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Mädchen begonnen; noch ein Dutzend Wochen, dann wird der Schultornister zum letzten Mal abgeschnallt, und mit der „schönsten Zeit des Lebens * ist es vorbei. Von trau« rigen Abschiedsgedanten wollen aber die Konfimanden und Konfirmandinnen nichts wissen; sie sreuen sich jetzt viel mehr, dem Schulzwange bald entwachsen zu sein, sie glauben auch mitunter, das Lernen jetzt nicht mehr nöthig zu haben, weil eS mit der Schule doch bald „vorbei" wäre. Doch eine Lässigkeit im letzten Vierteljahre rächt sich oft sehr. Die AbgangScensur aus der Schule wird im späteren Leben häufig verlangt werden, und gar mancher junge Bursche hat sich diese schon durch muthwillige Streiche am Schluffe der Schulzeit verdorben. Die Reue nach Ostern kommt in der Regel zu spät; es dürfte daher das Mahn wort an die Konfirmanden nicht unangebracht sein, gerade jetzt noch alle Kräfte zusammen zunehmen, um die in der Schule erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten zu bereichern und zu befestigen. Gute Schulkenntniffe sind unbezahlbar, zuviel kann man davon nicht bekommen I — Die König!. Generaldirektion der StaatSeisenbah- nen läßt am 14, 15. und 16. Januar bei allen Personen zügen die Reisenden nach Klaffen getrennt, zählen. Es soll festgestellt werden, welche Züge besonders und welche weniger gut benutzt werden und eventuell eingezogen werden könnten. — „Kopf kühl, Füße warm!" Dieser Grundsatz verdient jetzt Beachtung. Statt der Pelzmütze und den dicken Halstüchern, die das Blut nach dem Kopfe leiten und verweichlichen, Erkältungen, Husten, Heiserkeit und Halsweh zur Folge haben, verwende man seine Sorgfalt mehr aus eine gute Fußkleidung, wechsle feuchte Strümpfe und verhindere die kalten Füße. — Freund BlasiuS treibt fortgesetzt sein böses Spiel mit uns; bald fegt er dem Einen eine Staubwolke in die Augen bald reißt er einem Andern den Hut vom Kopfe oder plautzt die Thüren krachend ins Schloß, daß es nur so die Art hat. Aber das, was alle Welt von ihm erwartet, die Herbeiführung von Schnee spendenden Wolken, unterläßt er konsequent. Er ist also schuld, wenn trotz der frostigen Witterung kein richtiger Winter zu Stande kommt. — Ueber erste Hilfe bei Erfrorenen schreibt man: Hauptgrundsatz: Alle Handgriffe äußerst behutsam vor- nehmen, damit die Glieder nicht brechen! Deshalb auch nie künstliche Athmung anwenden! Verbringe den Patienten in einen kühlen Raum, nie in ein warmes Zimmer. Ent kleide ihn dann; in schweren Fällen schneide die Kleidung herunter. Reibe behutsam den ganzen Körper mit Schnee oder kaltem Wasser. Zeigen sich wieder deutliche Lebens- zeichen, so lege ihn in ein kühles Bad, welches ganz all mählich, im Verlauf von 2—3 Stunden, durch Zugießen von wärmerem Wasser bis aus 30 Grad erwärmt wird; dabei stets rorsichtig Frottiren von Rumpf und Herzgrube. Dann verbringe ihn in ein warmes Bett bei geöffneten Fenstern. Verabreiche etwas Spirituosen, später warmen starken Milchkaffee oder Thee. Stets muß noch der Arzt geholt werden, da sich noch Brand einstellen kann. — Wie vor kurzem gemeldet, ist einem Bauer in SeiferSdorf eine erhebliche Menge Korn gestohlen worden. Die Diebe hatten dazu bei einem anderen Bauer Pferd und Wagen entwendet, beides jedoch in derselben Nacht wieder zurückgedracht und dabei eine.Scheune ange- zündet, die niedergebrannt ist. Unter dem Verdacht, diese Strafthaten verübt zu haben, wurden der Fuhrwerksbesitzer Haupt und sein Sohn in Hermsdorf bei Dresden verhaftet und nach Dresden eingeliefert. — Ein zehnjähriger Schulknabe inRadebeul be rührte kürzlich aus Unwissenheit