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Blatt Amts und des Stadtrathes -es Königs. Amtsgerichts Mutsnrh Abonnements-PreiS Vierteljahr!. 1 Mk. 28 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. AlS Beiblätter: I. JllustrirleS Sonntagsblatt (Wöchentlich); 2. Landwirthlchaftliche Beilage (monatlich). Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Preis für die einspaltige Cor- puSzeile (oder deren Raum) 10 Pennige. KefcHäftssterten: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-BureauS von Haasen stein L Vogler, Jnqalidendank, Rudolph Mosse und G. L. Daube L Comp. Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. Zns-rat- l -r sind bis Dienstag und Freitag Vorm. 9 Uhr aufzugeben. L. Förster's Erben Druck und Verlag von E. in PulSnitz. Mittwoch Ni-tttmdkün^igstkv Jahrgang. -s---"'---,»»« o>'° r°-n Nr. 35 I Mai 1901 Freitag, den 3. Mai 1901, nachmittags 4 Uhr sollen im Gasthaus zum Deutsche» Haus in Bretnig, als Auktionsort, 1 Damenfahrrad, 5 Nähmaschinen verschiedener Größe und Systeme und 2 Acetilengas - Kutschlaternen, alles in neuem Zustande, gegen sofortige Bezahlung versteigert werden. Pulsnitz, den 29. April 1901. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts Pulsnitz. Sonnabend, den 4. Mai 1901, nachmittags 3 Uhr sollen im Schrcier'schen Gasthofe zum Linden in Oberlichtenau, als Auktionsort, 1 starker Steinwagen, 1 Granitsteinschleifmaschine mit Angetriebe, 1 Getreidereinigungsmaschine, 1 Kutschwagen, 1 Schlitten, 1 Schreibpult, 1 Kopirpresse, 1 Nähmaschine und 1 Sopha gegen sofortige Bezahlung versteigert werden. P u l S n i tz. den 29. April 1901. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts Pulsnitz. Die Lage in China. Noch immer ist der Stand der chinesischen Angelegen heit weder nach der diplomatisch-politischen noch nach der militärischen Seite hin ein so befriedigender, wie man dies doch nach den optimistischen Meldungen über die angeblich be vorstehende Zurückziehung der verbündeten Truppen aus China, über eine größere Willfähigkeit der chintsischen Regierung, zum definitiven Abschlusse des Friedens mit den Mächten zu gelangen, u. s. w. annehmen könnte. Nach wie vor machen starke Räuberbanden, die sich vermutdlrch nicht nur aus langzöpfigen professionellen Banditen zusammensetzen, die Provinz Petschili bald an diesem, bald an jenem Punkte unsicher, sogar bis in die weitere Umgebung der Hauptstadt Peking hinein. Bon welcher Kampflust diese doch undiLcip- linirten Schaaren erfüllt sind, das zeigte sich erst jüngst wie der in dem Verhalten der starken chinesischen Bande, weiche in der Gegend von Schanhaikwan zuerst eine Compagnie deL 4. Pcndschab-Negiments überfiel und dann auch einer gegen sie entsandten japanisch-englisch-französischen Streitmacht hart- Näckigen Widerstand leistete, so daß die Chinesen erst nach einem mehrstündigen Feuergesecht in die Flucht geschlagen werden konnten. Dabei scheinen aber auch die größeren militärischen Expeditionen der Verbündeten noch nicht über flüssig geworden zu sein, wie soeben erst die Entsendung eines deutschen und eines französischen Corps unter den Generälen v. Lessel und Boilloud in der Gesammtstärke von etwa 7000 Mann gegen den General Liu erneut bekundete, der mit angeblich mehr als 20000 Mann vertragswidrig im Westen der Provinz Petschili in vorzüglicher Stellung stand. Nun ist es zwar Nicht zu dem erwarteten Kampf gekommen, weil Liu vor den verbündeten Truppen infolge dirccter Be fehle vom Hofe zu Singanfu zmückwich, jedoch hat es sich rasch genug gezeigt, daß dieser Rückzug nur ein scheinbarer war, denn die Mannschaften Lius sind an einer anderen Stelle bereits wieder sichtbar geworden. Es ist daher an die chine sischen Bevollmächtigten die Forderung ergangen, Liu sollte die von ihm besetzten Positionen an der Westgren>e von Petschili endgiltig räumen; ob es aber der verschmitzte chine sische Heerführer wirklich thun wird, daS dürfte fraglich sein; seine ganze Strategie deutet eher darauf hin, daß er beab sichtigt, nur seine Truppen hin und her zu ziehen, um dann plötzlich einen Vorstoß gegen die Verbündteten