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MterlMungs- und Intelligenz-Blatt. 14. Stück. XXIII. Jahrg. Sonnabends, den 4. April 1835. Oert l i ch e s. So wäre denn der Grundstein zu emem Bau gelegt, der sein« Blüthen bald entwickeln und seine Früchte zur Reife bringen wird, wie ein neugepflanz ter Baum, von dem der Gärtner, wie eine Saat, von welcher der Landmann sich reiche Aernte und sichern Lohn verspricht. — Die Erbauung eines Schulhauses für Mädchen ist ein erfreuliches Zei chen des Vorwärtsschreitens in unserer Stadt, zeugt von gutem richtigen Sinn und bewahrt den alten, Satz, daß Licht und Wahrheit jederzeit siegen. — Der Bau, sagt man, soll vieles Geld kosten. Wohl! Er ist eine Zierde der Stadt, eine Wohlthat der Stadt; und für die Erziehung der Kinder, für das künftige Geschlecht darf es auf kleinliche Be rechnung nicht ankommen. Zwar hört man da und dort wohl Stimmen, welche sich engherzig genug verlautbaren, als ob für die Mädchen nicht so besonders zu sorgen wäre; allein der Mann , der gebildet genug ist, um für seine gebildeten Söhne auch gebildete Hausfrauen zu wünschen , segnet -und preist gewiß den neuen Bau, und selbst der Kinderlose sieht in ihm eine sichere Bürgschaft für den Segen kommender Geschlechter. Oder will man behaupten, ein Mädchen brauche nichts zu lernen? Das wäre eine grundlose Behauptung. Ist denn das Weib verdammt, nur die erste Magd im Hause zu seyn? Wer darf dem verwahrlosten Geschlecht Grenzen ziehen, wie weit ihm die geistige Bildung erlaubt sey? — So wenig es des Mannes einziger Beruf auf Erden ist, im Schurzfell oder im Chor rocke, mit dem Pflug oder der Feder sein tägliches Brod zu gewinnen, so wenig ist es des Weibes einziger Beruf , den Mannern als Mädchen zur Puppe, als Gattin zur Kinderwarterin zu dienen. Segen dem Bau, denn er kann, er wird nur segens reich seyn! Es ist ein Bau für Staat und Ewig keit; denn jede Schule ist ein solcher Bau, oder soll es seyn , aber nicht blos in materieller Hinsicht. Wie lange wird es dauern, und der Bau wird vollendet seyn, da Fleiß, Ausdauer, Einsicht, Kraft und guter Wille ihn unternommen, um ihn zur Ausführung zu bringen. Möge dann bei der Voll endung kein Wunsch übrig bleiben, der bei der Unternehmung ausführbar gewesen wäre , da das Gebäude, für Jahrhunderte errichtet, feinem Zweck vollkommen entsprechen und den Unternehmern wie der ganzen Commun zur Ehre gereichen soll. Wenn der Verfasser dieser Zeilen den ehrenwer- then Männern , die zur Leitung des Baues beauf tragt sind, einige, wie es scheint, nicht berücksich tigte Vorschläge macht, so thut er es nur um des allgemeinen Besten willen, keineswegs aber aus Sucht zu tadeln; auch kann er sich in dieser Hin sicht auf die Schriften der besten Erzieher und auf viele der neuerrichteten Schulgebäude beziehen, welche man, beiläufig gesagt, wohl eben so gut hatte be sichtigen sollen, als der zur Erbauung eines neuen Brauhauses beauftragte Comits mehrere wohlein- gerichtete Brauhäuser besuchte, um sich von ihrer zweckmäßigen Einrichtung zu belehren und zu über zeugen.— Ein Neubau, zu einem bestimmten Zweck ausgeführt, darf nicht blos nach dem Sinne, dem Geiste der Zeit vollendet, darf nicht auf kleinliche Rücksichten begrenzt und auf ein Ersparungssystem zusammengedrängt werden, sondern er muß auch das Urtheil der Nachwelt nicht zu scheuen brauchen. Wird das neue Schulgebäude es können? Schreiber dieses Aufsatzes fürchtet, daß der Raum zu klein ist , da mit jedem Jahre die Zahl der schul fähigen Kinder zunehmen muß, welche nicht die Vermehrung des Menschengeschlechts, sondern die Beschlüsse des Landtags und die verbesserte allge meine Schuleinrichtung herbeiführen wird. Abgesehen