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—- 170 Mttsikant, der später i» den Gasthof heiratete und das bessere Teil, das heisst das behagliche Leben eines Wirtes wählte. Seine Gattin, die er als Witwe und Besitzerin des Gasthvfs heiratete, war eine Fra» in reiferen Jahren, sie segnete nach zehnjähriger Ehe das Zeitliche nnb hinterließ ihrem Gatten den fette» Gasthof. Der Lehrer war ebenfalls ei» freier Mann, d. h., er hatte nie die Ketten — Pardon, die Nosenkettcn — eines Weibes getragen, er war Jung geselle geblieben. So kam es, dass er manche Stunde, die ihm die Erfüllung seines Berufes erübrigte, im Gasthof zum Lämmchen zubrachte, und dass er dort für sein musikalisches Talent in der Musikliebe des Wirtes die nvtigc Sympathie fand. Er hatte dort einen Stammsitz und eine Reserve-Geige. Sobald beide Freunde sich an einigen Seideln und zwei oder drei Gläschen Wachholder oder Kirsch mit Rum gestärkt — bei dem Lämmchen- Wirt bildete solche Stärkung einen tags über oft wiederholten Akt — zogen sie sich in das behagliche Hinterzimmer des Wirtes zurück und frvhnte» der holden Mnsika. Der Wirt blies Fagott, Flöte und Klari nette, sang aber auch Baß und Bariton, obschon seine Stimme etwas mit Fett be legt war. Beide hatten mit Hilfe einiger Sangeslustigc» einen Quartett-Verein ge bildet, der allwöchentlich im Lämmchen zu sammen kam und znm Ergötzen der übrigen Gäste allerhand Lieder von Neichardt, Hum mel, Karl Zöllner, Franz Abt, Julius Otto, Haydn, Theodor Körner rc. vortrug. Es war erstaunlich, was der behäbige Wirt leistete; er sang alles, was inner- und außerhalb seiner Stimmlage lag: Das ist der Tag des Herrn, Den Schönen Heil, Wie herrlich ist's im Wald, Das Herz vom Kummer tief ge beugt, Sind wir vereint zur guten Stunde, die Müllcrlieder, Brüder laßt uns lustig sein rc. Er brachte den Don Juan nnd Le porello, den Czar ans Lortzings Oper und fast alle Männcrpartien ans den älteren Opern heraus. Sein „Portament" war gar nicht schlecht, wenn er nicht mehr hinauf konnte, machte er das Kunststück, die hohen Töne zu Pfeife», und wenn er sich so in die hohen Regionen hinauf pfiff, lachte der Be gleiter mit einem wahren Kitzel des Ver gnügens über sein Streichinstrument hin weg. Dieser hatte sich seinerseits in der» anmutigen Duo so geübt, daß er alle Unter- nnd Oberstimmen stets zugleich auf der Geige markierte und so das Duo zum Quar tett machte. — Für de» stille» Zuhörer — und an solchen fehlte es selten — war es ein wirkliches Gaudium, diesen musikalische» Experimenten beizuwvhnen, denen immer die Beimischung fröhlicher Begeisterung ein anheimelndes Gepräge verlieh. Wenn nnser Wirt bei guter Laune war — nird das war fast immer der Fall — dann quoll ihn« die Musik aus allen Poren. Namentlich für die Flöte und für's Pfeifen waren seine dicken, derben Lippen wie expreß geschaffen; mili tärische Märsche pfiff er bis zur Atemlosigkeit, wobei er den Takt auf seiner Tabaksdose klopfte; nnd wen» er dann seinen Güsten, die alle mit ihm auf dem Duzfuß standen, einen Ohrcnschmanß bereitet hatte, klatschten sie mit ihren großen Händen ihm krachenden Beifall nnd stießen mit den Biergläscrn zusam men, die dann sofort geleert wurden. So kam der prächtige Lammwirt auch materiell auf seine Rechnung und mit gutem Grund konnte er, tuen» auch etwas beschönigend — denn Wein wurde bei ihm weniger getrunken, — singen: Gesang verschönt das Leben, Drum, Freunde, liebt Gesang! Er weiht den Säst der Neben Zum reinsten Göttertrank. Eine Praktische Schicbnng das Wertstück zu besitze», »m cS seiner Lieblingsfra» z» schenken; aber der Kronprinz entgegnete unbefangen im echten Berliner Jargon: „Nee Männeken, is »ich, nllet ansehe», aber nischt anfasse»!" K. Eine Gegenfrage. Der König von Böhmen, Georg Pvdiebrad, hatte einen Bartscheerer Namens Janda, der sich mit dem Böhmenkönig oft einen Scherz erlaubte. Als er ihn eben einst <l4i,l) rasierte? setzte er das Messer ab, lächelte bedeutungsvoll nnd sagte mit wichtiger Miene: „In wessen Händen befindet sich jetzt wohl das Königreich Böhmen?" — Der König, der vorderhand eben keinen Beruf fand, diese Frage weitläufig zu erörtern, antwortete ganz gelassen: „Lieber Freund Janda, in wessen Händen sollte sich jetzt das Königreich befinde», als in den Deinigen, da der König selbst sich darin befindet." — Der Bartscheerer freute sich darüber und sagte: „Das ist auch meine Meinung." — Nachdem der Bart herunter nnd das Scheermesser beiseite gelegt war, fragte »nn seinerseits der König : „Janda, wer ist jetzt König in Böhmen?" — „Wer sonst, als Sie, gnädigster Herr!" antwor tete der Bartscheerer. — „Und Du bist ein schlechter Kerl!" schrie der König, schlug ihn