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Nr. 148 draußen ist. Diese Möglichkeit ist mir leider durch Um stände, die ich nicht berühren will, nicht geboten; ich bin durch meine persönliche Anhänglichkeit an die Person meines Herrn an den Posten gegen meinen Willen geschmiedet; ich weiß, daß ich in Güte und Gnade nicht davon loökomme, ich muß bleiben." Der Ausfall der letzten Stichwahlen hat zudem gezeigt daß Neuwahlen wahrscheinlich nur die Macht der Opposition verstärken würden. Der Parlamentarismus in Deutschland ist, wenn man von älteren constitutionellen Einrichtungen in einzelnen deutschen Staaten absieht, verhältnißmäßig jung und erfahrungsarm. Trotzdem lehrt die Geschichte des deutschen Parlamentarismus bereits, daß diejenige Periode der Reichsgesetzgebung die fruchtbarste war, in welcher die conservative Negierung mit dem Liberalismus Compromisse schloß, während alle Transactionen mit dem Centrum nur dieser letzteren Partei Vortheil brachten. Die jüngsten Aeußerungen des Kanzlers wie der preußischen Regierungspresse zeugen dafür, daß sich diese Ueberzeugung in den maßgebenden Kreisen mehr und mehr Bahn bricht und daß wenigstens für die nächste Zeit weder eine Reichs tagsauflösung noch weitere Concessionen an die Ultra montanen zu erwarten sind. Tage8nachrich1en. Deutsches Reich. Das Plenum des Reichstages be schäftigte sich, wie das „Dr. I." schreibt, am Mittwoch zunächst zwei Stunden lang mit der rein internen, das außerhalb des Hauses stehende Publicum gar nicht inter- essirenden Frage der Zusammensetzung seiner Wahlprüfungs- Commission. Das Resultat der langwierigen Debatte war die Annahme eines den bisherigen Geschäftsgang bei den Wahlprüfungen vorläufig mokificirenden Antrages der Ge schäftsordnungs-Commission. Gewisse Beschuldigungen des Abg. Hasenclever, als habe die Regierung bei der An beraumung von Neuwahlen und dergl. sich tendenziöser Versäumnisse schuldig gemacht, wies der Staatssecretär v. Bötticher an der Hand des amtlichen Actenmaterials mit Entschiedenheit zurück. Sodann berieth der Reichstag zwei Anträge der Abgg. Munckel und Or. Peter Reichensperger, betreffend die Abänderung des Gerichtsverfassungsgesetzes und der Strafproceßorvnung, beide auf Wiedereinführung der viel vermißten Berufungsinstanz hinauslaufend. Die Verhandlung, welche wahrscheinlich zu einer Verweisung beider Anträge an eine Commission führt, wurde in der MiitwochSsitzung nicht beendigt. Abg. Or. Reichensperger begründete seinen Antrag, worauf der Staatssecretär im Reichsjustizamte, vr. v. Schelling, erklärte, daß der Reichs kanzler sich mit der Absicht trage, die Einführung der Be rufungsinstanz im Bundesrathe anzuregen. Die folgenden Redner, vr. Hartmann, v. Buol und Payer, sprachen mehr oder weniger rückhaltslos ihr Einverständniß mit der Ten denz des Antrages aus, betonten aber dabei, daß sie eine größere Garantie gegen die Verurtheilung Unschuldiger, als solche in der Berufung liege, in einer gründlichen Um gestaltung des Voruntersungsverfahrens erblicken. Nur der Abg. Ur. Marquardfen äußerte sich weniger wohlwollend über die Anträge, indem er vor einer stückweisen Revision der Strafproceßordnung warnte und einer umfassenden Re vision derselben das Wort redete. Am Donnerstag wurde die erste Berathung der gedachten Anträge zu Ende geführt und alsdann die Specialberathung des Etats fortgesetzt. Die Neichstagscommission zur Vorberathung der Vorlage über die Subvention von Postdampfern trat am Dienstag Abend zu ihrer ersten Sitzung zusammen, welcher zahlreiche Abgeordnete als Zuhörer beiwohnten, während als Vertreter der verbündeten Regierungen die Staatssekretäre v. Böt ticher