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29 bis in den März, und schon zu Michaelis halte es „eingewintert." Die Klafter Holz stieg bis zum Preise von 7 Thalern, die Klafter Weichholz wurde mit 4 Thalern 12 Groschen bezahlt. Früher waren die Preise 2 >/z Thaler und 1 Thaler 18 Groschen gewesen Noch mehr stiegen die Preise gegen den Sommer hin. Der Scheffel Korn kostete da II bis 12 Thaler, und die „Juden, die bei der Reichsarmee waren", gaben sogar 13, 14 und 15 Thaler. Ebenso theuer war der Weizen Gerste wurde für 8 bis 9 Thaler verkauft. Ein Pfund Erbsen kostete 2, ein Pfund Hafergrütze 3 Hz, ein Pfund grobe Graupen 3 bis 4 und kleine Graupen 7 Groschen. Eine Kanne gewöhnlicher Kornbranntwein stieg bis auf 16 Pfennige. Dazu kam, daß Handel und Wandel stockten: „die Nahrung war im Verfall, keine Maaren gingen mehr, alles war gehemmt in der Hantirung wegen der vielen Einquartierungen." Seit dem Abzug der „Kaiserlichen und Reichsvölker", am 13. Mai, wurde Chemnitz abwechselnd von preußischen und österreichischen Husarenabtheilungen heimgesucht. Lange hielt sich weder Freund noch Feind auf, nur, „bis die Husaren Essen und Trinken hatten." Das aber mußten sie „vollauf" bekommen. Auch mitten in der Nacht mußten sie in den Gasthöfen „traktirt" werden, und wenn sie abzogen, nahm mancher Offizier noch eine Flasche Wein mit. Eine Abtheilung preußische Husaren und Dragoner, 200 Mann im Ganzen, kampirte in der Nacht vom 19. zum 20. Mai gleich auf freiem Markte und mußte vollauf mit Stroh, Speisen und Getränken versorgt werden. Mitten auf dem Markte wurde ein Faß Bier aufgelegt und ausgeschenkt. „Aufs Köstlichste" aber mußten die Offiziere gespeist werden. Nicht weniger als 80 Thaler kostete diese eine Nacht der Stadt. Endlich sollte Chemnitz auch das Schauspiel eines blutigen Kampfes in unmittelbarster Nähe, ja innerhalb seiner Mauern haben. Am 20. Mai hatte der preußische General von Bande mer mit 4 Regimentern Kavallerie und Infanterie auf derHilbersdorfer Höhe ein Lager bezogen, wohin übrigens die Stadt ohne Weiteres 10000 Brote und 6 Ochsen liefern mußte. Noch am Abend rückten mehrere Hundert Dragoner und Husaren „in aller Stille" durch die. Stadt nach Lichtenstein zu. Dort sollten Kaiserliche stehen. Doch schon am 21. kehrte eine große Anzahl Husaren zurück, alle verwundet. Es hatte mit den Kaiserlichen einen blutigen Strauß gegeben. Da, gegen 10 Uhr hört man starkes Schießen in der Ferne. Das preußische Korps auf der Hilbersdorfer Höhe rückt beim rolhen Vorwerk nach dem Zeisigmalde zu in Schlachtordnung, in die Stadt rücken mehrere Hundert Mann und verstärken die Preußen, die, 250 an Zahl, hier bereits in Quartier stehen. Die Mauern werden besetzt, die Thore geschloffen. Um 11 Uhr kehren, hart verfolgt von den siegreichen Kaiserlichen, die Husaren und Dragoner zurück, die am Abend zuvor zum Kampfe ausgerückt sind. Verstärkt durch die Truppen in der Stadt, besetzen sie den Kaßberg. Auch 2 Kanonen nehmen sie mit. So kommt es auf dem Kaßberg zum Zusammenstoß. Wieder müssen die Preußen weichen. Sie ziehen sich in die Stadt herunter und nehmen in einzelnen Abtheilungen Aufstellung am Stadtgraben. Die Sieger folgen. In großer Stärke rücken sie auf der Zwickauer- und Stoll- bergerstraße an, mit zahlreichen Kanonen. Diese pflanzen sie vor dem Nikolai thor, „hinter der Kirche auf dem Berge", auf und feuern gegen das Nikolaithor. Zwei Kanonen auf dem Kaßberg, „bei der kleinen Schanze", bestreichen den „Freiberger Steig." Mehrere Kanonenkugeln schlagen in der Stadt ein, doch ohne Schaden. Machtvoll dringen die Oesterreicher an. Der „Widerstand der Preußen ist vergebens, wenn sie sich auch gewaltig halten." Sie müssen sich durch die Thore in die Stadt retten. Da sprengen die Kaiserlichen das Nikolaithor auf und dringen ein, gleichzeitig brechen sie durchs Chemnitzer Thor, und nun flüchten die Preußen über Straßen und Märkte durchs Johannisthor. Auf dem Fuße folgen ihnen unter beständigem Feuern und Schießen kaiserliche Husaren und Kroaten.