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General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend : 08.05.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-05-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384843-189805082
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384843-18980508
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384843-18980508
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-05
- Tag 1898-05-08
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Monat
1898-05
-
Jahr
1898
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Chemnitzer General-Anzetger. g. Mai 1898. Eingescudelc Mittheilmigcn und Artikel zur Förderung -emeinnütziger Bestrebungen siudeu hier Ausnahme. Genr-rnnützig-s. Gemeinttühige Vereine betreffende Notizen und Bericht« sind zu richte»«» Alexander Wiede, Chemnitz, Thcaterstr.S Prinz Heinrich, der Seefahrer. Auf hoher Felsen Zinnen Saß stolz der Zollcruaar, Versenkt in tiefes Sinnen, Das Auge scharf und klar. Germania, die hehre, Am scharfen Schwert die Hand, Dacht' alter Kricgeschre, Erkämpft in welsche», Land. Da tönt' ein fernes Rauschen Vom KönigSschloß am Meer, Wo Hohenzollern tauschen Frohbotschast hoch und hehr: „Allüberall auf Erden, Wo Deutsche sind bedroht, Soll nun entfaltet werden Die Flagge schwarz-weiß-rothl" Der Kaiser sgrachs voll Feuer Und schaut' den Bruder an, Prinz Heinrich griff zum Steuer, Gelöset war der Bann; Held Wilhelms See-Rnf tönte Im Sturm von Meer zu Meer, Prinz Heinrichs Donner dröhnte Auf stolzer Panzer Wehr. Aus lichtem Traum erwachte Germania zur Stund', Ihr hehres Auge lachte, Hell klangS aus frohem Mund: „Heil Euch, Ihr Zollcrndegen» Ich bleib' Euch Schild und Hort, Heil Wilhelm allerwegen, Das war ein Kaiserwort!" Hans Natge. (Diese auS der Zeit der Kieler Kaiscrrede stainnicnde Dichtung ist von dem Altmeister des deutschen Männergesangs, Kgl. Musikdirektor Edwin Schulde höchst wirkungsvoll für Mannerchor und für eine Singstiiiiine tu Musik gesetzt i» Dr. Hans Natges Verlag Tempelhof-Berli» erschienen und durch alle Buch- und Musikalienhandlungen zu beziehen.) Mehr Krarlkenpsiegerinnenr Ein Gegenstand beständiger und leider begründeter Klagen ist noch immer der Mangel an geeigneter Krankenpflege auf dem flachen Laude. Nicht einmal Aerzte sind in genügender Zahl in den ländlichen Bezirken vorhanden und ei» großer Theil der Bewohner kleiner Ortschaften muß zwei bis drei Stunden zu dem nächsten Arzte wandern und hat dann noch zu gewärtigen, daß derselbe gerade in der entgegengesetzten Richtung auf die Praxis gefahren ist und erst nach Stunden zurückkehrcn wird. Wie lange bleibt nun bei einem Unglückssalle, bei einer Erkrankung, welche rasches Einschreiten er fordert, der Leidende ohne ärztlichen Beistand! Und dann, wenn der Arzt endlich da ist, muß erst das verschriebene Mittel in der ebenfalls entfernten Apotheke hergestellt werden und es vergehen wieder Stunden, bis die Arznei zur Stelle ist. Abhilfe dieser schweren Mißstände wird in absehbarer Zeit wohl nicht zu erreichen sein, da bei dem mühseligen, die Gesundheit aufreibenden Lebe» eines Landarztes dieser Beruf sehr wenig Verlockendes hat, zumal auch das Einkommen dieser Aerzte gewöhnlich ein so geringes ist, daß auch mir bescheidene Sicherstellung für das Alter kau», zu erwarten ist. Es läßt sich aber dadurch wenigstens Manches verbessern, daß man möglichst viele geschulte