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Rr.bü.I Beiblatt zum .Chemultzer Gciierar.Anzklger" u„d zum -Sltchsischc» Landboteu Weihnachts-Mahnruf! wohl flimmern tausend Kerzen An duftigen Tannenbäumen, Doch giebt's auch schwere Herzen In abgelegenen Räumen, Und öde, kalte Zimmer Bei trüber Lampe Schimmer. Durch ihre nieder,, Pforten Zu ihnen lasst uns treten, R!it sanfte» Trostesworten Gebt ihnen Rluth zu beten; Ritt milden Liebesgaben Lasst uns die Armen labe». M sammelt schon im Stillen Die kleine» Liebosspcnden! Thut es um Jesu willen! Und tragt Ihr's in die Hütten, So steht er selbst inmitten. Winterplau-erei. Na »u geht mir aber mit dem milden Winter!, Hab' ich da neulich in der Zeitung gelesen, bis 1911 soll ein wärmerer Winter dem andern folgen. Ich Hab' mich schon ge fürchtet, daß man ans dem Schwitzen nimmer herauskommen werde. Und jetzt! Wie ich da am Sonntag in der Früh von meinem Stammtisch »ach Hause will und beim Nach» Hausewege meine Ohrwascheln das Summe» angcsairgen habe», wir eine zehnpserdekräftig^ Dreschmaschine, da Hab' ick eine Wulh auf die verflixten Wetlcrmacher gekriegt, daß es grüß» artig war. ' > '/ Mit dem Weltuntergang ist cs schon Nich-s geworden und meine Schulden Hab' ich behalten müssen und mit de», warmen Winter soll es auch wieder Nichts sein? Wenn »ns die Wetlermachcr zuerst »nt lcm Kometen so stark haben einhcizen wollen, nachher sollen sie ihn wenigstens jetzt auch noch um ein Vissel Wärme anpnmpen; denn cs giebt Leute genug, die keine überflüssige Hitze und keine Dampfheizung und keine Buche»' scheite zun^Feuern habe». - - Allerdings sagen die Landwirlhe und andere vcrsländige Leute, wir brauchte» schon eine gewisse Winterskälte und Schnee auch, sonst thät' Alles nicht richtig werden und aus dem Gesichtspunkt will ich mir in Gvltcsnämen das Frieren gefallen lassen, wenn dasselbe auch einem anderen Gesichtspunkte — meiner Nase nämlich — sehr weh thut. Auf die paßt nämlich da- schöne Lied: . , „Nur einmal blüht i», Jahr der Mai, Nur einmal i», Lebe» die Liebe" schon gar nicht; jeden Winter sängt sie zu blühen an wie ein Kastani^nbanm und juchen und kitzeln thut sie dabei', daß ich am Hlcbstc» das Reibeisen hernehmen n»d die ganze Nase ansreiben lhät' wie cineii Mcer- rcttigstengcl. Aber man darf, seine» Gefühle» nicht immer freien Lauf lassen. Nur die Geschäftsleute brauchen jetzt ihrem Herzen keine», Zwang anzuthu». Die wcihuachlsansverkaiifen, was nur gerade das Zeug hält, und wen» oft das Zeug auch nach Weihnachten nicht lauge hält, — verkauft wirds doch. Jetzt ist Alles prima-prima, Schund giebt's überhaupt keinen mehr und so billig wird Alles hergegebcu, daß sich eigentlich jede Kundschaft vor Lachcn de» Bauch Hallen mußte. Die Weibslcnle bringt mau jetzt von de» Anlagen gar »immer weg. „Ich komme vor-lauter'Auslagen nicht mehr heraus aus den Auslagen!* stöhnt ein Ehemann und die Mvdeschncircrinnen erfinde» alle Tage wiedcr was Anderes. Das Groß artigste sind schon die ganzen Felle, welche jetzt die Damen um die Hälse tragen. Früher