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12 vom 1 zum 2. März Es hieß, die Oesterreicher rückten über Zschopau an. „Die Soldaten mußten alle mit Sack und Pack zusammen." Doch wurde es „hernach wieder stille". In Zschopau stanven den Winter hindurch immer 200 Mann von den hiesigen Truppen auf Vorposten, die alle 14 Tage abgelöst wurden. Den 16. April stürzte das Tuchmachermeisterhaus auf der Lohgasse ein. Auch in diesem war ein Lazareth angelegt worven, und viele Kranke befanden sich dort. „Sie hatten es wohl gemerkt, daß es bald einfallen würde, es hatte die ganze Nacht stark geknistert. Frühmorgens wurden deshalb die Kranken heraus geschafft und auf das Leinewebermeisterhaus getragen. Da sie aber den letzten Kranken herausschaffen, so stürzte es ein und schlägt sowohl den kranken als auch den gesunden Soldaten todt. Sie wurden denselben Nachmittag aus den Schutt herfürgesucht und begraben." Am 15. Mai rückte endlich das Goltz'sche Regiment, sowie das eine Bataillon Grenadiere von Chemnitz ab nach Zwickau. 25 Wochen hatten diese Truppen hier gestanden. Doch neue Truppen traten sofort an Stelle der alten. Es war das Hausen'sche Regiment, das tags zuvor in den Vorstädten einquartiert worden war und nun in die Stadt verlegt wurde. Dazu kamen 2 Tage später von Freiberg noch 2 Bataillone Grenadiere. Wieder lagen, wenn auch nur für kurze Zeit, die Soldaten bis über 12 Mann in den Häusern. In die Vorstädte rückte außerdem am 18. ein Kürassierregiment „und konnte die Pferde nicht alle unter bringen; da schlugen sie die Scheunen auf und auch die Gärten und zogen die Pferde hinein". Mit dem Kürassierregiment war auch zum zweiten Male der Bruder König Friedrich's des Großen, Prinz Heinrich, in Chemnitz eingetroffen. Er wohnte im Herrmann'schen Hause. Zuvor war er bereits am 6. in Chemnitz gewesen, auf einer Inspektionsreise bei seiner Armee begriffen. Am 8. mar er nach Dresden zurückgefahren. Am nächsten Tage, den 19., rückte er mit sämmtlichen noch hier stehenden Truppen über Zwickau nach Baiern ab; auch alle Bagagewagen, mehrere 100 an Zahl, die seit einigen Tagen den Anger bedeckten, nahm er mit. Zum größten Theil gehörten die Wagen zum Proviantkommissariat und zum Feldbäcker amt, die beide am 17. Mai eingetroffen waren. So wurde die „ganze Stadt ledig von Soldaten —, aber nicht lange". Bereits am 5. Juni trafen von Freiberg her wieder 3 Regimenter ein. Zwei, ein Infanterie- und Kürassierregiment, bezogen Lager bei den Linden und bei der Neumühle; das 3., Füseliere, unter Oberst von Salmuth, rückte in die Stadt. Der Oberst wohnte im Siegert'schen Hause am Markte. 20 Kanonen, jede mit 12 Pferden bespannt, hatten die Truppen mitgebracht, außerdem eine Unmenge Wagen — 1500 bedeckten zeitweilig den Anger —, eine große Zahl Feldbäcker, die bei den Bäckern in der Stadl einquartiert wurden, und besonders Massen von Mehl. Ueberall, „auf dem Markte und unter den Schwibbögen, bei der Hauptwache und allenthalben, wo nur Platz war, da lag alles voller Mehlfässer". Auch 31 große Wagen mit den Ponton zu Schiffsbrücken kanten mit an und wurden auf dem Markte aufgefahren. Den Roßmarkt bedeckten Wagen mit eisernen Backöfen, die übrigens nicht abgeladen wurden, denn die Proviantbäcker buken bei den Stadtbäckern. „Zu dieser Zeit war das liebe Brod recht wohlfeil." Die Soldaten verkauften ein Kommisbrod, 6 Pfund schwer, für 18 Pf. Das meiste Brot, das gebacken wurde, ging nach dem großen Lager, das am 5. Juni in der Nähe von Zschopau aufgeschlagen worden war und das später, seit der Rückkehr des Prinzen Heinrich von Bamberg am 25. Juni, auf nahezu 30000 Mann anschwoll. Seit dem 12. Juni gingen alle 5 Tage 50 Wagen mit Brot in dieses Lager Sehr viele Kranke kamen von dort nach Chemnitz, denn hier befand sich die Feldapotheke und befanden sich auch die Feldscherer, in den Vorstädten einquartiert. So kamen am 12. Juni ganze Wagen mit Kranken. Sie wurden am 21. sämmtlich nach Leipzig gebracht. Andere Kranke und Verwundete