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Nr. 21. — ISS8: — Diese verbreitetste unparteiische Zeitung erscheint Wochentags Abends (mitDatum des nächsten LageS) und tostet mit de» sechs wöchentlichen Beiblättern: 1. Sächsischer Erzähler, L. Kleine Botschaft, 8. Gerichts-Zeitung, 4. Sächsisches Allerlei, k. Jll,«striktes Unter- haltnngSblatt, 6. LnstigeS Bilderbuch monatlich bv Pfennige. I8SS. Postliste: Nr. 2808, Teleoramm-Adr-lle: Seneralanjelg«. Aernlprechstelle Nr. US. General- erg er Donnerstag, den 27. Januar. Anzeigenpreis: «gespaltene CorpnSzeilc (ca.9 Silben fassend) oder deren Raum ld Psg. (Preis verzeichnisse L geile 2« Pfg.) -n- Bevorzngtc Stelle («gespaltene Petit-Zeile circa ll Silbe» fassend) 3» Pfg. — Anzeige« lönnen nur bis Bormittag lo Uhr angenommen werden, da Druck und Verbreitung der große» Auslage längere Zelt erfordern. für Chemnitz und Umgegend. (Sächsischer SandeS-Anzeigerl. ^ Gegründet 18V» als „Anzeiger" re. Verlag und RotattonOmaschinen-Drnck von Alexander Wiede in Chemnitz, Theaterstraße Nr. 8. Geschäftliche Anzeiger-Inserat« finden sür billigstes Preis zugleich Verbreitung durch die täglich erscheinende Chemnitzer Ä Zn des deutschen Kaisers Geburtstag. L/ Chemnitz, den 36. Januar 1898. ' Ein Freudenfest für das deutsche Volk ist wieder herangelommen, ein Freudenfest auch darum, weil es einer der wenigen Tage.ist. an denen das deutsche Volk seines Parteihaders vergißt und einmüthigeu Sinnes nur daran denkt, wie der Tag am festlichsten und würdigsten begangen werden könnte. Des Kaisers Geburtstag ist ein Tag, der so recht zeigt, wie tiefe Wurzeln in« dentschen Volke der monarchische Gedanke überhaupt, und die Zuneigung zu dem ruhmreichen Hanse Hvhenzollern insbesondere, besitzt. Diese Wurzel sitzt so fest, daß sie selbst dann nicht wesentlich erschüttert werden kann, wenn einmal das deutsche Volk sich mit Anschauungen, Aeußcrungen oder Handlungen seines Monarchen nicht einverstanden erklären' kann. Gewiß wird dann manch hcrbcs Wort fallen, und es ehrt ja auch nur ein Volk, wenn cs nicht blindlings den Wegen und Gedanken eines Mannes, und sei er auch der mächtigste im Staate, folgt; aber die herzliche Liebe des Volkes zu dem Herrscher bleibt darum doch bestehen, und Wenn es gilt, an Freud oder Leid des Herrscherhauses theilzunehmen, dann zeigt sich, wie thöricht die sind, die aus gelegentlichen An- schauungsverschiedcnheiten zwischen Herrscher und Volk eine dauernde Entfremdung herzustellen hoffen. In diesem Jahre wird nun aber der Geburtstag des Monarchen um so freudiger begangen, als zwischen einer Zeit mancher Meinungs verschiedenheiten zwischen dem Monarchen und dem Volke und der Gegenwart Handlungen und Aeußerungen des Herrschers liegen, mit denen sich das Volk freudig einverstanden erklären konnte. Der Kaiser hat sich mit dein greisen großen Nathgebcr seines unvergeß- lichcn Großvaters ausgesöhnt, und er hat damit den weitesten Kreisen des deutschen Volkes eine ausrichtige Freude bereitet. Die letzten Monate haben ferner gezeigt, daß der Kaiser bei der Aus- Wahl neuer Rathgeber mit großer Umsicht und Geschicklichkeit ver fahren ist. Mit derselben großen Umsicht hat er in Vcrbindnng mit seiüem ersten Nathgeber die äußere Politik des deutschen Reiches ge leitet. Die erfolgreiche Politik Deutschlands im Orient — und hier bei handelt es sich ganz besonders »in die Persönliche Initiative des Kaisers — die rasche und geschickte Durchführung der astasiatischen Angelegenheit und die Energie, mit welcher der haitianische Zwischen fall beigelegt wurde, haben die Bewunderung der Freunde, den Neid der alten Gegner erregt. Schließlich habe» die wuchtigen Worte, mit denen der Kaiser in Kiel Deutschlands Stellung nach anße» hin klar