und vr. Stephan mit mehreren Commissaren erschienen waren. Der Abg. vr. Bamberger behauptete, es sei kein Beweis dafür geliefert worden, daß die deutschen Waaren aus Mangel an Schiffsgelegenheit keinen Absatz in Ost- Asien gefunden hätten. Nachdem der Regierungscommissar geh. Rath Rösing statistische Daten zur Orienlirung mit- getheilt, bemängelte besanders Abg. Stiller die außerordent liche Mangelhaftigkeit der Motive. Im Interesse der Hebung des nationalen Handels befürworteten der Staatssecretär v. Bötticher, sowie die Abgg. Hammacher und Meier-Bremen die Vorlage. Sehr entschieden trat Abg. Brömel gegen den Entwurf auf, während Abg. Wörmann die Vorlage warm empfahl; je mehr Schiffe in Betrieb kämen, um so mehr trete das Bedürfniß nach Einstellung neuer hervor. Nach dem noch Abg. Graf Adelmann (Centrum) gegen den Ent wurf gesprochen, wurde die Sitzung vertagt, ohne daß schon irgend ein Beschluß gefaßt worden wäre. Bayern. Der Niederlage, welche der Ultramontanis- mus in München bei der Neichstagswahl erlitten hat, ist am Mittwoch bei den Communalwahlen eine neue gefolgt, indem 11 liberale und 9 klerikale Candidaten gewählt wur den. Dieser Ausgang ist in Anbetracht des Umstandes, daß bis jetzt überhaupt nur fünf liberale Vertreter im Münchner Stadtverordneten - Collegium saßen, ein entschiedener Sieg der liberalen Sache. Oesterreich. Vom Abgeordnetenhause des Reichsraths wurde am 9. Decbr. der Gesetzentwurf über Forterhebung der Steuern und Abgaben im ersten Quartal 1885 ohne Debatte zum Beschlusse erhoben. Neuerdings meldet man eine bedenkliche Krisis in den Verhältnissen des österreichischen Bankwesens und der In dustrie, die sich durch den Zusammenbruch der böhmischen Bodencreditbank documentirt. Von Seiten angesehener Finanzinstitute, wie der böhmischen Sparkasse und der städtischen Sparkasse zu Prag, geschieht Alles, um der falliten Bank wieder aufzuhelfen. Nach dreitägiger Schlußverhandlung wurde am Dienstag in Buda-Pest der Proceß gegen die dortigen Anarchisten zu Ende geführt, und zwar wurden verurtheilt: der Nedacteur Prager wegen Hehlerei und mit Rücksicht auf das rechts kräftige Urtheil des Preßgerichtes zu 3^ Jahren Kerker, 600 Gulden Geldstrafe, 6 Jahren Verlust der bürgerlichen Rechte und Ersatz der Proceßkosten, Jonas Julius Fried Grotzenyalner Nnrrryalrnng»- Anzetgevlan. wegen Hehlerei zu 1 Jahr Kerker, Jacob Novotny wegen Vorschubleistung zu 6 Monaten Gefängniß, Josef MaruSka wegen Diebstahls zu 3 Monaten Gefängniß; Blau und Dravetz wurden freigesprochen. Die Witwe res Bankiers Eisert wurde mit ihren Ansprüchen auf den CivilrechtSweg verwiesen; dagegen werden ihr die in gerichtlicher Ver wahrung befindlichen 24 Stück Liesinger Bierbranereiactien ausgefolgt. Frankreich. Die Deputirtenkammer lehnte am 10. d. bei Berathung des Cultuöbudgets, dem CommissionSantrage gemäß, den Antrag des Bischofs Freppel auf Wiederherstellung der Domherrengehalte ab, ebenso mit 242 gegen 23 l Stimmen den Antrag des Bischofs Freppel, die von der Commission gestrichenen Freistellen für Seminaristen wieder herzustellen. Am folgenden Tage wurde die Berathung des Cultuöbudgets zu Ende geführt, während der Senat die Tonkin-Credite mit 191 gegen 1 Stimme genehmigte. Die Rechte enthielt sich der Abstimmung, gemäß der Ankündigung des Herzogs v. Broglie, welcher sich dabei mißbilligend über die Politik der Regierung aussprach und dieselbe für die Verschlim merung der Lage verantwortlich machte. England. Aus der soeben beendigten Parlaments session zieht die „Pall Mall Gazette" die Lehre, daß all jährlich zwei kurze Sessionen dem Gemeindewohl dienlicher wären, als die bis jetzt übliche eine lange