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Erscheinen: Dienstag, Donnerstag, Sonnabend. Vierteljährliches Abonnement: am Schalter 1 M., durch den Koten ins Haus 1 M. 2b Pf., durch die Post t M. 25 Pf., durch die Post frei inS Haus t M. 50 Pf. o Gro lmAiner Inserate für die am Abend vorher auszugebende Nummer werden bis früh 9 Uhr angenommen und Gebühren für solche von auswärts, wenn dies der Einsender nicht anders bestimmt, durch Post» Nachnahme erhoben. MWMWMllMM. RmtbUatt Air äie könig^en und Ae^öräen zu Ero^en^ain. Druck und Verlag von Herrmann Starke (Plasnick L Starke) in Großenhain. Für die Redaction verantwortlich: Herrmann Richard Starke. Nr. 10. Dienstag, den 21. Januar 1888 70. Jahrgang. Bekanntmachung, Auf Grund von Z 16 des Reichsgesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Socialdemokratie vom 21. October 1878 wird hiermit das Einsammeln von Beiträgen zur Förderung der Wahl socialdemokratischer Reichstagsabgeordneter, sowie die öffentliche Auf forderung zur Leistung solcher Beiträge innerhalb des hiesigen Stadtbezirkes unter Hinweis auf die in Z 20 des erwähnten Gesetzes angedrohten Strafen verboten. Großenhain, am 21. Januar 1888. Dxx StädtlÄlh. Herrmann. Bekanntmachung. Von dem diesjährigen Reichsgesetzblatte ist das 1. Stück erschienen. Dasselbe liegt, gesetzlicher Bestimmung gemäß, 14 Tage in der Rathskanzlei zu Jeder manns Einsicht aus und enthält: Nr. 1763. Bekanntmachung, betreffend die Unfallversicherung von Arbeitern und Betriebs beamten in Betrieben, welche sich auf dis Ausführung von Bauarbsiten er strecken; vom 14. Januar 1888. Großenhain, am 20. Januar 1888. Dkl Stäöträlh. Herrmann. Konknrsverfabren. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Gutsbesitzers Herrmann Heinke in Altleis ist zur Prüfung einer nachträglich angemeldeten Forderung Termin auf den 27. Januar 1888 Vormittags 11 Uhr vor dem Königlichen Amtsgerichte hierselbst anberaumt. Großenhain, den 21. Januar 1888. Heinrich, Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts. Bekanntmachung, das ZielM-ermsen tetr. In Erneuerung der früheren Bekanntmachungen über das Ziehkinderwesen werden alle Diejenigen, welche Ziehkinder bei sich aufnehmen, aufgefordert, dies binnen 48 Stunden, von der erfolgten Aufnahme des Kindes an gerechnet, im hiesigen Einwohneramte (Rathhaus 1. Etage) anzumelden, zu diesem Zwecke ein Anmelde-Formular, welches daselbst unentgeltlich zu erlangen ist, genau und wahrheitsgetreu auszufüllen und unterschriftlich zu vollziehen, daselbst auch alle später eintretenden Veränderungen, z. B. Tod des Kindes, Tod der Ettern, Auflösung des Ziehverhältnisses, Umzug und dergl., ebenfalls binnen 48 Stunden, vom Eintritte der Veränderung ab, anzumelden. Die Unterlassung dieser Meldungen wird in gleicher Weise, wie andere Uebertretungen der in Bezug auf das Meldewesen geltenden Vorschriften mit Geld bis zu 30 Mark oder im Unvermögensfalle mit entsprechender Haft bestraft. Großenhain, am 18. Januar 1888. Slüblläth. Herrmann. Im Dammmühlengrundstücke bei Schönfeld kommen Freitag, den 27. Januar 1888, Mittags 12 Uhr eine Nähmaschine, ein Kleiderseeretär, ein Sopha und ein Gebett Betten gegen Baarzahlung zur Versteigerung. Großenhain, am 20. Januar 1888. Der Gerichts-Vollzieher. Höpfner. . Deffentliche Sitzung der Stadtverordneten Mittwoch, den 23. Januar 1888, Nachmittags 5 Uhr. Tagesordnung: 1) Naturallsirungsgesuch des Tuchmachers Hrn. Kampf hier. 2) Schulhausneubau. 3) Antrag auf Gehaltserhöhung. 4) Verkauf von städt. Areal an Hrn. TisLlermstr. Beck. Großenhain, den 22. Januar 1888. Keyßelitz. Tligcsnachrichten. Sachsen. Beide Kammern hielten am Freitag Sitzungen ab. Die erste Kammer genehmigte zunächst verschiedene, im außerordentlichen Etat eingestellte Bahn - und Bahnhofsanlagen, ertheilte sodann in Übereinstimmung mit der zweiten Kammer dem Landtagsausschuß zu Verwaltung der Staatsschulden rück sichtlich des von demselben übtr diese Verwaltung auf die Jahre 1884 und 1885 abgelegten Rechnungen Justlsicatious- schein und ließ schließlich zwei Petitionen, dabei eine vom KirchenVorstand und den städtischen Collegien zu Bischofswerda wegen Wiederaufrichtung einer Superintendentur daselbst, auf sich beruhen. — Von der zweiten Kammer wurde Titel 5 des außerordentlichen Etats, 138000 M. für Umwandlung des Personenhaltepunktes