bezeichncte, kräftigen WieLerhall im deutschen Volke gefunden. Und wenn der Kaiser auch mit gerechtem Selbstbewnßtsein ans Deutschlands Kraft und Machtstellung hingewicsen hat, so hat r deswegen doch i» seinem vergangenen Lebensjahre ebenso, wie seit seinein Regierungsantritt, den Zielen des Friedens mit all' seinen Kräften gedient. Er hat seinen Theil dazu beigelragen, das Ver hältnis; Deutschlands zu den verbündete» Staaten immer fester und inniger zu gestalten, er hat darüber hinaus sich mit Erfolg bemüht, die Beziet.nnge» zwischen Deutschland und Rußland herzlicher zu gestalten; er hat schließlich nicht angestanden, in Fällen, in denen die alten Gegner Deutschlands, die Franzosen, von dem Geschicke schwer betroffen waren, sein warmes menschliches Mitgefühl an den Tag zu legen. Er hat sich auch, soweit es anging, bemüht, wieder ein besseres Einver nehmen zwischen Deutschland und England herznstcllcn. Wenn er bei diesen Bemühungen aber nicht seine eigene Person eingesetzt hat, ivenn er ebenso, wie im vergangenen Jahre, de» englische» Gestaden fern geblieben ist, ;so ist ihm das deutsche Volk für diese Zurück haltung nur dankbar. DaS Bisinarck'sche Wort: „Wir laufen Niemandem nach", hat sich mit unauslöschlichen Zügen in das Herz des deutschen Volke- eingegraben, und am allerwenigsten möchte das deutsche Volk wünschen, daß das deutsche Selbstbewußtsein den Eng ländern gegenüber außer Acht gelassen wird. Das deutsche Volk ist seinein Monarchen dafür dankbar, daß er nichts thut, was das Verhältniß zwischen Deutschland und England noch ungünstiger ge stalten könnte, es ist ihm aber auch ebenso dankbar dafür, daß er bei den Bemühungen zu einer Besserung des Verhältnisses sich nicht persönlich einsctzt. Darum dient der Kaiser mit der von ihm seit zwei Jahren geübte» persönlichen Zurückhaltung gegenüber England an, besten der Erhaltung des Friedens. Fürst und Volk sind in Deutschland so innig mit einander verknüpft, daß des Fürsten Geschicke auch des Volkes Geschicke auf das tiefste berühren. Und so ist es ein Wunsch nicht nur sür den Kaiser, sondern auch für uns selbst, wenn wir von Herzen wünschen, daß auch das neue Lebensjahr des Monarchen ein recht glückliches und scgenbringcndeS sein möge. EiselibtUin-Zeltttttg. - Deutscher Reichstag. 25. Sitzung vom 25. Januar, 2 Uhr. Das Hans ist sehr schwach besetzt. Am BundeSrathstische: Graf Posadowsly u. A. ' Die zweite Bcrathmig des Etats -es Reichöamts -es Inner»» wird fortgesetzt bei dem Kapitel: „Börseiiausschuß und Bcrufskammer in Ehrengerichtssachen gegen Börsenbesucher". Abg. Barth (freist Ver.) bemerkt den« Abg. Grasen Armin gegenüber, die Berliner Kausmannschast denke gar nicht daran, in den Fernpalast zurückzukehren, möge der Spruch des Oberverwaltungs gerichts ausfallnn, wie er wolle. Der Redner bestreitet Paasche gegenüber, daß die Freisinnigen die Schuld an der Gestaltung des Börsengesetzes trügen. Die Schuld treffe vielmehr die National- liberalen und die Regierung. Abg. D>'. Hahn legt dar, wi»unter de» Herrschaft des Termin geschäfts die Meinung des Publikums über den Stand des Getreide- inarktes irregeführt wurde und die Preisbildung dadurch günstig be einflußt worden sei. Gegen früher habe sich die Disparität zwischen Chicago uud Berlin sehr geebnet und sie würde bereits ganz ver schwunden sein, wenn nicht noch immer erhebliche Abschlüsse an der Frühbörse und bei dem Zellengeschäft in der Heiligen Geiststraße ge macht würden. Der Redner verlangt sodann eine gleitende Zoll skala und schwankende Zölle »ach Maßgabe des Preises des Ge treides für den Fall, daß sich das bei Abschluß der Handelsverträge ermöglichen lasse. Abg. Paasche (nat.