Krankenpflegerinnen überall aus dem flachen Lande beschafft, die bis z» dem Eintreffen des Arztes die nöthigen Maßnahmen treffen, die Kranke» erleichtern, ihre Pflege be aufsichtigen und leiten und sie vor den von allen Seiten auf sie eindringenden schädlichen Einflüssen bewahr^» können. HI. Sächsische Landes Sa«nariter Versammlung. In der sreundlichcn Mnldcnstadt Wurzen waren am Sonnabend und Sonntag die sächsischen Samariter versammelt. Nachdem am Sonnabend eine Sitzung des Landesausschnsses, sowie eine gemeinschaftliche Sitzung dieses und des Ortsausschusses statt- gefundcn hatte, wurde im Saale des „Schweizcrgarteus" am Abend ein äußerst zahlreich besuchter Kommers abgehaltcu, der vo» Herrn Bürgermeister Mühle mit herzlicher Begrüßung der Vertreter der Eamaritersache eröffnet wurde. Es folgten hierauf weitere An sprachen der Herren Polizeidirektor Siebdrat-Chemnitz, vr. Aßmu s-Leipzig, Stadtrath Or. Se etz en-Wurze» u. A. Unter Mitwirkung des Wnrzener Mannergesangvereins, sowie des Stadtmusikcorps war der Verlauf des Abends ei» vortrefflicher. Am Sonntag Mittag erfolgte im „Schweizergarten" die Er- öfsuuu g der Laudesversammluug durch den Verbandsvorsitzenden Herrn Ür. A ß m u s -Leipzig. Im Namen der Stadt Wurzen begrüßte Herr Stadtrath Or. Sectzen die Versammlung. Gerade weil solche Versammlungen nicht oft in Wurzen tagten, heiße man sie desto freudiger willkommen. Dem Samariterwcscn selbst bringe er um so mehr Interesse entgegen, weil dasselbe auch in Wurzen festen Fuß gefaßt habe. Er schloß in der Hoffnung, daß die Verhandlungen zum reichen Segen für das ganze Land werden mögen. Der Vorsitzende des Wnizener SaniaritervcreinS, Herr Pforrer Größe! (Nemt), hieß im Name» des gedachte» Vereins die Vertreter willkommen ,,„d gab der Hoffnung Ausdruck, daß mit dem heutige» Tage das Leben unter den Samaritern noch kräftiger pnlsire und die Sache se,bst auf immer weitere Kreise sich ansdehne. Der Verbandsvorsitzende Herr Ilr. Aß »ins erstattete hierauf den Bericht über die Thätigkeit des Landesverbandes. Demselben war zu entnehmen, daß die Verbindung der Vereine im ver gangene» Jahre nicht nur eine festere geworden, sondern daß mehr fache Beitritte wieder zu verzeichnen Ware», so u. A. auch derjenige der ärztlichen Bezirksvereine Auuaberg und Tresdcn-Stadt. Deni heutigen Tage wohnten 33 Vertreter von Körperschaften bei. Es stehe zu erwarten, daß im lausenden Jahre die Sache des Verbandes guten Fortgang nehmen werde. lieber die Ausbreitung des Samariteuvesciis »nler den säch sischen Feuerwehren berichtete Herr Stndtrath Reiche-Bautzen. Um diese Ausbreitung und die Samariterthäügkeit der Feuer wehren z» ermitteln, seien vom Vorsitzenden des Verbandes sächsischer Teuerwehren, Branddirektor Weigand in Chemnitz, Zählkarte», betreffend die Hilfe bei Unglücksjällen, versandt worden. Hiervon Pien öoi Zählkarte» wieder eingegangcn. Die Hilfeleistungen Nun haben, namentlich in den beiden letzten Jahrzehnten, kon fessionelle und nichtkonfessionelle Vereinigungen eifrigst an der Aus bildung von Krankenpflegerinnen gearbeitet. Namentlich ist seit Gründling des Vaterländische» Frnucnvereins und der anderen dieselben Zwecke verfolgenden Vereine eine große Anzahl von Krankenpflege aiistallen entstanden, welche sich ganz besonders dieser Aufgabe ge widmet haben. Die Zahl der ausgebildeten Pflegerinnen wächst beständig in erfreulicher Weise, sie ist aber noch weit entfernt