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zustehcnden Zinsen (---» 4 Schock) vermachte Schwenkenstein dem neuen Altäre. Der Stifter behielt sich bas Kollaturrecht vor. Aber bereits 1412 verzichtete sein Nachfolger Johannes Schwenkenstein im Namen der Sippe aus dieses Recht und iLer. trug es dem Rate. Vermehrt wurde das Vermächtnis 1442 durch Zuwendung von 1 Schock Chemnitzer Stabtrente nach dem Tode des Altarilten Heinrich von Pegau und 1144 durch 61 Groschen und zwei Gärtchen von Gregor Tufel, der an jedem Sonnabende eine HI. Messe zu Ehren U. L. F. gelesen haben wollte, ferner noch Lurch einen Wiesenrain, Nachtigallenwinkel genannt. Altaristen waren: Paul Judex aus Oederan 1412—15, Peter Schultheiß 1442-74, Johann Hauschild. 5. Der Ortwinsche Altar, der Altar des heiligsten Leichnams und Blutes Christi, auch Altar des königlichen Mär tyrers Sigismund genannt, bietet uns in seiner Geschichte ein Kulturbild seiner Zeit. Die Chemnitzer Patriziersamilie Ort- win lebte mit den Herren zu Waldenburg und dem Burggrafen von Leisnig, dem auch die Herrschaft Penig gehörte, seit langem in Unfrieden. Der Streit endete mit der Ermordung der Brü der Franz und Johannes Ortwin, im Zeitalter des Raubritter tums nichts Ungewöhnliches. Die Hinterlassenen klagten die Schuldigen beim Marl,grafen Friedrich an. Dieser verurteilte die Uebeltäter zur Zahlung von 110 Schock Prager Groschen, von deren Zinsen (11 Schock) 1370 dieser Aljar errichtet wurde. Gleichzeitig wollten sich auch die Patrizier Johannes und Franz Weißhenel an dieser Stiftung beteiligen. Diese, offenbar nahe Verwandte Ortwins, verkauften ihr Viertel Anteil an der Pfortenmühle und vermachten den Zins nach ihrem Tode dem Ortwinsche» Altäre. Beide widmeten sich dem geistlichen Stande. Johannes wurde der 1. Altarist dieses Altares. Franz Cisterzien- ser in Altzella. 1383 wurde diese Stiftung um die Einkünfte des Dorfes Meinersdorf vermehrt, das Nikolaus und Matthias Ort win von den Herren zu Waldenburg kauften, 1412 um die Quarchwiese und 23 Groschen in Meinersdorf. Diese neueren Zuwendungen fanden 1412 die Bestätigung des Meißner Bi schofs Rudolf. Vielleicht bezieht sich auch ein Vermächtnis der Frau Dr. Stengel auf diesen Altar. Diese bedenkt 1580 mit 50 fl. die Kirche St. Jakob und St. Johannes, an welchen des Herren Leib gelegt worden ist. Das iväre wohl die einzige be kannte Stiftung, die nach der Glaubensspaltung einem Neben- altare zugesallen ist. 1412 wird auch die Kalandsbriiderschast (sraternitas cor poris Christi) erwähnt, die bis zur Glaubenstrcnnung mitbe- stimmend am religiösen Leben war. Ihr traten in der Haupt sache weltliche Personen bei. Geschlecht und Stand bildeten kein Hindernis. Zweck der Brüderschaft war die Verehrung ües ailerhl. Altarsakramentes durch öftere Kommunionen und Pro zessionen. Das Fronleichnamsfest wurde im Bistum Meißen erst nach der Synode von Vienne (1311) gefeiert, auf der Papast Cle mens V. zur allgemeinen Begehung dieses Festes erneut auf sordert«. nachdem Papst Urban IV. bereits 1263 dasselbe ange- ordnet hatte. Als gemeinschaftliches Siegel hatte sie eine aus dem Aermel gestreckte Hand mit einem Herzen, aus dem sich ein Kreuz erhob und darüber eine gezackte Altardecke. Diese „geist lichen Gilden" wurden nur vom Bischöfe bestätigt und bestanden in vielen Orlen unserer Heimat. Den Namen Kalandörüder- schast führten sie. weil sie am 1. jeden Monats (griechisch calcndä) ihre Zusammenkünfte hatten. Die Kalandbrüder wohnten aus nahmslos außerhalb der Stadtmauer. Als Ergebnis einer Sammlung überwiesen sie 10 Schock für den Fronleichnamsaltar. Daß sie diese einem Nebenaltar in St. Jakob zueigneren, läßt vermuten, daß sie als Vorstädter auf das kirchliche Leben der Stadt Einfluß gewinnen wollten. Später lösten sie ihre Ver bindung mit der Marklkirche. und einige von ihnen gründeten in der Nikolaikirche den Nebenaltar zu Ehren der Heiligen Dalen- tius, Laurentius und Agnes. Der Fronleicknamsaltor war also mit Zinsen am reichlichsten bedacht. Ja. die Einkünfte dieser Altaristen waren zeitweilig so beträchtlich, daß der Rat wieder holt. Anleihen bei ihnen machte. Bekannte Altaristen: Johann Albi 