-lib.) tritt ebenfalls dein Abg. Barth ent gegen. Der Vorwurf, daß das Börsengesctz dem Mittelstände Ab bruch gethan habe, sei ganz unangebracht. Wenn in Berlin eine Reihe sogenannter Baiikfirmcii rerschwunden sei, die durch ihre Schaufenster das Publikum zum Speknliren verleitet hätten, so sei das kein Nachtheil, sondern ein Gewinn und , ein Verdienst des Börsengesetzes. Abg. Fischbeck (freis. Ver.): Herr vr. Hahn sagte, man sei ganz zusrieden mit den Folgen des Börsengesetzes. Wie bescheiden sei man geworden gegenüber vielen früheren Aeußerungen der Agrarier hier im Reichstag und in der „Deutschen Tageszeitung"! Daß eine Anzahl von Spielern von der Börse nach Erlaß des Gesetzes weg bleiben würde, habe die freisinnige Partei nie geleugnet, aber sonst seien gerade die mittleren Bankgeschäfte getroffen worden. Die Produktenbörse habe man ganz zerstört. Wo im Uebrigen sei der Nutzen des Gesetzes gegenüber den schweren Schädigungen unsere» Handels- und Erwerbslebens? Die Auseinandersetzungen des vr. Hahn über die Segnungen für das deutsche-Volk hätten ihn sehr sonderbar berührt. Herr Ahlwardt habe schon gesagt, daß man für Getreide hohe Preise schaffen müsse, ohne daß das deutsche Volk sie zahlte. (Heiterkeit.) Wo sei der Antrag Kauitz geblieben, den man zu einer Zeit eiubrachte, wo die Getreidepreise hoch waren? Durch die Aufhebung des Terminhandels sei auch die gute und nothwendige Spekulation in Getreide beseitigt worden. Das ausländische Ge treide können wir nicht ganz entbehren und ohne dasselbe würde in diesem Jahre das deutsche Getreide noch werthloser sein. In der Preisbildung sei eine große Unsicherheit eingetreten, die durch alle Märkte und Telegraphirerei nicht beseitigt werde. Für die Folgen des Börsengesetzes sei einzig und allein die agrarische Mehrheit ver antwortlich. Diese Folgen werden sich erst voll zeigen, wenn die Getreidepreise sich in absteigender Linie bewegen. . , Abg. Graf v. Arni«» (Reichsp.) bestreitet, daß die niedrige» Getrejdepreise sogleich einen Einfluß aus die Billigkeit deS Brode» ^ hätten. Im Ganzen seien die Getreidepreise jetzt recht stetig getvorde» und haben das Sprunghafte verloren, das sie früher hatten. Tr habe dafür eine Reihe von Tabellen gesammelt uud mitgebrachk Durch die Verbesserung der Verkehr-Verhältnisse, der Eisenbahnen, Dampfschiffe und Telegraphen sei ein Ausgleich in den Getreidepreise« ,.)4. des In- und Auslandes eingetreten, nicht durch den Terminhaudel ^ und die Spekulation. Diese habe vielmehr erst künstlich die große» Schwankungen hervorgehoben. Die Zustände seien gesünder geworden, , H das geben selbst einsichtige Handelsherren zu, aber ein kleiner Kreis von Börsianern und Finanzleutcn übe einen Terrorismus auS. DaS Börscngesetz habe schon viel Gutes bewirkt, aber es bleibe natürlich noch viel zu thu». Der solide Verkaufspreis des Getreides sei doch besser, als der unglückselige Terminpreis. Die Feeupalast-Bersamm- l»ng hätte einen entscheidenden Einfluß auf die Preise ausgMt) sich also als Börse charakterisirt. Abg. Schwarze (Zentr.) polemisirt gegen de» Abg. Fischbeck und führt aus, daß die Aufhebung des Terminhandels schon sehr segensreich gewirkt, habe; früher seien durch das Börsenspiel schon Tausende von Personen ruinirt worden, jetzt würden sie durch da» Bcstsenregister davon abgehalten. > Stag. Hilpert (bayer. Bauernbund) brmerkt, mit der Preis bildung sei er einverstanden. Die bayerischen Landwirthe seien Voll ständig mit den jetzigen Getreidepreisen zufrieden. Auch die Auf hebung des Terminhandels werde als Wohlthat empfunden. An der weiteren Debatte über den Gegenstand betheiligen sich noch die Abgg. Ftschveck uud v. Arnim, worauf der Titel ge nehmigt wird. Bei Ttitcl „Statistisches Amt" wünscht Abg. Werner (deutsch. Reformp.) wie im Vorjahre eine Ver mehrung der etatsmäßig angestellteu Beamten. Zur