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Unterhaltung^ .E Intelligenz-Blatt. ZZ. Stück. XVN.Jahrg. Sonnabends, dm 29. August 1829. Constanrinopels.Befestigung. s will immer mehr Wahrscheinlichkeit gewinnen, daß die Russen, auf die Gefahr, es mit den englischen Zeitungs-Schreibern ganz und gar zu verderben, daraus hinausgehen, den Frieden erst in Constantinopel abzuschließen. Es wird daher nicht uninteressant seyn, ihnen etwas voran zu eilen, um zu sehen, wie es mit der Festigkeit der großen Stadt, die noch immer eine .Bevölke rung von 500/000 Seelen in sich faßt, beschaffen ist. Die mächtigen Mauern sind meist aus großen Quadersteinen erbaut, die innern sind 18, die äußern 20 Fuß hoch. 250 Thürme decken in Bogen schußweite dieselben und sind für Geschütz einge richtet. Die Thürme der innern Mauer stehen den Zwischenräumen der vordern gegenüber, und vor der äußern befindet sich ein 25 Fuß breiter Gra ben. Die Wasserfesten der Stadt sind nur durch eine einfache und weniger hohe Mauer gedeckt, jedoch mit mehrern von französischen Ingenieurs angelegten Batterien besetzt. Mehr als an allen übrigen Punkten ist Constantinopel an dem soge nannten Schlosse der 7 Thürme oder Bujukdere befestigt. (Es stehen jetzt nur noch 4 Thürme; 3 stürzten durch Erdbeben ein.) Dieß Schloß vertritt die Stelle des Castells der Hauptstadt. Hier befin det sich das (jetzt vermauerte) goldne Thor, welches nach der alten Prophezeihung wieder einmal ge öffnet werden soll. Nächst diesen gewähren die 3 Thürme, wovon einer an der Spitze des Serai's, der andre bei der Vorstadt Galata und der dritte (der berühmte Leanderthurm) zwischen Asien und Europa auf einem Felsen im Meere steht, und gewöhnlich als Leuchtthurm dient, einen Schutz. Mittelst Ketten von einem Thurm zum andern ist der Hafen zu sperren, wie dieß auch gewöhnlich bei Belagerungen Konstantinopels geschah. Auch die Griechen hatten dies gethan, als Muhamed II. 1453 die Stadt belagerte, und die Türken waren - nahe daran, die Belagerung aufzuheben. Muhamed versuchte aber ein ungewöhnliches Mittel und befahl, Schiffe vom Bosporus quer über die Halb insel Pera wcgzuschaffcn (auf mit Fett bestrichenen Bretern), um so zu Lande in den Hafen zu kommen und die Kette zu umgeben, was. sie zur See nicht konnten. Dies gelang vollkommen. Während einer Nacht wurde die türkische Flotte durch die zahlreichen Thaler 2 Meilen weit wirklich hingeschleppt, und mit Schrecken sichen die Grie chen am andern Morgen die Schiffe im Hafen dicht an der Mauer stehen (müssen aber doch wohl nicht groß gewesen seyn). Die Vorstädte sind, mit Ausnahme von Galata, alle offen. Das Terrain um die Stadt besteht- aus Hügeln und Morästen, die auch .etwas zur Befestigung beitragen. Bei der Töpfer-Borstadt (Ejub) an der Hafenseite nördlich von der Stadt befinden sich 3 Reihen Batteriem mit 350 Kanonen; mönchische Schluchten umgeben sie ebenfalls. Der Besitz dieser Vorstadt soll durchaus nöthig seyn bei einem Angriff auf die Stadt. Ein bedeutender Nachtheil für die Vertheidigung von Constantinopel ist indessen der Umstand, daß die Stadt ihr süßes Trinkwasscr aus Quellen erhält, die 5 bis 6 Stunden davon entspringen. Einige Wasserleitungen kommen sogar 7 Meilen weit, von Burgas, her, und die Stadt kann deshalb, durch Abschneidung des Trinkwassers, in große Noth gesetzt werden. Nur 2 Bache befinden sich bei Constantinopel, die aber im Sommer trocken sind. Zur Zeir der Trocken-) il, und wenn die Herbstregen nicht schulen, man ¬ gelt das Wasser oft sehr, Aucs Mvartct daher