Session. Das Abendblatt sagt: „Die sechswöchentliche Session ist vorüber und hinterläßt eine reichere Ernte legislativer Errungen schaften, als sie meistens in einer sechsmonatlichen Session eingeheimst wird. "Nach dieser Erfahrung werden sehr viele Leute sich dem Wunsche zunsig-n, daß das Parlament stets unter dem Druck der brennenden Sehnsucht, zu den Fasanen und Füchsen zu eilen, arbeiten möge. Wenn die Kammern um so viel schneller im Herbst arbeiten können, wenn die meisten ihrer Mitglieder sich nach dem ländlichen Aufent halt sehnen, als im Frühjahr, wo die meisten von ihnen ganz zufrieden sind, in der Stadt bleiben zu müssen — würde es nicht eine große Ersparniß der dem Staatsdienst gewidmeten Zeit sein, wenn das Parlament stets zu einer Zeit einberufen würde, wo es zur Förderung seiner Thätig- keit den größten Stimulus hat? In einer langen Session wird die erste Hälfte verschwendet, weil die Mitglieder, in dem Bewußtsein, eine lange Zeit vor sich zu haben, sich wenig Gewissensbisse über eine Vergeudung derselben machen; und die zweite Hälfte wird ruinirt, weil sie die Erinne rung an die bereits verschwendete Zeit müde und verzagt macht. Eine .kurze Session würde sowohl die Versuchung zur Wortklauberei, als auch die Mattigkeit erschöpfter Frivolität verhindern. Dänemark. Bei einer am 10. Decbr. in Kopenhagen stattgehabten Versammlung von Vertretern der ministeriellen Parteien erörterte der Ministerpräsident Estrup die innere Lage und sprach sich dafür aus, daß der zwölfjährige Kampf gegen den Parlamentarismus des Volksthings zu Ende ge führt werden müsse und solle. Die Regierung kämpfe für eine verfassungsmäßige Machtvertheilung, für die Freiheit und den Fortschritt. Schweden. Zum Schutze der Dienstboten tritt mit dem 1. April 1885 ein königl. Erlaß in Kraft, der sich hauptsächlich gegen die Commissionäre, welche bisher keiner Controls unterstellt waren, richtet. Amerika. General Grant hat brieflich erklärt, er wolle keine Pension annehmen, weshalb die im Senat dieserhalb eingebrachte Bill zurückgezogen worden ist. Locnte, sächsische re. Nachrichten. Großenhain, 12. December. — In der Sitzung des Bezirksausschusses am 6. De cember wurden mehreren Stadt- und Landgemeinden auf ihr diesbezügliches Ansuchen Beihilfen aus dem Bezirks- Vermögen auf das Jahr 1884 zu VerpflegungSkosten für sieche Personen, beziehentlich zu den Erziehungökosten für von den betreffenden Gemeinden zu Vermeidung der Ver wahrlosung untergebrachte Kinder verwilligt. Behufs Aus wahl zu Taxatoren bei Feststellung der nach dem Gesetze vom 12. Mai 1884 zu gewährenden Entschädigungen wurden die bereits im Laufe dieses Jahres gewählten Personen für die Jahre 1885 und 1886 wiederum als weinbaukundige Sachverständige aufgestellt und wurden behufs Schätzung von wegen Seuchen getödteter Thiere zu gewährenden Ent schädigungen diejenigen Personen als Sachverständige wieder gewählt, welche bereits für das laufende Jahr bestanden haben, auch wurde deren Wahl auf die beiden Jahre 1885 und 1886 ausgedehnt. Genehmigung erlangten eine Ab änderung des tz 4 des Ortsstatuts für Grödel bezüglich der Wahl der Ausschußpersonen und deren Stellvertreter, ferner das Regulativ über Ausschließung säumiger Abgaben pflichtiger in der Gemeinde Oelsitz von öffentlichen Ver- gnügungsorten, sowie ein Beschluß des Gemeinderaths zu Wildenhain bezüglich der Unterlage zu Erhebung der Ge meinde- pp. Anlagen daselbst, ingleichen die für den Ort Kleinraschütz aufgestellte Loealbauordnung, wogegen der von der Gemeinde Berbisdorf bezüglich der Verkündigung all gemeiner Anordnungen und Bekanntmachungen angezeigte Beschluß nur bedingungsweise genehmigt und die definitive Entschließung auf den von dem Gemeinderathe Medessen in gleicher Angelegenheit gefaßten Beschluß, insoweit dieser eine Abweichung von der GesetzeSvorschrist enthält, bis auf präcisere Fassung des Beschlusses ausgesetzt wurde. Ein über die Unterhaltung und Reinhaltung der Wege und Gräben in dem Gemeindebezirke Niederrödern ausgestelltes Regulativ wurde bedingungsweise genehmigt, ebenso auch das Gesuch des Fleischers Ernst Flade in Bauda zur Er richtung einer Schlächterei in dem Grundstück Brd.