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Nr.44. Veiblntt ?,l»i> „CIwi:n:!tter Geuernl-Anaeiger" und z,i>„ „Sächillchsn Lanbboteii". Nie beide» Ausreißer. Schon vor längerer Zeit hatte der 15 jährige KaufmannSlchrling Wilhelm S. mit dem 14 jährige» Gymnasiasten Otto M. in Hatte ein inniges Frenndschafisbündniß geschlossen. Anstatt sich jedoch mit Rothschilds Handelslehrbuch auf seine künftige Laufbahn als Konimerzicn- rath vvrzuberciten, las Wilhelm in seinen Freistunden und bei den Zusammenkünften mit Otto eifrig Jndiancrgeschichte», die, a, 10 und 15 Psg. das Stück, jetzt gerade wieder einmal zu Tausenden von schlauen Buchhändlern auf den Markt geworfen und von halbwüchsigen Jungen begierig gekauft werden. Sie be gnügte» sich aber nicht wie Andere ihresgleichen, die kürzlich auf freiem Felde bei Halle sich eine Lagerhüttc errichteten und einen gestohlenen Hammel, Hühner und Gänse am Spieß brüteten, die für sie später noch einen unangenehmeren Geschmack halten, da die Jungen zu Gesängniß- strafen verurlheilt wurden, sondern sie ver langten nach dem Ziele ihrer Sehnsucht, nach Amerika, sie wollten wie weiland Lederstrumpf auf freier Prairie sich selbst ihr Wild jagen, die Delawaren, Irokesen und andere wilde Völkerschaften bekriegen, kurz ei» richtiges Trappcrleben fuhren. Dazu gehört aber Geld zur Anschaffung von guten Gewehren n. s. iv. und besonders zur Ueberfahrl nach dem ge lobte» Lande. Obgleich Otto'S Mutter eine reiche Rentjöre in Hatte ist, konnte das Söhnchen doch nicht der Mittel habhaft werde», denn sie hielt ihre Moneten unter sicherem Verschluß. Da kam sein Freund Wilhelm auf eine gute oder vielmehr sehr schlechte Idee, die Beide ins Unglück stürzte, ihnen mindestens für ihre Lebenszeit bei der Wahl ihres ferneren Lebens- verufes recht hinderlich sein wird. Wilhelm hatte oft Gelder für seinen Prinzipal, G. Panly in Halle, wegzuschaffen. Eines Tages waren ihm 1600 Mark zur Ablieferung an Bankier Lehman» anvertraut worden. Mit diesem Gelbe in der Tasche holte er seinen Freund Otto vom Gymnasium ab und Beide begaben sich sofort auf die Reise. Damit sie die Führte hinter sich verwischten, fuhren sie zunächst bis Magdeburg und dann mit einem Schlepp dampfer nach Altona, weil sie richtig ver- mutheten, daß sie in Hamburg bald abgefaßt würden. In Altona stieß aber ihre Reise auch auf Schwierigkeiten. Im Auswanderer» burean, wo die beiden angehenden Trapper sich Fahrbittets nach New-Uork lösen wollten, sah man die beide» unreifen Bürschchen mit iniftrauischeu Augen an und bestellte sie für die nächsten Tage. Die Polizei wurde be nachrichtigt und nahm sie auch richtig am Bcstelltage in Empfang. Bei ihrer Durch suchung fanden sich noch 1071 Mark bei ihnen vor. S. gestand bald sein Vergehen ein, und darauf wurden sie nach Halle zurück- transportirt. Vor der Strafkammer in Halle blieb S. bei seinem Geständmtz und Otto M. mußte schließlich auch gestehen, daß er Hehler gewesen. Der Staatsanwalt beantragte für Jeden 5 Monate Gesängniß. Auch der Gerichts hof erkannte a», daß die That der beiden Jungen sich als große Verderbtheit charakterisier» hcrbeigefnhrt durch das Lesen der schlechte» Jndianeclektüre, doch kamen sic noch mit j« 3 Monaten Gesängniß davon. Drr Bramarbas. Wenn man die Auslassungen des Mannes» die den Gegenstand der Anklage bildeten, nur aus den Protokollen über seine Vernehmungen kennen gelernt hätte, so wäre man bis ins Mark erschrocken vor solcher geradezu infer nalische» Bosheit und Brutalität. Bei einem geringfügigen Streit mit seiner Frau halte er ihr zähnefletschend versprochen, er werde ihr mit de» Fingernägel» den Leib aufschlitzen und mir den Zähnen die Eingeweide Herausreißen. Ein andres Mal hatte er der armen Hausehre angedroht, ihre Nähmaschine aus seiner im vierte» Stock gelegenen Wohn ung zum Fenster hinausznwerfen und sie mit- sainmt ihrem Kanarienvogel hinterher. A» fürchterlichsten aber hatte er am zweiten Psingst» feiertage gewüthet; da war sein Zorn durch