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höchsten Grade bedauerlich, daß man sich auf Seiten der letzteren den Chinesen gegenüber immer wieder solche Blößen giebt, die von der verschlagenen chinesischen Diplomatie für ihre Zwecke trefflich ausgenutzt werden. OertUche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Aus Anlaß des Geburtstages Sr. Ma jestät Kaiser Wilhelm II. fand am Sonntag früh eine Re veille und vormittags Platzmusik auf dem Markte, ausgesührt vom hiesigen Stadtmusikchor, statt. Pulsnitz. In würdiger, echt soldatischer Weise be ging am Sonntag, den 27. Januar der hiesige König!. Sachs. Militärvsrein im festlich mit Emblemen geschmückten Saale des Schützenhauses die Feier des Geburtstages Sr. Majestät Kaiser Wilhelm II. Das Programm des Abends wurde eröffnet mit dem Präsentirmarsch des Gardebataillons von 1806, worauf dann nach weiteren instrumentalen Dar bietungen, deren Ausführung dem Stadtmusikchor alle Ehre machte, zunächst vom Militär-Gesangverein unter der be währten Leitung des Herrn Lehrer Gräfe mehrere Gesänge recht gut vorgetragen wurden. Wohlverdienter Beifall wurde der Sängerschaft, welche mit vielem Fleiß geübt hatte, zu Theil. Inzwischen dieser Vorträge ergriff der Vorstand des Vereins, Herr Hermann Sperling das Wort, um in einer markigen, von patriotischem Geist getragenen Rede aus die Bedeutung des Tages hinzuweisen; er betonte, wie ein solcher Tag uns Deutsche mit Genugthuung und Stolz, aber auch mit Dankbarkeit und Liebe zu dem Kaiser erfüllen müsse, der mit klarem Blick für die Forderungen der Zeit, für die Wohlfahrt des deutschen Volkes unaufhörlich bemüht und ein glänzendes Beispiel größter Pflichttreue und echt nationalen Empfindens sei. Ihren Ausklang fand diese Ansprache in einem begeistert aufgenommenen Hoch auf Se. Majestät Kaiser Wilhelm,. worauf der Gesang des Liedes „Heil Dir im Siegerkranz" folgte. Sodann gedachte de: Redner Sr. Majestät König Alberts, als Protektor des Kgl. Sächs. Militärvereins und begrüßte die erschienenen Gäste und Kameraden nebst Angehörigen, insbesondere aber den zum ersten Mal im Verein anwesenden Herrn Bürger meister Or. Michael, ein Hoch auf diesen und die Gäste ausbringend. Herr Bürgermeister Or. Michael dankte dafür, indem er in markigen Worten darauf hinwics, daß die Pflege des deutschnationalen Geistes, als dessen Träger wir unseren Kaiser bewundern, in den Militärvereinen hochgc- halten werde, und schloß mit dem allseitig freudig begrüßten Wunsche, daß der Kgl. Sächs. Militärvcrein für Pulsnitz und Umgegend wachsen, blühen und gedeihen möge. Nach Beendigung des ConcerteS hielt ein flotter Ball die Theil nehmer, dabei manch' traulicher Erinnerung pflegend, noch bis über Mitternacht beisammen. PulSnitz. Nach einer Reche von fast lenzartig anmuthenden Tagen der vergangenen Woche kehrte am Sonnabend mit Schnee und Sturmgebraus der Winter wieder in daS Land zurück und läßt die größten Anstreng ungen erkennen, daS Feld zu behaupten. Der um Sonn abend Abend eingetretene leichte Schneefall belebte die Erwartungen wegen Schaffung der für die Erde so noth wendigen Schneeschutzdeck- aufs Neue, doch kam es wieder- um nicht so weit. Drr bald folgende und den ganzen Sonntag über bald stärker, bald schwächer sich einstellende Regen vernichtete sofort wieder die letzten Spuren. Zu dem klatschenden Regen gesellte sich dann noch ein an Macht stetig zunehmender Sturm, welcher am Montag Vormittag einen orkanartigen Charakter annahm und dem Schil- ler'schen Worte von dem „Haß der Elemente gegen die Gebilde der Menschenhand" leider überall sichtbare Er füllung brachte. — Wählend des Montages stellte sich je doch wieder Schnee ein, der