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Mterhaltungs- und Intelligenz-Blatt. 53. Stück. Sonnabends, den 30. December 1826. XIV. Jahrg. Die heilige Nacht. ie freundlich einst die Sterne jener heiligen Nacht, von welcher Himmelslicht über Jahrtau sende ausströmte, als Sinnbilder des unauslösch lichen Geisteslichtes, das schauerliche Dunkel durch drungen haben wögen: so strahlt auch noch heute die wiederkehrende heilige Nacht als ein bedeut samer Lichtpunkt in dem Leben des denkenden und fühlenden Christen. Oder sollte nicht das menschlich fühlende Herz lauter und freudiger schlagen bei dem Hochgedanken: Tausende feiern in seliger Seelenstimmung Stunden, dem Andenken einer großen Weltbegebenheit geweiht, welche über die Menschheit Segen des Himmels gebracht hat? Wo ist ein Ereigniß, welches tiefer eingegriffen in alle Verhältnisse des Lebens, eine Begebenheit, die einen mächtigem Umschwung in den mensch lichen Angelegenheiten hcrvorgebracht hätte, als die, welche einst in jener heiligen Nacht sich ereignete? Die Umbildung nicht nur des kirchlichen, sondern auch des bürgerlichen und häuslichen Lebens ist die Frucht , im Schoße jener segensvollen Nacht geboren. Anmuthvoller scheint der Boden, der uns trägt, freundlicher der Himmel, der sich über uns wölbt, milder das Gesetz, das uns schirmt, sanfter die Freude, die im geselligen Vereine die Herzen erhebt, da, wo der Geist der Lehre dessen waltet, welchem die Feier der heiligen Nacht gilt. Wie einst Engel des Himmels die geweihte Nacht feierten, in welcher Mutterliebe das hoffnungs reichste Kind mit dem ersten Grusse der Liebe in ihre Arme schloß, so feiern auch noch heute kind liche Geister der Erdenwelt die Wiederkehr dieser heiligen Nacht. Sie find auf den Zittigen der Hoffnung ihr zugeeilt, haben den Preis ihrer Sehnsucht ergriffen, und durchleben Freudenstunden der geweihten Nacht in Lieblichem Jubel. Sie verstehen das Wort r Weih-Nacht ist eine Weihe der Liebe.— Von glänzenden Lichtstrahlen des frühlingsartig geschmückten Zimmers, umleuchtet, nehmen sie das Opfer älterlicher Liebe, welches dem kindlichen Herzen mehr gilt, als "das kost barste Kleinod der Erde, mit kindlicher Entzückung. Mögen auch Florens Kinder dahin gewelkt seyn: der Zauber der Kindheit stehet am Feste der heili gen Nacht in der lieblichsten Blüthe; den Altar des Hauses, mit dem herrlichsten Festgewande be kleidet , umringt die weihende und dankende Liebe. Gleich der Kinderwelt, die jetzt wonnetrunken hinaufschaut zum lichtumglanzten Grün, vernahm auch einst die jetzt wirkende Welt, vernahmen auch einst die jetzt schon ruhenden Geschlechter den Ruf von Vater- und Mutter-Lippen zum ersehnten Eintritte in das Paradies kindlicher Freude. Herr lich tritt bei dem Anblick der von der heiligen Nacht verklärten Kindheit dieselbe Scene, wie sie in der Vergangenheit da war , mit. allen ihren freundlichen Erscheinungen, und selbst mit dem Bilde der schon der Erde entnommenen Mitfeiern den, im lieblichen Abendroth-Scheine vor die ern stere Seele des reifem Alters. Von einem Feste, O