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eilten in voller Ausrüstung zusammen, sämmtliche Thore wurden sofort geschlossen, die Kanonen angespannt — alles zum Staunen und Schrecken der ohnehin auf geregten Bürgerschaft. Unterdessen waren die Deserteure vor dem Klosterthore angelangt. Sie fanden es geschlossen und von 15 Musketieren unter einem Fähnrich besetzt. Ohne weiteres gaben sie Feuer, die Wache erwiderte es, und so dauerte das Schießen eine halbe Stunde lang. Der erste Schuß der Wache hatte jenen Trompeter zu Boden gestreckt, der dasZeichen gegeben hatte. Sofort war ein Grenadier dem Fähnrich mit aufgepflanzten Bajonett „auf den Leib gegangen und hatte ihm eine Kugel durch den Kopf geschossen." Inzwischen wurde von den Preußen eine Kanone auf der Klosterstraße aufgefahren, „stark mit Kartätschen geladen." Es sollte auf die Rebellen Feuer gegeben werden — „zu großem Glücke hatte aber der Feuerwerker kein Feuer auf der Lunte." Zuletzt schlugen die Sachsen das Thor ein und entflohen. Von der Wache waren außer dem Fähnrich und dem Tambour drei Mann gefallen, andere waren verwundet. Von den sächsischen Grenadieren fielen sechs. Mehrere Kompagnien des Oldenburgischen Regiments rückten hierauf zur Verfolgung aus, 400 Mann mit 2 Kanonen. Sie besetzten das Schloßholz, denn dorthin sollten sich die Flüchtigen gewandt haben. Nach langem Suchen griff man in Verstecken 19 Mann auf, an die 200 waren entkommen. Die 19 Mann wurden in dem Klosterthorthurm gefangen gesetzt. Anderen Tags fand das Begräbniß der gefallenen Grenadiere statt. Die Musketiere erhielten ein ehrliches Begräbniß, die sächsischen Grenadiere aber wurden auf einer Tragbahre von zwei Tagelöhnern zur Grabstätte geschafft. Der gefallene Fähnrich wurde erst am 30. begraben und zwar mit Prozession — „er lag im Quartiere auf der Bach (Bach gasse) und wurde über den Markt bis an die große Kirchthüre, allwo er in der Kirche gleich im Gange bei der Thüre begraben wurde, von vielen Offizieren begleitet." Da übrigens herauskam, daß alle in den Fluchtplan eingeweihten Soldaten als gegenseitiges Erkennungszeichen in den oberen Knopf des Rockes ein Kreuz geschnitten hatten, wurden noch viele Verhaftungen, etwa 60, vorgenommen. Die Gefangenen hatten auf der Hauptwache nicht Platz und mußten zum Theil auf dem Rathhause untergebracht werden. In der nächsten Zeit wachte in allen Quartieren jede Nacht je ein Soldat, die Offiziere machten nachts fleißig die Runde, die Hauptwache wurde dicht mit „spanischen Reitern" besetzt, die Thore wurden beständig geschlossen gehalten, und nur das Pförtchen war offen. Man fürchtete, daß es zu eineni neuen Aufruhr kommen könnte. Da, am 5. Juni erfolgte die Freilassung sämmtlicher gefangen gehaltenen Soldaten bis auf einen Unter offizier und acht Gemeine. Diese wurden zunächst in die Frohnfeste gebracht, ani 8. Juni aber aufs Rathhaus. „Die Herren Geistlichen gingen hier zu ihnen, sie sollten ums Leben spielen; ihrer drei sollten gehenkt werden. Den 11. Juni, an einem Sonnabende, wurde die Exekution gehalten, früh um 4 Uhr. Ein Fourier und drei Grenadiere wurden hinausgesührt, es mußten etliche hundert Mann Soldaten hinausmarschiren, nahmen auch zwei Kanonen mit hinaus. Das Gericht (der Galgen) war vor dem Chemnitzer Thore und mußte ganz neu gebaut werden. Dem Unteroffizier, welcher der Rädelsführer sollte gewesen sein, wurde die Zunge aus dem Halse geschnitten, hernach wurde er gerädert und auf das Rad geflochten. Die Grenadiere aber wurden alle drei gehenkt, aber gegen Abend wieder ab genommen." Die Leiche des Unteroffiziers blieb bis zum 5. Oktober auf dem Rave. Da erst nahmen sie österreichische Truppen ab. In jene Tage, wo die Meuterei und das Schicksal der Aufrührer die Bevölkerung in Aufregung erhielt, fiel wieder eine Nekrulirung: 26 junge Burschen wurden am 10. Mai zusammengeholt, „aufs Rathhaus gesetzt" und hier zehn Wochen lang in Arrest gehalten. Jeder bekam täglich 4 Groschen. Als am 5. Juli Oberst von Mayer mit seinem Freibataillon in Chemnitz einlraf, wollte er die 26 jungen Leute „6xxr688s" milnehmcn. Er durfte aber nicht. Nach zehnwöchentlicher Haft kamen