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stamme fein mag, so fühlt der Muselmann doch instinktartig, Käß mit dem Sturze deS OsmanenreichS auch die Erhaltung seines muhamedanischen Glaubens und seiner Nationalität auf Kem Spiele steht. Mit dem Sturz der Pforte würde ohne Krage der Schild zerbrechen, der dm Islam gegen die über wältigende Kraft der christlichen Bildung schützt. So wie sich der Geist der Cultur an jenen beiden Meeren erhebt, wird er «ik raschen Flügelschlägen auch ohne zwingende Gewalt die staatlichen, socialen und religiösen Schöpfungen Muhameds ver nichten. Der träge Türke wird mit dem unternehmenden Eu ropäer nicht zu concurriren vermögen, wenn ihm die alten StaatSeinrichtungen nicht mehr daS Recht sichern, ausschließlich Grundbesitz zu erwerben, in StaatKämter zu treten und die vorzugsweise Gunst der Regierung zu besitzen. Darum begreift auch der gemeinste Türke, daß die Zerstörung deS türkischen Reichs alle Interessen muhamedanischer Stämme bedroht und zwar die materiellen Interessen des Erwerbs und Eigenthums und die moralischen der Nationalität und Religion. Bei solcher Bettachtung der Dinge erscheint es als ein thörichtes Thun der politischen Kannegießerei, schon Theilungs- pläne auszusinnen, so lange nicht die Herrschaft der Türken, das Reich der Pforte zertrümmert ist. Dergleichen Erfolge be wirkt man nicht durch Noten und Protocolle und durch die be liebte Manier deS Klapperns mit dem Säbel und des Auffah- rentz der Kanonen. Man schaue zurück in die Geschichte aller Zeiten, und man wird erkennen, daß zu keiner Zeit große Reiche zertrümmert worden sind, als durch den ehernen Zwang kriegerischer Gewalt. Nur physische Vernichtung der Elemente, welche daS Bestehende tragen, sei es auch noch so schwach, schaf fen den Boden für neue Staatenbildungen. Der. oströmische Kaiser war vor 400 Jahren nur noch im Besitze der Hauptstadt und dennoch stürzte das zertrümmerte Reich erst nach tapferem Widerstande und mit dem Fall des Wackern Kaisers zusammen. Viel besser sind immer noch die Kräfte der- heutigen Pforte. Wollten die europäischen Mächte zur Theilung der Türkei verschreiten, so würde mit oder gegen den Befehl des Sultans die grüne Fahne des Propheten alle Bekenner Muhameds unter die Waffen rufen und der blutige Streit auf Leben und Tod beginnen. Erst nach Ausrottung der Türken in Masse und Kern könnte eS sich um Vertheilung ihres Erbes handeln. Bis dahin sind jene Kannegießereien weiter nichts als Pläne über das Fell des Bären, der noch lebt. — Wäre es aber denkbar, daß sich die europäischen Mächte über einen Schritt verständigen könnten, der allen Sätzen des RrchtS und der politischen Vernunft, des Christenthums und der Sittlichkeit Hohn sprechen würde? Wir sehen in diesem Mommt die liberale Presse aller Völker auf Seiten der be drohten Türkei — wäre eS wirklich zu erwarten, daß sich die pouservativen Staatsmänner, die Repräsentanten des Prin- <ipS der Legitimität entschließen könnten, mit vereinigten Hee rmund Flotten das Reich des Halbmondes zu vernichten, um sich mit der geraubten Beute zu bereichern? Nimmermehr. DaS Tranchiren der Türkei überlasse man dem Messer der Politischen Kannegießer. Es" ist einfacher Unverstand, zu glau- Sm, daß man die orientalischen Wirren mit windigen Thei- luugöprojecten beseitigen könne, deren Ausführung, selbst wenn sie denkbar wäre, jedenfalls einen der empörendsten Gewalt streiche enthalten würde, welche die Weltgeschichte aufzuwei- sm hat. Zu einem Kriege mit der Türkei wird eS unsrer Ansicht nach darum nicht im Augenblicke kommen, weil die westlichen Kabinette eine unüberwindliche Scheu vor einem Kriege haben und darum Rußland, welches sich desto kriegSmuthiger und lö wenkühner stellt, so weit als nur möglich zurücken werden. Die Nahrungsmittel für das Volk. Keine Stunde ist so angenehm, als die Abendstunde nach voll brachtem Tagewerk, und das Volk hat Recht, wenn es dieselbe den Feierabend nennt, denn es liegt eine Feierlichkeit und eine Ruhe über dieselbe, die der Seele und dem Leibe wohl thut. Auch der Genuß des Leibes in diesen Abendstunden, auch die Speisen des Abendbrodes sollen nicht die Feierlichkeit des selben stören durch eine Last, die man dem Magen aufbürdet. Das Essen soll nur ergänzen, was man in den letzten Stunden der Arbeit an Kraft verloren hat; es soll nicht mehr im Voraus gegessen werden, um Kraft zur nächsten Arbeit zu haben. Denn man hat die Nachtruhe vor sich, die am ungestörtesten ist, wenn der Magen wenig zu verarbeiten hat. Wer Schlafende flüchtig beobachtet und die langen Athem- züge und den Schweiß bemerkt, der meint wohl, daß man im Schlafe viel Kohlmsäure und Wasser verliert, und deshalb auch nur gehörig mit Speisen versorgt den Körper zu Bette legen müsse. Allein das ist ein Jrrthum. Der Athem des Schlafen den ist lang und tief, aber außerordentlich langsam, und der Schweiß rührt nicht von der größern Menge deS Wassers her, den man im Schlafe verliert, sondern davon, daß der Körper durch Decken und geschloffene Zimmer mehr geschützt ist vor Luftzug- der die Hautdünstung entfernt und deshalb während des Wachens den Schweiß nicht so leicht sich ansammeln läßt. — Im Gegentheil verbraucht man während des Schlafes we niger von den Kräften des Körpers, als während des Wachens, und man verspürt auch deshalb des Nachts keinen Hunger und ist am Morgen weniger ermattet, als man sein müßte nach so vielstündigem Fasten. Hieraus aber ergibt sich schon, daß daS Abendessen nicht ein Essen für die Nacht, sondern für die letzten Stundendes Tages sein soll. Es soll kein Essen pränumerando, sondern ein Essen postnumerando sein! Es sind deshalb zum Abendessen nur leicht ernährende Speisen zu wählen, und diese müssen auch , wenn dn Schlaf ruhig von Statten gehen soll, leicht verdaulich und mindestens zwei bis drei Stunden vor dem Schlafengehen genossen werde». Ein warmes Abendbrod ist für gesunde Menschen nicht nothwendig. Denn das Mittagbrod wird darum nur warm gegessen, damit der Leim und das Fett der Speisen flüssig bleiben mögen; am Abend aber sind solche Speisen nicht rath- sam, und man legt der HauSfrau nur eine Last auf, wen» man sie für das Abendessen auch noch an die Küche fesselt, wo sie sich gar zu oft schon am Tage Erkältungen zuzieht. Wer indessen mit einem Butterbrod und einem Glas Lier nicht zufrieden ist, der mag, wenn er eS haben kann, etwas