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Nv;K-«,uusK-,D rr «r «» SL-Benno-Vkatt Seit« 1« Unter diesem liefen die Chemnitzer auch Gefahr, dem päpst. lichen Interdikte zu verfallen. Die Leineweber trieben nämlich trotz des Verbotes des Papstes Paul II. Handel mit den hussi- tischen Ketzern in Böhmen. Dafür wurden sie 1469 mit dem Kirchenbann« belegt. Dürch Vermittelung des Bischofs Rudolf von Breslau, des päpstlichen Legaten, konnte aber der Iakobs- pfarrer die Gebannten wieder in die Kirche aufnehmen, wenn diese ihr Vergehen bereuten, Besserung gelobten und eine ange messene Geldstrafe entrichteten. Zu gleicher Zeit gab der päpst liche Legat wegen des herrschenden Getreidemangels und der buchenden Hungersnot die Erlaubnis, mit den Hussiten in Han- delsverkehr zu treten. 1474 wird Pfarrer Baltl)asar von Bötelstei urkundlich als ständiger Vikar an der Iakodikirche genannt. Dadurch sollte zum Ausdruck kommen, daß der geborene Pfarrer eigentlich der Abt des Klosters war, der infolge seiner Behinderung als Abt einen ständigen Stellvertreter hatte. Das gleiche Verhält nis waltet noch heute beim Papste, der als Bischof von Rom «inen Kardinal zu seinem ständigen Vertreter in diesem Amte ernennt. Ueber die äußere Gestalt in sener Zeit sind uns wenig Nachrichten überliefert worden. Erst seit 1405 datieren bau- geschichtliche Urkunden von ihr. Ohne Zweifel ist sie nur aus Holz erbaut gewesen; denn in den großen Stadtbränden 1332, 1379, 1389 und 1395 hat sie immer viel gelitten. Zu Anfang des 15. Jahrhunderts ist die vermutliche Basilika durch einen Stein, bau im spätgotischen Stile ersetzt worden. Das wundervolle Chor, ein halbes Sechzehneck, steht heute noch und erregte be sonders vor dem Bau des jetzigen Rathauses (1907/08), als es in freier Lage sichtbar wurde, die Bewunderung von Fachleuten und Laien. Aufsällig ist seine Ähnlichkeit tnit dem Chor der Sebalduskirche in Nürnberg, das um dieselbe Zeit entstanden ist. Vielleicht hat man sich einen Baumeister aus Nürnberg dazu verschrieben. Chemnitz, an der Straße Nürnberg—Bres lau gelegen, unterhielt ja Handelsbeziehungen mit Nürnberg. Das Inner« der Marktkirche zierte ein reicher Schmuck. Als letzte Reste davon befinden sich jetzt im Museum des Vereins für Chemnitzer Geschichte die von Hans von Löln um 1307 ge malten Flügel des Hochaltars und das 1480 vollendete Hl. Grab, das der Holzschnitzer Georg Johann Kil nach Art der Sakra mentshäuschen errichtete und das ein gutes Stück mittelalter licher Handwerkskunst darstellt. Die noch erhaltenen Flügel des Hochaltares sekundierten ein „wundertätiges Marienbild", das auch noch in der lutherischen Iolobikirche vorhanden war: Es stammte angeblich aus dem Jahre 1382 und war ein Ersatz für ein früheres „wundertätiges Marienbild", das beim Stadtbrande 1379 vernichtet wurde. In den Geschoßbüchern werden immer zwei Türme er wähnt, ein fr«:stelzender und ein Dachreiter. Der erster« steht iveder zum Kirchenhaus noch zum Ralhaufe parallel, so daß man annimmt, er gehört in seiner Anlage noch zur hölzernen Iakobi- kirä>e. (Der jetzige Turm wurde 1715 vom Baumeister Ohn dorf aus Freiberg vollendet.) Einen