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Wochenblatt für Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend : 27.04.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-04-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1801270953-190104275
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1801270953-19010427
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1801270953-19010427
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, ...
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-04
- Tag 1901-04-27
-
Monat
1901-04
-
Jahr
1901
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auch über die Beförderung von lebenden FWen, für welche olle Personenzüge offen stehen. Fische in Wagenladungen sind 2 Stunden vorher auszugeben, einzelne Sendungen '/r Stunde vorher. — Die Sachsenhymne, welche wieder durch das ganze Sachsenland erklang, wurde zum ersten Male in einem Concert der Leipziger Singakademie am 13. November 1815 gesungen. Die Melodie rührt von dem Engländer John Bull her, der Organist der Königin Elisabeth und und ihres Nachfolgers Jacob's I. war. — Ihre Majestät die Königin veranstaltete am 24. April, wie in den Vorjahren, Nachmittags Uhr im Garren der königl. Villa Strehlen ein Eiersuchsn, an dem die jungen königl. Prinzen und eine größere Anzahl Kind-r der aristokratisch-» Familien theilnahmen. Den kleinen Gästen, dis meist in Begleitung ihrer Eltern erschienen wa ren, bereitete das Suchen nach den versteckten Eiern große Freude. Die Kinder wurden hierbei mit Chokolade, Kaffee und Kuchen bewirlhet. Dresden, 23 April. Am" heutigen Geburtsfeste Seiner Majestät des Königs fand früh 5 Uhr in der Residenz große Reveille statt, die von den Hornistencorps des Schützen- (Füsilier-) Regiments Prinz Georg Nr. 108 und des 1. Pionier-Bataillons Nr. 12 ausgeführt wurde. Um 9 Uhr vormittags Warde Sr. Majestät im Garten dec Königlichen Villa Strehlen von dem Hoboistencorps des Königl. 1. (Leib-) Grenadier-Regiments Nr. 100 und dem Trompetercorps des Königl. Garde-Reiter- und deS Königl. 1. Feld-Artillerie-Regiments Nr. 12 eine Morgen- musik dargebracht. Später erschienen Ihre Königl. Hoheiten die Prinzen und Prinzessinnen deS Königlichen Hauses zur Beglückwünschung Sr. Majestät des Königs in Strehlen. Weiter empfingen der Monarch von 11 Uhr ab in Villa Strehlen zur Entgegennahme der Glückwünsche die Kava liere der Hofstaaten beider Königl. Majestäten, die Königl. Leibärzte, die Königl. Staatsminister, sowie eine Abord nung des RatheS und der Stadtverordneten der Residenz, bestehend aus den Heiren Oberbürgermeister Geh. Finanz- rath a. D. Beutler, Stadlbaurath Haffe, Stadtrath Bober, L-tadtveroidnetenvorsteher Rechtsanwalt Or. Stöckel, Vice vorsteher Fabrikbesitzer Kändler und Kaufmann Anger, und zum Schluffe den stellvertretenden Bischof Piässs Maaz. Dresden, 24 April. Zum Andenken an den im Herbst vergangenen Jahres durch schweren Unglücksfall vor dem Brelschnnder'lchen Gute in Wölkau schnell aus dem Leben abgrrusenen jugendlichen Prinzen Albert läßt, wie schon kürzlich erwähnt, Se. königliche Hoheit Prinz Georg dortselbst ein würdiges Denkmal errichten. Aus hohem Postamente von schwarzem schwedischem Granit ruht ein Kreuz mit Kruzifix aus Bronze getrieben. Aus dem Postamente befindet sich folgende Inschrift: Unserem innig- geliebten, uns so früh entrissenen Sohn und Bruder Albert, der an dieser Stells am 16. September 1900 vom Wagen stürzend den Tod fand. U. I. k. Georg, H. z. S., Mathilde, H. z. S., Friedlich August, H. z. S., Luisa, H. z. S., Johann Georg, H. z. S., Isabella, H. z. S. Am 5. Mai wird Se. königliche Hoheit Prinz Georg das Denkmal übernehmen und bei der Rückreise von Italien deshalb in Wölkau eintreffen. Das Denkmal ist in der Bildhauerei von A. Ballach angesertigt. Dresden, 24. April. Kaiser Wilhelm ließ sich gestern in der Villa Strehlen vor der Abreise die beiden ältesten Söhne