Besserstellung dieser dauernd beschäftigte» Bcainten würden nur etwa 50,000 Mt. erforderlich sein. Die Mutter. Eine Ghcttogeschichte von I. Zangwill. (Nachdruck verboten.) - Das hundertjährige Mütterchen lag in« Sterben. Scho» hatte sie die schmerzhaften Qualen des Todeskampfes überstandeu und ihre Seele schwebte schon hoch über den Grenzen ihres irdischen Wohw sitzcs. Man wähnte sie ohnmächtig und wußte nicht, daß die Alte im Moment des Todes das einzige große Ereigüiß ihres Lebens noch einmal durchlebte Vor etwa vierzig Jahren, als »och ihr Horizont sich nicht über die Grenzen des Helmathsdorfes erstreckte, obwohl sie damals schon eine Sewzigeriu war, hatte sie eines Tages einen Brief erhalten. Es war ein regcntrüber Svmmertag am Vorabend des Sabbaths Und der Brief war von ihrem Sohn, von ihrem einzigen Sohn, der in einem dreißig Meilen entfernten Dorse ein Wirthshans hatte und dort mit der zahlreichen Familie lebte. Mit fieberhafter Erregung öffnete sic das Schreiben. War ja doch ihr Sohn da» Licht ihrer alten Augen! Erwartungsvoll durchflog sic die von rechts nach links sich ziehenden krausen hebräische» Zeilen. Da plötzlich fühlte sie einen Stich im Hcrze» und sank halb ohnmächtig zusammen. I» die vier engbeschriebcne» Seite» war ein Satz eingcflochteii, der «hr mit bluligcn Buchstaben cntgegcnsiarrte: „In der letztere» Zeit habe ich mich nicht wohl gefühlt. Jeden Tag ist die Hitze sehr drückend, und die Nächte sind neblig. Aber es ist nichts von Be deutung, nur mein Magen ist nicht in Ordnung, das ist das Ganze." Dem Brief waren ein Paar Papierrnbcl beigeschlossen, aber sie be- merklc sic nicht, raschelnd sielen die Banknoten zur Erde. Auf de» Flügeln bebender Angst hatte sich gestern die Nachricht verbreitet, daß im Wohnort ihres Sohnes die Cholera herrschte, und schon seit den. Morgen hatte es ihr mit schwerem Herzen um ihr Kind ge bangt. Und hier dieser Brief bewahrheitete ihr schlimmstes Ahnen. Vielleicht liegt er jetzt, während sie diese Zeilen liest, auf dem Krankenbett, vielleicht ringt er mit dem Tode, vielleicht ist er gar schon gestorben. Unwiderstehlich zog die Mutterliebe sie hin zu dem Sohn. Besonders der Schluß des Briefes muthete sie wie ein böses Omen an: „Besuche mich, liebe Mutter, so bald als möglich, denn «ich kann jetzt lange nicht abkommcn." Ja, sie muß hin zu ihm, so fort; wer weiß, ob sie ihn nicht zum letzten Mal sicht. Aber i» diesem Augenblick machte ei» entsetzlicher Gedanke ihr das Blut in de» Adern erstarren. Soeben war der Sabbalh herein- gebrochen. Und nun ist das Fahren gleichwie jedwedes Reise» volle vieruudzwanzig Stunden lang strengstens verboten- Nur in einem einzigen Falle gestattet die Religion die Entweihung des Sabbaths, wenn ein Menschenleben auf dem Spiel steht. Aber wie sie auch die logischen Schlußfolgerungen drehen und wenden mochte, sie konnte sich nicht der Illusion hingebc», daß ihres Sohnes Leben von ihrer Gegenwart abhänge. Im Gegentheil! Beim Lichte der grausamen Vernunft und der ruhigen Ueberlegimg betrachtet, war auch die Krankheit ihres Sohnes eßie unwahrscheinliche Hypothese. Nein, nein, diese Reise ist unstreitig eine Entweihung des Sabbalh. Aber wie sie auch, hin und her spekulirte, blieb cs doch ihre unumstößliche Ueberzengung, daß ihr Sohn todtkrank sei und daß sie unwiderruflich zu ihm eilen müsse. Endlich nach langem, tödt- lichem Seelenkampf kam sie zu einem Entschluß. Fahren durste sie nicht — so mußte sie also zu Fuß gehen.; Cholera-Nachrichten ans trauriger Wahrheit beruhen und kein leeres Geschwätz gewesen seien, spornte diese Nachricht sie zu fieberhafter Eile an, doch bald siegte ihre körperliche Schwäche und an der Grepz» des Dorses mußte sie sich an die Hagedornhecke lehnen, um anszu- ruhe». Es