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1! Berantwortl. Redakteur: Karl Julius Frotscher in Freiberg. !I die gchialt. Aeil« » Pf. Erscheint täglich früh S Uhr mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. — PreiS halbjahrlich 22'/, Ngr. «o. 195. i-81 Ue ber -ie Kartoffelkrankheit. Im Jahre 1845 trat zuerst eine verheerende Krankheit der Kar toffel auf, die man früher nicht gekannt hatte. Ihre Verwüstungen zeigten sich nicht nur in Deutschland, anch in Irland, Ungarn, Ita lien, Schweden, ja selbst in Amerika erschien diese furchtbare Geißel. Seit jener Zeit hat sich dieselbe nicht verloren und im gegenwärti gen Sommer grassirt sie in vielen Gegenden mit einer noch nicht Lagewesencn Heftigkeit. Wenn nun die Kartoffeln ein Hauptnahrungsmittcl der ärmeren Bevölkerung sind und in Irland, im sächsischen Erzgebirge re. die zahlreichen Familien der Arbeiter vorzugsweise, ja oft aus schließlich sich von dieser Frucht nähren, so ist das Gerathcn dieser nährenden Pflanze die eigentliche Lebensfrage für die Armen. Er wägt man ferner, daß ein Stück Land, welches mit Kartoffeln be pflanzt ist, dreimal so viel Menschen ernähren kann, als wenn man Roggen darauf baut, so muß das Mißrathen der Kar toffeln einen dreifachen Einfluß auf die Steigerung des Getreide preises haben. Es wird daher keine müßige Beschäftigung sein, über dies« räthselhafte Seuche der Kartoffeln nachzudenken und diese Angele genheit in einer Zeitschrift zu besprechen. Leider sind die Resultate der hierauf bezüglichen zahlreichen Forschungen noch höchst ungenü gend; aber gerade deshalb wird auch der geringste Beitrag zur Lö sung dieser wichtigen Frage nicht zu verachten sein, weil dadurch der intelligente Landwirth und der Mann der Wissenschaft zu neuen Beobachtungen und zu ernsten Forschungen angeregt wird. Gehen wir zunächst zur Beschreibung der naturgeschichtli' chen Merkmale der Kartoffelkrankheit über: Während in frühe ren Jahren sich die räthselhafte Krankheit erst in der Mitte des Mo nats August zeigte, so ist sie dieses Jahr einen ganzen Monat frü her aufgetreten, weshalb, nebenbei bemerkt, diese Seuche im gegen wärtigen Jahre weit zerstörender auf die Vegetation dieser Pflanze einwirken muß. Die Blätter der angesteckten Kartoffel bekommen an einzelnen Stellen dunkelbraune Flecken, welche sich ziemlich rasch vergrößern und zuletzt den Stengel inficiren und nun die Knollen anstecken. Merkwürdig ist, daß die oberen Herzblättchen desKrau- teS zuletzt angegriffen werden, woraus hervorgeht, daß die Ursache der Krankhrit nicht in einem gefallener» Mehlthaue liegt; denn die ser würde erfahrüngsmäßig die zarten jungen Msttelblätter zuerst angretfen und deren sofortige» Zusammenschluß bewirken. An i chau ü su » s, 2 ^2 : Mw Mittwoch, den 21. August ' ML «affen Stellen und besonder« in feuchten Jqhrm überzieht M dH» kranke, braune Kartoffelblatt mit einem Schimmel,, welche« di« Ge/ lehrten Pilze nennen. Grabt man den Stock einer infieirten Pffauue auf, so findet man die erkrankt«».-Knollen zunächst deS 'Haqptste»- gels und .der Bodenoberflächt, während die an den Wurzelästen und mehr in der Tiefe liegenden Kartoffeln der Krankheit am.längst« widerstehen. Daraus dürfte zu folgern sein, daß dje Krankheit d« Weg von Oben nach Unten Nimmt, daß sie von dem Kräutig «gff die Knollen verpflanzt wird, und daß der Grund mehr in athmoS- phärischen als in Einflüssen des Bodens liegt. Untersucht ma» die von der Krankheit angegangenen Knollen naher, so zeigt schot» die Schale schmuzig dunkle Stellen. Durchschneidet mem eß Kartoffel, so sieht man im Querdurch schnitt dt< ß delbraun angelaufen. Auch bemerkt manindem noch anscheinend gesunden Theile des Fleisches linsengroße Flecke«. Sie entsteh» durch Fäulniß des faserigen Zellengpwedes. Auf. dies« faulenden Stellen bilden ssH «uu warzenförmß Mz«.. Diese. oder Flechten sind vonvielen für.die eigentlich zerstörende Ursach« für das Wesen der Krankheit gehalten worden; allein dem scheW zu widersprechen, daß die Bildung der Pilze erst in dem Momente erfolgt, wenn völlige Fäulniß in den Zellenfasern eingetreten A und gemäß aller Erfahrung entstehen Pilze, Flechten re nur dam« wenn sie durch Fäulniß dm geeigneten Boden zu ihrem WachS- thume gefunden haben. Es scheint demnach der Hauptsitz der Seuche in dem verderbten Safte, welcher die Holzbildüng de^ Stengels, der Blätter und d er Zellengefäße bewirt^ zu liegen. Merkwürdig ist, daß das Stärkemehl der kranken Kar toffel ziemlich unverändert bleibt und daß man selbst von durch Ätz durch erkrankten Kartoffeln wenigsten« über die Hälft« de« vpphß denen Mehle« durch Reiben und Auswassern gewinnen kann.j Die Krankheit ist bis jetzt in allen Arten de« Boden« aufge treten; doch hat sich gezeigt, daß bündiger Lehm- und Thonbo den die Krankheit weit mehr begünstigt', al« Sandboden. Frische Mistdüngung erwies sich als ein Beförderungsmittel der KranHeit; dagegen blieben die Kartoffeln, welche in Roggenstvppel gelegt wq- ren, oder zu denen man den Dünger schon im Herbste des vorher gehenden Jahres untergebracht hatte, weit mehr vß dem Uebel ver schont. Das zeitigere Äbschn«id«n de« K«WWe«iÄ -kchuAW Seuche auch,nicht hemmen, und Übte Überdies , ein«! MchchW« Einfluß auf das Wachsthüm ünd 'die EntwMuög,Ltt^n>l^,ä^. Uebrr die Ursache der,.Kartof^1tra«khelt, dq/von^lch^ ten wie von Sandwitthen , von Deconomiecolleqim wie von einzel- Freiberger Anzeiger Tageblatt.