseits ist «S auch mit den Vor stößen der Boern in der Kapeolonie so ein« Sache; eine nachhaltige Wirkung zu Gunst«» der Boernsache wär« hier von nur dann zu erwarten, wenn die Kapboer. in Hellen Schaar«» ihr«» Brüd«rn aus dem Oranjefreistaat "»d au» Transvaal zuströmen würden. Indessen kann von einer allgemeinen Erhebung deS boerischen Element» in d«r Kap- rolonie gegen di« «nglisch« Herrschaft heute ebensowenig di« Red« sein, wie vor einem Jahre; für sich ab« sind di« dort operir«nd«n Boerncommando» viel zu schwach, um «twa» Be sondere» au»führen zu können, sie wrrden sich also auch ferner hin auf die möglichste Zerstörung der Eis«nbahven im Kap- lande, auf da» Abfangen kleiner britischer Truppenabtheilungen u. s. w. zu beschränken haben. So zieht sich d«nn der südafrikanisch« Krieg noch immer ohn« «in« neue wichtig« Entscheidung seit der Kapitulation Crmje'S bei Paardeberg und d«m Einzug« Lord Robert» in Pretoria hin, so sehr auch die englischen Strategen darauf auSgehen, einen solchen Schlag zu führen, der Botha im Norden od«r Dew«t im Süden oder vielleicht auch all« b«ide unschädlich machen könnt«. In den maßgebenden «nglischen Kreisen ist man vorerst nach wie vor entschlossen, d«n Kampf bi» zur völligen Besiegung der Boernrepubliken durchzukämp- fen, obwohl die Qualität der gegen die Boern fort und fort aufgebotenen Truppen stetig abnimmt und obwohl die Be schaffung der nöthigen Ersatzmannschaften immer schwi«rig« wird, während die Kosten de» afrikanischen Kriege» für Eng land sich bereit» auf drei Milliarden Mark belaufen. Oertliche «Ad sächsische Augelegenhette«. Pulsnitz, 1. März. Die vielbesprochene Schul« hausbaufrage hat nun in der gestern Abend stattge fundenen Stadtvrrordnetensitzung ihre endgiltige Erledigung gefunden. Laut Beschluß de« Collegium» soll auf dem Ka- pellgarten gegenüber dem ElektricitätSwerk «ine neue Schule erbaut werden. Dieser Beschluß wird von unserer Bewoh nerschaft gewiß freudigst begrüßt werden, geschieht doch durch diesen Bau, welcher möglichst schon 1902 in Angriff genom men werden soll, einem längst gefühlten Bedürfnisse Abhilfe. PulSnitz, 1. März. Vor einem zahlreich von hier und auswärts erschienenen Publikum traten gestern Abend im „Wolf"-Saale die Geschwister Fritz und Frieda Böhme au» Dresden auf. Die Produktionen auf dem Hoch- und Nirderrade, sowie auf dem Einrade erregten große» Aufsehen und riefen lebhaften Beifall hervor. Namentlich bekundeten di« Duettfahrten «ine außerordentliche Kunstfertigkeit, Ge wandtheit und Sicherheit auch bei den schwierigsten Evolutionen. Allseitige Anerkennung sicherte insbesondere dem Künstlerpaar da» gewinnende Wesen in der äußeren Erscheinung und im ganzen Auftreten. Nicht unerwähnt seien da» gut gelungene Begrüßung»« und Reigenfahren de» hiesigen Radfahrerelub» „Phönix". E» waren dies in Folge de« Platzmangels nicht zu unterschätzende vorzügliche Leistungen. Die Pausen wurden mit Ccncertpie^-n, besten« auSgeführt von der hiesigen Stadt« eapell«, »»«gefüllt. — Die Bahn frei für den abziehenden Winter — heißt e- jetzt überall und mit Hacke, Schaufel und Besen eilt man zu Hilse, um nunmehr den bösen Gesellen je eher, desto lieber loszuwerden. Die stolze Wtnterpracht hat unter dem Einflüße der weichen westlichen Winde und der warmen Strahlen der Frau Sonne arg zu leiden gehabt; namentlich hat sich in den Straßen die bisherige Schnee decke in jene» unbestimmbare Etwas aufgelöst, daß man gemeinhin mit dem Ausdruck „Matsch" bezeichnet. Hoffent lich hält nunmehr die linde Witterung auch weiter an. — Der Ausgabe der neuen Fünfzig-Markschetne soll späterhin auch die Anfertigung neuer Fünf-Markscheine und Zwanzig-Markscheine folgen. Mit den gewöhnlich jahrelang dauernden Vorarbeiten dazu ist in der Reichsdruckerei allerdings begonnen worden, jedoch sind diese zur Zeit noch in den allerersten Stadien begriffen. ES dürste, da nun mehr auch von dem Urtheil deS kürzlich eingesetzten künst- lerischen BeiratHS für derlei Arbeiten der RetchSdruckerei die Ausführung abhängig