zu Boden und trat ihn mit Füßen, worauf er nach einigen Tagen starb. St. MI Billiger Entscheid. „Ich bin ein armer Reisender, ich bitte um eine kleine Unterstützung." — „Ja, mein lieber Freund, das ist eine schwere Sache, wenn Ihr kein Geld habt, so geht nicht n»f Reisen!" Der kluge Papa. Sohn: „Vater, wie ist das, wenn einer ans lebens länglich und ein Jahr verurteilt ist? Er kann doch nicht lebenslänglich sitzen und nachher noch ein Jahr?" — Vater: „So klug ist das Gericht auch, dum mer Junge; das Jahr muß er natürlich vorher absitzeil!" (Lust. Blätter.) Ei» merkwürdiger Schwur. Garrik pflegte, so oft er einem seiner unter gebenen Schauspieler ein Geheimnis zu vertrauen hatte, ihnen einen Eid abzu- fvrdern. „Schwört!" rief er ihnen zu. „Wollt ihr schwören?'.' Sagten sie dann: „Ja," so »ahn» er einen Teil von Shakespeares Werke» aus dem Bücher schrank, ließ ihn von jenen küssen, und vertraute ihnen dann das Geheimnis. Kaiser Friedrich und der Schah von Persien. Als der Schah i. I. l873 den Berliner Hof besuchte, nahm er in Begleitung des damaligen Kronprinzen Friedrich Wilhelm unter andere» Sehenswürdigkeiten auch den Brautschmnck der Kronprinzessin in Augenschein, von dessen Kleinodien ihm besonders die kostbare Perlenkette gefiel. Der Schah konnte de» Wunsch nicht unterdrücken, semrinnützigrs Goldlack im Garten darf nicht an einen sonnigen, sondern nur an einen schattigen oder halbschattigen Standort kommen. Beim Versetzen nimmt man die Pflanzen aus den Töpfen und hat dafür zu sorge», daß alle Erde an den Wurzeln bleibt, man erreicht dieses leicht, wenn man zuvor tüchtig gießt. (Erfurter illustrierte Garten-Zeitung.) Zur Rcsedazncht in Töpfen nehme man keine Laub- oder Haide-Erde, sondern lieber eine gute Gartenerde, der man aber etwas Mistbeeterde und allenfalls auch noch eine Kleinigkeit Lauberde beimengen kann. Die Reseda verträgt das Verpflanzen nicht gut und kann deshalb gleich in die bestimmten Töpfe gesät werden; man nehme aber nicht zu große Töpfe und säe in jeden Topf nur einige Körnchen. Bei der Topfzucht kann man aber auch das Verpflanzen wagen; denn bei dieser verträgt die Reseda dasselbe viel leichter als bei der Gartenknltur. Die Rcvenschildlnns. Die Nebenschild- lans (Ooccrna vitis) ist am leichtesten wäh rend des Nebenschnittes aufzufinde», sowie zur Zeit, wann die Weibchen bereits Eier gelegt habe». Dies ist meist im Mai der Fall. Die Eier sind rötlich nnd in ein Wei ßes Flockengewebe gehüllt; sie befinden sich unter dem Schilde, oder auch außerhalb um denselben. Die Ameisen besuchen gerne die Brutstätten der Schildlans nnd können durch ihre Anwesenheit gleichfalls auf den Schma rotzer aufmerksam mache». Die Jungen schlüpfe» meist Ende Juni oder Anfangs Juli aus. Die Rebenschildlaus tritt ge wöhnlich nur auf einzelnen Stöcken auf nnd pflegt sich da hauptsächlich auf den älteren Stockteilen und insbesondere in den Winkeln der Schenkel aufznhalten; »nr wenn sie auf einem Nebenstockc in größerer Anzahl vorkommt, befällt sie auch die jüngere» Stockteile, ja selbst das einjährige Holz. Sie tritt immer kolonienweise ans »nd kann auf diese Art an den befallenen Stöcken mitunter einen ganz bedeutenden Schaden nnrichten. Die schädliche Wirkung der Schild laus besteht darin, daß sich das Tier mit seinem Säugrüssel in die Bastschicht des Nebcnstockes einbohrt nnd so der Rebe die Säfte entzieht. Es werden auch that- sächlich bei stark mit der Schildlaus behafteten Rebstöcken die Blätter gelb, die Triebe verkümmern und die Früchte fallen ab, bis schließlich infolge der Ent kräftung der Stock selbst eingeht. Die Nebenschildlaus kann durch sorgfältiges Abkratzen und Verbrennen der alten, losen Nindenteile nnd nachheriges An streichen der Rebstöcke mit Kalkmilch wirksam bekämpft werden. Auch das Be streichen mit einer Kupfervitriullösnng von 500 Gramm Kupfervitriol auf 3 Liter warmen Wassers, oder das Waschen der Stöcke mit starker Scifenabkvchung leistet gute Dienste. Bereits stark geschwächte Stöcke aber sind zweckmäßigerweise gänz lich zu entfernen und zu verbrenne». (Allg. Wein-Zeitung.) Logogriph. Mit N der Christ wird's Nie vergessen, Mit einem Si ist's niemals alt, Bon Tieren wird's mit II gefressen, Ein Raubtier neunt's mit I- alsbald. Julius Falk. Charade. Das Erste zeigt die Pflanze, Das Andre such' im Teich, Znm Ersten hüpft das Ganze, Es zeigt's der Tiere Reich. Julius Falk. Auslösung folgt in nächster Nummer. Auflösungen an» voriger Nninmcr: de» Logogriph«: Baß, Gaß, Haß, Faß; der Charade: Zugspitze. Alle Rechte Vorbehalten. ^^ Verlag van F A. Raschle in Zschopau. Redaktion Von Ernst Pfeiffer, gedruckt und hcrnnSgcgeben von Streiner d Pfeiffer in Stuttgart.