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Freiberger Anzeiger Tageblatt. Erscheint jeden Wochentag ftüh S Uhr. Preis vierteljährlich 15 Rgr. — Inserate werden an den Wochentage« nur dl» Nachmittag 3 Uhr für die nächsterscheinende Nummer angenommen und die gespaltene Zeile mit 5 Pfennige« berechnet. Ir. 305.Sonnabend den 31. December 1853. Ein Jahr ist hin — es klopft der Himmel an; Wird überall die Thür ihm aufgethan? Der Vater droben sucht sein Erdenkind, Schaut um Euch her, wo seine Kinder find! Siehst du den Wand'rer auf der Bergeshöh' ? Matt schleicht der Fuß, sein greises Haupt deckt Schnee, Er schreitet langsam fürbaß, so bedacht; Da schlägt es zwölf zur stillen Mitternacht — Und sinnend bleibt der müde Wand'rer stehn, Hebt auf sein Äug' zu lichten Sterneshöhn, Gar lieblich tönt' der Glocke ernster Klang, Der ihm, wie Vaterruf, zur Seele drang. „Bald ist der Reise weites Ziel erreicht, Wo, armes Herz, dein banges Sehnen schweigt; Gelobtes Land, du traute Heimath mein, Nimm deinen Pilgrim bald zur Ruhe ein!" Zur Mitternacht schlägt zwölf die Zeitenuhr, Laßt nie verlieren heimwärts uns die Spur; Sei es im Thal, sei es auf Bergeshöhn, Des Vaters Ruf find' uns bereit, zu gehn! Tief in dem Thal, auf Pfaden weit und breit, Doch sagt, wer ist's, der dort so mürrisch zieht Zieht auch ein Wand'rer, noch im Flügelkleid; Und von der Heimath immer weiter flieht? Es irrt dahin sein leicht beschwingter Fuß Es klagt ihm nach der Glocke Trauert»«: Und, was er schaut, ist süßer Liebesgruß. „Kehr' heim an's Vaterherz, verirrter Sohn! „Hier laßt mich auf des Frühlings Blu- „Du sagtest Dich von Deinem Erbe los menaun Und dünktest selbst in Deiner Macht Dich groß, Zu Lust und Freud' mir eine Hütte baun; DeS Vaters Kind zu sein war Dir zu schlecht ES geht die Fahrt, zog ich doch jüngst nur aus, Nun suchst Du Freiheit al« ein feiler Knecht; Zu später Zeit erst heim ins Vaterhaus!" „Wenn Dein vermeinte« Glück in Trümmer Wohl schreckt ihn aus dem Traum der Glocke fAgt, Schlag, Wo ist der Stab, daran Dein Arm sich hält» Doch klingt er ihm nicht in der Seele nach; Durchbebt des Winter« Frost Dir Mark und Die fremde Welt umspann sein trunknes Herz, Bein, Der ernste Ruf ist ihm nur tönend Erz. Möcht' leicht zu spät Dir eine Heimkehr sei«!" H.ermaua Barth.