mit dem gegen Abend einire- tenden Frost und dem Dienstag früh erneut fallenden Schnee im Stande ist, eine von Vielen langersehnte gute Schlittenbahn zu schaffen. Pulsnitz. Der heutige Jnseratentheil enthält auch die Ankündigung des Herrn Direktor Fritz Unger auS Berlin, der, wie wir schon einmal kurz mittheilten, am Freitag, den 1. Februar im Saale des Hotels „Grauer Wolf" einen Vortrag über seine Erlebnisse im Burenkrieg hält. Die „Magdeburger Zeitung" vom 8. November 1900 schreibt: Im großen Saale des „Hofjägers" hielt der Afrikareisende Fritz Unger einen Vortrag über Afrika. In fesselnder Weise schilderte er das Leben in den deutschen Kolonien. — So dann schilderte der Vortragende, der in geschickter Weise humoristische Wendungen in seine Ausführungen einzuflechten wußte, das Leben und Treiben der Zulukaffern und ging dann zu den Buren und seine Kriegserlebnisse über. Leb hafter Beifall folgte dem interessanten Vorträge, der am Bußtage im Wilhelmtheater wiederholt wird. — Gedenket der hungernden Vögel! Möge dieser Mahnruf nicht ungehört verhallen, sondern eindringen in die Herzen der Menschen. Schnee und Eis deckt Straßen und Felder und so manches Vöglein späht vergeblich umher nach einem Körnchen Futter oder einem Krümchen Brod, um seinen nagenden Hunger zu stillen. Da ist es denn die Pflicht eines jeden edel denkenden Menschen, sich der kleinen gefiederten Sänger des Waldes anzunehmen und sie zu speisen mit den Brosamen, die so reichlich von seinem Tische fallen. Die kleinen Geschöpfchen erweisen sich auch dankbar für solche Wohlthat und wenn der Sommer wieder ins Land gezogen ist, dann schmettern sie in Flur und Hain ihre munteren Lieder aus voller Kehle hervor uud erfreuen damit Jung und Alt. — Eine Feldpockeipost nach China gchi am 6. Februar von Hamburg ab. Sendungen sind spätestens am 3. Februar aufzuliesern. — Bei der Staatseisenbahnverwaltung werden jetzt die WohnungSverhälinisie eines jeden Beamten festgestellt. Man bringt diese Maßregel mit der im nächsten Landtage zur Besprechung kommenden WohnungSgeldersrage in Zu sammenhang. — Am vergangenen Sonntag, den 27. Januar hielt der Nördliche Oberlausitz-Turngau seinen 24. Gautag im Gasthof zum Schwan in Seidau bei Bautzen ab. Nach der Eröffnung durch Herrn Gauvertreter Reißmann-Kamenz wurde zu Ehren des Geburtstages Sr. Majestät des deut schen Kaisers ein „Gut Heil!" ausgebracht und das Lied „O Deutschland hoch ,n Ehren" gesungen. Hieraus ging man zur Tagesordnung über. Nachdem die Anwesenheitsliste festgestellt war, wurden die Berichte vom verflossenen Jahre vorgelegt und die zu entrichtende Gausteuer auf 20 Pfg. pro Mitglied festgesetzt. Auf der vom Kassenwart Hülsig- Bautzen vorgelegten und von Pietsch-Lichtenberg und Kon radi-Königsbrück geprüften und für richtig befundenen Jahresrechnung betrug die Einnahme 383 M. 20 Pf. und die Ausgabe 304 M. 10 Pf., somit verblieb ein Guthaben von 79 M. 10 Pf. Dann wurde zur Neuwahl der aus scheidenden Gauturnrathsmitglieder geschritten. Da der bis herige stellvertretende Gauvertreler Lochmann-Schwepnitz eine Wiederwahl ablehnte, wurde auf Vorschlag Ernst Wehner- Ohorn an dessen Stelle gewählt. Als Gauschristwart wurde Winkler-Schwepnitz wiedergewählt und zu Gauturnrathsmit- gliedern Haus-Großröhrsdorf, Petzold-Seidau und Kopan- Oberlichtenau. Sämmtliche Gewählte nahmen die Wahl an. Weiter wurde beschlossen, in diesem Jahre nach den« Butter berg bei Bischofswerda eine Gauturnfahrt mit volksthüm- lichem Wettturnen zu veranstalten. Zum Vorturnerlehrgang hatte sich der Vorturner Schöne aus Seidau angemeldet, welcher eine Beihilfe von 30 M. aus der Gaukasse erhält. Eine Sammlung für die Unterstützungskaffe