mit der Zunge die an der Ecke der verlängerten Pestalozzistraße befindliche eiserne Barriere der Sekundärbahn und fror infolge der heftigen Kälte sofort daran fest. In der Nähe wohnende Personen hörten alsbald das laute Geschrei des Knaben und als sie das Geschehene bemerkten, nahmen sie zufällig in der Be- hansung vorhandenes warmes Wasser und befreiten ihn damit aus seiner kritischen Lage. Dresden, 10. Januar. Se. königl. Hoheit Prinz Georg wird sich in Vertretung des Königs am 18. d. M. nach Berlin begeben zur Theilnahme an den Jubiläums- Festlichkeiten. Dresden, 10. Januar. Se. Königl. Hoheit Prinz Friedrich August, der seit 21. December infolge einer Ope ration das Krankenbett hüten mußte, ist den „Dredn. Nachr." zufolge glücklicher Weise so weit genesen, daß er am Donners- tag zum ersten Male wieder aufstehen konnte. Die Heilung ist in durchaus normaler Weise verlaufen. Immerhin wird sich der hohe Patient noch einige Zeit Schonung aufer legen müssen. — Bei der am Mittwoch auf Jahnishausner Revier abgehaltenen Jagd kamen 288 Hasen zur Strecke; Se. Ma jestät der König schoß hiervon 37. Dresden, 10. Januar. Heute früh zwischen 3 und 4 Uhr wurden in Umgegend Dresdens Erderschütte rungen wahrgenommen, die so stark waren, das Gegen stände in den Zimmern sich bewegten. So wurde früh 3 Uhr 35 Min. auf „Weißer Hirsch" ein kurzer Erdstoß bemerkt. Dresden. Seit vergangenen Montag besitzt Dres den kein Schlachtenpanorama mehr, denn an diesem Tage wurde da- Panorama, in welchem zuerst die Schlacht bei St. Privat und zuletzt die Schlacht bei Wörth gezeigt worden war, geschlossen. DaS bekannte runde Gebäude wird abgebrochen werden, um einer neuen Verlehrader nach dem Stadtinnern Platz zu machen. — Ein theueres Vergnügen für die Stadt Dres den ist eS, Stromlieferantin für die Straßenbahn zu sein. Kürzlich wurden, wie damals berichtet, am BischofSwege zwei Pferde vom elektrischen Strom erschlagen. Dieser Tage mußte nun die Stadt dem Besitzer der Pferde 4000 M. Entschädigung zahlen. — Um eine wesentliche Verbesserung der Schnellzugs- Verbindungen zwischen Sachsen und dem Süden wie auch dem Südwesten Deutschlands herbeizusühren, wird geplant, von Dresden früh gegen 7 Uhr einen Schnellzug abzu fertigen, der in Reichenbach i. Vogtl. den Anschluß von Leipzig aufnimmt und in Hof an Schnellzüge der Bayrischen StaatSeisenbahn sowohl nach Regensburg—München, als Kuch nach Bamberg, Würzburg, Heidelberg, Mannheim, Metz und weiter nach Paris anschließt. Die Ankunft in München wird Nachmittags schon gegen Vi6 Uhr erfolgen, womit gegen die jetzige Fahrtdauer ein Zeitgewinn von etwa 1'/, Stunde erzielt wird. Der weiter erwähnte, über Bamberg—Würzburg verkehrende zweite neue Schnell zug wird Heidelberg Abends gegen '/«8 Uhr, Mannheim s/48 Uhr, Metz Nachts Uhr erreichen und am anderen Morgen nach 9 Uhr in Paris eintreffen. In der umge« kehrten Richtung wird ein neuer Schnellzug München Mit- tags etwa Uhr — nach Ausnahme der Schnellzug«- anschlüffe von Salzburg, Kufstein und Lindau — verlassen und in Hof AbendS gegen 6 Uhr anlangen, woselbst nach kurzem Aufenthalte die Weiterfahrt in der Richtung nach Leipzig, Chemnitz und Dresden (Ankunft gegen Uhr) erfolgen wird. Besonderen Werth wird diese Verbindung noch dadurch gewinnen, daß sie ebenfalls directen Anschluß in Hof von Paris, Metz, Mannheim, Heidelberg und Würzburg erhält. Auch in der Richtung München—Sach sen wird die jetzige Fahrtdauer durch den neuen Schnell zug um über eine Stunde abgekürzt werden. — Der Verein deutscher Zeitung-Verleger beabsichtigt, an das Reich-Postamt eine Eingabe mit dem Ersuchen zu richten, die