war nahezu Mittag. Ein vorübergehender Bettler er barmte sich ihrer und gab ihr ein Stückchen Brod. Sie aß eS, ob gleich der Gedanke sie quälte, ob es nicht etwa mit unreinen Speisen in Berührung gewesen sei. Wieder machte sie sich auf den Weg; aber die kurze Nast hatte sie noch müder gemacht. So zog sie also den Brief ihres Sohnes hervor, las ihn immer wieder und wieder, und spornte ihre versagende Kraft mit dem Trostesworle: „Muth, mein Lämmchen, deine Mutter ist auf dem Weg." Die bleischweren grauen Wolken barsten endlich und der Rege» floß in Strömen ans die schmutzige Erde und peitschte ihr schweiß, bedecktes Antlitz. Anfangs erfrischte sie die kühlende Douche, aber bald war sie dis auf die Haut durchnäßt, die feuchten Kleider klebte» Rasch verzehrte sie ihr dürftiges Abendessen, verbarg den theuren! ihr zentnerschwer an, müden Leibe und die staubige Landstraße wurde Brief an ihrem Herzen, und band ihre Sandalen a» die Füße, um! zum Sumpf, dessen dicker Schlamm sich an ihre schwachen Sohlen sich auf den sünfuiiddreißig Meilen lange» Weg zu machen. So brach sie auf, »m zu jenem bleichen Antlitz hinzueile», das ferne. heftete. Und im heulende» Winde, im strömenden Regen, wankte sie fern von ihr auf seinen Kissen ruhte und doch als Leitstern auf > vorwärts. Eine neue Angst erfüllt- ihre Seele; ob wohl ihre Kräfte ihren, Pfade strahlte. t ausreichen? Ob sie's aushalten wird? Immer langsamer wurde« „Ich komme, mein Täubchen, ich komme", flüsterte sie, „Deine»ihre Schritte, sie schlich vorwärts wie eine Schnecke. Mutter ist auf dem Weg." ^ Und je langsamer sie vorwärts schleicht, desto klarer kommt eS Es war eine nebelschwere Nacht. Ei» blnßrother Dunstschleier; ihr zu Bewußlsein, was sie am Ziel erwartet. Ob sie wohl seine wölbte sich gleich glühender Feuerkugel um das Firmament. Um, letzten Worte höre» wird? Vielleicht — oh» der Gedanke die Vaumreihen am Wegesrand kreiste zerflalterndcs Nebelwoge», macht ihr Blut erstarren, vielleicht kommt sie noch rechtzeitig» um Gegcw Mitternacht löschte der Nebelschleier das Licht der Sterne > eine» letzten Blick ans sein lebloses Antlitz zu werfen. Vielleicht br aus. Aber das alte Mütterchen wußte, daß sie geradeaus zu gehen - straft Gott damit die Entweihung seines Ruhetages, hatte, nur immer vorwärts. So wanderte sie die ganze Nacht über „Sei stark, mein Sohn", schluchzte sie jammernd. „Oh, stirb' durch den Wald. Weder Mensch noch Thier vertrat ihr den Weg, i nicht! Deine Mutter ist aus dem Weg." obwohl in, Dickicht Wölfe brüllten und unter den Büschen Schlangen, Der Rege» hörte auf und di« Sonne begann wieder M lauerten. Als der Morgen graute, war sie schon ganz erschöpft undfflteine», eine glühende, sengende Hochsomiuerjomie, die ihr feuchte- konnte kaum mehr gehen. Aber sie eilte weiter. Die Hälfte des; Antlitz trocknete. Jetzt ward ihr schon jeder Schritt zur Qual, aber Weges lag noch vor ihr. ' tapfer schreitet sie vorwärts, mit aufgescywollencn, von den Steinen Sie hatte nichts zu essen, weil auch Lebensmittel eine Last sind,.am Wege blutig geritzten Füßen. Denn in der Ferne ruft sie eine deren Tragen die Religion am heiligen Sabbalh verbietet. Ji» ersterbende Stimme und weiter schleppt sie sich flüsternd: „Sei stark) Gehen sagte sie das Morgcngcbet her und bat Gott, er möge ihr «mein Sohn! Ich komme, Deine Mutter ist ans dem Weg. Muth, verzeihen, Ivenn sie a» seinem heilige» Namen gefrevelt habe. Während-! ich werde Tein Antlitz sehen und Dich am Leben finden." sie betete, ließen ihre körperlichen und geistigen Qualen nach. Dann, Der Kutscher eines vorbeirollenden Wagens sah sie wanken und als sie jm nächsten Dorfe angelangt, hörte, daß die entsetzlichen bot ihr einen Sitz an, aber sie schüttelte verneinend das Haupt.