davon, auch nur einigermaßen die nothdürstigsten Bedürfnisse zu befriedigen. Keiner dieser Ansbildungsstätten ist es möglich, den Anforderungen an Pflegepersonal für dauernde Stationirung zir entsprechen. ES ist deshalb Fürsorge zu treffen, daß überall da, wo die An stellung von berufsmäßigen Krankenpflegerinnen nicht zu ermögliche» ist, geeignete Frauen und Mädchen, womöglich au- den gebildeten Ständen, in der Krankenpflege soweit ausgebildet werden, daß sie i» der Lage sind, dem Arzte eine tüchtige Unterstützung zu gewähre» und in Noth und Eilfällen selbst die nöthigen Maßregeln zu treffen, bis der Arzt cingreifcn kann. In dieser Richtung hat der Vater ländische Frauenverein in Kassel, welcher 43 Schwestern vom Rothen Kreuz beschäftigt und in Kriegszciten zwischen bO und 60 Schwester» in das Feld stellt, einen nicht uninteressanten Versuch gemacht. Der Verein hat sich seit zwei Jahren mehrfach a» seine 32 im Regierungs bezirk Kassel befindlichen Zweigvereine und im vergangenen Jahre auch an die Männervereine zum Rothen Kreuz, di« Zweigvereine zur Pflege im Felde verwundeter und ertränkter Krieger gewendet und sich bereit erklärt, in auf drei Monate berechneten Kursen Damen aus den Kreisen der Vereinsmitglieder zu Krankenpflegerinnen aus zubilden, damit diese in Kricgszeilen in den Lazarethen, in Friedens zeiten in der Armen- und Krankenpflege der Vereine in segensreicher Weise Mitarbeiten könne». Der Kasseler Verein hat als Vergütung für seine Auslagen für Kost, Wohnung und Ausbildung den Preis vo» 1 Mark für den Tag festgesetzt, einen Preis, der noch nicht zur Deckung der Hälfte seiner Kosten hinreicht. Er hat aber dieses Opfer im Interesse des Bezirks gern gebracht. Trotz dieser günstigen Bedingungen ist der Versuch bis jetzt wenigstens ohne erheblichen Erfolg geblieben. Es dauert stets eine längere Zeit, bis ein neuer Gedanle Ein gang findet, bis Diejenigen, auf welche bei einer neuen Einrichtung gerechnet wird, sich mit der neuen Aufgabe vertraut gemacht haben. Immerhin ist es aber befremdlich» daß sich unter den vielen Damen der vermögenderen Stände so wenige befinde», welche bereit sind, sich die nöthigen Kenntnisse in der Krankenpflege zu erwerben. Die Thätigkeit einer Krankenpflegerin ist doch nichts dem weiblichen Wesen, der ganzen Beanlagung des Weibes Fremdes, sie hat doch nichts Herabsetzendes. Außerdem sind bereits recht viele Damen in der Kranken- und Armenpflege aufopfernd thätig, welche sich in der Praxis eine gewisse Routine angeeignet haben, die aber, wenn sie gründlich geschult würden, unzweifelhaft mehr leisten könnten. Man war zu der Annahme wohl berechtigt, daß wenigstens ein Theil dieser Damen, NM ihr Wirken zu verstärken, an de» geplanten Kursen thcilgenommen hätten. Weiter giebt es aber »och gar viele Damen, welche keine Ver pflichtung gegen Familien haben und unabhängig dastchen. Diese sollten sich gegenüber der Gelegenheit, Kenntnisse zu nutzbringender Thätigkeit zu erwerben, ebenfalls nicht ablehnend verhalten. Es ist sehr bedauerlich, daß gerade im weiblichen Geschlecht so viel geistige Begabung, so viele Eigenschaften des Herzens und des Gcinsithcs nicht zur Geltung und Entfaltung koniiiien, weil die Gelegenheit zu ihrer Entwickelung fehlt! Hier bietet sich für zahlreiche allein stehende und unabhängige Mädchen und Frauen die Gelegenheit, einen innerlich befriedigenden und nach außen segensreichen Beruf zu ergreifen. Man