ist, mithin noch sehr geraume Zeit vergehen, bis die Ausgabe der in Aussicht genom menen Scheine ersolgen kann. Keinesfalls aber wird sie vor dem zweiten Halbjahr 1902 sich ermöglichen lassen. — Die redlichen Bemühungen de« Monat» Februar, vor seinem Ende noch möglichst gut zu machen, wa» er in seinem Uebrrmuthe sich der geplagten Menschheit gegenüber hat zu schulden kommen lassen, sind nicht zu verkennen. Durch linde Lüfte und warmen Sonnenschein suchte er sich bei un» noch einzuschmeicheln und trug so vor seinem Schei den noch viel dazu bei, die Spuren seine« strengen Regiment« zu verwischen. An seinem Scheidetage erfreute er uns so gar mit 6 Grad Wärme nach Reaumur. Unter solchen Umständen darf e« natürlich nicht Wunder nehmen, daß die gefiederten Frühlingsboten nunmehr eintreffen, nachdem schon die Quartiermacher seit einigen Tagen ihres Amtes gewaltet und von der bevorstehenden Ankunft der Bewohner der Lüfte, der munteren und unermüdlichen Natursänger, berichtet haben. Hat man denn auch überall dafür gesorgt, daß die einkehrenden Gäste gesäuberte und, wo nöthig, auSgebefferte Nistkästen vorgefunden haben, in denen sie sich häuslich ein richten können? Wer das noch versäumt hat, beeile sich, den Dank zollt ihm sicher demnächst ein fröhliche» Morgenliedchen ! — Der März ist der eigentliche Monat der Hoffnung. Er sagt den Menschen, daß er die Macht de» Winter» bricht und den Frühling in das Land schickt. Der dies jährige März nach einem so harten Winter ist der ganzen Menschheit doppelt willkommen. Wenn wir auch vor rauhen Tagen noch nicht ganz sicher sind, so ist es doch nun um die Herrschaft der nordischen Kälte geschehen. Wir gehen dem Frühling entgegen und mit ihm erwacht neues Leben und neue Thätigkeit, neue Arbeit, neuer Erwerb und neue Zufriedenheit. Umso rauher uns der Februar anließ, einen umso schöneren März können wir erwarten und um so wohler wird er uns thun. Er ist auch ein wich tiger Monat für den Landmann, dem er die Felder be freit von den dieses Jahr so reichlichen Schneemassen und den Frost aus der Erde zieht. Er weckt die schlummern, den Naturkräfte wieder und bringt die ersten köstlichen Tage, an welchen die Lerchen lebensfroh wieder über der grünenden Saat tireliren und die Drosseln im sprossenden Walde flöten, daß man meint, der Frühling müsse gleich über die Berge schauen. In den Gärten erinnert der kräf tige Srdgeruch der frischgegrabenen Beete an das Wieder- erwachen der Naturkrast, die bereits den bunten CrocuS, die leuchtende Narzisse und das lieblich duftende Märze- Veilchen erscheinen läßt. Mit seinen beiden Ruthen, dem Märzwind und dem Märzenschnee wird er die Menschen zwar auch nicht verschonen, doch sind dies kleine Uebel gegen die Härten dieses Winters. — Im Bereiche der Textilindustrie wird eS zu scharfen Kämpfen zwischen den Garnerzeugen und Garnverbrauchern kommen. Der Verein süddeutscher Baumwollenindustrieller, der mit dem Centralverbande der Industriellen in enger Fühlung steht, hat beim wirthschastlichen Ausschüsse mit allem Nachdruck sür eine Erhöhung der Tewerbezölle plaidirt. Er schlägt ein Schema vor, das neue Abtheilungen ausweist und Zollsätze von 80 bis 325 Mk. enthält, wäh rend die Zölle jetzt 80 bi» 120 Mk. betragen. Statt einiger weniger Zollsätze würde e» künftig 27 geben, wozu noch Zuschläge von 10 v. H. für alle gemusterten Gewebe auch bunt gewebt, mit mehr al» zwei Farben kommen. Von der nicht minder einflußreichen Mülhauser Industrie liegen ähnliche Anträge vor, die ebenfalls drei Gewichts grenzen (8 kg und mehr, 4 kg bis 7,99 kg, weniger al- 4 kg), aber nur je zwei Fadenklassen (bis 35 Fäden auf 5 mm im Geviert und 35 mm) enthalten, während die Süddeutschen noch eine Zwischenstufe von 35 bis 44 Fäden vorgesehen haben. Jedenfalls wird eS jedem Sachkenner leicht ersichtlich sein, welche Bedeutung diesen Anträgen zukommt und welche Gefahren sich in ihnen verbergen. Der wirthschaftliche Ausschuß hat über die Frage nur mit Spinnern und Webern verkehrt, den aber für den Waaren-