Volltext Seite (XML)
Unterhaltung^ und Intelligenz-Blatt. 25, Stück. XVII.Jahrg. Sonnabends, den 20. Juni 1829. Einige Mittel, gesund und wohlbeleibt zu werden. Gute Laune und das Vermögen, Alles von der lachenden Seite zu betrachten, gehören zu den besten Mitteln, gesund und wohlbeleibt zu werden. Der weise Salomo sagt: «Ein fröhliches Herz wirkt wie Arznei, aber ein niedergeschlagenes Ge- müth trocknet das Mark aus den Knochen.» — «Lache und gedeihe!» ist ein altes Sprichwort, und Sterne versichert: «Jedesmal, wenn der Mensch lacht, fügt er seinem Leben einige Tage bei.»— Ein excentrischer Philosoph des vorigen Jahrhunderts pflegte zu äußern: Er lache nicht nur selbst gern, sondern sehe auch eben so gerne lachen, höre es mit eben so großem Vergnügen. Doctor Sydenham behauptete: «die Ankunft eines Hanswursts in einer Stadt ist noch einmal soviel werth, als die Ankunft von 20 mit Medicin be ladenen Eseln.» — Unter den sonderbarsten Mit teln , magre Personen fett zu machen, ist die Geißelung das lustigste. In einer englischen Zei tung lies't man, wie die Mangonen, um ihren Körper zum besseren Verkauf zuzurichten, ihre Hintertheile und Lenden mit Ruthen streichen, und sie so nach und nach fleischiger machen. Das selbe rieth schon Galenus, um die nahrhaften Kräfte nach den äußern Theilen zu Leiten. Der Jesuit Maibon schrieb in seinem Werke «von der Nützlichkeit der Geißelung», daß die Aerzte sie vorzüglich magern Personen zu diesem Zwecke empfehlen; daß ferner die Sclavenhändler sich derselben bedienten, um ihre Waare runder und blühender zu machen; daß auch viele Ammen in Frankreich, ohne den Galenus um Nath gefragt zu haben, zu dieser List ihre Zuflucht nehmen, und die kleinen Kinder, ehe sie solche ihren Lei tern zurück geben, tüchtig auf das Hintertheil klat schen ^wodurch sie dann dick und gefärbt aussehen. Vermischtes. Man sagt, die verewigte Königin von Spanien sey als ein Opfer ihrer Frömmigkeit gestorben. Sie, hatte das Gelübde gethan, dem ersten Gottesdienst in einer Kapuzinerkirche mit bloßen Füßen bei zuwohnen. Alle ehrfurchtsvollen Vorstellungen des Priors brachten es nur dahin, daß sie die Strümpfe beibehielt. Der Weg war mit Sand bestreut, aber der Gang im Monat Januar immer gefährlich genug. — Alles Mögliche geschah zur Rettung der Königin. Neunzehn Aerzte waren zuletzt in Aranjuez versammelt. Die heiligsten Reliquien in einer Kiste, zu der acht spanische Grandes die Schlüssel bewahren, wurden unter dem Geleit einer Kürassier-Abtheilung eiligst von Madrid nach Aran juez gebracht und auf besondern Altären im Zim mer der Königin aufgestellt. In allen Provinzen des Reichs wurden Gebete angeordnet. — In ihren Phantasieen war die Königin immer in Sachsen. In Cassel treffen nach und nach, zu den dies jährigen Conferenzen des mitteldeutschen Handels- Vereins , die Abgeordneten wieder ein. Der große breslauer Weltmarkt war bis zum 1sten Juni nicht stark besucht. Das kalte Wetter hatte die Schur verhindert; die Schafe haben sehr gelitten , viele sind verloren gegangen ,, und die Schur ist bei allen Heerden wenig ergiebig gewesen. Die Preise der Wolle sind daher etwas gestiegen. In Annaberg im sächsischen Erzgebirge ist eine große Seiden-Manufaktur errichtet worden. Der König hat 6000 Thaler Unterstützung bewilligt, und gleich für mehrere tausend Thaler Seiden- waaren bestellt. Die Franzosen müssen eine gute Meinung von