spricht jetzt so viel davon, Frauen einen Beruf und Erwerbsmöglichkeit zu schassen. Hier ist diese Möglichkeit vorhanden, sie muß nur benutzt werden. Diejenigen Mädchen und Frauen, deren geistige und körperliche Anlage es gestattet und die auf Erwerb angewiesen sind, die mögen sich als Berufskrankenpflegerinnen aus bilden lassen, wozu das Rothe Kreuz, die vaterländischen Frauen vereine in allen Provinzen Gelegenheit bieten. Der Eintritt in diese nicht konfessionellen Vereine ist leichter, wie der in die konfessionellen Genossenschaften, da sie nicht so fest binden. Den Schwestern vo», Rothen Kreuz ist eine gesicherte ehrenvolle Stellung bereites dabei könne» sie aber jederzeit aus ihrem Verbände scheide», können sich vcrhciralhen, zu ihren Familie» zurückkehren, wenn sie dort nothwendig sind rc. Diejenigen Damen aber, welche nicht auf den Erwerb ange wiesen sind und eine gesicherte Existenz habe», den Tätigkeitsdrang aber nicht in ihre» häuslichen Arbeiten zu befriedigen vermögen, die mögen dazu beitragen, das Elend zu lindern, Armen und Kranke» Trost und Hilfe spenden und sich das Bewußscin erwerbe,^ an einem guten segensreiche» Werke mitgearbeitet zu haben. Unsere Krankenpflegcanstalten aber, religiöse und nichlreligiöse, die Krankenhäuser an kleineren Orten, denen es die sonstigen Ver hältnisse erlauben, mögen inSgesammt ähnliche Kurse wie i» Kassel veranstalten und Mitwirken, die wichtige Aufgabe zu lösen. Wenn auch nicht gleich überall besondere Erfolge erzielt werden» dürfen sie sich nicht abschrecke» lassen und müssen die Versuche fort» setze», bis sie zum Ziele gelangen. betrafen 254 männliche und 47 weibliche Personen; in 165 Fällen wurde nach der Hilfeleistung ein Arzt hinzngezoge», während in 30 Fällen sich Uebelsührnng in eine Krankenanstalt nöthig machte. In 72 Fällen erfolgte die Hilfeleistung i»> Fcuerwehrdicnst, in 229 Fällen außerhalb desselben. Gerade diese letztere Ziffer erweise, wie segensreich die Unterrichtung der Feuerwehren im Samariterdienste sei, denn sie bedeute eine beträchtliche Vermehrung der Zahl Der jenige», welche bei Unglncksfälle» eine erste sachgemäße Hilfe leiste» können. Anzuslreben sei deshalb eine immer erweiterte Ausbildung der Feuerwehren im Samarilcrdienstc, den» sie komme der Wohlfahrt Aller zu Gute. Bei der nun folgenden Beralhung der Anträge des Samariter- rercins zu Leipzig wurde der erste dieser Anträge, betreffend die Er werbung der Rechte der juristischen Person für den Landesverband, »ach kmzcr Begründung durch Herr» Verwaltungsdirektor Or. zur. Löbncr, dcbattclos angenommcn. Der Genannte gab da»» zum zweiten Antrag, der das Nachsuchcn einer Beihilfe ans Staatsmitteln für die Vcrbandszwecke betr.if, eingehende Darlegungen und wies darauf hi», daß eine solche Beihilfe zur Ausbreitung des Samariter wesens ans dem Lande, zur Einrichtung vo» Musterdepots für Nettungsmaterialien u. s. w. sehr nutzbringend verwendet werden könnte. Auch dieser Antrag fand einstimmige Annahme. Bezüglich des drillen Punktes der Tagesordnung, Abhaltung der nächstjährige» Landesversammlnng, wurde beschlossen, daß dieselbe in Annaberg stattfinde» solle. Herr Stadtrath Ni chter-Annaberg dankte für diesen Beschluß und sagte im Voraus die freundlichste Aufnahme in der Metropole des Erzgebirges zu. Stach Verlesung der Verhandlungsschrisl durch Herrn Raths sekretär Löffler wurde die Geschäflssttzniig geschlossen. I» der sich anschließenden