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MtcrlMunüs« »»d Jntclligenz-Blatt. F a b e l. Ein Rettig unter dem Rosendaum Sich gar vergnüglich befand. Der süße Duft, der schattige Raurü, Das lockere gute Land Erweckte im Rettig einen Traum, Daß M mehr als gewöhnlich empfand. Drum reckt' er und streckt' er sich auch sofort And blickte hinauf vom niedrigen Ort Zur Rose, die blühend stand. Es schien ihm in seiner Wurzel gewiß, Die Rose sie blüh' nur für ihn; Seine Blätter scheuten kein Hindernkß, Daß.der Rose dies möglich erschien'; . And als nun gar ein loser Wind Die Blüthen auf ihn geweht, Da macht' er auf einmal Verse geschwind, In denen er Liebe gesteht. Die aber schüttelte ernst und lind Das grüne, blühende Haupt Und rief herunter: „ Du bist wohl blind, „ Du der Erde zu sehr verwandtes Kind, „ Es ist ja der schmeichelnde, kosende Wind, „ Der eine der Blüthen geraubt. ,, Wenn eine Blüthe auf dich fällt, „ So dank' es dem Zufall, nicht mir; „ Der Zufall regiert nur zu sehr die Welt,, „ Die Lüfte schmeicheln mir. „ Ich richte empor nach dem freundlichen Strahl „ Des Lichtes mein blühendes Haupt; „ Wenn ein Wind mir eine der Blüthen stahl, „ Bin ich nicht alles Schmuckes beraubt! " Ein alter Dornstrauch, der nicht weit Und lächelnd den Streit gehört, Hat seine Rede also gestellt: „ Wie die Sonne leuchtet der ganzen Welt, „ So Allen das Schöne gleich gefällt, „ Was Herzen und Sinne rührt; „ Und wenn man zu der Rose spricht, „ Vergesse man auch die Sprache nicht, „ Die der Schönheit geziemt unh gebührt." 3. W. Verm L sch t e s. Die Rheinländer stellen dem Mai das gute Zeug» niß aus, daß er sein Versehen fast wieder gut gemacht habe. Durch die letzten schönen Lage habe sich der Weinstock wieder so erholt, daß er eine gute Aernte verspreche; in mehrern Lheilen der Bergstraße, bei Würzburg u. s. w. , blüht der Weinstock schon. Die Freiheits-Bäume gedeihen unter den Ver boten wie unter mildem Frühlingsregen und steigen allenthalben in die Höhe — und sehen sich unter den komischen Leuten nach freien Mannern um. Man hat jetzt die Freiheits-Baume in Beschwerde- Bäume umgetauft, und die baierische Regierung des Rheinkreises hat in einer besondere Verordnung das Aufpflanzen von sogenannten «Beschwerde- Bäumen » verboten. In Würtemberg hat am 1. Juni ein heftiges Gewitter großen Schaden angerichtet; die Wein berge sind traurig zugerichtet, und auch die Feld früchte haben sehr gelitten. Die Schloßen waren zum Theil so groß wie Laubeneier; Gänse, Lau ben und Hasen wurden erschlagen. Die Cholera hat nun wirklich den großen Schritt in die neue Welt gethan und in Amerika festen Fuß gefaßt; in.Philadelphia waren schon 20 , in New-Uork 30 daran gestorben; ähnliche Krank heiten zeigten sich in Connecticut. Der andere Fuß, mit dem die Cholera noch m Europa steht , ist in der Letzten Woche sichtlich erstarkt; in Paris star ben wieder mehr Menschen, in Ipern und Mons in Belgien ist die Krankheit neu ausgebrochen; m Halle zeigt sie sich zum dritten Male mit neuer Heftigkeit , in Hamburg ist sie zum zweiten Male ausgebrochen und in Walschleben bei Erfurt hält sie sich noch. Auch die natürlichen Blattern zeig- Im sich wieder; in Kassel sind mehrere angesteckte