den Zeitungen zugehenden Bekanntmachungen tarifmäßig ohne Ausnahme zu bezahlen. An einzelnen Orten haben sich die Zeitungsverleger bereits zusammenge- than und dem Reichspostamte erklärt, das sie amtliche Ver öffentlichungen nur noch gegen Bezahlung aufnehmen könn ten. So ist eS z. B. in Posen geschehen. — Schulinspektionsbezirke hat Sachsen 31, srüher 28 ; von den königl. Bezirksschulinspektoren sind am 1. Oktober 1900 2 in den Ruhestand getreten, 3 haben andere Be zirke übernommen und neu ernannt wurden 5. Ständige Volksschullehrer zählt Sachsen gegen 8000, hiervon haben in der Zeit vom 1. Oktober 1899 bis dahin 1900 813 ihre Stellen gewechselt, das sind 10 Prozent. Die Zahl der Hilfslehrer beträgt einschließlich der Vikare in runder Zahl 1900, hiervon wechselten 276 (einschließlich 29 Leh. rerinnen) ihre Stellen, das sind über 14 Procent. Die Zahl derjenigen Hilfslehrer, die nach Ablegung der Kan didatenprüfung ihre erste Anstellung erhielten, war 397. Außerdem wurden noch 70 Seminaristen der ersten Klasse als Halbjahrsvika'e im Schuldienst verwendet. In den Ruhestand traten in der genannten Zeit 57; und zwar befanden sich 4 im 36. bis 40. Lebensjahre, 4 im 41. bis 45., 6 im 51. biS 55, 10 im 56. bis 60, 23 im 61 bis 65., 9 im 65. bis 70. und 1 im 71. Lebensjahre. Das Durchschnittsalter zur Zeit der Pensionirung beläuft sich bei den 57 Emeriten somit auf 58 Jahre und 10 Monate. Gestorben sind in dem vorerwähnten Jahre 122 Volksschulmänner und zwar 66 im Amt und 56 im Ruhe stand. Als Todesursache wiegen vor Herz-, Lungen- und Gehirnleiden. Zum Schluß heißt es nach einem Artikel des „Leipz. Tagebl", daß im genannten Zeiträume 38 neue Schulgebäude aufgesührt wurden. — 28 sächsische Städte haben Garnisonen, von denen Dresden, Leipzig, Chemnitz und Riesa am stärksten be setzt sind. — Der „Bund der Landwirthe" hält am 26. d, M. Nachmittags 3 Uhr in Bautzen eine Versammlung ab, in welcher der erste Vicepräsident des deutschen Reichstages, Herr Kammerherr vr. v. Frege-Weltzien, sprechen wird Außerdem wird u. A. auch der Landesdelegirte des Bun- des, Herr Oekonomierath Andrä, sprechen. — Erfroren oufgefunden wurde in der Nähe von Johnsdors der ledige, im 27. Lebensjahre stehende Fabrikarbeiter Oswald Weber. Der junge Mann hatte sich abends auf dem Heimwege verirrt, hatte sich ermüdet niedergesetzt und war eingeschlafen. Leipzig, 8. Jan. Auf dem kleinen Umweg über — China ist ein Leipziger Stadtpostbrief jetzt endlich in die Hände des Adressaten gelangt. Ein hiesiger Groß kaufmann hatte ihn am 12. September v. I. an eine Leipziger Firma gesandt, die ihn aber nicht erhielt. Vor einigen Tagen traf bei dem Absender ein Feldpostbri-f aus China, datirt aus dem Fort II von Shanghai-Kwan ein, aufgegeben von dem Hauptmann v. Schoenberg vom 2. Ba taillon des 2. ostasiatischen Regiments, einem der Offiziere der Leipziger Garnison, welche als Freiwillige zum Expe- ditionScorps übertraten. In dem von der 4 Feldpoststation am 14. November abgestempelten Couvert lag der Leip- ziger Stadtpostbries. Ec war nach Mittheilungen v. Schoen- berg's in eine für einen deutschen Chinakämpser bestimmte Kreuzbandsendung gerathen und hatte so als blinder Passa gier im Postbeutel die weite Reise nach China mitgemacht. Um von der Grimmaischen Straße in Leipzig nach der Zeitzer Straße zu gelangen, hat er gerade — hundertsech- zehn Tage gebraucht. Leipzig, 9. Januar. In daS Handelsregister ist die „Vereinigung des Wollhandels" eingetragen worden, welche die Wahrung und Förderung der Interessen des deutschen Wollhandels, die Feststellung allgemeiner im Wollhandel üblicher Usancen, die