-Cal.- Nr. 10 für Bauda, wogegen Friedrich August Reißig in Radeburg mit seinem Gesuche um Concession zum Bier- und Branntweinschank in dem Hausgrundstück Brd.-Cat.- Nr. 138 für Radeburg im Mangel Bedürfnisses abgewiesen wurde. Die Dispensationsgesuche Friedrich Ernst Steudte's in Zeithain und Johann Gottlieb Wolf's in Böhla b. O. zu den Dismembrationen bei dem Achtelhufengute Fol. 20 Dette 2. für Zeithain und bei dem HauSgrundstück Fol. 44 für Böhla b. O. wurden bedingungsweise genehmigt, dagegen konnte der Bezirksausschuß keine Veranlassung finden, zu dem von Friedrich Ernst Beger in Schwochau bezüglich der Dismembration bei den Gütern Fol. 62 und 32 für Zeit hain anderweit gestellten DtSpensalionsgesuche beifällige Entschließung zu fassen und wurde daher dasselbe gleichwie das frühere Gesuch abgelehnt. Hieran schloß sich eine ge heime Sitzung, in welcher ein Schankconcessionsgesuch zum Vortrag kam und die Mitglieder der Einkommensteuerein schätzungscommissionen gewählt wurden. — Nach der vom Reichs-Postamt in Berlin vor einiger Zeit herausgegebenen „Statistik der deutschen Reichs-Post- und Telegraphen-Verwaltung für das Jahr 1883" hat der Post- und Telegraphenverkehr im Jahre 1883 wiederum eine erhebliche Vermehrung erfahren. Der Statistik für die Jahre 1874, 1880 und 1883 entnehmen wir folgende vergleichende Uebersicht über die hauptsächlichsten Zweige und Ergebnisse des Verkehrs bei dem hiesigen Kaiserlichen Postamte: Bei dem Kais. Postamte in Großenhain 1874: 1880: 1883: Angekommene Briefsendungen. . . Stück 283482 425000 483000 Angekommene Packele ohne Werthang. Angek. Briefe u. Pack. in. Werthang. 292«.8 40200 43100 8426 4600 5200 Angek. Post-Nachnahmesendungen . 3276 3940 4750 Angekomm. Post-Auftragsbriefe . . 882 2610 2452 Angekomm. Zeitungsnummern. . . 193259 257338 228290 Angekomm. Telegramme 4282 4628 Aufgegebene Briefsendungen.... Aufgegeb. Packele olme Wertbongabe 278'748 346788 492890 23886 30870 33900 Aufgegeb. Briefe u. Pack.m. Werthang. 15174 6336 560c) Aufgegeb. Telegramme V 4504 4877 Vom Postamt alS VerlagSpostanstalt versendete Zeitungsüummern . ,, 76686 195342 207342 Angekommene Postanweisungen . . Stück 7508 17315 19828 Betrag derselben (ausgezahlt) . . . Mark 215555 1310768 1497964 Aufgegebene Postanweisungen . . . Stück 12576 27106 29920 Betrag derselben (eingezahlt) . . . Mark 444732 1632159 1907722 VereinnahmtePorto-ttnd Telegramm- Gebühren Mark 47010 57206 63035 — Zum Berichte über die Fah nenweihe des Männer gesangvereins ist noch ergänzend nachzutragen, daß hier von der Liedertafel, dem Turnergesangverein und dem Liederkranz, ferner von dem Gesangverein Liedertafel zu Wilsdruff, dem Dresdner Männergesangverein, dem Bürger gesangverein und der Liedertafel zu Meißen, dem Lwder- freund und Sängerkranz zu Oschatz, der Concordia zu Elsterwerda, dem Männergesangverein zu Liebenwerda, sowie von einem früheren Mitglieds, Herrn Straube, theils goldene, theils silberne Nägel geschenkt wurden; außerdem stiftete der Gesangverein Liederkran; in Oschatz eine pracht volle, in den Bundesfarben gehaltene Schleife und Fräulein Wurach, die Tochter des Vereiuswirlhes, ein