ergab 6 M. Um 5 Uhr wurde vom Gauvertreter Reißmann der Gau turntag geschloffen. Gut Heil! Bautzen, 24. Januar 1901. V. Sächsisches Bun deskegeln. Zu dem Vi großen Sächsischen Bundeskegeln in Bautzen, welches vom 9. bis 11. Juni 1901 statifinden wird, sind die Vorbereitungen im vollen Gange. Die schöne Feststadt rüstet sich zu einem herzlichen Empfange der Mitglieder des Sächsischen Keglerbundes und ist lebhaft beschäftigt, das Fest zu einem interessanten und herrlichen zu gestalten. Das reichhaltige Festprogramm bietet allen BundeSbrndern vielseitige Abwechslungen von Darbietungen, wie übeihaupt das Fest seitens der Bautzener Kegelbrüder (ca. 250 Mitglieder) großartig angelegt worden ist, so daß dasselbe alle hoch befriedigen wüd. 10 Asphalt-Kegeldahnen werden auf der allbekannten „Bautzner Sch eßbleeche" — dem Schützenplatz — eigens dazu erbaut und der Gaben- tempel wird eine große Anzahl werthvoller Preise aufweisen. Festvorsitzender ist Herr Kaufmann Bruno Nitsche, Bautzen. Dresden, 26 Januar. Heute Vormittag 8 Uhr sind aus der schmalspurigen Strecke Potschappel-Wilsdruff zwischen dem Haltepunkte Niederhermsdorf und Kesselsdorf 5 Güterwagen und der Zugführecwagen eines Güterzuges, welcher eben über eine Tyalmulde fuhr, von dem außerge wöhnlichen heftigen Sturme umgeworsen und zum Theil über den Damm hinuntergestürzt worden. Verletzt wurde niemand. — Am Dache des Opelhauses wurde durch den Sturm derartiger Schaden angerichtet, daß für heute die Vorstellung abgesagt werden mußte. — Heute Früh 8 Uhr hat sich das Eis der Elbe bei steigendem Wasser- stande in Bewegung gesetzt. Vor der Albertbrücke staute es sich. Dresden, 28. Januar. Der seit heute Morgen orkanartig wüthende Sturm hat vielfach großen Schaden angerichtet, der sich bis zur Stunde nur zum kleinen Theil überblicken läßt. Das ganze Verkehrswesen, Eisenbahn, elektrische Straßenbahn, Thelephon hat unter Einwirkung des Sturmes zu leiden gehabt. Der Postplatz war in den zeitigen Vormittagsstunden zeitweilig für jeden Vnkchr gesperrt, überall hingen zerrissene TUephon-Drähie zu Boden. Vielfach sind Schornsteine eingestürzt, indessen hört man bis zur Stunde nichts davon, daß Menschen umgekommen sind. Das Elbeis hat sich an beiden neuen Brücken zu hohen Bergen gestaut und bretet ein interessan tes Schauspiel. Der Betrieb der elektrischen Straßenbahn konnte auf besonders freiliegenden Strecken nach den Vor orten nur mit größter Vorsicht aufrecht erhalten werden. Dresden. In einer der letzten Nächte ist die Krone des aus Sandstein gefertigten sächsischen Wappens, welches sich aus dem vierten Pfeiler der AugustuLbrücke d fi idet, von unbekannter Hand gewaltsam abgewuchtet und dann auf der Plattform des Pfeilers zerschlagen worden. Die Recherchen nach dem Thater sind im Gange. Dresden. Ein Mädchen aus der Gegend von Gculich in Böhmen, welches hier als Wirthjchafterin be dienstet war, erkor sich zu ihrem Lieblinge den Pudelhund ihrer Dienstgeber. Vor einiger Zeit erkrankte das Mäd- chen an einem hartnäckigen und äußerst schmerzhaften Le berleiden. Ein operativer Eingriff ergab sich als unum gänglich nothwendig Hierbei entnahmen die Aerzte der Leder einen Klumpen Hundewürmer. — Wie man aus Dresden schreibt, sind auf die zur Zeichnung aufgelegten 40 Millionen Maik 3procentiger sächsischer Rente inSgesammt Subscciptionen in Höhe von über 160 Millionen Mark eingegangen. Der aufg-legie Betrag ist also reichlich vierfach gezeichnet worden, so daß eine beträchtliche Reduktion vorgenommen werden muß. Dresden. Herr Bahnhofsinspeklor Engemann, der Leiter des hiesigen Schlesischen Bahnhofs, wird, wie man hört, nach Fertigstellung des neuen Dresden-Neustädter Bahnhofes in den wohlverdienten Ruhestand treten. 