Volltext Seite (XML)
,z Donnerstag dm 19. Mai «n UL is,?K t!7U *»d Tazeblair 7 ' ' also nach Constantinopel zu/ beordert sei. Rußland sticht ÄM einmal: Ursache zum Hader, und kanns nicht anders Mit H wiederholt sich die Scene in der Fabel vom Wolf Und Latmn, welches Letztere Las Wasser getrübt haben soll. — Eine andre teleg«iphische Depesche thrilt mit, daß Ler türkische Minister Les Kriegs und des Auswärtigen ihre Entlassungen gettomme« hätten; so sehr fürchtet man sich vorRußland^ — DÜSött Seiten Frankreichs Etwas zum Schutzeder Türkei gescheht wird, darüber läßt sich kein Urtheil fälle». Vielleicht haben Lst vertraulichen Briefe, welche jüngst der weife Czaar «igeuhändfg cm Ludwig Napoleon geschrieben hat, den Zweck/ sich uÜt-deM Die Kriegsgefahren am Bosporus. Die arme vielgeplagte Türkei kann nicht zur Ruhe kom men. Kaum sind die umfassenden Forderungen Oesterreichs von der Pforte bewilligt worden, kaum hatte man sich dem Glauben hingegeben, die Wirren und der Ausstand in Montenegro seien beigelegt, so bringen telegraphische Berichte wieder die Nachricht, daß Rußland erneute Forderungen an die türkische Regierung gestellt habe. Rußland und Oesterreich, welche daheim so streng auf Le gitimität halten, haben sich der aufsässigen revolutionären Montenegriner angenommen und Rußland wartet nur mit Ungeduld auf den Augenblick, wo es im Stande fein wird, die Meerenge von Constantinopel zu erobern, um den Schlüssel des schwarzen und mittelländischen Meeres in den Händen zu haben. Wir sind nicht im Stande, die Ansicht derer zu wider legen, welche Rußland zutrauen, cs habe die Revolution der Montenegriner unterstützt, um durch diesen Aufstand das Reich des Sultans zü schwächen. Allein der schnelle friedliche Ausgang des Streits, den Oesterreichs Drohung herbcigeführt hat, ent spricht nicht Rußlands Zwecken. Der hergestellte Friede hilft Rußland nichts. Rußland war daher mit dem schnellen diplo matischen Sieg, den Oesterreich in der Türkei errungen hat, wenig zufrieden. Es hatte gehofft, der Sultan werde nicht nachgeben und so wurde es von der türkischen Nachgiebigkeit und der schnellen Zustimmung Oesterreichs nicht wenig über rascht. Deshalb ist Rußland nunmehr auch aufgetreten, um noch größere Vortheile als Oesterreich zu erlangen. Der Fürst Mcnzikoff kam als Abgesandter Rußlands in Constantinopel an, nachdem man den Streit mit Oesterreich und Montenegro schon als abgemacht ansah und stellte eine nachträgliche Forderung an den Sultan, die auf nichts weniger hinausgeht, als daß die Türkei darein willigen soll, daß Mon tenegro und noch außerdem einige angrenzende Gebiete, die größtcntheils von Griechisch-Katholischen bewohnt sind, zu einem unabhängigen selbstständigen Fürstenthume vereinigt werden, das, wie sich von selbst versteht, unter dem Schutze Rußlands stehen soll. Was russischer Schutz ist, wissen wir All«. Andere Forderungen Rußlands sind noch gar nicht bekannt geworden. Daß. dies so viel heißt, als versuchen, wie viel man der Türkei Länder und Rechte ohne Widerspruch der Pforte und der frem den Mächte nehmen kann, ist auf dm ersten Blick klar. Die neuesten telegraphischen Depeschen sagen nur, daß der Sultan die Forderungen Rußlands verworfen und Englands und Frankreichs Hilfe angerufe« hab«, worauf die russische Flotte von Sebastopol nach dem Bosporus, Kaiser der Franzosen wegen der orientalischen Frag« zu setze», wogegen dem neuen Cäsar wahrscheinlich im Westen neue Con- eessionen bewilligt worden firÄ. Soviel ist sicher- Laß LaS Jn- triguenspiel der erhabenen Diplomatie gegenwärtig im vollstes Schwünge geht. Wir können ihrer nicht ohne Anbetung gr- denkn. Zn dem kommt, daß England und Frankreich km Augen blick nicht recht geschickt sind, einen Krieg anfangen zu können. Diesen Zeitpunkt scheint man aber von Seiten Rußlands und Oesterreichs gewählt zu haben, um der Türker zu Leibe zu gehM ' Eben darum liegt auch Rußland und seinen freiwilligen Verblindeten daran, so schnell wie möglich der Türkei gegen über Vortheile zu erreichen, und es ist bezeichnend genug für beide Staaten , daß sie die einzigen waren, die in allen Ver handlungen, welche iu der letzten Zeit geführt worden find, immerfort mit einem sogenannten Ultimatum aufgetretenfind, in welchem sie jede Art von Verzögerung dringender Fragen zurückweisen und nur die Wahl lassen zwischen Nachgeben oder Krieg. So tvenig wir uns der ungeheuer einflußreichen Politik Rußlands freuen, die auf nichts anders hinausgeht, als eine Universalmonarchie zu gründen und ganz Europa die- Gesetze der Knute direct oder indirekt vorzuschreiben, st sehr muß m«t den feinen politischen Takt anerkennen, mit dem Rußlandund- Oesterreich ihrem Vorcheil zur rechten Sturze nachjagen. Di« Stärke Rußlands liegt augenblicklich Lari», daß Lad wig Napoleon für jetzt noch geuothigt ist,- den Vergnüg«-^ lustigen und Friedfertigen zu spielen. Er ist im Innern Frank reichs noch nicht fertig. Die Parteiwuudrn sind noch zu frisch, die Rüstungen noch nicht halb vollende^ die Festlichkeiten noch nicht ausgespielt, daS Schauspiel drr Kaiserkrönung durch den heilig«» Bat«, der zum L. DecemSer sein Ja und «men sagen soll, noch nicht aufgesührt. Noch ist Lit KriegSepochc für Frankreich nicht gekommen. Aber man darf sie nicht kommen