allgemeine» Sitzung hielt zunächst Herr weä. Stresser-Leipzig einen Vortrag über die Ein richtung von Leihanstalten für Krankengeräthe. Der Gedanke, daß solche Einrichtung eine Noihwendigkeit sei, habe sich zuerst in der Schweiz dmchgearbeitet, und man sei dort auch zur praktischen Be- thätigung übergegangen. So besäßen allein im Konto» Zürich 05 Gemeinden (von 119 inSgesammt) solche Leihanstalten. Auch in andere» Kantone» finden wir sie stark verbreitet. Der Gcdaoke habe dann weiter in Baden und Württemberg in erfreulicher Weise Boden gefaßt. Aber auch im Norden unseres Vaterlandes ivar cs ein einfacher Landman», Jakobse», in der Landschast Angeln, der ans Anlaß des Ablebens seiner Frau derartige Lcihanslallc» unter dem Rainen „Margarethenspcndcn" cinrichtcte. Die 32 Spenden dieser Art in Angeln bewirken jährlich etwa 2000 Ausleihungen. La die Einrichtung einer solche» Spende, die dort für je 2000 Per sonen sich als ausreichend erweist, durchschnittlich 200 Mk. kostet, so Das weibliche Geschlecht in dev gewerblichen Thätigkeit. Aus den Ergebnissen der Gewerbezählung vom 14. Juni 199S entnehmen wir folgende interessanten Mittheilungen über die Thätig-- keit eines weiblichen Geschlechts. Von den 10,3 Millionen gewerbthätige» Personen sind 2,3 Millionen weiblichen Geschlechts. Tritt also die weibliche Arbeit gegenüber der männlichen an Umfang zurück, so ist doch bemerken»- iverth, daß prozentual die weibliche Arbeit seit 1892 erhebliches nämlich um 55,0 Proz., gestiegen ist, als die männliche, deren Zu nahme 36,0 Proz. beträgt. Nach ihrer sozialen Stellung gliedern sich die 2,3 Millionen weibliche Gewerbthätige folgendermaßen: 698,168 sind selbstständige Betriebsinhaberinnen, 17,550 Angestellte und 1,6 Millionen Arbeiterinnen. Demnach kommen auf das Hilfs personal über 70 Proz., während dasselbe im Jahre 1882 nur 52,5 Proz. betrug. Läßt man die weiblichen Alleinbetriebsinhabcr außer Betracht, so stellt sich der Prozentsatz der weiblichen Arbeiter i« Vergleich zu sämmtlichen, in Gehilfenbetricben beschäftigten weibliche» Personen auf 92,8 (im Jahre 1882 90,5 Proz. In den größere» Betrieben ist begreiflicher Weise dieser Prozentsatz ei» noch höherer; er beträgt in den Betrieben mit über 20 Personen 68,6 Proz. Am häufigsten findet sich die weibliche Arbeit in der Textilindustrie dem Beherbergungs- und Erquickungsgewerbe (Zimmerinädchen, Kellnerinnen); im Handelsgewerbe (Händlerinnen, Ladnerinnen), solvie im Bekleidung-- und Neinigungsgewerbe (Näherinnen^ Wäscherinnen, Kleider- und Wäschekonfcklion); die beiden ersten Industrien beschäftigten über 300,000 die anderen über 200,000 Arbeiterinnen. Bei diesen weiblichen Arbeitern sind auch solche mitgerechnet, die im Geschäft ihres Mannes oder Vaters oder sonstige» Haushaltungsvorstandes Mitarbeiten, ohne selbst eigentliche Gcwerbs- gehilfcn zu sein. Es sind nämlich unter den 1,6 Millionen Arbeiterinnen 354640, die zur Familie ihres Betriebsinhabcr» gehören. Sie find in der Ueberzahl in Kleinbetrieben rnitthätig, und es handelt sich dabei vornehmlich um weibliche Familienangehörige die in der Gast- und Schankwirthschast, im Geschästsladeu (besonder» für Kolonial-, Eß- und Trinkwaare»), sowie im Bäcker- und Fleischer- geschäst des Faniilienhaupies »ii'thelfen. Wenn nun die Ausdehnung der weiblichen Arbeit im Gewerbe insoweit wenig Bedenkliches a» sich hat, als diese Arbeit von Ledigen oder wenigstens im