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mcnge versammelt, um des Großsultans Freude mit anzusehn, dessen jüngstes Söhnlein zum er- pestmal das A B E ^öffentlich hersagen mußte. Nach muhamedanischer Sitte müssen nämlich die Aeltern den Tag feierlich begehen, wo die Erzie hung eines ihrer Kinder beginnt. Unter den Ange stellten zur Erhöhung der Feierlichkeit befanden sich unter andern auch 11,000 Schulkinder, die jedes mal zwischen den Gebeten des Scheik Islams zum Himmel hinauf schreien mußten, wofür sie hernach Mit PillM, mit Safran und Honigkuchen ergötzt wurden. Der älteste Sohn des Sultans hat, was in den Annalen v?s Serails unerhört ist, einen französischen Sprachmeister' erhalten. Der Bruder des aus der polnischen Jnsurrection bekannten Generals Dembinsky ließ sich neulich in Krakau aus der Apotheke eine Flasche Bitter wasser holen. Der Bediente schenkte ihm ein Glas ein, welches er, ohne es anzusehen, auf einen Zug zur Halste leerte und dann entsetzt fallen ließ; es war nämlich Nelkenöl. Aller versuchten Hilfe un geachtet, starb der Unglückliche nach einigen Stun den unter entsetzlichen Leiden. Den noch in Frankreich befindlichen polnischen Flüchtlingen ist die Hälfte ihrer Unterstützungs gelder abgezogen worden. «Sie möchten arbeiten, i wie andere Leute auch», heißt es in einem an sie gerichteten Circular des Ministers. - Der zoologische Garten zu London hat unlängst ein Paar Gueri oder Zwerg-Antilopen erhalten. ! Diese Thiere sind die kleinsten und niedlichsten der ganzen Gattung, und man hat ihnen den Namen Königs-Antilopen beigelegt. Sie werden selten hö- her als einen Fuß, sind am ganzen Körper von röthlich-brauner Farbe und haben Füßchen nicht stärker als ein Federkiel, mit denen sie jedoch über eine zwölf Fuß hohe Mauer setzen. Diese Thiere wurden vom Senegal gebracht, und sind außer ordentlich sanft und'zahm. In Amerika steigen die Kornpreise ganz außer ordentlich. Amerikanische Schiffe kaufen schon in Europa Korn auf, was bisher noch nie geschehen. Die Fabriken in Lyon sind seit Kurzem wieder so in Thatigkeit, daß die Republikaner und Radi kalen , die nächstens sich wieder der unzufriedenen Arbeiter zu ihrm bedienen wollten, ganz verdrießlich darüber sind. Die Bierbrauer in Hameln machen darauf auf merksam , daß ihr Lagerbier nach Westindien ver schickt werde und daß eine große Bestellung nach Petersburg jetzt nicht habe befriedigt werden kön nen , west alles Bier auf dem Platze selbst auf getrunken werde, so gut sey es. In Celle bei Würzburg war eine alte hölzerne Brücke, die den Seitenbau des Hauses mit dem Wirthschaftsgarten verband, schon seit langer Zeit sehr baufällig, und der Wirth schon oft darauf aufmerksam gemacht worden, das alte Werk zu restauriren; aber dieser meinte: habe, sie so lange gehalten, werde sie auch noch länger halten (eine Zuversicht, die man häufig findet). Die alte Brücke war aber nicht der Meinung, sondern stürzte, als am zweiten Pfingsttag sich eben eine Menge Men schen darauf befanden, zusirmmen und mit zwanzig Personen in die Tiefe hinab. Sieben davon wur den bedeutend verwundet. Bor dem Thore von Aschaffenburg wurde am letzten Pfingstfeiertag ein Soldat, der friedlich nach der Kaserne zurückkehren wollte, am hellen Nachmittage von mehrem Burschen angefallen und mit Messerstichen so mißhandelt, daß er im Ster ben liegt.-Der Soldat hatte durchaus keine.Ver anlassung zu solcher Behandlung gegeben. Die Tha ter sollen erkannt und eingebracht "seyn, und Alles nur im Rausche gethan haben. Die Aschaffenburger aber, die sonst vor der Stadt spazieren gingen, sind nun solcher Rausche wegen doch etwas ängstlich. Das Städtchen Rotenburg im Berdenschen ist in der Nacht vom 13. auf den 14. Ium großen- theils niedergebrannt, und 200 Wenfchen haben Wohnung und Habe verloren. - Auf dem Wege von Kist nach Würzburg sind am 20. Juni zwei Wagen angefallen, Kuss Reisende mißhandelt und ausgeraubt worden. Zwei der Thäter sollen schon verhaftet seyn. Wie sehr man gegen Leute, die an Geistesver wirrung leiden, auf seiner Hut seyn muß , davon ist folgendes schreckliches Ereigniß ein abermaliger Beweis. Dem Wirthe in Wittelsbingen bei Dil- lingen, bei dem sich schon seit längerer-Zeit Spuren von Geisteszerrüttung gezeigt hatten, war ein Knecht beigegeben worden, der auch des Nachts bei ihm schlafen mußte. Am Himmelfahrtstage Morgens kam er ganz mit Blut besudelt aus. seinem Schlaf zimmer,'und als man, Böses ahnend, in demsel ben yachsah, fand man den Knecht mit jämmer- üch zerschlagenem Kopfe in seinem Blute schwim mend im Bette liegen, Md es zeigte sich, daß der