zu unter nehmen. Das ist eine verzwickte militärische Sachlage, die nicht darnach aussieht, als ob die Verbündeten endlich daran denken könnten, nächstens ihre Operationen einzustellen und den Ab zug der Truppen vorzubereiten. Ein solcher mißlicher Stand der militärischen Dinge muß natürlich auch auf die Friedens- Verhandlungen in Peking zurückwirken; denn wie können dieselben in der wünschenswerten ersprießlichen Weise vor- wärtskommen, wenn selbst jetzt noch Angriffe unternehmungs lustiger chinesischer Generäle auf die verbündeten Truppen zu befürchten stehen? In der That fehlt eS auch seit einiger Zeit wiederum an Nachrichten über einen gedeihlichen Weiter gang der diplvmati chen Unterhandlungen in Peking, die wie der einmal auf einem „todten Punkt" angelangt zu sein scheinen. Vielleicht trägt auch die fortgesetzt zweideutige Art des Auftretens der Amerikaner wie der Russen in China mit dazu bei, die Pekinger Verhandlungen weiter und weiter hinaus zu schleppen, da die chinesischen Bevollmächtigten die Meinungsverschiedenheiten unter den Mächten trefflich aus nützen. Wie eS hierbei mit der endgiltigen Festsetzung der von China zu zahlenden Entschädigung werden soll, das ist auch noch so rine dunkle Seite dcS vielverschlungenen chinesischen Problems. Jetzt soll nun zwar die Gesammt- summe der Entschädigungsforderungen an China im angeb lichen Betrage von über 65 Millionen Pfd. Sterling, was also mehr als 1300 Millionen Mark wäre, angemeldet sein, bis zur Einigung der Mächte über die definitiv zu erheben den Forderungen wird es indessen wohl noch manchen Noten wechsels bedürfen, während die Frage, wie China diese Summe ausbringen und zahlen solle, noch auf einem ganz anderen Blatte steht. Wenig mehr ist in letzter Zeit von dem mandschurigen Spczialvroblem die Rede gewesen, was vsrmuthlich darauf zurückzuführen ist, daß Rußland nach dem Scheitern seines Versuches, die chinesische Negierung zur Unterzeichnung des Mandschurei-Abkommens zu veranlassen, weitere Schritte nicht unternommen hat. Aber nach wie vor läßt sich nicht bezwei feln, daß Rußland freiwillig seine Truppen schwerlich mehr aus der Mandschurei zurückziehen wird, und ob Japan wirk lich entschlossen sein sollte, nöthigenfalls einen Krieg zu unterneh men, um die Russen wieder aus der Mandschurei hinauszu- nöthigen, da China dies aus eigener Kraft nicht thun kann und auch auf England nicht zählen darf, das bleibe noch sehr abzuwarten, Japan wird sich hüten, ohne die zwingendste Nothwendigkeit dem mächtigen Czarenreiche mit den Waffen entgegen zu treten. OerMche rmd sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Ein Sonnentag in des Wortes schön- stec Bedeutung war der 28. April. U der ihm lag es wie Maienzauber gebreitet. Kein Wunder, daß Jung und Alt aus der Straßen engender Zeile hinaus eilte aufs Land,.nach den AuSflugkpunkten der näheren und weiteren Umgebung. Noch zum Schlüsse bärste jedoch das gegen Abend mit einem starken Regen ausgetretene G-Witter manchen Ausflügler überrascht und seine Sonntagsfreude getrübt haben. Pulsnitz. Wie wir von Seiten der Direction des hiesigen Schauspielensembles erfahren, soll am nächsten Freitag daS Charakterstück „Elsa vom Erlcnhos" zum Benesic des Herrn Kuhnert aufgesührt werden. Auch w>r wollen wcht unterlassen, an dieser Stelle ganz besonders auf diesen genußreichen Abend hinzuweisen. Ein Jeder, der Gelegenheit genommen hat, sich von dem ganz hervorragenden, künstlerischen Spiel des Herrn Kuhnert zu überzeugen, wird mit Freuden diese ihm zu Theil ge wordene Bemstcvoistellung begrüßen und es gewiß nicht unterlassen, auch seinerseits durch seinen Theaterbesuch den beliebten Künstler zu unterstützen. Sowohl daS reizende, ansprechende Stück, als auch ganz besonders die auSge- wählte Besetzung der Hauptrollen garantiren eine außer ordentlich glänzende und vollendete Aufführung, deren Besuch wir angelegentlichst empfehlen. — Der König! Sächs. Militärverein sür Puls nitz M. S. und Böhmisch-Vollung beging am vergangenen Sonntag die Feier deS Geburtstages Sr. Majestät des Königs im „Vollung'-Saale durch Concert, Theater