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unterhaltmgs- und Intelligenz-Blatt. 20. Stück. Sonnabends, den Mai 1826. XIV. Zahrg. Der Mantelsack. (Fortsetzung.) Einst saß Herr Fuhrmann im Kreise seiner Familie vor der großen Pforte feines adelichen Hofes, auf einer geschmackvoll gearbeiteten Bank, seine Pfeife so recht in ländlicher Muse rauchend; ein Vergnü gen, zu dem er noch immer sich nicht zu vornehm hielt. Uiberhaupt war Claus Fuhrmann bei allen vortheilhaften Veränderungen seines Schicksals sich immer gleichgeblieben an Redlichkeit, Bescheidenheit, Gastfreundschaft, Wohlthäügkeit und Menschen liebe. Da die Pforte seines Hofes mit der Mauer desselben nur durch einen großen Graben von der Landstraße getrennt war, zu welcher eine schöne Brücke führte, und da Herr Fuhrmann hier die Aussicht auf seine blühenden Saatfelder hatte, und auf die Landstraße, die nie von Reisenden leer war, da sie zu der Residenz führte, so saß er hier am liebsten. Ost, wenn alles um ihn her froh schäkerte, seine Kinder sich heiter mit unschuldigen Spielen die liebe Abendzeit vertändelten, saß er mitten im Vereine seiner Lieben für'sich in stillen Gedanken verloren. Da dachte er an die Wege der Vorsehung, und an die wunderbare Fügung seiner so segensreichen Schicksale, und Niemand durfte ihn dann in seinen Betrachtungen durch unzeitige Fragen unterbrechen; lärmen und toben konnten sie alle um ihn, so viel sie wollten, wenn sie ihn dann nur so lange in Ruhe ließen, bis er sie selbst mit ihm zu schäkern aufforderte. Und geschah dieß, welches gewöhnlich am Ende mcht unterblieb, dann jauchzte Alles noch einmal so froh, kreischte noch einmal so laut vor unschuldiger kin discher Freude, wenn der gute Vater sich in die Spiele seiner Kleinen mischte. Der redliche Guts besitzer saß oft mit den innigsten Wünschen der Sehnsucht, den Besitzer des Mantelsacks aufzu- finden, bei dem Andenken an die Vorsehung, die alles lenkt, nachdenkend hier an der Schwelle der Pforte. Als er einst auch so im Kreise der Sei- nigen an der Pforte saß, da fiel es ihm bei, daß dieses gerade der Tag wäre, an welchem er vor zehn Jahren, etwas später am Abende, den Mantel sack gefunden.— Diese plötzliche feierliche Erinne rung , dle die Seele des Redlichen mit Dank zur Gottheit empor schauen ließ, vereint mit dem stillen flehenden Wunsche der Wiedererstattung , machte ihn ernst, daß er in Betrachtungen verloren vor sich niedersah, ohne auf den Jubel seiner Kinder um ihn zu achten. Dieser Jubel, der ihn umgab, stockte plötzlich, und diese schnelle Stockung nß den