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S!r. Beiblatt zum „Chemnitzer Gcnernl-Anzelger" und zum „Sälhstsckien Landöoteu". igzi. Unter Armen. Wenn Unmuth Dich beschleichen will Mit nagenden Gedanken, Daß Dir Dein Loos so dürftig fiel: So gehe hin zu armen Kranken. Tritt hier zum welken Kind, das siecht Im j)roletarierbette, Und sieh,' wie dort schwer ächzend liegt Der Sterbende im Lazarethe. Da thut sich auf ein Ljeiligthum, Das Dir die Seel' erweitert; Erschüttert stehst Du, kehrest um In Deinem tiefsten Sein geläutert. Dein kleines Leid verfliegt, es fällt was Dir getrübt das Leben; Du schaust im Großen an die Welt, Gestählt zu männlich ernstem Streben. A Der ungezogene Fussy. Die berühmte englische Schauspielerin Miß Ellen Terry besaß, wie Londoner Blätter er zählen, eine» kleinen Fox-Terrier Namens Fussy den sie zärtlich liebte. Sie hatte ihm eine sehr sorgfältige Erziehung gegeben, hatte ihm Ordnung und peinliche Sauberkeit beigebracht. Bei», Essen z. B. sagte sie: „Teppich, Fussy, dein Teppich!" Wie ein Pfeil flog Fussy davon und kam nach einige» Augenblicke» mit einem Teppich zwischen den Zähne» zurück. Er breitete das Stück Stoff fein säuberlich ans. Ein Diener brachte dann das Essen für den »Herrn Hund" und Fussy dejennirte. Vor einiger Zeit schenkte Miß Ellen Terry den Fox-Terrier ihrem Freunde Henry Irving. Fussy gewöhnte sich sehr s.hnell an seinen neuen Herrn; aber er bewahrte auch seiner erste» Herrin ei» freundliches Andenken. Er gehorchte ihr, als wenn er nie anfgchört hätte, ihr zu gehören. Letzthin sprach man bei einem Diner, das Sir Henry Irving gab und welchem auch Miß Ellen Terry beiwohnte, von Fussy, der ruhig auf einem Kissen in einem Winkel des Speisesaales schlief. Miß Terry erzählte, daß sie das interessante Thier- chen gewöhnt hätte, zur Essenszeit selbst seinen Teppich z» holen. Und stolz auf ihren Zög« ling, rief sie: „Teppich. Fnssy, dein Teppich!" Als. Fnfsy die wohlbekannte Stimme ver- «ahm, fuhr er im Schlafe auf und sprang kläfsend'durch die ganze Wohnung. Im Vestibül war aber kein Teppich zu finden, »ud das kluge Thier eilte daher in das Schlafzimmer Sir Henrys, fest entschlossen, nicht wieder vor Miß Terry ohne einen Teppich zu erscheinen, denn seine ganze Hundeehre stand aus dem Spiele. Aber auch im Schlafzimmer war kein Teppich vorhanden. I» seiner Noth sprang Fussy auf das Belt, nahm das Nachthemd seines Herrn zwischen die Zähne und kam mit diesem intimen Kleidungsstück, das eine echte Engländerin nicht erwähnen darf, ohne tief zu erröthen, tri'umphirend in den Speisesaal. Die Damen riefen wie aus e nein Munde; „Shocking!" nnd Miß Ellen Terry, die in de» Verdacht gerieth, ihrem eheinaligen Hunde schlimme Sitten beigebracht zu haben, vergoß bittere Thränen. Eine verwickelte Klagsache. Richter: „Haben Sie, Verklagter, die bestellte Mehllieferungvo» dem Kläger erhalte» ?" Verklagter: „Ja, aber —" Richter: „Da giebt's kein Aber; beant worten Sie meine Fragen kurz, ohne durch überflüssige Einschaltungen den streitigen Fall zu erschweren. — Hat Ihnen der Kläger die betreffende Rechnung, auf 375 Mark lautend, zugestellt?" Verklagter: „Ja, aber —" Richter: „Ich habe bereits bemerkt, daß ich mich auf Einwendungen nicht einlassen kann. Sagen Sie einfach, warum Sie nicht zahlen?" Verklagter: „Weil ich die Rechnung bereits bezahlt habe, hier ist die Quittung!"