des Prinzen Friedrich August vorstellen. — Die Neubegründung eines Landesverbandes säch sischer Thierschutzvereine ist vor einigen Tagen in Dresden in Anwesenheit von Delegirten der Vereine in Pirna, Seb nitz, Leipzig, Bautzen, Crimmitschau und Me ßen neben Dresden vollzogen worden. Die Versammlung trat auch sofort in die Berathung des vorgeiegten Entwurfs der Satzungen ein. Letztere wurden nach eingehender Bespre chung angenommen. Als Verbandsorgan wurde die in Leipzig erscheinende Monatsschrift „Deutscher Thiersreund" gewählt und die weitere Organisation der derzeitigen Ge schäftsleitung übertragen. — Ein seltener Rekrut wird im Herbste bei den Gre nadieren in Dresden eintreten. Bei der diesjährigen Musterung ist der aus Mülsen-St. Niclas stammende Max Pontinus, welcher in den Reihen der Baren monate lang gekämpft hat, zu den Grenadieren ausgehoben worden. Bischofswerda, 23. April. Nach Mittheilung des Vorsitzenden des Dresdner Hauptvereins der Gustav Adolf-Stiftung, Herrn Oberconsistonalralh Or. Dibelius in Dresden, wird die Jahresversammlung des Dresdner Hauptvereins vom 24. bis 26. Juni in Bischofswerda gehalten werden. Zum Festprediger ist Herr Pfarrer Hieke in Kötzschenbroda, zum Berichterstatter über die „große Liebesgabe" Herr Pastor socunclariuo Hädler in Bautzen erwählt worden. Für die „große Liebesgabe" werden drei Gemeinden aus der evangelischen Bewegung Oesterreichs in Vorschlag gebracht werden. Großharthau, 24. April. Einen festlichen Tag für die ganze Gemeinde bildete der vergangene Sonnabend infolge der an dem Prinzen Friedrich Günther im hnsig n Schlosse vollzogenen Taufe. Außer sr. Hoheit dem Herzog von Anhalt und Ihrer Hoheit der Herzogin von Anhalt, Jh er königl. Hoheit der Großherzogin von Mecklenburg, Sr. Durchlaucht dem Prinzen Leopold von Schwarzburg- Sondershausen, Ihrer Durchlaucht der Prinzessin Carolath hatten sich noch andere hohe Gäste eingesunden. Unter Glockengeläut« wurde die feierliche Handlung eingeleitet, worauf vom Herrn OrtSpfarrer die Taufrede gehalten wurde. Während des Taufoctes ertönte Kanonendonner. Unmittelbar nach der Taufe fand festliche Tafel statt. Abends 8 Uhr sammelten sich die Vertreter, Corporatwncn aus Großharthau, sowie königl. sächs. Militärvereine aus Goldbach-Weickersdorf und Schmiedefeld, um Sr. Durch laucht einen Fackelzug darzubringen, welchem sich ein Fest ball anschloß, wobei Freibier verschänkt wurde. — Die Zjittauer Gewerbe- und Industrie-Ausstel lung, verbunden mit einer Ausstellung für Gartenbau und Land wnthschast, ist gesichert. Es sind bis jetzt 153 OVO M. fest gezeichnet worden, weitere 40 000 M. stehen noch be stimmt in Aussicht. Als Platz für die Ausstellung ist die Weinau bestimmt worden. Die Ausstellung findet 1902 statt. — Der Aktiengesellschaft „Elektrizitätswerke (vorm. O. L. Kummer L Co.) in Niedersedlitz," ist das Recht zur Herstellung und zum Betriebe elektrischer Eisen bahnen von Hohenstein-Ernstthal nach Oelsnitz i. E. und im Anschluß an diese Linie von Oberhermsdors über Ober lungwitz nach Wüstenbrand verliehen worden. — Der zweigleisige Ausbau der Bahnlinie Leipzig. Döbeln-DreSden zeigt einen raschen Fortschritt. Innerhalb der Strecke Nossen-Roßwein sind schon die eisernen Brücken der verschiedenen Durchlässe montirt und aus der anderen Theilstrecke Borsdorf-Großbothen ist man mit zahlreichen Kräften an der Herstellung deS Unterbaues beschäftigt Die hierzu nöthigen großen Steinmassen für das Packlager werden mit Bauzügen herangebracht. Leipzig. Hier hat sich zum Zwecke der Errichtung einer nationale» Buchhändlerbank ein Comiis gebildet. Als Grundcapital sind 10 Mill. M. in Aussicht genommen. Leipzig. Zum Streik der Aerzte an hiesiger Orts krankenkasse ist zu berichten, daß die Einigungsverhandlungen zwischen den streitenden Parteien am Mittwoch, den 24. April vor der königlichen Kreishauptmannschaft strttgefunde r haben. — Durch die Gnade des Königs haben 14 Insassen der Landesanstalten in W a l d h e i m für die Restdauer ihrer Strafzeit am 23. April, als an Königs Geburtstag, Urlaub in die Heimat erhalten. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm hrt es auch zum diesjährigen Geburtstage König Albert's nicht unterlasien, den sächsischen Herrscher persönlich zu beglückwünschen, womit sich das die beiden Monarchen längst verbindende traute Freundschaftsverhältniß erneut offenbarte. Der Kaiser traf, von Kiel kommend, am Dienstag gegen Mittag auf Halte stelle Strehlen bei Dresden ein, wo er vom König Albert und von der Königin Carola, sowie von den zur Zeit in Dresden anwesenden Prinzen und Prinzessinnen des sächsi schen Königshauses empfangen und dann nach der königlichen Villa Strehlen geleitet wurde. Daselbst nahm der kaiserliche Gast an der alsbald stattfindenden Frühstückstafel Theil, und verweilte er überhaupt bis zu seiner abends 8 Uhr er folgten Wiederabreise lediglich im Kreise der Königlichen Familie zu Strehlen. Die Weitcrfahrt ging über Leipzig usw. zunächst nach Bonn, wo er am Mittwoch Mittag der feierlichen Jmmatriculation seines ältesten Sohnes, des Kronprinzen, in der Aula des dortigen Universitätsgebäudes beiwohnte. Auf der Reise nach Bonn war der Kaiser mit dem Kronprinzen in Halle zusammengetroffen, von wo aus dann die beiden Fürstlichkeiten die fernere Ersenbahnfahrt nach der rheinischen Universitätsstadt gemeinsam fortgesetzt hatten. — Am Mittwoch fand die feierliche Immatrikulation des Kronprinzen Wilhelm zu Bonn statt. Für die Anwesen heit des Kaisers sind große Polizeiverstärkungen aus Düssel dorf, Elberfeld und Cöln nach Bonn kommandirt worden; außerdem ward die Feuerwehr zum Ordnungsdienst in den Straßen herangezogen. Der ganze Fahrwerks- uns Pserde- bahnverkehr ruhte in den an der Universität vorbeiführenden Straßen bis zum Abschluß der Einschreibungsfeier; über drei Stunden sind diese Straßen selbst für Fußgänger gesperrt. Die Strenge geht so weit, daß nicht einmal die Anwohner jener Straßen durchgelassen werden; die Bewohner dürfen die Häuser nicht verlassen. — Die Bonner Kaiser, und Kronprinzentage haben am Mittwoch ihren Anfang genommen. Dis Einschreibung des Kronprinzen Wilhelm in das Album der Universum Bonn vollzog sich in den feierlichsten Formen. Vor dem Hauptportal der Univeisilät war ein Baldachin ausgestellt, unter dem der Rektor, der Senat und Kultusminister Or. Studt len Kaiser und den Kronprinzen erwarteten Beide langten um 12 Uhr vor der Universität an. „Seht, er kommt!" intonirte die Kapelle der 160er auf der Ga lerie. Weit öffneten sich die Pforten der Aula. Feierlich schritten die Pedelle dem Zuge voraus. Es folgten die akademischen Senate und sodann der Kaiser, begleitet von seiner Schwester. Die Häupter entblößten sich, als Se. Majestät erschien. Hinter dem Kaiser schritt der Kronprinz. In der Aula war ein Tisch ausgestellt, auf dem Album, Matrikel und Erkennungskurte lagen. Im Hintergründe sah man ein Lorbeer-Arrangement; 20 Chargirte mit Fah nen flankirten dasselbe. Die Versammlung bot ein farben prächtiges Bild. Zahlreiche Ehrengäste waren anwesend, unter ihnen auch Generaloberst v. Lcs, evangelische und katholische Geistliche. Rektor Freiherr von la Valette St. George hielt eine Ansprache, in der er an die Bonner Studienzeit Kaiser Wilhelms und seines Vaters, deS Kaisers Friedrich, erinnerte, den Kaiser als Deutschlands Schirmer feierte und ihm für die Huld und das Vertrauen dankte, daß er seinen ältesten Sohn der Universität Bonn zuführe. Hierauf zeichneie der Kronprinz sich >n tas Album ein. Der Rektor verpflichtete den Kronprinzen durch Handschlag, der UmveksitäiSrichier überreichte die Erkennungskarte, der Dekan der juristischen Fakultät das Kollegienbuch. Nun mehr begiüßie der Rektor den Prinzen als jüngsten Commilitonen und gab dem Wunsche Ausdruck, daß auch er die ernste Wissenschaft mit