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^ < mrLm wiederum Dick das Wort. .Die Liede spielt überhaupt auch im Leben der Räder ihre große Rolle, wie Ihr gleich hören werdet. Im vorigen Herbst, der recht naß war, haben wir, meine Fra» und ich, unsere Räder bald in ihre Kammer geschoben und Heuer im Frühjahr, das auch recht naß war, sie recht spät wieder hervorgeholt. Wie ich aber die Kammer aufschloß, um nach den Bicycle zu sehen, fiel ich vor Schreck fast in den Mond: Neben unfern beiden Maschinen standen zwei allerliebste, blitzblanke, niedliche Kinderräder! Unser Paar hatte den Winter über Familie gekriegt und meine Jungen fahren jetzt aus prächtigen kleinen Maschinen, die mich keinen Heller kosten! Der Teufel soll meinen besten Freund holen, wenn'S nicht wahr ist.* Als wir auseinander gingen, fragte ich Dick, ob er am andern Tag zum Frühstück in den rothen Esel käme. Aber er sagte: „Ich glaube kaum. Weißt Du, mein Vetter Albert kommt immer hin. der Jäger. Und der Kerl lügt so unausstehlich. Das kann ich nicht leiden!" Alle Junggesellen. Die Männer des 19. Jahrhunderts sind eigentlich geborene alte Junggesellen. Sie heirathen überhaupt nur aus zwei Gründen: entweder, wenn ihnen die Manichäer zu un höflich werken, oder aber sie verlieben sich — in den Geldbeutel ihres zukünftigen Schwiegcr- papa's. Kaum sind die männlichen Vertreter der speoieo sioine, von heute ans Len süß n Flegeljahren heraus, da versichern sie auch schon jedem Menschen, daß sie nie heirathen wollen. Daß cs ihnen in dieser Zeit nicht von Herzen geht, braucht ja nicht erst gesagt zu werden. Denen aber, die auch den Jahren nach verilable alte Junggesellen geworden sind, geht es thaisächlich von Herzen, denn sie haben eine undefinirbare» maßlose Angst vor dem Pantoffel, vielleicht auch vor Kindergeschrei, sodaß sie um keinen Preis heirathen wollen. Sie wissen, daß im deutschen Reiche nächstens eine Juuggcsellcnsteuer eingerichtet wird, sie wissen, daß die edle Weiblichkeit den stolzen Junggesellen lub nach berühmtem Muster „Salon der Zurückgemiesenen" titnlirt, sie wißen, daß sie schon öfter mehr trinken, als sie vertragen können, sie sehen, daß die event. Wirthschasterin in ihre eigene Tasche wirthschaftet, daß die wenigen Vernünftigen ihres Geschlechts, die auch ihre fünf Sinne beisammen hatten, als sie heiratheten, von ihren besseren Hälften gefüttert und gepflegt, zufrieden und behäbig werden, sie sehen, daß ihnen von töchterrcichen Vätern und von „späten Mädchen- »achgestellt wird — bei all' diesen Wahrnehmungen fühlen sie sich oft höllisch ungemüthlichj aber — heirathen wollen sie doch nicht. Wenn der Ehemann srüh erwacht und Toilette machen will, findet er seinen Wasch tisch sauber in Ordnung, die Pantoffel zum Hineinschlüpfen bereit ans dem Teppich. Der Junggeselle muß erst nach der Wasserleitung laufen, die Pantoffel sind nie vorhanden Entweder muß er sie buchstäblich auf allen Vieren holen, weil er sie gestern in der Eile so weit unter's Bett geschleudert hat, oder er macht unfreiwillige Kneippkur. Bei letzterer erkältet er sich gewöhnlich und holt sich einen Schnupfen, oder er bellt dermaßen, daß er in Gefahr kommt, wegen Hinterziehung der Hunde. ckbürste hal^Hsrvkenstöare Vrkst aus snntniß Über ihren eigentlichen Zweck zum Eefclwichsen benützt und die Strümpfe sind so eingerichtet, daß man oben hinein und unten gleich wieder heraus fährt. Dem Ehemann ruft nach seiner Toilette eine freundliche Stimme zu: „Männbcn, der Kaffee ist fertig!" Der Junggeselle muß sich sein Gebräu selbst verfertigen. Beim Auf» gießen ruft er: „Zum Teufel! Habe ich mir wieder die Pfoten verbrannt!" Aber heirathen will er doch nicht. Wenn er die nöthigen Moneten dazu hat und kriegt die Garyon- wohnungsgeschichte einmal satt, dann miethet er sich ein hübsches Lokal und eine „Wirth- schaflerin in gesetztem Alter", bei der er langsam aber sicher noch schlimmer unter den Pantoffel kommt, als es bei einer Ehefrau jemals der Fall sein kan», und wenn er sich nicht ganz krampfhaft sträubt, heirathet sie ihn. Hat der Ehemann sich etwa einmal einen Schnupfen geholt, so wird er bedauert, gestreichelt und in warme Tücher gewickelt, ob er will oder nicht, eine kleine kühle Hano legt sich freundlich auf die fieberheiße Stirn und kredenzt ihm einen heißen Grog, sooaß das Uebel gar bald überwunden ist. Dem Junggesellen kommt weder Hund noch Katze zu nah; will