Altmittweida in eine Güterstelle, be- rathen. Die Regierung glaubt, daß durch diese Anlage eine Entlastung des Bahnhofs Mittweida werde herbeigeführt wer den; dies wurde aber in mehreren Petitionen aus Mittweida bestritten und zugleich um Vergrößerung des für den jetzigen Verkehr unzulänglichen Bahnhofs Mittweida gebeten. Nach längerer Debatte nahm die Kammer den Deputationsantrag an, den Titel zu bewilligen und die eingegangenen Petitionen zunächst für erledigt zu erklären, in der Voraussetzung, daß, sofern die nothwendige Entlastung des Bahnhofs Mittweida in der erhofften Weise nicht eintreten sollte, die Regierung eine entsprechende Erweiterung desselben in Erwägung ziehen werde. Deutsches Reich. Der deutsche Kronprinz und seine erlauchte Gemahlin begehen an diesem Mittwoch, 25. Januar, * ihr 30jähriges Ehejubiläum. Wenngleich sich dieses Fest in Anbetracht der Krankheit Sr. kaiserlichen Hoheit nur in dem engeren Rahmen einer Familienfeier bewegen wird, so ist es doch für die deutsche Nation ein willkommener Anlaß, ihrer fortgesetzten Theilnahme für den so schwer geprüften edlen Kaisersohn und seine Familie erneuten Ausdruck zu geben. An der Spitze dieser Kundgebungen dürfte die gegen 190000 Unterschriften zählende Riesen-Glückwunschadresse der Berliner Bürgerschaft stehen, welche dem Kronprinzenpaar am Mittwoch in San Remo überreicht werden wird. (Fürstbischof vr. Kopp aus Breslau, der auf der Rückreise von Rom am 18. Januar in San Remo eintraf und vom Kronprinzen in etwa halb stündiger Audienz empfangen wuroe, äußerste sich später sehr erfreut über das gute Aussehen und die kräftige Stimme des Thronfolgers.) Der Empfang der Präsidien beider Häuser des preußischen Landtages durch den Kaiser hat keine speciellen Aeußerungen des Monarchen über die auswärtige Lage gebracht, abgesehen von einer gleichsam nur nebenbei hingeworfenen Bemerkung, erhoffe, daß der Friebe erhalten bleiben werde. Zumeist ließ sich der Kaiser über die Wehrvorlage aus, deren Hohs Kosten er bedauerre, denen er aber die erfreuliche Besserung in den preußischen Finanzen gegenüberstellte. Der hohe Herr sah während der ganzen Audienz sehr wohl und rüstig aus. Der Reichstag setzte am Freitag die zweite Etatslesung über das Retchsamt des Innern fort. Im Laufe der Debatte, welche sich hauptsächlich nur um die Frage der Fabrik- und der Kinderarbeit drehte, verwahrte Staatssekretär Bötticher die Bundesregierungen gegen den Vorwurf, daß sie sich nicht ernstlich genug an deu Anträgen des Reichstages bezüglich der Arbeiterschutzgcsetzgebuug bstheiligt hätten. — Am Sonnabend wurde zunächst der Gesetzentwurf über Einführung der Ge werbeordnung in Elsaß-Lothringsn in zweiter Lesung genehmigt und hierbei der Antrag des Abg. Wimerer, wonach für den Hausirhandel mit Druckschriften die landesgesetzlicheu Bestim mungen maßgebend bleiben sollen, abgelehut, dagegen der Antrag des Abg. Dietrich angenommen, nach welchem über Dampfkesselanlagen die laudesgesetzlichen Bestimmungen maß gebend bleiben sollen. In der hierauf fortgesetzten Berathung des Etats des Innern wurden die einzelnen Positionen bis einschließlich das Patentamt unverändert genehmigt. Das preußische Abgeordnetenhaus erledigte am 20. und 21. Januar die erste Etatslesung und verwies die Haupttheils des Etats an die Budgetcommission. Am 23. Januar sollte mit der zweiten Etatölesung begonnen werden. Oesterreich - Ungarn. Die Angelegenheiten der Sieben bürger Sachsen haben im ungarischen Abgeordnetenhaus dies mal eine recht friedliche, versöhnliche Behandlung erfahren. Nachdem neulich ein Vertreter der Sachsen eine im gemäßigten Tons gehaltene Mahnung an die Regierung gerichtet, ant wortete, wie bereits kurz angedeutet, dieser Tage der unga rische Ministerpräsident Tisza: So lange er die Macht besitze, werde den Sachsen kein Unrecht widerfahren, wenn ihre Organe aufhören, für das Ausland die Quelle der Ver dächtigungen Ungarns zu sein. Er sei von jeher von der Ueberzeugung durchdrungen, daß die Magyaren und die Sachsen in Siebenbürgen auf einander angewiesen seien, und daß sie fest Zusammenhalten müßten. Niemand wolle die kulturelle Entwickelung der Sachsen hindern. Von diesem Standpunkte werde er nicht abweichen, welcher parlamen tarischen Partei immer die Sachsen sich anschließen; aber die Thatsache an sich, daß dieselben derzeit noch eine