Blick auf die Kulturzustände in jener Zeit wirft eine Urkunde von 1468. Der Bischof Dietrich von Meißen hatte bei seiner letzten Anwesenheit in Chemnitz zu seinem größten Miß fallen bemerkt, daß aus den anliegenden Häusern aller Unrat mrf den Iakobifriedhos abgcladen wurde. In einem Schreiben an den Rat forderte nun der Bischof, diese Uebelstände zu be seitigen. Es gezieme sich nicht für die Nachbarn des HI. Iakobus, Unrat aus dessen gcsreite und geheiligte Hofstätte zu gießen. Der Iakobifriedhos ist zweifellos gleichzeitig mit der Ia- kobikirche angelegt worden, da man im Mittelalter allerorts die Toten um die Marktkirche herum zu beerdigen pflegte. Noch dem 15. Jahrhundert wurde aber der südliche Teil für den Marktverkehr freigegeben. Seit wann der restliche Teil (heute Deberstraße und Plan) nicht mehr mit Toten belegt wurde, ist nicht mehr festzustellcn. Doch sind in der Kirche selbst angesehen: Personen bis ins 18. Jahrhundert beigesetzt worden, u. a. auch der letzte Abt vom Bergkloster Hilarius von Rehburg und der 1. protestantische Pfarrer Fues, ferner eine Reihe von Geist lichen und Ratspersoneii und hier verstorbenen Offizieren aus dem 30- und 7-jährigen Kriege. Der jeweilige Pfarrer von St. Jakob war anfangs wohl der einzige Geistlich« an dieser Kirche. Mit der Zeit wurde ein« Reihe von Nrüenaltärcn in ihr ausgestellt, an denen die Alto risten. auch Kapläne, Rektoren, Lektoren, Prokuratoren ge nonnt, den geistlichen Dienst versahen. Sümtlicl-e Nebenaltäre waren Stiftungen von wohlhabende» Personen zu ihrem eige nen Seelenheil. Von den Zinsen dieser Stiftungen wurden di« einzelnen Altaristen besoldet. Tie genaue Zahl der Neben altäre ist nicht mehr zu bestimmen, da der einzelne Altar meh reren Heiligen geweiht war und einzelne Heilige aus mehreren Altären genannt werden. Nach Moting-Sommlcr und Tr. Hön- hoff, aus die sich nachfolgend: Angaben stützen, sind 12 sicher vorhanden gewesen. Zum Teil waren diese Vermächtnisse auch «rfolgt zur Versorgung geistlicher Familienmitglieder. Da man» chen Altären auch Grund und Boden zugeeignet waren, der Abt bisweilen Einspruch gegen einzelne Patronate erhob, die Stif tungen von dritten Personen wieder gekauft wurden, die Zin- fen aus andere Werte umgelegt wurden, dem Meißner Bischöfe eine Aufsichtsgebühr entrichtet werden mußte, so erforderte die Verwaltung dieser Nebenaltäre des öfteren einen großen Auf wand an Zeit und Kraft von den Altaristen, vom Pfarrer, vom Rate und vom Abte. Davon zeugen die reichlichen Urkunden, die über die Nebenaltäre genauer berichten als über die Markt kirche selbst, 1. Der Schultheisenaltar, U. L. F. und allen Hei ligen geweiht, auch Wolsgangsallar genannt, entstand Zwischen 1361 und 1365, wurde 1368-vom Landesherrn und 1377 vom Bi schöfe bestätigt. Stifter war Nikolaus Schulthies von Mittweida, der 5 Schock jährlichen Zins von der Bleiche in Mittweida ihm verschrieb. Das Patronat behielten seine Nachkommen bis 1441. Dann übernahm es der Rat. Altaristen waren: Johann Noldony aus Mittweida 1377. Johann Malzmeister 1415, Heinrich Pegau 1423. Friedrich Russendorf 1443, Hieronymus Schwoffheim 1474—79 Burkhard Vogel 1484—1509. 