1371—86, Nikolaus Hüter 1408—15. Johann Hildebrand 1415, Ioliann Gürtler 1449, Caspar Bock h 1463. Erhard Müseler, kurfürstlicher Küchenschrciber. ab 1463. Dr. für. Johann Bornis 1474—79, Georg Arnoldi, 16 Jahrhundert. Die Stifter sämtlicher fünf Altäre beschlossen 1375. die Gebühren an den Bischof gemeinsam mit 60 Schock Grosä>e» obzulöscn. Der Abt als Patron nahm die Ablösungssumme au und legte urkundlich fest, in welcher Reihe täglich die Messen an den Nebenallären gefeiert werden sollen. Oie linden Lüfte find erwacht Die linden Lüfte sind erwacht: Sie säuseln und weben Tag und Nacht Sie schaffen an allen Enden. O frischer Duft! O neuer Klang! Nun, armes Herze, sei nicht bang! Nun muß sich alles, alles wenden. Die Welt wird schöner mit jedekwDag: Man weiß nicht, was noch werden mag: Das Blühen will nicht enden. Es blüht das fernste, tiefste Tal. Nun, armes Herz, vergiß die Qual, Nun muß sich alles, alles wenden. l.uäviA vlusna Weit weniger geschichtliche Bedeutung haben die acht län geren Nebenaltäre, die im 15. Jahrhundert entstanden. 6. Der Kathgrinenal tar wurde gestiftet von -n- kolaus Stange mit 315 Gulden, die einen Iahrxszins von 7 Schock abwarsen. Errichtet wurde er aber erst bei seinem Tode, der 1441—53 erfolgt sein muß. Sein Sühn erhöhte die Zinsen »m 1 Sä o ck. Als einziger Altarist ist bekannt Peter von Harra 1474. 7. Der Verkündigungsaltar war zu Ehren «er Verkündigung Mariens, der hl. Barabara und allen hl. Jung frauen 1451 von dem früheren Bürgermeister Hanß Markers dorfs mit 10 Schock Zinsen gegründet worden, hatte den Rat zum Patron und wurde 1455 vom Bischof Caspar von Meißen be stätigt. Als Inhaber ist genannt Bartholomäus Geyer. 1474. 8. Der Empfängnisaltar, der unbefleckten Emp fängnis Mariens, dem hl. Bernhard und der hl. Ottilie geweiht, war eine Stiftung der Kalandsbrüder von 1455, die 2» Schock und Haus- und Gartcnzinsen hierzu vermachten. 1473 verlieh Bischof Dietrich von Meißen allen Gläubigen einen 40tägigen Ablaß, die an diesem Altäre bestimmte Gebete verrichteten. M- tarist war von 1455 b'.s nach 1479 Gregor Köpperlingk. 9. Der Niklasaltar. Ueber ihn berichtet nur eine Urkunde des Kurfürsten Ernst und des Herzogs Albrecht von 1473. die Pfarrer Kilian Mellerstedt ans Wiitgensdorf mit die sem Altar belehnte. 10. Der Peter-Pauls-Altar. Urkundlich wird 1476 als alleiniges Zeugnis der Tod eines Altaristen Peirus Reiche genannt. 11. Der Sigismundaltar, auch den 14 Nothclfcrn gewidmet, wurde vor 1415 vom Magister Grüner gegründet, wird aber schon 1474 nicht mehr erwähnt. 12. Der Horenaltor. An ihm wirkten zwei Kapläne, welche die Tageszeiten (Horen) zu Ehren der sel. Jungfrau Mo- r-a sangen. Die Namen der Altaristen sowie irgendwelche Daten sind uns nicht erhallen geblieben. Als Filial gehörte zu St. Jakob der Mariä-Himmel- fahrts-Altar in der Lorettokapelle vor dem Chemnitzer Tore. So war die Jakobskirche nicht nur wegen ihrer Eigenschaft als Marktkirche, sondern noch viel mehr wegen ihrer zahlreichen Nebenaltäre der Mitlelvunkt des religiösen Lebens im mittel alterlichen Chemnitz. Sie blieb cs aber auch, nachdem sie 1539 in den Besitz der Anhänger Luthers übergegangen war. Diese be ließen ihr auch alles, was an ihre katholische Vorzeit erinnerte. Bei den mehrfachen Umbauten verschwanden aber nach und nach alle katholischen Reste. s- lA. Zu unserem Bilde. Am 24 April 4622 starb Fidelis von S i g m a r i n g c » durch die Hand wilder Bauer» in Graubünden (Schweiz) den Märtnrcrlod. Er war der erste Märivrer des Kapn- zinerordeiis und wurde 1716 bcilig gesprochen. Fidelis von Sig- inaringen wird uns von der (''»«schichte gerühmt als ein goltcssürch. tiger. unerschreclcner Mann, der sich in den Wirren der Nackrcfor- mationszeit mir gaii-cr Hingabe für seine Ucbcrzcuyung eingesehl Hai in einer Zeit, deren seelische Not und geistige Zerrüttung nur wieder gekeilt werden konnie durch sclbjllosc .Hingabe und edlen Bckenncriniil, einer Zeit, die so vieles gemein bat mit der beuligen. d-e in gleiaicr Wei c m idrer Wicdccgencsuiig Männer vom Geiste des l,eiligen Fidelis nötig brr. In die'ern Geiste wollen wir den 24. April, den Ehrentag dieses heiligen Mannes begehen.