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Freiberger Anzeiger Z Tageblatt. . ' Berantwvrtl. Redakteur: Karl Julia» Frotscher in Freiberg. Erscheint täglich »o. NS. früh S Uhr mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. — Preis halLjShrlich »'/, Stgr. — Inserate die gespalt. Zelle S Pf. Freitag, den 11. October _ I85S^ ' ! - '-! ''' V—' Tagtsgeschichtt. Berlin, 8. Oktober. Ein Extrazug, den die anhaltische Dahn am Sonnabend nach Leipzig veranstaltet hatte, ist gegen 600 Per sonen stark gewesen, eine sür die so äußerst ungünstige Witterung und die späte Jahreszeit überhaupt ganz außerordentliche Frequenz. — Seit langer Zeit ist keine Leipziger Messe so besucht und so verkehrreich in jeder Beziehung gewesen als diese. Auf der Magde burg-Leipziger Bahn wurden an einem Tage gegen 10,000 Perso nen befördert. Ueberhanpt war die Personenfrcquenz so stark, daß die Bahn mit deren Betriebsmitteln nicht ausreicht« üüd sich mehr fach Wagen leihen mußte. Die Reisenden in Leipzig haben «S in- deß am Sonntag in Betreff des Wetters dort nicht günstiger getrof fen als hier. Es regnete unaufhörlich, >md bei der Ueberfüllung der Stadt war es auch nicht leicht, sofort ein Unterkommen zu fin den. In allen anderen Beziehungen ist indes das Unternehmen durchaus genügend ausgefallen. Kassel, 5. October. (Nachts.) Der Wahnsinn und Frevel des Ministeriums Haffevpflug und seiner wenigen Creaturen über steigt alles Maß und scheint vor keinem Mittel zurückzuschrecktn. Die heiligsten Güter eines Bolts sind ihnen ein Spott; sie trettn das Recht mit Füßen; ihre frevelnde Hand zerbricht die Stützen, auf welchen der Staat ruht, eiue nach der anderen. An Hassenpflug und seinem blinden, von Frömmelei und Fanatismus erfüllten Werk zeuge, dem Oberbefehlshaber General v. Haynau, har es nicht ge legen, daß der gestrige und heutige Tag ohne Störung der öffent lichen Ruhe abgegangen sind. Es geschah gestern Alles, was auch die friedlichste und gesetzlichste Bevölkerung aufrcgm und mit Wuth erfüllen muß. Es gehörte das unbegrenzte Vertrauen auf die Waf fen des Gesetzes und des Rechts, das die hiesige Bürgerschaft erfüllt, die unerschütterliche Standhaftigkeit, welche die Behörden behaupten, der verfassungstreue Sinn des Militärs, die Mäßigung und Selbst verleugnung der politischen Parteien dazu, um großes Unglück von unserer Stadt und dem ganzen Laude abzuwendm. Die Anrede, welche der Oberbefehlshaber bei der gestrige» Pa rade an das Offiziercorps gehalten, hat einen sehr Übeln Eindruck auf dasselbe gemacht. In der Lhot mußte es für ein Offiziercorps wie das kurhesfische tränkend sein, gerade daS sichln gemeiner Weise zum Vorwurf gemacht zu sehen, wak unstreitig nicht der kleinste Schmuck de« Kriegers ist, nämlich den stärken Sinn sL das Gesetz des Landes, für das HMge Rrchtj-ohne wrlchstt.eS auch keiweTmue gegen den Fürsten giebt. „Wenn sich", so hat der General v. Hätz- nau zu den Offizieren geredet, „Einer von Ihnen ferner abgM mit den konstitutionellen Rotten, so will ich ihm sein EhrentÜÄ, dm Soldatenrvck, auSziehen und ihm die Blvuft ällltg^. Wie tief auch, mit sehr wenigen Ausnahmen, jedet der ehrtnwttthm Krieger Lurch solche Worte sich verletzt fühlen müßte, so hstlk twch die militärische DiSciplkn, die e« verbot, unter den Äugen der Vester Waffen stehenden Truppen dem Oberbefehlshaber zu entgegwm, jtde Aeußerung gerechten Unwillens zurück. Aber jene ÄE« kiNÜtte nicht ohne Nachwirkung in dm Gemüthern bltkbrn. NutwtÄge jüngere Offiziere haben sich zur Ausführung Lek von tzM: äÄ« Haynau befohlenen Gewaltmaßregeln hergtgebeN. Es stütz tzteS'Üa- mrntlich die PremirrlieutenantS v. Cotnberg und v: BauMbach, der Secondelieutenant v. Berschuer und der PremierlieutmäNt Bauer; der letztere von der Artillerie, die drei ersteren von Kurfürst-Httsartn. Ganz besonders hat sich Hr. v. Berschuer ausgezeichnet. Kitt« ganze Stunde lang hat er in seiner Stalluntform ppp dem Ständehanse, an einen Baum gelehnt, in seiner Nähe zwei Gmsd'atmtU, auf das Mitglied d«S bleibenden Ständeausschuffes , Henkel, gewartet, um dasselbe zu verhaften. Die schoN berichtete Art, wie er hernach, als er in das StändehauS eindrmgen wollte, Lurch den Vorsitzen den deS Ausschusses, Schwarzenberg, abgewiesen wordeN, hgt z« allgemeiner Belustigung gedient. Der Lieutmänt von Ler Artillerie, Bauer, hat vom Oberbefehlshaber unmittelbar Ordre ebhäliM)'ge gen die „Hornisse" und deren Pressen vorzuschreitrn, und Lk« Ver letzung militärischer Disriplin ist dabei so weit getrieben wordft^ daß der Herr Lieutenant es nicht einmal für nöthig gehälkyl M, dem Commandeur der Artilleriebrigade, Oberstlieutenant Petri, Äjl- dung deshalb zu machen, und daß er sogar Leut« zur Ausführung seines Auftrags sich ausgewählt hat, die gar nicht unter ihm stehen. Der v. Cornberg soll sich bei Besetzung und Hemmung der Presst» der Neuen Hessischen Zeitung besonders brütest benommen HMN; er ist ein Schwiegersohn deS alten Haynau. Die GesinnuugLe» Offiziercorps gegen diese Offiziere zeigte sich bereits auf dtr heuti gen Parade; die drei Genannten vo« Kurfürst-Husarm flanttn ver einsamt, Niemand wollt« etwa» mit ihn«» zu thu» hab«, Jrdrr zog sich von Jhnen zurück. -- 7 . Seit grstim hat sich dir Stellung d^ MtlkLr« Entschied« ; di« Richtungen i« OffiztereorpS haben sich strenger gesondert. Nür etwa W Offizier», darunter kein «inzige« Sttzb8vffkzt,k,stche« zu Haffenpflug und dem alten Haynau. Alle übÄg«n, «ohlüS^hmt- dert, sBd ftstmtschlvsseN,7li»erihttn Abschied Zu nchmen/alsstch