Volltext Seite (XML)
Großen Hayn er Unterhaltung^ und JntMgenz-Blatt. XVll.Jahrg. Sonnabends, den 31. Octoker. 1828. Wohlgemeint! Abillst du des Lebens gold'nen Sonnenwagen In wildem Sturm' zum Untergange jagen, Und trotzen wider die Natur? So tanze nur. Willst du den Lenz des Daseyns dir verkürzen, Dich üppig in den Rausch der Freude stürzen; Und bist du leidenschaftlich blind? Go tanz', wein Kind. Willst du. an eitles rauschendes Ergötzen Die Blüthe deiner Kraft, dein Leben setzen, Den Frieden , die Gewissensruh? So tanze zu. ' Suchst du. Genuß, wo Herzen Langwell' finden, Die sich und ihrer Pulse Werth ergründen; Fühlst du dich schmucklos ohne Kranz; Schmück' dich zum Lanz! Fühlst du dich glücklich in des Lanzers Armen, Im wilden Walzer, schwärmend zu erwärmen? .Verschmähst du den bedächt'gen Schritt? Sa tanze mit! Wähnst du dich Jenen gleich, die nur im Fliegen Und Dreh'n und Wenden Manner zu besiegen Zn Stande sind? — So tanz', mein Kind! Und will dein sehnend Herz den Schatz sich wählen, Befürchtest du, zu spät dich zu vermählen? Reizt dich der Bräute Myrthenkranz? So geh' zum Lanz. Fühlst du dich arm im stillen, ernsten Leben, Und kann noch ein Galapp Ersatz dir geben — Beut er die Lust der Erde dir? So galoppier'! Du tanzend Kind! zu deinen leichten Füßen Willich in anderm Lon mein Herz ergießen, Und bittend schau ich dir ins Angesicht: O! tanze nicht! Willst du des Lebens köstlich Gut erhalten, Mein Kind! so laß die Leidenschaft erkalten! Des Sängers offne Warnung spricht: D tanze nicht! — Siehst die Bachantin du vorüberfliegen? Was sagt ihr Blick? Was sprecht aus ihren Zügen? Betrachte so ein Angesicht— ' Und tanze nicht. Und wähnst du, daß ertanzte Wangenröthe Erhöhten Reiz und Jugendanmuth böte? Wohlan! ertanz' dir Wangennoth! -—Blaß ist der Lod! Musik! horch! wird getanzt? — Ach! Lrauertöne. Zur Gruft begleiten sie die stolze Schönt Sie fand den Lod in Lanz und Glanz, Am eitlen Tanz. Türkische Protestanten» Die Wechabiten, welche manchmal, wie wie gelesen, der Armee des Bicekönigs in Ägypten viel zu schaffen machen, sind eigentlich die Prote stanten oder Reformieren unter den AnhärWM des Islam. Ihr Stifter, Scheik Muhamed, Sohn Wahabs, lebte vor 60 Jahren in Arabien» Ex widmete sich der Prüfung des Korans, verglich mit des Propheten einfacher Lehre die Zusatze, verwirrten Lehrsätze späterer Zeiten und die aber gläubigen Träumereien der Auslagen des Gesetzes. Da beschloß er, die Religion Mahomcds von allen Aufätzen zu reinigen, erklärte den Coran für die einzige Grundlage des wahren Glaubens, und hob Fasten und Wallfahrten auf. Diese begeisterten Anhänger der neuen Lehre haben seitdem so gut als die Christen ihren unglückseligen Religionskrieg nyt abwechselndem Glücke geführt, bis im Jahrs 1818 Jbrahnn, Pascha von Aegypten, sie besiegte und ihre Hauptstadt Drehieh mit Sturm nahm. Die Anführer wurden nach ConstantinopeL gebracht, und gefordert und enthauptet. Doch ist diese Secte demohngeachtet michts weniger als vernichtet, denn weder Kanonen'noch Feuer und Schwert vermögen für immer den einmal erwachten Geist gereinigter Ansichten zu tödten, und die es versuchten, haben