prächtiges Fahnenband. Schließlich sei noch bemerkt, daß der Männer gesangverein nicht 1870, wie irrlhümlich angegeben, son dern erst im Mai 1878 gegründet worden ist. Am 8. dieses Monats und folgende Tage hat eine Auslosung Königl. Sächsischer Staatspapiere stattgefunden, von welcher die 4 P„ Staatsschulden-Kassenscheine von den Jahren 1852/55/58/59/62/66 und 68, auf 4 herab gesetzten, vormals 5 dergleichen vom Jahre 1867, 4 P„ dergleichen vom Jahre 1869 Vit. .4 und 6, 4 dergleichen vom Jahre 1870, ingleichen die auf den Staat über nommenen auf 4 Po herabgesetzten, vormals 4 'Z P„ Schuld scheine vom Jahre 1872 der Leipzig-Dresdner Eiseubahn- Compagnie betroffen worden sind. Die Inhaber der ge nannten Staatöpapiere werden hierauf noch besonders mit dem Hinzufügen aufmerksam gemacht, daß die Listen der gezogenen Nummern in der Leipziger Zeitung, dem Dresdner Journal und dem Dresdner Anzeiger veröffentlicht, auch bei sämmtlichen Bezirkssteuer-Einnahmen und Gemeinde- Vorständen des Landes zu Jedermanns Einsicht ausliegen werden. Mit diesen Listen werden zugleich die in früheren Terminen auögelosten, aber noch nicht abgehobenen Nummern wieder aufgerufen, deren große Zahl leider beweist, wie viele Interessenten zu ihrem Schaden die Auslosungen übersehen. Es können dieselben nicht genug davor gewarnt werden, sich dem Jrrthum hinzugeben, daß, so lange sie Zinsscheine haben und diese unbeanstandet eingelöst werden, ihr Kapital ungekündigt sei. Die Staatskassen können eine Prüfung der ihnen zur Zahlung präsentirten Zinöscheine nicht vornehmen und lösen jeden echten Zins schein ein. Da nun aber eine Verzinsung ausgeloster Kapitale über deren Fälligkeitstermin hinaus in keinem Falle stattfindet, so werden die von den BetheiUgten in Folge Unkenntnis; der Auslosung zu viel erhobenen Zinsen seinerzeit am Kapitale gekürzt, vor welchem oft empfindlichen Nachtheile sich die Inhaber von Staats papieren nur durch regelmäßige Einsicht der Ziehungslisten (der gezogenen wie der restirenden Nummern) schützen können. Leipzig. Alljährlich um die Weihnachtszeit, wenn sich Alles zur Schmückung des duftenden Tanuenbaumes rüstet, wenn der Bäcker Stollengedanken bekommt, und der Seifen sieder über die praktischsten Baumkerzen philosophirt, wird auch der Markt der Luxusindustrie so reich mit Nouveauws, zumeist von der Residenz jenseits des Rheins, beschickt, das; man eines Führers bedarf, nm aus all' den Sachen nnd Sächelchen, bei denen der Geschmack international ist, und das Land der Porzellauthürmc ebenso vertreten erscheint, wie die Regionen, in denen der Aaukee seine Domaine hat, klug zu werden. Un erschöpflich ist hier die Phantasie der Producenten, und der Humor hat nie größere Triumphe gefeiert, als aus dem Felde, wo der LuxuS gebaut wird. Statt der „Moralpredigten", welche die treue Gattin ihrem rauchenden Gemahl von Zeit zu Zeit halten muß, weil er mit der Eigarrenasche in männlicher Zerstreutheit wie ein Sämann verfährt, kann sie ihn jetzt einen sogenannten „moralischen Aschenbecher" verehren, aus dessen geschmackvoll gearbeiteter Aschenschale sich als Mene Tekel ein zierliches Säulchen mit einem Plakat erhebt, auf welchen; z. B. die Worte prangen: „Jede Verunreinigung des Zimmers mit Cigarrenafche ist strengstens untersagt, und werden Zuwider handlungen unnachsichtlich mit Hausarrest bestraft. Das Haus frauenamt." Der zärtlichen Gattin, die sich oft gewünscht hat, in stolzer Karosse einherfahren zu können, kann der Gatte die Equipage leicht verschaffen, wenn er ihr einen der neuesten, prächtig ausgestatteten „Photographierahmen", auf welchem sich eine elegante Equipage befindet, und m welchen ihre Photo-