nationale Fraction bilden, inoolvire die Negation des bestehenden Zu standes. Die Ausführungen Tiöza's begegneten dem Beisalle des ganzen Hauses, die wachsen inbegriffen. Frankreich. Der Minister des Auswärtigen, Flourens, empfing am Sonnabend den italienischen Botschafter Mena- brea. Der Zwischenfall in Florenz wird als beigelegt be trachtet. Der Richter Tosini erhielt eine Stellung, in welcher er mit dem französischen Consul nicht Mrhc in Be rührung kommen kann. Die Erbschaft Husseins wird nach den Bestimmungen der italienisch-tunesischen Convention vom Jahre 1868, die von Frankreich niemals bestritten wurde, geregelt, da der französisch-tunesische Vertrag alle früheren internationalen Abkommen und Verträge anerkannte. Der französische Consul in Florenz erhält keinen Tadel. Belgien. Einer Meldung der „N. Pr. Ztg." zufolge hat das Syuticat der Lütticher Wafs^nfabrikanten die bul garische Regierung verständigt, daß politische Gründe die Lieferung der bestellten 30000 Bernvalgewehre unmöglich machen. England. Die Abreise der Königin nach San Remo ist auf Donnerstag, den 22. März, festgesetzt. Der Prinz von Wales wird aber schon gegen Ende der nächsten Woche nach der Riviera fahren, in Cannes wohnen und von dort aus seinen kaiserlichen Schwager gelegentlich besuchen. Der „Neuen Freien Presse" zufolge hatte der Herzog von Norfolk thatsächlich einen Auftrag beim Papste bezüglich Ir lands. Derselbe ist jedoch gescheitert, da der Papst es ent schieden ablehnte, die englische Politik gegen dis Homerulers zu unterstützen. Die Zusammenrottungen auf Trafalgar Square, welche im vergangenen Herbst ganz London Wochen durch in Auf regung und Sorge hielten, haben dieser Tage noch ein gerichtliches Nachspiel gefunden, welches, wie gemeldet, mit der Verurteilung zweier Haupträdelsführer zu je sechs Wochen Gefängniß endigte. Aus China bringt der Telegraph seit einiger Zeit nur Unglücksbotschaften. Den Anfang machte die Nachricht von der großen Pulverepplosion in Amoy, die so vielen Menschen das Leben kostete, dann folgte die erschütternde Kunde von der Überschwemmungskatastrophe des Hoangho, bei der sich die Zahl der Opfer in die Hunderttausende belief, und nun hat die letztere Katastrophe ein weiteres Unglück im Gefolge gehabt. 4000 Arbeiter, welche Wellenbrecher herstellten, um die Hoangho-Fürthen zu stauen, wurden von einem plötzlichen Andrange des Wassers überrascht und sollen sie hierbei zum größten Theile umgekommen sein. Neuere Nachrichten. Berlin, 22. Januar. Das Ordensfest hat heute in hergebrachter Weile im königlichen Schlosse stattgefunden. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserm wohnten lediglich der Verkündigung der neuen Ordensverleihungen, der Vorstellung der neu ernannten Ritter, sowie der Defilircour bei und kehrten sodann in das königl. Palais zurück. Prinz Wilhelm trank bei der darauf folgenden Galatafel im Auftrage und Namens des Kaisers auf das Wohl der neu er nannten und der alten Ritter. Den Zug nach der Capelle eröffnete der Kronprinz von Griechenland mit der Prinzessin Wilhelm, welcher bei der Takel auch zur Rechten der Prinzessin saß. Vom diplomatischen Corps wohnten der Feier bei die Botschafter Graf de Launay, Herbette und Graf Benomar, ferner sämmtliche Mi nister und der Fürstbischof von Breslau, Iw. Kopp. Letzterer er hielt den Stern zum Kronenorden zweiter Clafse, Erzbischof Dinder von Posen den Rothen Adlerorden zweiter Clafse. Nom, 22. Januar. Heute Vormittag fand die Heiligsprechung von Louis Graznon de Monfort, des Gründers der „Missionäre des heiligen Geistes", statt. Der Erzbischof von Paris celebrirte die Messe. Nachmittags verrichtete der Papst vor dem Bilde des Heiliggesprochenen ein Gebet. Petersburg, 22. Januar. Der „Swet" bringt eine Richtig stellung der bisherigen Meldungen über den Putsch in Burgas; darnach halten die Aufständischen das bulgarische Gebiet in drei Partien betreten. Die erste Partie in der Stärke von ca. 35 Mann unter dem Capitän Nabokoff, sowie die zweite Partie unter Drasheff mit etwa 25 Mann wurden über die türkische Grenze zurückge worfen, dort von türkischem Militär entwaffnet und in Adrianopel mternirt. Die dritte Partle mit etwa 100 Mann unter Bajanow konnte sich gegen die bulgarischen Truppen behaupten und erhielt von den letzteren gegen 1oo Ueberläufer. — Lord und Lady Churchill