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Mterhaltungs- und Intelligenz-Blatt XVII.Zahrg. Sonnabends, den 7. Novbr. 1829. zy-Pascha , oder der Todtengräber-Pascha. AU Provinzen wurden entwaffnet, und mehrere tausend Wagen, mit Flinten und Munition beladen, wur den nach der Hauptstadt geschickt. Murad hatte zwar dem Janitscharenwesen einen gewaltigen Streich versetzt; aber es dennoch nicht in seiner Wurzel erstickt. Nach einigen Jahren zeigte es sich also furchtbarer, als je zuvor. Nach dem Tode des Sultans verkündete es sich durch einen fast allge meinen Aufstand. Mahmud I. bestieg dadurch den Thron. Dieser friedfertige Fürst ergriff andere Maß regeln , um die Janitscharen zur Ruhe zu bringen. Er suchte ihre kriegerische Neigung von Grund aus zu zerstören, weshalb er ihnen erlaubte, Handel zu treiben; er gestand ihnen selbst ausschließliche Freiheiten zu, und gewann sie dadurch für sich. Seme Regierung war lang genug, um diese Re volution zur Ausführung zu bringen; aber andrer seits wurde die Armee dadurch auch vollkommen entnervt. Dieser Sultan liebte leidenschaftlich die Musik, und sein Geschmack wurde bald ansteckend. Von Mahmud I. bis zum-Tode Selims III. be merkte man nur einzelne schwache Insurrektions- Zuckungen , die weiter keine Folgen hatten. Das Reich war ruhig; aber als endlich die Kriege mit der Pforte gegen die Kaiserin Katharina II. aus brachen , bemerkte man mit Schrecken, daß die Janitscharen nicht mehr die Alten seyen. Sie er griffen die Flucht bei dem ersten Angriff der Rus sen, und es kam endlich so weit, daß sie es nicht mehr wagten, sich in ihrer militärischen Tracht m den Straßen Konstantinopels zu zeigen. Es ist demnach sehr wahrscheinlich, daß, wenn Selim nur einigermaßen energisch verfahren, es ihm ein Leichtes gewesen wäre, Meister der Janitscharen zu werden, und die Revolution von 1806 ver- (Fortsetzung.) Der Kampf der Sultane gegen alle verbünd. Feinde ihrer Macht nahm endlich unter Murad IV. eine andere Gestalt an. Dieser Monarch vereinte mit einer außerordentlichen Körperstarke eine große Ener gie des Charakters. Er hatte jung den L^on be stiegen , auf dem schon so viele Sultane vor ihm wie Schatten erschienen und verschwunden waren. Die Janitscharen übten auch an ihm ihre Gewalt. In einem Aufstande hatte man ihm seinen Günst ling aus den Annen gerissen und vor seinen Augen in Stücken gehauen. Er schwor, sich zu rachen, oder zu unterliegen. Von diesem Gedanken gelei tet , unternahm er die Eroberung Bagdads. Die Perser wurden geschlagen, er bemächtigte sich der Stadt, und kehrte triumphirend nach Konstanti nopel zurück. Während diesem Feldzüge hatte er die Anführer der Albanier, der Bosniaken und einiger andern Völkerstamme für sich gewonnen. Won ihnen umringt, beschloß er nun sein Vorha ben in Ausführung zu bringen, und die Janit scharen bis auf den" letzten Mann zu vertilgen. In einigen Wochen war sein Wille vollbracht. Er streckte sodann seine Hand über -die Ulemas aus, und zwang sie zum Gehorsam. Aber noch waren die Janitscharen und ihr Anhang in Kleinasien sehr zahlreich. Er sendete den Pascha Behram ge gen sie, und gebot ihm , alle Unruhestifter nieder zumachen. Dieser Befehl wurde so pünktlich voll streckt , daß mehr als ein Zehntel der Gesammtbe- völkerung vernichtet wurde. Der Pascha ließ in allen Städten, durch welche er kam, große Gru ben machen , um die Janitscharen und ihre An hänger Hundertweis lebendig hineinzustürzen. Damm