2. Der Mittelbach-Schönouer Altar, St. Doro thea und St. Barbara geweiht, wurde 1365 gestiftet vom Land- adeligen Peter von Miücibach, der in Chemnitz das Bürgerrecht erivavd, und von Walter Bcygir, dem Besitzer des Dorfes Schönau. Diese besaßen das Zollrecht in der Stadt Geithain und vermachten dieses als Kapitol dem neuen Altar, der 1365 die landesherrliche, 1367 die bischöfliche Bestätigung erhielt. Die Genehmigung vom Abte als Patconatsherrn von St. Jakob erfolgte aber erst 1377. Das Kollaturrecht behielten sich die Stifter für ihre Nachkommen vor. Als nach 85 Jahren deren Familien im männlichen Stamme ausgestorben waren, wollte sich der Abt Caspar von Meckau das Recht, die Altaristen zu er nennen, aneignen. Da dieses aber It. Bestätigungsurkunde in diesem Falle dem Landesherrn zufallen sollte, kam die An gelegenheit vor ein Schiedsgericht. Dieses bestimmte, daß das Kollaturrecht auch auf die weiblichen Linien übergehen kann. So kam es an die Familien Börnchen (Börnichsgäßchen!) und Freiberger, die ihr geistliches Mitglied Gregor Börnchen zum Altaristen ernannte. Als der Geithainer Zoll spater vom Lan desherrn eingezogen wurde, überwies dieser dem Altäre einen entsprechenden Anteil von seinen Einkünften an der Chemnitzer Bleiche. Als weitere Stiftung vermachten der Altarist Niko laus Ebersdorf und seine Schwester Dorothea dem Rate als Verweser einen Garten, dessen Erträgnisse zur Beschaffung von Brot und Wein für diesen Altar bestimmt waren. Als Altaristen sind uns bekannt: Konrad von Wiederau. Pfarrer zu Kohren, 1365—87. Nikolaus Ebersdorf 1399, Peter Abener 1415, Johann Lamm vor 1469, Gregor Börnchen 1460—74, Peter Fritzki 1506- 09. 3. Der Pegauer Altar, der allerhl. Dreifaltigkeit . weiht, war eine Stiftung der Brüder Hänsel und Nickel von ^ egau vom Jahre 1367, die jährlich 7 breite Schock Groschen an teiligen Ertrag an der Bleiche zum Unterhalte vermachten. Die Zinsen wollten sie gegebenenfalls aus eigner Tasche ergänzen, wenn diese 7 Sckock nicht erreichen sollten. Nach anderweitigen Erhöhungen kaufte 1449 der Rat die Zinsen vom Altäre, nach lieutiger laufender Rede: er zahlte das Kapital von 441 Gulden zurück. Der Altarist „verkaufte" sie mit einem Aufgelde von 9 Gulden cm dis Kuifürstin-Witwe Margareta gegen die Ein künfte des Schlosses Colüitz als Pfand. Mit heutigen Worten: Er lieh sie der venv. Landesherr!». diese stellte ihren Witiven- sitz als Pfand dafür, als Zinsen zahlte sie 6"il Prozent — 30 rh. Gulden. Bis 1442 halte die Familie Pegau dos Kollaturrecht. von da an das Kloster. Uns bekannte Altaristen: Nikolaus Lesuitzcr, Pfarrer zu Röhrsdorf 1367, Georg Stoll 1415, Nikolaus Rolenfels, Pfarrer zu Ebcrsdors 1449—74. später Domherr zu Naumburg, Friedrich Techwitz, nachher Domherr zu Wurzen und Baut zen und bisch.-meitzn. Kanzler. 4. Der Sch wen Iren st einer Altar wurde 1371 von dem Patrizier Franz Schwenkenstein errichtet und war dem Evangelisten Johannes und der seligen Jungfrau Maria geweiht. Dieser kaufte 1368 mil Peter Arnold die Zinsen und die Gerichts barkeit des Torfes Niedersrankenhain und 2 Höfe von Ober- srankenhain m der Merseburger Diözese Die Hälfte der ihm