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15 das Gerücht erwies sich als falsch. Man packte wieder ab und schlug das Lager von neuem auf. Dennoch zog am nächsten Morgen um 3 Uhr General von Dombasle niit dem ganzen Heere ab, wieder ins Lager nach Zschopau. Um 8 Uhr folgten auch jene 800 Mann Besatzung. So war die Stadt und Umgegend wieder einmal auf ein paar Tage frei von Soldaten. Nur vorübergehend zeigten sich in den nächsten Augusttagen wieder Preußen in Chemnitz, z. B. am 21. Oberst von Mayer mit seinem Freikorps. Sonst war die Stadt in den nächsten Monaten in den Händen der Kaiserlichen und der Reichsarmee. Fast unausgesetzt hatte sie, wenn zunächst auch weniger drückende, Einquartierung. Hervorzuheben ist sonst aus der nächsten Zeit eine starke Lieferung von 74 Scheffeln Korn, 148 Scheffeln Hafer, 148 Centnern Heu. Ferner jagte plötzlich am 26. September früh 8 Uhr eine starke Abtheilung preußischer Husaren durchs Johannisthor in die Stadt und holte den Bürgermeister vr. Garman, der zu Fuß gehen mußte, hinaus auf die Hilbersdorfer Höhe. Als der preußische Offizier, der mit anderen Offizieren dort hielt, „das Nöthige von ihm erfahren hatte", ließ er ihn -wieder gehen. Da es am 11. Oktober hieß, die Preußen kämen, ließ der Befehlshaber der kaiserlichen Truppen, ein kurpfälzischer Oberstleutnant, sämmtliche Thore, mit Aus nahme des Johannisthores, „zumachen". Innen wurden sie mit Brettern verschlagen und mit starken Pfosten verrammelt, davor wurde „Mist und Erde geschüttet". Auch das Johannisthor wurde den ganzen Tag geschlossen gehalten, nur das Pförtchen stand offen. Aus Vorsicht waren außerdem beini Thore Löcher gegraben, und große Pfähle lagen bereit, „damit es gleich, wenn die Preußen anrückten, könnte verrammelt werden." Auch Mist wurde angefahren, und immer standen „draußen auf dem Graben" 50 Mann in Bereitschaft. Nur bis zum l7. Oktober blieben die Thore geschloffen. An diesen. Tage wurden sie wieder geöffnet. Die bisherige Vorsicht war nicht mehr von Nöthen. Traf doch an genanntem Tage, von Freiberg her, der Kaiserliche General von Haddick mit einer Heeresabttzeilung von nicht weniger als 15 000 Mann in Chemnitz ein. Die Truppen lagerten von der Freibergerstraße an bis nach Gablenz, die zahl reichen Kroaten kampirten in den anstoßenden Wäldern. Der kommandirende General Haddick, die anderen Generäle Uhasy, Neuhoff, Cleefeldt und Essern, sowie viele hohe Stabsoffiziere wohnten in der Stadt. Noch am 17. kam es zwischen Borna und Röhrsdorf zu einem Gefecht mit den Preußen, das von 10 bis 3 Uhr dauerte. Die Preußen wurden mit Verlust von 2 Todten und 30 Verwundeten zurückgeschlagen. Die Kaiserlichen hatten 20 Verwundete, die in hiesige Lazarethe kamen. Ein Wachtmeister davon starb und „wurde nach katholischer Art mit Ceremonien auf dem neuen Kirchhof begraben". Auf seinem Grab pflanzte man eine rothe und weiße Fahne auf. Für die zahlreichen Truppen, die jetzt in unmittelbarer Nähe von Chemnitz standen, mußten die umliegenden Aeniter und Dorfschasten Massen von Brot, Hafer und Heu liefern, in der Stadt jeder Hauswirth 2, jeder Hausgenosse 1 Brot, jeder Feldbesitzer Hafer und Heu. Eine höchst erfreuliche Nachricht traf für die Kaiserlichen am 18. Oktober ein. Ein Kurier brachte die Kunde vom Ueberfall Friedrich's bei Hochkirch durch Daun (am 14. Oktober). Daher wurde am 19. von dem Haddick'schen Korps „Viktoria" geschossen. Das ganze Korps rückte gegen Abend aus und nahm Aufstellung. „Dann wurde mit 20 Kanonen gefeuert und mußte die Armee ein Lauffeuer machen; das geschah dreimal." — Da es Mitte Oktober bereits sehr kalt war, so wurde im Lager „gar schrecklich Holz" verbrannt, das die Soldaten in den nahen Wäldern schlugen. Am 20. Oktober brach das Haddick'sche Korps nach Freiberg auf, und in den nächsten 4 Wochen standen nur kleinere Abtheilungen in Chemnitz. General