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Großenhaynee Unterhaltungs- und Intelligenzblatt. 1Htcr (Sonnabends, den 19. Februar 1825 ) Stück* it Beziehung auf die im sten Stück des diesjähr gen Großenhayner Unterhaltungs- und Zntelligenzblattes befindliche Aufforderung wird die in derselben erwähnte Denkschrift den Lesern dieses Blattes hierdurch mitgetheilt. Hayn, am 8ten Februar 1825. Die Waldenser in den piemontesischen Thälern. Zum Besten des zu stiftenden Spitals der Waldenser Gemeinden. Mitten zwischen unwirthbaren Felsen drängt sich in drei piemontesischen Hauptthäicm ein christliches Völkchen von 22,000 Seelen zusam- mcn, in eine Art physisch-politischen, morali schen und Kulturbann deshalb gcthan, weil cs der reinen katholischen Lehre feines Obcrhirten, wie er sie vor neunhundert Jahren fcstsctzte, bis heute unerschütterlich treu geblieben. Claudius, Dischoff von Turin, (zu dessen Kirchsprengel die Waldenser gehörten,) ein tu gendhafter Prälat, ein Zeitgenosse und Freund Carls des Großen, widersetzte sich kräftig Roms Neuerungen. Er erklärte fich gegen die Ver ehrung der Bilder, des Kreuzes und der Reli quien ; gegen die Anrufung der Heiligen, den Primat des Papstes re. Unter diesem guten Hirten huldigten die Wal denser ruhig dem einfachen Gottesdienste dee Ürkirche als tugendhafte Christen. Sie waren also und sind noch — keine Neuerer, sonders nur Erhalter der reinen Alten und der wahren religiösen Stabilität. Sie dürfen historisch nicht verwechselt wer den mit dem im zwölften Jahrhundert nach ihrem Haupt, Peter Valdo, ebenfalls be nannten Waldenser; obwohl letztere, desselben religiösen Glaubens, aus dem südlichen Frank reich vertrieben, von den älter» Glaubensgenos sen brüderlich ausgenommen, nun mit ihnen ein Volk gleiches Glaubens, Sinnes und po litischer Existenz wurden. Die älter« Waldenser existirten aber dec Sache, wenn auch nicht dem Namen nach, längst vor dem nennten Jahrhundert. Wenn man ihrer-nicht gedachte, so geschah es des halb, weil sie den eiteln Religionszwistigkeiten der vorhergehenden Jahrhunderte fremd bl-eben, und eben so, wie die Bewohner so vieler an-: dem Gegenden, zur herrschenden Kirche gehör ten, die dazumal nichts von den später cinge- fübrten Gebräuchen und Meinungen wußte. Nur dann erst zogen sie die Aufmerksamkeit auf fich, als sie fich weigerten, von der apostoli schen Lehre die fich anderwärts merklich veräns