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ten, indem diejenigey, denen politische Freiheit nicht so wichtig war, als religiöse und persönli che Handels-, und besonders als Gewerbefreiheit, also nicht der reichere, sondern der industriösere u. fleißigere Bürger, vor Albas Schwert aus den südlichen spanischen Niederlanden floh, jedoch sich in Hoffnung baldiger besserer Zeiten nicht zu weit von dem alten Gewerbsplatze entfernen wollte. Hierzu gab es keine bequemere Oertlichkcit, als den neutralen "Boden der Herzoge von Jülich und Berg, hart an der spanisch-niederländischen Gränze und hart an den insurgirten Niederlanden. Es ist zu bedauern, daß wir nicht genau wissen, welche neue Gewerbsarten die emigrirten Niederländer zu erst in ihrer neuen Heimath ergriffen. Wahrschein lich arbeiteten ihre ersten Fabriken für die Armee bedürfnisse beider Heere mit Vortheil, und so lange der Kampf damals dauerte (75 Jahre), verschlang derselbe alle Schätze der neuen Welt, die über Ca- dix einströmten, oder durch Wechsel auf die Caffen der Vicekönige und Generalcapitaine i« Amerika und Italien bezogen wurden, wovon denn dem neutralen Bergischen ein Beträchtliches zu Theil wurde. Bis dahin war dort das Grundeigenthum sehr unzertheilt, die Regierung befand sich aber zu wohl bei der wachsenden Wohlhabenheit ihrer Un- terthanen, und räumte jedes Hinderniß aus dem Wege, was diese Emigranten reizen konnte, ihr neues Vaterland bei veränderten Zeiten wieder zu verlassen. Der Staat zerschlug viele Domainen in Erbpacht, und der oft mehr ausgebende als ein nehmende Gutsherr folgte dem Beispiel der fürst lichen Kammer und gab den Eingewanderten oder den alten, durch jene ebenfalls reicher gewordnen Einwohnern Gelegenheit, Grundbesitz zu erwerben, welcher dann trefflich bearbeitet ward, um die Zin sen hoher Kaufpreise aufzubringen. Der Staat übertrieb das Abgabesystem niemals, und in den ständischen Versammlungen war man bei aller Verschwendung der Herzoge von Jülich und Berg und der Regenten aus dem pfälzischen Hause, we gen der weisen Abgabenvertheilung im Stande die Forderungen des Hofes zu befriedigen, der dage gen , wie die üppigen Herzoge von Burgund, so dankbar war , durch Handelsfreiheit dem Handels und dem Gewerbstande die Entrichtung der Ab gaben zu erleichtern. Zugleich ließ die Freiheit der Gottesverehrung den Unterthanen auch hierin nichts zu wünschen übrig. — Als endlich der holländi sche Freiheitskampf im westphälischcn Frieden (16-48) erlosch , verwandte Spanien auf's neue auf sein dortiges zahlreiches Militair wider Frankreich das dreifache des Staatseinkommens der Niederlande, und wiederum waren es die bergischen Lande, wel che von diesen großen Heeren Spaniens und der Alliirten bis zum Utrechter Frieden großen Gewinn zogen und manchen den Kriegsschauplatz fliehenden Niederländer bei sich aufnahmen, selten aber von Feinden heimgesucht wurden. In keinem Departement Frankreichs steigt die Bevölkerung höher, als in jenem äu Norä (franz. Flandern.) Jede der 109 Q. M. hat eine Bevölkerung von 8240 Menschen. Ist hier die städtische Gewerbsamkeit der Einwohner groß: so ist gewiß doch die gartenmäßige Landbestellung in diesem Departement noch größer. Warum aber gelang es den fleißigen Anbauern der Provinz Minho in Portugal, auf kaum von Portugals Oberfläche fast ein Drittel der ganzen Reichsbevölkerung zu ernähren? Die Povinz bildet das breite Thal zwischen dem Minho und Douero und deren Ufereinfassung. Bis auf diese ist alles Marsch und gegen Norden geschützte Abdachung vom Osten nach Westen. Da hier nun die großen Landeigenthümer die Pachthöfe sehr zerstückelt ha ben: so ernähren sich meistens vom Landbau und wenig vom Veredlen der Producte in Fabriken und Manufacturen, 10,206 Einwohner auf die Q. M. besser, als in jedem übrigen Theile Portugals. In Englands Grafschaft Lancaster, also auf der westlichen Seite dieses Handelsstaats und außer der guten Region des Getreidebaues, wozu sich