und Boll. Der Vorstand, Herr Schmidt, feierte nach einigen Musikvorträgen in einer längeren, zündenden Ansprache König Albert olS Veteran und wies aus seine ruhmvollen Heldenihaten in den Kriegen von 1849, 1866 und 1870/71 hin. Er schloß seine Rede mit einem be geistert aufgcnommenen Hoch auf unseren allver^hrten LandeSvater, worauf von den Anwesenden der erste Vers der Scchstnhymne gesungen wurde. Im weiteren Verlause deS Abends gelangte der erheiternde, militärische Schwank: „In Civil" r-cht gut zur Aufführung. Den Schluß der Feier bildete ein fröhlicher Ball, der die Theilnehmer noch lange zusammenhielt. Auch diese Veranstaltung bewies wiederum zur Genüge, wie im Militärverein für Puls nitz M. S. und Böhmisch-Vollung der Patriotismus eifrig gepflegt wird und wie frischpulsirendes Leben in demselben herrscht. — Unberechtigtes Zettelankleben ist als Sachbeschä digung anzusehen. Anläßlich der Klage eines Hausbesitzers gegen einen Geschäftsmann, der nächtlicher Weise Reklame- placate an den Wänden deS Hauses, ohne die Erlaubniß deS HauSh rrn dazu nachzusuchen, ang-klcbt hatte, entschied das Amtsgericht, die Strasthat sei sowohl grober Unfug als Sachbeschädigung und verurtheilte den Geschäftsmann zu einer ganz erheblichen Geldstrafe. — Das lang' Erwartete, lang' Befürchtete ward zum Ereigniß! Sie sind da, sie, die — Steuerzettel! Kunst voll zusammengefaltet, wie ineinander verwachsen präsenti- ren sie sich, gerade als wären es Bestandtheile eines Ganzen. Fast flehmdlich bl'cken uns dieselben an, als wollten sie sagen: „Blos ansehen, nicht anrührcnl", denn schon Man cher hat zur Strafe sür seine Neugierde, die ihn Hinein blicken ließ, einen gewaltigen Schreck bekommen. Ja, ja, selten ahnt Einer vorweg, daß er sich solch' hoher Werih- schätzung seitens des Rathes resp. der Steuercommission er- sceul; aber wer gerecht sein will, muß erkennen, daß diese Commission sehr höflich ist; sie behandelt Jeden nach „Ver dienst", eher einmal ein biSchen darüber als wie zu wenig und Mancher ist nicht sowohl allein über die „phänomenale Höhe" der abverlangten Steuer, als vielmehr darüber sehr erstaunt, das er erst aus dem Steuerzettel erfährt, wie gut es um ihn steht, wie sehr sich sein „Haben" gebessert hat. Das Raisonniren gehl nun eine Weile fort und ein ver nünftiges Gespräch ist kaum noch anzuknüpfen; jedes zweite Wort heißt „Steuerzettel". Aber alles Das Hilst nichts; bezahlt muß er doch werden, so sauer es Jedem auch an kommt, und so wehmuthsvoll auch der Blick auf die schönen blanken Thaler und Goldstücke fällt, wenn man sie auf das schwarze Brett auszähl». Der alleinige Trost, welcher uns bleibt bei dem „Geschäft", ist der, daß wir als ge treue Staatsbürger unsere Pflicht gethan haben. — Se. Majestät der König übersandte dem Chef des kaiserlichen Militärcabinets, Generaloberst der Infanterie v. Hahnke, welcher am 26. April sein goldenes Militär dienstjubiläum beging und auS diesem Anlaß vom Kaiser die Brillanten zum Schwarzen Adlerorden erhielt, eine kost- bare Vase aus Meißner Porzellan. — Ihre Majestät die Königin stattete heute Vor mittag 11 Uhr der Internationalen Kunstausstellung zu Dresden einen Besuch ab. — Se. königl. Hoheit Prinz Friedrich August, wel cher in der Nacht zum vergangenen Sonnabend aus Mar kersbacher Revier einen stattlichen Auerhahn erlegte, traf gestern Abend zur Auerhahnbalz in Bad Elster ein. Der Prinz hat beim Oberförster v. Römer Wohnung ge nommen und wird voraussichtlich am Mittwoch nach Dres den zurückkehren. Dresden. Das hiesige Landgericht verhandelte gegen die 29 Jahre alte, bisher noch unbescholtene Fabrik- arbeitersthesrau Ida Marie Zscherper aus Meißen wegen gefährlicher Körperverletzung. Die jetzt in Semmelsberg wohnende Angeklagte ist seit dem 28. Nov mber 1897 mit dem in einer Fabrik in Sörnewitz beschäftigten Maschi nisten Zscherper verheirathet. Dieser war bereits früher verheiralhet und brachte 6 Kinder mit in die zweite Ehe. Unter ihnen befinden sich der 4 Jahre alte Paul, die 8 Jahre alte Ida und die 13 Jahre alte Frida. Die An geklagte konnte diese Kinder nicht leiden und sie sind des-