Betrieb de» Haushaltungsvorstaudes verrichtet wird, so steht es anders um di« Arbeit von Ehefrauen, welche nicht im Geschäft ihres Mannes sich belhätigen, sondern außerhalb ihres Haushalts auf gewerbliche Arbeit gehen. Ohne Zweifel leiden hierdurch, wenigstens vielfach, die In teressen der Familie und »ameiillich die der Kinder von solche» Familien. Um deswillen macht sich neuerdings auch eine Bewegung, geführt vom Reichstagsabgeordneten Or. Hitze, gellend, die auf Be schränkung dieser Art der weiblichen Arbeit abzielt. Bevor dieselbe mit positiven Vorschlägen hervortreten kann, bedarf sie entsprechender Unterlagen, die über den Umfang jener eheweiblichen Arbeit Ausschluß nehme Jakobse» an, daß sich mit einem Betrage von 5 Millionen Mark in ganz Deutschland diese Spenden einrichten ließen. Redner ging nun auf die Einwände ein, welche gegen die Er richtung von Lcihanstalten für Krankengeräthe erhoben würden. Der beachtlichste und am weitesten verbreitete sei, daß durch die ansgeliehcne» Geräthe eine Ansteckung stattfinden könne. Allein diese Befürchtung sei, wenn die Lcihanstalt unter ärztlicher Ueber- wachung stehe, nach dem heutigen Stande der Asepsis unbegründet, denn i» Krankenhäusern würden die Geräthe doch ebenfalls von vielen Patienten in Gebrauch genommen und man höre von keinen Uebertragungen. Redner machte darauf Angaben über die Aus rüstung und die Organisation solcher Leihanstalten und schloß mit dem Hinweise, daß die Anstalten, welche sich durch die von den be. mittelteren Personen zu entnehmenden Leihgebühren in ihrem Auf wands selbst decken dürften, für Stadt und Land ein gleich großer Segen sein werden. An den mit lebhaftem Beifall aufgenommenen Bortrag knüpfte sich eine längere Aussprache, in der die Herren Pastor Seltmann, Stadtrath vr. Seetzen, vr. Bvrsutzki und vr. K o r m a n » das Wort nahmen. Die Redner sprachen sich sämmtlich zustimmend aus. Der Letztgenannte empfahl, derartige Krankengeräthe von Familien, die ihrer nicht mehr bedürfen, zu erlangen zu suchen, um so die Bildung von Leihanstalten zu erleichtern. Ueber die Gefahre» elektrischer Leitungen sprach hierauf Herr Elektrotechniker Lind»er-Leipzig. Derselbe erörterte die Ver wendung der Elektrizität ini öffentlichen Verkehre und ging da»» näher auf die sich nach den jeweiligen Wittcrungsvcrhältnisseii rc. ergebende erhöhte oder verminderte Gefahr bei der Berührung mit elektrischen Drähten ein. Des Weiteren besprach er die Vorsichts maßregeln, die sich bei solcher Berührung »öthig machen und die vor Allem nicht außer Acht gelassen werden dürfen, wenn man einem Verunglückten Hilfe bringen wolle. Mittheilnngen über die erste Hilfeleistung bei Unglücksfällcn durch elektrische Leitungen bildeten den Beschluß des instruktiven, ebenfalls mit großem Beifall ausge zeichneten Vortrages. Mit Borführmigcn der Saniiätsabtheilnng der freiwilligen Feuerwehr zu Wurzen, die unter Leitung des Herrn Dr. Lemkowski staltfandc» und i» eine» theoretischen, sowie praktischen Theil zer fielen, erreichte die allgemeine Sitzung ihr Ende. Die Festtafel, welche sich der Sitzung unmittelbar anschlvß, wies eine zahlreiche Bctheiligung auf und nahm unter mehrfachen Trinksprttchen einen fröhlichen Verlauf. Stach einem Spaziergänge, der dann »och in den Stadtpark unternommen wurde, entführte die Eisenbahn am Abend die Theil- nehmer wieder in ihre Hetmath.
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