er sich selbst einen heilsamen Grog bereiten, so ist entweder kein Spiritus oder kein Zucker im Hause, und so bleibt ihm nichts Anderes übrig, als in seinen vier Pfählen geduldig zu warten, bis seine Nase von selbst wieder in den Zustand kommt, daß er sich mit ihr in anständiger Gesellschaft sehen lassen kann. Natürlich gesellt sich zu dem einen Uebel, dem Schnupfenfiebcr, in der Einsamkeit noch ein schlimmeres, moralischer Katzenjammer genannt. Er macht sich die bittersten Vorwürse, daß er nicht wie seine conlrntrss frisch von der Universität iveg geheirathet hat. Er findet plötzlich, daß diese oder jene seiner ehemaligen Flammen ganz prächtig zu ihm gepaßt hätte — die sind nun freilich Alle längst verheirathet. Nun kommt die Krisis. Entweder wird er ein geschworener Weiberfeind, oder er versucht noch einmal, sich in später Liebe irgend einem Mägdlein dauernd anzuschließen. Die Meisten leugnen diese löbliche Absicht noch hartnäckig. Sie wollen nicht zugeben, daß ihre Lebens» grundsätze mürbe geworden sind, aber die Ehrlichen unter ihnen sagen: „Eine über 30 mag ich nicht und Eine unter 30 kriege ich nicht mehr!" Passirt es nun trotzdem, daß Eine unter 30 noch Gefallen an ihm findet, und giebt sie ihm selbst offenkundige Beweise dafür, so besinnt er sich so lange, ob er seine sogenannte goldene Freiheit daran geben soll, bis ihm ein Anderer das Mädel vor der Nase wcgschnappt. Da naht von Neuem die böse Zeit der Selbstvorwürfe, mit Entsetzen gewahrt er im Spiegel die ersten weißen Haare und den ausgehenden Mond an feinem Verstandskasten — aber heirathen will er nun doch nicht mehr. Gegen 6 Uhr kommt der gemächlichste Moment am Tage, der sogenannte Dämmerungsschoppen am Stammtisch. Da spielt der normale alte Junggeselle wenigstens noch eine Rolle, denn er ist das lebendige Konversationslexikon, er hat ja auch Zeit dazu, sich über Alles genügend zu orientiren. Hier am Stammtisch also stielt er zirka zwei Stunden die erste Geige. Aber was nützt die erste Geige, wenn man keine Zuhörer hat! Denn pünktlich um 8 Uhr wendet der solide Ehemann seine Schritte nach der hcimathlichen Hütte, findet ein nettes Abendbrot, Zeitung, Pseife und Fidibus vor. Der Junggeselle ——^ Zciluncze durch und trinkt Schoppen ohne Zahl, sodai er am anderen Morgen mit einem heiße Kopf und dem linken Fuß zuerst aufsteht Manchmal faßt er den kühnen Entschluß, auch solide um 8 Uhr nach Hause zu gehen, einen hübsche», neuen Roman zu lesen, oder einen Familienbrief zu schreiben, aber wenn er heim kommt, findet er seine Klause ungcmüthlich dunkel und kalt; will er die Lampe auzündcn so ist kein Petroleum darauf, bcquemt er sich selbst, es aufzugießen, so wird er tagelang das herrliche Parfüm nicht los, und was das Schlimmste dabei ist, er hat nicht einma Jemanden, an dem er seinen Zorn anslassc kann. So geht er verdrießlich wieder in di Kneipe zurück, erzählt Menschen, die ihn ga> nicht interessiren, Geschichten, die er hunder Mal schon erzählt hat, im besten Falle finde er Zwei zum Skat, — aber heirathen will e doch nicht. Deutschlands größtem Sohne. Es ging durch alle Gauen Ein Ahnen, trüb' und schwer,. Macht' Aller Augen schauen Auf Deutschlands Helden hehr. Es schlich ein tiefes Bangen Lang' durch die Herzen schon, Nun bist Du heimgegangeu, Du, Deutschlands größter Sohn! Es pflanzt die Trauerkunde Mit Windeseil' sich fort; Sie geht von Mund zu Munde, Sie weht von Ort zu Ort; Vom Berg zur See hallt's wieder, Vom Rheine bis zum Belt, Durch alle Bundcsglieder: „Es starb der Deutschen Held!" Der deutsche Leu, der alle» Die deutsche Eiche fiel! Im fernen Sachsenwalde Ein Leben kam an s Ziel, Das Allen angehörte. Die Deutschland stammverwandt, Das auf der weiten Erde Wie keines war bekannt. Du, der in starkem Streben Gestillt des Volkes Noth, Der wieder rief in's Leben, Was seit Aeonen todt. Der, was so arg zersplittert, Gefügt mit starker Hand, Wovor der Feind erzittert: „Der Deutschen Einheit Band." Wohl ward Dir oft verleidet Von Feinden — und vergällt — Dein Ruhm, doch hat beneidet Um Dich uns eine Welt! Warst Du nicht frei von Schwächen Der menschlichen Natur, Soll deutsche Treu' doch sprechen Bon Deiner Größe nur! Und was Du schufst, wird bleiben Und mit ihm bleibst auch Du, Drum soll der Feinde Treiben Nicht stören Deine Ruh', Nicht schmälern Deine Stärke, Den Dank, der Dir gebührt. Nicht mäkeln an dem Werke, Da» glorreich Du vollsührll