41 Jahre lang befindet er sich bereits im Dienste der sächsischen Staaiseisenbahn, gewiß ein selten hohes Dienstaltcr. Im ganzen mag er dem Staate gegen fünfzig Jahre gedient haben, da er vor seinem Eisendahndienst als Osficier bei der königlich sächsischen Armee stand. Noch heute frisch an Körper und Geist, verwaltet er den Schlesischen Bahn hof gegen 25 Jahre. Vor der Berufung auf diesen Posten war Herr Engemann Bahnhossmspecior in Riesa. Dresden. Das königliche Finanzministerium Hai angeordnet, daß in der Bauihätigkeit die größtmöglichste Zurückhaltung zu beobachten ist. Es sind nur solche Bau ten auszusühren, für die thatsächlich ein dringendes Bedürf- niß nachgewiesen wird. Die Ausführung von Bahnerw.i- terungen aber, für welche in erster Lime nur Rücksichten der Bequemlichkeit, des Publikums als vielmehr die der Dienststellen selbst in Frage kommen, gestattet die Finanz lage nicht. — Viele Leser unseres Blattes dürfen sich für die Mittheilung interessieren, das auch Dresden, gleichwie vielen anderen Städten, eine Vereinigung für Freunde der Luft schifffahrt besitzt und sich ein „Dresdner Verein zur För- deiung der Luftschifffahrt" unter der bewährten fachkun digen Leitung des Herrn Luftschiffe! O. Lifche-Dresden ge bildet Hal. Jeden 1. und 15. des Monats hält der Verein seine Zusammenkünfte im Hotel „Römischer Kaiser", Dres den, Pillmtz^rstraße 31, ab und sind Freunde dieses Sports dazu eingeladen. Der Verein besitz' j'tzt zwei große tadel lose Ballons und hat sich auch eine sehr bekannte Firma im Jnterress- der Wissenschaft erboten, leihweise physika lische Instrumente zur Verfügung zu stellen. Die nächste Fahrt wird voraussichtlich Ostern statifinden. Der Ve reinsbeitrag ist mäßig. — In Löbiau litt ein Werkstältenarbeiter an hef tigem Zahnweh. Als der Schmerz nicht aufhöcen wollte, befolgte der Mann den guten Rath einer Hausbewohnerin und nahm eiskaltes Wasser in den Mund, welches sofort den Schmerz stillen sollte. Das Zahnfleisch schwoll jedoch in b denklicher Weise an und in einigen Stunden sah das selbe vollständig blau aus. Das Schlingen fiel dem Patienten schwer und daraufhin wurde der Arzt zu Rathe gezogen. Leider aber zu spät, denn eine Verhärtung trat ein, welche die Uebersührung des Mannes in eine D.esd- ner Klinik nothwendig machte, woselbst der Patient der maßen krank darniederliegi, daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird. Klotzsche. Die Unsitte, während des Abends oder sogar die ganze Nacht hindurch im Hofe oder Garten zum T ocknen aufgehängte Wäsche ohne alle Aulsicht hängen zu lass'», mußte eine in dem Ortstheile Königswald wohn hafte Frau vor einigen Tagen büßen. Man stahl während der Nacht ihre Wäsche. Bereits vor einigen Monaten er- eiqneien sich in hiesiger Gemeinde einige auf ähnliche Weise verübte nächtliche Wafchrdiebstähle. Niemals ist es bis her gelungen, den Dieb frstzunehmkn. Königstein, 28. Januar. Die hiesige Eisdecke, welche von der Bielamündung aufwärts den Elbstrom in Fesseln hielt, ist gestern Nacht gegen 11 Uhr in Folge des Wasserwuchses aufgebiochen und abgegangen. Die Kähne, welche oberhalb des Sch-ffsbauplatzes eingefroren waren, hat man noch rechtzeitig in Sicherheit bringen können, so daß sich der Eisgang ohne jeglichen Schaden vollzog. Oetzsch. Großes Aussehen erregt hier das Ver schwinden der Ehefrau eines Fabrikanten. Das Verschwin den der seit einiger Zeit an hochgradiger Nervosität leidenden Frau ist um so rätselhafter, als dieselbe in einem hinter lassenen Brüse von ihrem Ehemann« Abschied auf immer nimmt, dagegen in einem an eine befreundete Familie in Plagwitz anzeigt, daß sie nach Eintreffen