Entsche düng in Streitig keiten aus Geschäften zwischen Mitgliedern unter einander und dritter im Wege eines schiedsgerichtlichen Verfahrens, so wie die Begutachtung von Warenlieferungen oder Warenandie nungen seitens der Vereinsmitglieder unter einander bez. der Vereinsmitglieder an dritte oder seitens letzterer an erstere und endlich die Beseitigung der Auswüchse in der Wollbranche bezweckt. Die erste ordentliche Generalver- sammlung wird am 16. Januar in Leipzig im Börsenge- bäude abgehalten werden. Königstein, 10. Jan. In der Nacht von gestern auf heute ist hier ein Erdstoß bemerkt worden, und zwar in der 4. Stunde. Man verspürte eine wellenförmige Be wegung, so daß man im Bett geschaukelt wurde. Auf dem Amtsgericht glaubte man, ein Ofen sei gesprungen. Dieser Erdstoß hat sich von den Elbhäusern nach dem Niederring zu bewegt." Schandau, 10. Jan. Zwei überaus heftige Erd stöße wurden hier vergangene Nacht kurz nach 1 Uhr und kurz nach 3 Uhr wahrgenommen. Großenhain. Kürzlich brannte in Ortrand die Wattenfabrik von Bulang und Schneider vollständig nieder. In einem kleinen Lagerraum soll daS Feuer durch Selbst entzündung entstanden sein, daS sich in großer Schnellig keit über daS ganze Fabrik-Etabliffement verbreitete. Die Löschanstalten Wurden durch die große Kälte sehr erschwert. Spritzen und Schläuche froren ein und mußten erst aufge- thaut werden. Die Fabrik war noch nicht lange im Be- triebe. Der Schaden ist ein sehr bedeutender, da sowohl die Maschinen, wie die Anlage des elektrischen Lichtes zer stört sind. Wermsdorf. Nachdem die hiesigen Einwohner sich schon lange auf die vielbesprochene und in Aussicht gestellte regelmäßige Automobilfahrt nach Dahlen und zu rück gefreut hatten, scheint dieselbe wieder zu Wasser wer- den zu wollen, indem der betr. Automobilwagen nach einigen Tagen wieder heimwärts pustete und sich nicht mehr sehen ließ. Borna. Unter dem Namen Bubendoi fer Kohlen- werke hat sich eine Gewerkschaft mit dem Sitze in Buben- dorf bei Frohburg gebildet. Vorsitzender der Gewerkschaf ist Herr Bergverwalter A. Franz in Goslar a. H. Stolpen. Die feierliche Einweisung deS als Lei- ter des Königlichen Amtsgerichts zu Stolpen berufenen Herrn AmtsgerichtsratheS Jäger wurde am Donnerstag im Verhandlungssaale deS Stolpener Amtsgerichtes in Gegenwart des Herrn Amtshauptmann Freiherrn von Teubern und zahlreicher Gemeindevorstände, Ortsrichter und Localrichter durch Herrn Landgerichtsdirector Or. Hage mann aus Bautzen vollzogen. — Wegen Veruntreuungen in Höhe von etwa 50 000 Mark wurde in Wurzen der daselbst in einem großen Etablissement beschäftigte Kassirer B. verhaftet. Lockwitz, 8. Januar. Die Spitzbuben werden dreister. In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag drangen sie in den Ziegenställ des Herrn Hausbesitzer Neuber, wählten von den drei darin befindlichen Ziegen die fetteste und schlachteten sie vor dem Stalle ab. Herr Neuber fand am Morgen nur die — noch etwas warmen — Eingeweide des Thieres vor. — AIS sich in einer der letzten Nächte der Güterzug Nr. 4702, welcher in Schandau auf einem Nebengleise den von Bodenbach kommknden Schnellzug Nr. 2 vorüber- gelaffen hatte, wieder in Bewegung setz-n wollte, zeigte sich, daß dies ein Ding der Unmöglichkeit war, da auf dem, dem Winde besonders ausgesetzten Gleise — es herrschte in der betreffenden Nacht eine Kälte von 16 ° U. — die Räderschmiere erstarrt war. E>st nach mühseligen Aus- thauungsversuchen gelang cs, den Zug wieder flott zu machen. — In Weinböhla wurde der gefährliche Ein brecher: welcher schon seit einiger Zeit die Gemüther beun ruhigt ha», sestgenommen. Er ist 32 Jahre alt, Schmiede- geselle, gebürtig aus Kirchhein in Pr. und heißt Gustav Adolf Zaak. — Beim Infanterie-Regiment Nr. 139 inDöbeln ist der Soldat der 5. Kompagnie Emil Rtchard Jahn flüchtig geworden und deshalb steckbrieflich verfolgt. — Seitens der städtischen Armenverwaltung zu Crimmitschau wurden 300 Zentner Steinkohlen an Bedürftige verlheilt, welche eine Dame dem Rate zur Ver fügung gestellt. Weitere 200 Zentner brachte daS Artillerie corps des dortigen Schützenbataillons an hundert Arme zur Vertheilung. