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Großenhayner MterlMungs- und Intelligenz-Blatt. Z. Stück. SomabmdS, den 20. Januar 1827. XV. Jahrg. Gruß des Winters. enn auch mit eisigem Kuß die schlummernde Erde ich küsse, Und in weißes Gewand hülle die Flur und den Wald; Wenn ich, was Flora dem Sommer und Herbst gar sorgsam bereitet, Raube mit tobendem Hauch unter das schneeige Kleid: Grünet doch unter der eisigen Hülle die Knospe des Lebens, Daß sie dem Kusse des Mai's freudiger öffne dm Kelch; Was ich mit rauher Begier in des Mantels Schnee mit verhülle, Lasse ich scheidend der Flur, schöner dem Walde zurück. So auch dem eisigen Winter erblühen Blumen der Freude, Und die Hoffnung erstirbt nimmer dem nordischen Hauch! Schlittenfahrt von Stralsund nach der Insel Rügen. Die Meerenge zwischen Stralsund und der Insel Rügen, welche der Gellen (oder nach Büsching Iellen) genannt wird, ist im Winter immer, und gewöhnlich um Neujahr, selten vor dem Januar, mit Eis so stark belegt, daß man nicht nur über den Rücken des balti schen Oceans nach der Insel Rügen hinüber gehen kann, sondern daß diese Cispaffage selbst auch zum Transport des Getreides auS der Kornkammer dieser Insel (deren flache Halb insel Wittow besonders reich an Weizen und Gerste ist) und der kleinern, der Stadt Stral sund zugehörigen Insel Umanz und dem übri gen Eylande, für die Malzdarren der dortigen Kaufleute und den Kornhandel dient. Ganze Caravanen von Schlitten brechen in den ent fernteren Gegenden Rügens, von Wittow und der romantischen Halbinsel Jasmund bald nach Mitternacht auf, und fahren in langen Reihen über die weite Eisfläche nach Stralsund. Jeder Schlitten ist mit einem sogenannten Boots haken versehen, dessen Ende mit einem sichel förmigen , ruckwartsgebogenen spitzigen Eisen bewaffnet ist, um im Nothfall , wenn das Eis unversehens einbricht, und die gierige See Menschen, Pferd und Schlitten zu verschlingen droht, sich noch helfen zu können. Das Ein brechen in'ö Meer ist diesen Leuten etwas so gewöhnliches, daß es sie nur bei höchster Ge fahr erschreckt; außerdem eilen die übrigen von der Gesellschaft selbst mit eigner Lebensgefahr zu Hilfe, indem sie nicht selten mit den Eis schollen bis an den Leib unter Wasser gehen. Die volle Schüssel, die ihnen der Kaufmann bei ihrer Ankunft vorseßt, macht sie alles Un gemach der Reise vergessen, wenn ihnen auch dergleichen auf ihrem sechs- bis achtstündigen Wege mehrere Male begegnet feyn sollte. Außer dieser ökonomischen Benutzung des Eises auf dem Gellen, dient es auch noch zu