an ihrem Ziele Nachricht geben will. Die Frau ist feit vier Jahren ver- heirathet und Mutter von drei Kindern. Leipzig, 28. Januar. Die Kriminalpolizei ver- haft'le in Holle o. d. Saale die Räuber, die am 20. Januar in einem Hause am Brühl eine Verkäuferin überfallen und des von ihr von der Post abgeholten Geldes beraubt hatten. Die Thäter hatten das Geld bereits verjubelt. Einer der selben ist ein 20jähriger Malergeselle aus Leipzig. Crimmitschau. Wiederum ist von einem Acte hochherziger Wohlthätigkeit zu berichten : Am Freitag Vor mittag wurden an ca. 160 ärmere Leute reichlich Kohlen vertheilt. Der edle Spender, ein Stammgast im Rtstau- rant „Fürst Bismarck', will ungenannt bleiben. Plauen. Einem hiesigen Arzte ist cs vor wenigen Tagen geglücki, einem 26 Jahre alten Mädchen, daS sehr häufig an Schwindelanfällen litt, auS dem Gehörgange eine durchlöcherte Perle in der Größe einer Erbse, aus Knochen hergestellt, zu entfernen. Die Perle war fest ein geklemmt. 22 Jahre lang hatte sie sich in dem Kopfe des Mädchens befunden, ohne daß dieses etwas davon ge- wuß' hat. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Es darf nunmehr wohl als ent schieden betrachtet werden, daß Kaiser Wilhelm persönlich noch der am 2 Februar stattfindenden Beisetzung der sterb lichen Hülle der Königin Victoria in Fragmore bei Schloß Windsor beiwohnt und erst dann die Heimreise nach Deutsch land antritt. Inzwischen ist auch der Kronprinz des deutschen Reiches in England eingetroffen, um ebenfalls an der Bei setzung der Königin Victoria the lzunehmen. Viel bemerkt wird ein von Osborne aus unterm 24. Januar erlassener Mannebcfehl des Kaisers, in welchem, er anläßlich des Heimganges der Königin Victoria für die Offiziere und Beamten der kaiserlichen Marine die Anlegung von Trauer flor auf zw.i Wochen und für die Kriegsschiffs Hiffung der Flagge auf Halbmast bis zum Beisetzungstage anordnet. In dieser Kundgebung erinnert der Kaiser an seine durch die verewigte Monarchin erfolgte Ernennung zum Admiral in der englischen Flotte und weist auf die ost bewährte Kameradschaft zwischen der deutschen und der englischen Flotte hin. Wie verlautet, sollen einige der sich in den heimischen Gewässern in Dienst befindlichen deutschen KriegS- ichiffe — es werden die Küstenpanzerschiffe „Hagen" und „Odin", sowie der Kreuzer „Victoria Louise" genannt — nebst mehreren Torpedobooten zu einer besonderen Flotille vereinigt werden, die unter dem Commando des Prinzen Heinrich an der großen Trauerparade der englischen Flotte aus der Rhede von Spithead am 2. Februar theilzunehmen hätte. — Der Reichstag führte am Freitag die tags zuvor begonnene erste Lesung der neuen Vorlage, betr. die Ver sorgung der Theilnehmer an der ostasiatischen Expedition und ihrer Hinterbliebenen, zunächst zu Ende. Die Debatte stand unter dem Eindruck der in der vorangegangenen Sitzung abgegebenen Erklärung des Reichskanzlers, daß die Negierung noch in der gegenwärtigen Reichstagssession be stimmt einen Gesetzentwurf über die gleichmäßige Versorgung aller bedürftigen deutschen Kriegsinvaliden einbringen werde. Sämmtliche Redner aus dem Hause zu genannter Vorlage bekundeten ihr Einverständniß mit derselben, indem sie hier bei theilweise auf das erwähnte Versprechen des Reichskanzlers Bezug nahmen; mit lebhaftem Beifall wurde die im Laufe der Discussion abgegebene Versicherung des Reichsschatzsecre- tärS v. Thielmann ausgenommen, die verbündeten Regie rungen stünden den in der Budgetcommission eingebrachten Anträgen Müller-Fulda und Graf Oriola, welche die Befrie digung auch der noch ohne Pension dastehenden und doch hierzu berechtigten Veteranen bezwecken, durchaus sympathisch