Volltext Seite (XML)
z Gro ß e nh ayner Mterhaltungs- und Jntelligenz-BlM —. - 45. Stück. XV.Zahrg. Sonnabends, den 10. November 1827. ! I . , ' - , . . . « ' , Die Perrücken. ^)a der Kopfputz der schönste Schmuck der Damen ist, so werden unsere Leserinnen erlauben, etwas 8 von den Perrücken , ihrem Ursprung 7 ihren Fort- I Dritten und ihrem Nutzen zu erzählen. j Sieben Städte in Griechenland Haden sich uni die ! Ehre gestritten, der Geburtsort Homers zu seyn; , man könnte mehr als zwanzig Anfuhren, die An- spruch auf die Erfindung der Perrücken machen. Mehrere Gelehrte sind, um ihren Ursprung aufzusin- den, einander in die Haare gerathen. Wir lassen es aber nicht so weit kommen, und um uns nicht in so tiefe Nachsuchungen zu verlieren, wollen wir nur mit einer kleinen Anekdote beweisen, daß sie aus dem hohen Alterthume adstammen, und schon j vor 2200 Jahren zur Zeit der Mausoleen eine große Rolle spielten. In Aegypten war einmal ein Minister, der, um viel Geld zu seiner Verfügung zu haben, wahr- z scheinlich die Dreiprocent nicht erfunden hatte; denn der Schatz war leer und Se. ägyptische Ex zellenz war auf dem Punkte, gezwungen zu wer den , arme Ritter zu backen als der glückliche Gedanke ihr einfiel , eine neue Abgabe einzuführen, und zwar auf die Perrücken ; ja , auf die Perrücken! die Minister machen zuweilen Geniestreiche. Zu die ser Zeit mußten junge Eheleute vor ihrer Verbin- dung ihre Haare auf den Altar Hymens legen. Aristoteles erzählt diese Thatsache nicht im Kapitel der Hüte, aber in dem von den Perrücken , der Minister ließ also heimlich alle Haare, die ihre Köpfe verlassen hatten, aufkaufen, und befahl bann seinen Untergeordneten unter Strafe der Ab setzung , sich den Kopf rastren zu lassen, welches aber nicht sehr väterlich war. Das gute Volk ge horchte ; und da der Kahlkopf doch Niemandem beha gen wollte , so tief Alles zu dem großen Lieferanten, welcher zu einem Ungeheuern Preis wieder verkaufte, was'er fast umsonst erhalten hatte. Die Vornehm? A sten des Staats waren die ersten, die sich .damit schmückten, und es datirt sich vhm Zweifel von die ser Zeit her, daß man immer in den Vorzimmern der Großen so viele Perrückenstöcke gesehen hat. Aus Aegypten kam die Perrücke nach Griechenland, und wenige Zeit darauf nach Italien. Man weiß, daß Julius Easar keine Haare hatte, und da die Römer vor den Kahlköpfen einen Abscheu hattest, so - trug dieser Fürst immer eine Lorbeerkrone. Plotine, Trajans Gemahlin, trug eine Perrücke ü 1' ckrotnuHne; diese war so gut gemacht, daß, als sie einst mit diesem neuen Kopfputz im Theater erschien , sie mit den Lebhaftesten Beklatsch ungen empfangen wurde. Wir könnten zeigen, wie die Perrücke den männlichen Erfolg genoß in London, in Berlin, in Konstantinopel , in Wien, wo sie mit zwei Zöpfen geziert wurde; wir könnten anführen, wie im fünf zehnten Jahrhundert Bernardin von Sienne den Bannfluch des heiligen Stuhls über sie herbei führen wollte, und wie sie über diesen schrecklichen Gegnev triumphstte: allein wir wollen Lieber sogleich in das