frischem Jugendmuih ver- einigen möge. Er schloß mit einem Hoch aus den Kaiser, duS brausenden Widerhall fand. Die Musik spielte die Nationalhymne. Der Kaiser reichte dem Rektor die Hand und begrüßte verschiedene Anw-finbe. Unter den Hochrufen des Publikums erfolgte die Adfahit des Kaisers und des Kronprinzen nach dem Palais Schaumburg. Nachmittags sand eine Rheinfahrt statt, abends großer Kommers in der Beethovenhalle. Bonn, 25. April. Der Commers, der Mittwoch Abend in der Beethovenhalle in Bonn stattfaud, erhielt durch eine längere Ansprache des Kaisers an die versammelte akademische Jugend der rheinischen Universitätsstadt, die auf eine Rede des ersten Chargirten der Borussia, Freiherrn von Alvensleben, erfolgte, eine besondere Weihr. Der Monarch hielt dem „Berl. Lokalanz." zufolge folgende Red«: „Es bedarf wohl sür Sie, Meine lieben jungen Commilitonen, nicht be sonderer Erwägung oder Betonung, welche Gefühle Mein Herz durchzittein, wenn Ich Mich im lieben Bonn wieder unter Studenten befinde. Es entrollt sich vor Meines Geistes Augen das herrlich schimmernde Bild voll Sonnenschein und glück licher Zufriedenheit, welches die Zeit Meine« Hierseins damals erfüllte. Freude am Leben, Freude an den Leuten, alt wie jung, und vor allem Freude am eben erstarkenden jungen Deutschen Reiche! So ist denn auch der Wunsch, der Mich vor allem jetzt erfüllt, in dem Augenblick, da Ich Meinen theuren Sohn in Ihre Mitte reihe, daß ihm eine ebenso glück liche Studienzeit bcschieden sein möge, wie Mir einst geworden. Und wie sollte daS auch eigentlich anders möglich sein! Ist doch Bonn, die liebliche Stadt, so gewöhnt an das Treiben lebensfroher Jünglinge und von Natur wie dazu geschaffen ! Findet der Kronprinz doch Erinnerungen an seinen herrlichen Großvater, der nimmer Bonns vergessen konnte — sein gütig Auge leuchtete, wenn der Name der ihm so lieb gewordenen Stadt genannt wurde; an seinen Urgroßvater, den edlen Prinz-Gemahl, den Lebensgefährten jener jetzt verklärten Königlichen Frau, die stets ein friedliches und freundliches Verhältniß zwischen ihrem und unserem Volk angestrebt hat, die ja beide germanischen Stammes sind, und an so manchen andern edlen deutschen Fürsten, der hier seine Vorbereitung für seinen späteren Beruf durchlaufen hat. Aber weiter noch: Bonn liegt am Rhein: Da wachsen unsere Reben, ihn um schweben auch unsre Sagen, und da redet jede Burg, jede Stadt von unserer Vergangenheit! Vater Rhein mit seinem Zauber soll auch auf den Kronprinzen und Sie seine Wirkung üben. Und wenn der Becher fröhlich kreist und ein frisches Lied erschallt, dann soll Ihr Geist sich voll des schönen Augenblicks erfreuen und darinnen aufgehen, wie es lebrns- mutigen deutschen Jünglingen ziemt! Doch die Quelle, aus welcher Sie Ihre Freude schöpfen, sie sei rein und lauter wie der goldne Saft der Reben, sie sei tief und nachhaltig wie der Vater Rhein! Blicken wir umher im wonnigen Rhein land, da steigt vor uns unsere Geschichte in greifbarer Gestalt empor! Ja, freuen sollen Sie sich, daß Sie junge Deutsche sind, beim Durchziehen der Strecke von Aachen bis Mainz, d. h. von Carolus magnus bis zur Glanzzeit Deutschlands unter Barbarossa! Aber warum ward nichts aus all der Herrlichkeit? Warum sank das deutsche Reich oahin? Weil das alte Reich nicht aus streng nattonaler Basis begründet war. Der Universalgedanke des alten römischen Reichs deutscher Nation ließ eine Entwickelung im deutsch-nationalen Sinne nicht zu Das Wesen der Nation ist die Abgrenzung nach außen, dis Persönlichkeit eines Volkes, seiner Rasssn- cigenthümlichkeit entsprechend. So mußtr Barbarosias Glanz erbleichen und des alten Reiches Bestand zerfallen, weil es durch seinen Universalismus an dein Krystallisations-Prozeß zur Nation gehindert ward und zwar zur Nation im Gan zen. Denn kleinere Kerne krystallisirten sich in Form starker Fürstenthümcr und gaben den Grundstock sür neue Staaten