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Der Kaiser ist leicht erkältet und sieht sich daher einstweilen genöthigt, das Zimmer zu hüten. Doch erledigt hierbei der erlauchte Herr in gewohnter Weise die laufenden Regierungsgeschäfte, nimmt Borträge entgegen und ertheilt Audienzen. Ungewiß bleibt es indessen, ob der Kaiser im Stande sein wird, an der Beisetzungsfeier des verewigten Großherzogs Carl Alexander von Weimar noch theilzunehmen. — Die Thronrede, mit deren Verlesung Graf Bülow am Dienstag Mittag die neue Session des preußischen Land tages eröffnete, hat keinerlei Ueberraschungen gebracht, da sie sich darauf beschränkte, die den Landtag erwartenden gesetz geberischen Ausgaben kurz zu skizziren. Unter den letzteren befindet sich auch endlich die in der vorigen Landtagssession vergeblich erwartete erweiterte Canalvorlage, deren Inhalt den im Allgemeinen schon bekanntgewordenen Angaben hierüber entspricht. Nur die Forderung des masurischen Schifffahrts canales enthält der neue Entwurf des Canalgesetzes noch nicht, weil die Erörterungen über diesen geplanten Wasser weg des Nordostens seitens der Staatsregierung noch nicht abgeschlossen sind, wie die Thronrede erklärt. Erfreulich ist es, daß letztere einen ersten gesetzgeberischen Versuch unter nimmt, die schwierige Wohnungsfrage zu lösen, allerdings nur in ganz beschränktem Rahmen, indem der bestehenden Wohnungsnoth in Frankfurt a M. durch Vorschläge in einem besonderen Gesetzentwürfe abgeholfen werden soll. Im Uebrigcn zeichnet die Thronrede ein äußerst günstiges Bild vom Stande der preußischen StaatSsinanzen, und gedenkt zuletzt der bevorstehenden 200jährigen Jubiläumsfeier des Königreichs Preußen. — Nachmittags hielten das Herrenhaus wie das Abgeordnetenhaus ihre erste Sitzung ab. Das Herrenhaus vollzog hierbei die Wiederwahl seines bisherigen Bureaus, sowohl des Präsidiums als auch der Schriftführer; das Abgeordnetenhaus hielt eine bloße Gcschäftssitzung ab. — Der Reichstag setzte am Dienstag Nachmittag seine Verhandlungen nach Ablauf der parlamentarischen Weihnachts pause wieder fort. Vor Eintritt des Hauses in die Tages ordnung theilte Präsident Graf Ballestrem den Eingang einer neuen vom Kaiser hergestellten Schiffstabelle mit, und gedachte dann des Ablebens des Großherzogs Carl Alexander von Weimar, erwähnte den Tod des polnischen Abgeordneten v. Motty und erinnerte an die schmerzliche Katastrophe des Schulschiffes „Gneisenau". Hierauf begann der Reichstag die erste Lesung der Vorlage über daS Urheber- und das Verlagsrecht. Der erste Redner aus dem Hause, der Cen trumsabgeordnete vr. Spahn, begrüßte die Vorlage mit un verhohlener Genugthuung, hoffend, daß es in der Commission gelingen werde, einige spezielle Mängel des Gesetzentwurfes zu beseitigen. Nationalliberalerseits betonte Abg. Esche den großen Fortschritt, welchen diese Vorlage gegenüber den bis- herigen Zuständen auf dem von ihr behandelten Gebiete dar stelle. Von den Sozialdemokraten bezeichnete Abg. Dietz den vom Urheberrecht handelnden Theil des Gesetzentwurfes als (Fortsetzung in der Beilage.)