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Glück. „Stets rüstet sich mit Flügel» Das Glück, das rein und wahr!" So glaubt' ich meinem Mentor Zn manchem langen Zcchr. Da weis' die alte kehre Entrüstet ich zurück, Getrennt von allen Flügeln, So denk' ich mir das Glück. Jetzt, wo im Nebenzimmer verstimmt ein Flügel steht, Auf dem im Mißakkorde Ein Stümper sich ergeht, Znr nahenden Weihnachtszeit. Mit Riesenschritten rückt die Weihnachts zeit heran! Nur kurze Zeit noch und das schönste Fest des Jahres ist da, wo Groß und Mein sich gegenseitig beschenken, wo alle Geschäfte Ge schäfte machen, wenn sie nämlich Geschäfte machen, und wo die Kleinen die unzerreiß baren Bilderbücher zerreißen und die unglaub lichsten Sachen essen, so daß es kein Wunder ist, »venu nach den Feiertagen gleich der Doktor d'rüber kommen mnß, Manchem Tanncnbanme und manchem Jichlenbnn»ichen sängt cs zu jucken an in den Fußen — cs weiß nicht, warum, „'s kann doch nicht 's Zipperlein sein", denkt sich das Bäumchen, »ich Hab' doch alleweil mäßig gclcbt und nie mehr als meine sechs Maaß Mailhan getrunken — schlecht eingeschcnkt wird ja znvem — da kann ich mir rein nicht erklären, was da lvS sein muß!" Dabei kommt dem Bäumchen alleweil so ein Lcb- knchcngcrnch in die Nase und es ist ihm, als vb es Lichtchen lenchlcn und siindcr hcrnm- springen sähe. raus einmal aber wird ihm die Geschi.te klar. Eil> paar Männer mit sakrischen Bärten komme» daher. „Der wäre rächt!", sagt der Eine. »Ja", jagt der Ändere, „Der ist recht!" „An!" schreit das Bänmchc», „was ist denn das? Schutzmann! Schutzmann! Aber es nutzt ihm Nichts, di« zwei Schnauz« bärtler sägen und arbeiten darauf los, bis das Bäumchen umfällt. „Sv 'ne Gemeinheit", seufzt 's »och; nachher legt cs sich hin und die Zwei packen's und schlcifen's davon. „Gott sei Dank!" sagte eine Distel, die darunter gewachsen war, „jetzt kann man sich doch auch endlich cinnial rühren I" Ja, die Ehristlindelbänmchenlieferungen können gar nicht srüh genug ansangen; jetzt hört man schon davon reden und die Bauer», die Bäume haben, dürfen anfjchaueu; denn da giebt's Leutchen genug, die gehen in den Wald 'naus und „finden" eine» Karren voll Bänme — gerade, wie ein Anderer einen Hosenknopf findet. Es denkt halt Alles au'S Verdienen! Tie Ausverkäufe rühren sich auch bereits. Da giebt's Manche, die das ganze Jahr ansverlaufc». Wenn ein Kanarienvogel in der Familie hin wird, heißt's: »Ausverkauf wegen Todesfall"; nachher lassen sic ein neues Vrennöfcl Hinsehen: jetzt wird's ein „Ausver kauf wegen Umbau" und wenn die Aufwarte frau nnfränmt, schreibt man schnell eine» „Ausverkauf wegen Räumung des Lagers" ans. Und spottbillig werden die Sachen auf Weihnachten zu. Nur dos Leben wird hier .immer thenrer, das läßt sich nicht leugnend ES möcht' Einem angst und bang werde«, wie das noch weiter gehen soll und cs wird höchste Zeit, daß Einer eine Erfindung macht» «r.49. Beiblatt zmn .Chemnitzer General-Anzeiger" und zum ..Sächsische» Laudboteu". 18!».