gebilde ab. Aber dadurch mußten sie und ihre Oberhäupter leider in Conflikt mit dem dem Universalismus dienenden Kaiser und Reich gelangen, und es ging der innere Friede dem stets schwächer werdenden Reiche verloren. Leider muß auch über diese Entwickelungsphase unseres deutschen Volks das schwerwiegende Wort des großen Kenners Germaniens Tacitus geschrieben werden „kroptsr iuvickiuw" ! Die Für sten' neideten den Kaisern ihre Macht wie einst dem Armi- nius, trotz seines Sieges. Der Adel neidete die reich gewor denen Städte und der Bauer den Adel Was sür unselige Folgen und welch' schweres Unheil hat unser liebes, schönes Deu-schland „proptsr invickiam" erlitten I Davon können die Gestade Vater Rheins etwas erzählen. Nun, was damals nicht gelang. Gott gab es Einem zu vollbringen! Aachen und Mainz sind uns historische Erinnerungen; aber das Sehnen nach dem Zusammenschluß zu einer Nation blieb iu des Deutschen Busen, und Kaiser Wilhelm der Große voll brachte es im Verein mit seinen treuen Dienern. Drum nach Coblenz aufs deutsche Eck den Blick und nach Rüdes- heim zum Niederwald! Die Bilder lehren und beweisen Ihnen, daß Sie jetzt Germanen sind im deutschen Land, Bürger einer streng begrenzten deutschen Nation, an deren Heil und Entwickelung in Zukunft Sie alle zur Vorbereitung hier sind. Herrlich emporgeblüht steht das Reich vor Ihnen, Freude und dankbare Wonne erfülle Sie, und der feste mann hafte Vorsatz, als Germanen an Germanien zu arbeiten, es zu heben, stärken, tragen, durchglühe Sie! Die Zukunft er wartet Sie und wird Ihre Kräfte gebrauchen. Aber nicht um sie in kosmopolitischen Träumereien zu verschwenden oder in den Dienst einseitiger Parteitendenzen zu stellen, sondern um die Festigkeit des nationalen Gedankens und um unser« Ideale zu pflegen. Gewaltig sind die Geistes-Heroen, welche der Stamm der Germanen durch Gottes Gnade hat hervor bringen dürfen, von Bonifacius und Walter von der Vogel weide bis aus Goethe und Schiller, und sie sind zum Lichte und Segen der ganzen Menschheit geworden. Sie wirkten „universal" und waren doch streng in sich selbst abgeschlossene Germanen, d. h. Persönlichkeiten, Männe, ! Die brauchen wir auch heute mehr als je: Mögen sich auch dahin streben, solche zu werden! Wie soll das aber möglich sein, wer soll Ihnen dazu verhelfen? Nur Einer, dessen Namen wir all« tragen, der unsere Sünden getragen und ausgetilgt, der uns vorgelebt und gearbeitet, wie wir arbeiten sollen, unser Hei land und Herr; der pflanze den sittlichen Ernst in Sie, daß Ihre Triebfedern stets lauter und Ihre Ziele stets hehre seien! Die Liebe zu Vater und Mutter, zum Vaterhaus und Vaterland wurzelt in der Liebe zu Ihm! Dann wer den Sie gefeit gegen Verlockungen jeder Art, vor Allem gegen die Eitelkeit und den Neid und dann können Sie singen u> d sagen: „Wir Deutschen fürchten Gott, sonst nichts auf dieser Welt!" Dann werden wir auch fest und kultur spendend in der Welt dastehen, und Ich werde ruhig Meine Augen schließen, sehe Ich eine solche Generation um Meinen Sohn geschart heranwachsen. Dann Deutschland, Deutschland über Alles! In dieser Zuversicht rufe ich: „Es lebe die Universität Bonn!" Der Kaiser kommandirte sodann selbst einen Salamander auf die Bonner Studentenschaft, worauf sich ein endloser Jubel erhob. Dem Kronprinzen galt eine besondere Rede des stuck. Trendelenburg. Bei der Erwide rung erhob sich Kronprinz Wilhelm und sprach ein wenig be fangen, aber durch seine Liebenswürdigkeit sich die Herzen im Fluge erobernd. — Dem Staatssccrelär des Auswärtigen Amtes Frei herr» v. Richthosen ist vom König von Sachsen das Groß kreuz des AlbrechtsordenS verliehen worden. — Der Kaiser hat für den ihm durch den Reichskanzler Grasen Bülow übermittelten und vom französischen Botschafter Marquis de Noailles ausgesprochenen Ausdruck der Theil- (Fortsetzung in der Beilage.)
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